Der Weg nach Issos
334 v.Chr., eine Ebene südlich von Gordium, Phrygien.
Satrap Spitamenes wendet sich an seinen Armeestandartenträger Asaphernes: „Das sind aber mehr von diesen makedonischen Barbaren als ich erwartet habe, und es sieht nicht so aus, als wenn die sich von unserer Armee beeindrucken lassen und zitternd abrücken“.
Asaphernes antwortet leicht irritiert: „Ja Herr, ihr leichter Sieg am Granicos gegen Eure westlichen Satrapen-Brüder vor drei Wochen hat wohl ihr Selbstvertrauen gestärkt…“.
Spitamenes: „Nun denn, dann werden wir Sie eben jetzt zurück ins Meer treiben und Ihnen zeigen, dass persische Kriegskunst und Mut es mit jedem Knabenliebhaber aufnehmen können!“.
Asaphernes: “Herr, ich zweifle nicht an unseren Truppen; bedenke aber, dass unsere gesamte linke Flanke von Euren skytischen Vasallen gestellt wird. Wahrlich sind sie große Kämpfer auf den besten Rossen der Welt, doch schnell wenden sie sich auch zur Flucht“.
Spitamenes: „Wir werden sehen, Asaphernes, wir werden sehen. Ich habe Vertrauen zu Roxoathes, dem Skythenhäuptling. Seit er von unserem Großkönig Dareios III. in den Satrapenstand erhoben wurde ist er uns ein verlässlicher Verbündeter. Du führst meine Reitergarde und Memnon der Rhodier wird unsere Griechensöldner anführen. Lasst uns mutig angreifen und der Großkönig wird uns nach unserem Sieg reich belohnen. Vorwärts für Ahuramazdas ewigen Glanz und Ruhm!!!“.
Armeelisten (beide Armeen je 4.000 Punkte nach Warhammer Ancient Battles):
Makedonen
Alexander der Große und ein thrakischer Häuptling führen die Armee an.
9 Agema Gefährten, schwere Kavallerie, Xyston
10 Gefährten, schwere Kavallerie, Xyston
10 Prodromoi, leichte Kavallerie, Kontos
6 Makedonische leichte Kavallerie, Speer
9 Thrakische leichte Kavallerie, Wurfspeer
20 Hypaspisten, leichte Rüstung, großer Schild
25 Agema Phalanx
3 x 25 Pezhetairoi Phalanx
24 Söldner Hopliten Phalanx
24 Thraker, Rhomphaia
12 Thraker
12 Agrianer, Schleuder
12 Söldner Plänkler, Wurfspeer
12 Söldner Plänkler, Bogen
12 Kreter, Bogen, Schild
16 Peltasten, Wurfspeer, Speer, Schild
1 Pfeilgeschütz
45 Kavallerie, 245 Infanterie, 1 Artillerie
Späte Achaemenidische Perser
Spitamenes (Satrapen General), Asaphernes (Armeestandarte), Memnon (griechischer Polemarch) und drei weitere niedere Satrapen führen die Armee an.
15 extraschwere Persische Kavallerie
2 x 12 schwere Persische Kavallerie
2 Sichelstreitwagen
12 Schwere Skytische Adelsreiterei, Speer, Bogen
12 Skythische mittlere Kavallerie, Speer
2 x 10 Skytische Steppenreiter
20 Skytische leichte Infanterie, Wurfspeer
24 Skythische Bogenschützen
10 Leichte Reiterei, Wurfspeer
25 Satrapengarde-Infanterie, Speer, großer Schild, leichte Rüstung
12 Lykische Infanterie, Sichel, großer Schild, leichte Rüstung
24 Griechische Veteranen Hopliten
20 Griechische Söldner Hopliten
8 Plänkler, Wurfspeer
12 Kreter, Bogen, Schild
1 Pfeilgeschütz
ca. 93 Kavallerie, 2 Sichelstreitwagen, 145 Infanterie, 1 Artillerie
Aufstellung
Nachdem das Omen für Alexanders Armee äußerst positiv ausgefallen war (Resultat 20 mit 4 W6!) stellten beide Armeen wie in den Abb. 1 bis 3 dargestellt auf. Die schwere Infanterie beider Seiten konzentrierte sich im Zentrum und zur rechten persichen Flanke hin. Die linke persiche Flanke wurde vor allem von Skythen-Reitern (Perser) und leichter Infanterie (Makedonen) gehalten. Alexander führte eine Einheit Gefährten auf der makedonischen linken Flanke, Spitamenes beobachtete von seinem „Feldherrenhügel“ neben dem zentral gelegenen Sumpf aus das Geschehen.
Abb. 1 Aufstellung der persischen rechten/makedonischen linken Flanke
Der Plan
Typisch für Alexander war der makedonische Plan recht aggresiv: Besetzt das Dorf, überrennt oder haltet die Flanken, zerschlagt das Zentrum auf dem Amboss Phalanx mit der Gefährtenkavallerie!
Der Plan der Perser war es, zunächst durch Bogenbeschuss der zahlreichen Fernkämpfer die Makedonen auszudünnen. Gleichzeitig sollte die „Skythenflanke“ (linke persiche Flanke) die scheinbar schwächeren Makedonischen Kräfte zusammenschießen und dann überrennen. Das Resultat wären Flankenangriffe in die Phalanx und damit der Untergang der Makedonen gewesen.
Abb. 2 Aufstellung der persischen linken/makedonischen rechten Flanke
Abb. 3 Blick über das Schlachtfeld
Die Schlacht beginnt
Der erste Zug ging an die Makedonen. Wie zu erwarten, so begann Alexander gleich mit einem schnellen Vorstoß auf seiner linken Flanke. Hier rückten Prodromoi und Alexander, eine Einheit Gefährten-Reiterei anführend – in Richtung persisch bezahlte kretische Bogenschützen, Sichelstreitwagen und persiche Kavallerie vor. Auch auf der rechten Flanke rückten die Makedonen vor und nahmen sogleich mit ihren kretischen Bogenschützen eine hervorragende Schussposition im Dorf ein. Im Zentrum setzten sich die verschiedenen Infanterieeinheiten in Bewegung (Abb. 5). Diese Bewegungen wurden von den Persern ebenfalls durch aggresives Vorgehen auf den Flanken gekontert (Abb. 4); das persiche Zentrum blieb jedoch weitgehend unbeweglich und harte der Dinge, die da kommen sollten und machte nur durch Beschuss auf sich aufmerksam. Leider konnten beide Seiten in der ersten Runde kaum Fernkampftreffer beim Gegner erzielen, was besonders für den persischen Plan schlecht war.
Abb. 4 Die Skythen werfen sich (ganz vorsichtig!) auf den Feind
Abb. 5 Die makedonische Infanterie rückt im Zentrum vor
Die ersten Angriffe
Sehr schnell erreichten die Skythen und Lyker das Dorf auf der linken Perserflanke (Abb. 6). Leider verloren die Lyker bei einem Angriff der Thrakischen Infanterie die Nerven und flohen zusammen mit ihren unterstützenden Plänklern. Eine Einheit makedonische Gefährten und die besagten Thraker lieferten sich darauf hin heftige Nahkämpfe mit der skythischen Adelsreiterei und der mittleren skythischen Kavallerie. Beide Kämpfe konnten die Sykthen knapp für sich entscheiden doch durch den Einsatz ihrer Omenpunkte verwandelten die Makedonen die knappen Niederlagen in knappe Siege. Und das Verhängnis nahm seinen Lauf: Die Adelsreiter der Skythen schafften ihren Moraltest nicht und flohen Hals über Kopf vom Schlachtfeld. Auf ihrer Flucht rissen sie alle skytischen Truppen mit sich, und die linke persische Flanke hörte auf zu existieren.
Auf der persischen linken Flanke schafften die Prodromoi – wider alle Erwartungen – einen Angriff auf die kretischen Bogenschützen im persischen Sold durchzubringen und diese ebenfalls vom Tisch zu jagen. Damit war auch die rechte persiche Flanke in Bedrängnis. Spitamenes wurde während dessen im Zentrum in einen Nahkampf mit der leichten thrakischen Reiterei verwickelt nachdem diese das persische Pfeilgeschütz überrannt hatte. Glücklicherweise konnte er diese aber in die Flucht schlagen und vernichten. Bei der Verfolgung rieb er auch noch eine plänkelnde Thrakereinheit auf – was für ein Mann! Wären doch nur alle Perser so tapfer und glücklich…!
Abb. 6 Skythen und Lyker versuchen das Dorf anzugreifen – es bleibt beim Versuch!
Das Ende naht!
Auf der persichen linken Flanke wurden die letzten Skythen verjagt (Abb. 7). Der nunmehr ungeschützte Sichelstreitwagen wurde durch Plänklerbeschuss vernichtet, die Satrapengarde befand sich im aussichtslosen Kampf mit einer makedonischen Phalanx und hatte viele, viele Feinde in der Seite …nun, was den Persern noch blieb war, ihre Ehre zumindest im Zentrum und auf der rechten Flanke zu verteidigen. Die tapferen griechischen Söldner griffen die makedonische Übermacht an (Abb.
, wohl wissend, dass sie im Falle einer Niederlage kein Pardon zu erwarten hätten. Auch die persische Kavallerie stellte sich dem Feind: Die schweren Reiter wurden von Alexander und seinen Gefährten zermalmt, die extraschwere Kavallerie mit Asaphernes, dem Armeestandartenträger, wehrte sich tapfer gegen makedonische Phalangiten bis sie in Flanke und Rücken von Prodromoi und Gefährten unter Alexander angegriffen wurden und zusammen mit den letzten Griechen vollständig eingekreist ihr Leben lassen mussten (Abb. 9 und 10).
Abb. 7 Die letzten Skythen fliehen vom Tisch, die Makedonen fallen den Persern in die linke Flanke…
Abb. 8 Persische Kavallerie und griechische Söldner stellen sich dem aussichtslosen Kampf mit der makedonischen Infanterie
Abb. 9 Von allen Seiten eingekreist bleibt der extraschweren persischen Kavallerie nur ein Ausweg – Angriff!
Abb. 10 Das erwartete, aber ruhmreiche Ende
Nachbetrachtungen
Die Makedonen haben eigentlich alles richtig gemacht! Das Konzept Kavallerie = Hammer, Phalanx = Amboss ist nicht nur historisch, sondern auch höchst effizient. Die makedonische Kavallerie in ihrer starken Keilformation ist definitiv sehr gut, sie ist jedoch nicht unschlagbar.
Die Perser hatten etwas (Würfel-)Pech. Das kann aber bei jedem würfelbasierten Spiel jederzeit und jedem Spieler passieren. Das katastrophale Wegbrechen der linken persischen Flanke auf Grund einer Vielzahl an verpatzten Moraltests war einfach durch nichts mehr zu kompensieren. Das Resultat als solches war jedoch sehr realistisch und alle Spieler (auch ich als Perser!) hatten sehr viel Spaß.
Spitamenes konnte sich erfolgreich absetzen (er befand sich gerade auf der Verfolgung der fliehenden Thraker). Trotz der katastrophalen Niederlage traute er sich nach Sardis zu Großkönig Dareios und fand Trost in folgenden Fakten:
- Ein Großteil der persischen Verluste wurde durch Flucht und nicht durch den Tod auf dem Schlachtfeld verursacht => die Armee kann gesammelt werden und erneut dem Feind trotzen.
- Spitamenes behielt seine Ehre (er hat wahrscheinlich mehr Makedonen erschlagen als der Rest seiner Armee zusammen) und muss weder um seinen Kopf noch um sein Kommando fürchten.
- Nach der Schlacht ist vor der Schlacht! Das nächste mal mit weniger Skythen (die sind in Ungnade gefallen) und dafür mehr Persern. Vielleicht wird auch der Großkönig persönlich auf dem Schlachtfeld auftauchen?
Ich hoffe der Spielbericht gefällt :S .
Über ein Feedback oder Fragen würde ich mich freuen :thumbsup: .
Sven