Ich weiß eigentlich auch nicht, wie es gekommen ist: Aber mir ist klar geworden, dass ich seit etwas mehr als einem Jahr im Erster Weltkrieg-Fieber bin.
Ich fand früher den Ersten Weltkrieg langweilig. Stumpfer Grabenkrieg und so ... Aber losgegangen ist es irgendwie vor etwa einem Jahr als ich mit Tellus und Blücher Disposable Heroes mit Erster Weltkrieg Figuren gespielt habe. Blüchers Franzosen über den Tisch zu schieben, hat mir da schon riesigen Spaß gemacht.
Durch das Jubiläum seit 2014 fing man dann an, auch mehr zu lesen, und zu kapieren, was es alles für verschiedene Auseinandersetzungen in diesem Krieg gab.
Dann habe ich als Späteinsteiger mit
Wings of War angefangen. Eigentlich genau zum richtigen Zeitpunkt. So bin ich relativ günstig an eine Menge Zeug gekommen. (Man muss Kaufen, wenn die anderen verkaufen.) Und es macht mir riesig Spaß und die Modelle sind auch cool.
Dann habe ich
Commands & Colors Great War für mich entdeckt. Auch das macht mir riesigen Spaß. Näheres
hier.
Inzwischen sind bei mir ein Haufen 28mm Figuren gelandet, die für ein Gallipoli/Nahost-Projekt gedacht sind.
Und als letztes haben Old Nosey und ich am Wochenende
Paths of Glory gespielt. Ok., das ist ein Brettspiel, aber der Klassiker um den ganzen Krieg zu spielen. PoG benutzt als Spieldesign die Karten-Grundlage wie We the People oder Hannibal.
Es war, wie ich fand, ein tolles Spiel. Dauerte natürlich einen ganzen Tag. An keiner Stelle langweilig, weil man jede Runde Entscheidungen treffen muss, die den weiteren Krieg bestimmen. Ich habe als Mittelmächte wohl den Fehler gemacht, den sicher viele Anfänger machen und ja eigentlich auch die Mittelmächte im Ersten Weltkrieg gemacht haben, dass ich mich nicht klar genug entschieden habe, wo ich den Krieg gewinnen will. Im Sommer 1917 war ich dann etwas ausgelaugt und dann brach im Osten alles zusammen. Eine \"pilziges\" russisches Kavallerie-Korps brach durch und bedrohte Budapest. Mein Versuch, ihm den Weg abzuschneiden, endete in einem Bewegungskrieg, um den Gegner einzukesseln. Am Ende war meine ganze Ostfront hinüber und der Krieg verloren.
Ich will jetzt nicht behaupten, dass man aus einem Brettspiel Geschichte lernen kann. Aber das Spielen von PoG hat mich doch ein paar Dinge erleben lassen, die mein Verständnis für den Krieg irgendwie verbessert haben:
- Die vielen Kriegsschauplätze. Klar, die kannte ich auch vorher. Aber zu \"erleben\", dass man gleichzeitig (!) im Westen, im Osten, gegen Serbien und dann auch noch in den Alpen kämpft (und sich überlegt, ob man nicht doch im Kaukasus mit den Türken angreifen soll), machte das schon sehr greifbar.
- Die Bedeutung dieser Kriegsschauplätze. Wir neigen doch immer dazu, dass wir zwar wissen, dass Österreicher gegen die Italiener in den Alpen gekämpft haben. Aber, da ja nichts \"passiert\" ist, neigt man dazu, sich nicht klar zu machen, um was es ging. Wenn man vor so einem Spielplan sitzt, wird einem plötzlich klar, dass ein Sieg der Italiener bedeutet, dass dann gleich mal München und Wien fallen.
- Die unterschiedliche Größe der eingesetzten Armeen. Im Westen agiert man mit 8 Armeen, in Serbien mit einer. Und trotzdem ist der Serbien-Krieg wichtig. Und man denkt immer, da noch eine Armee hin und man gewinnt. Aber dann nimmt man die Armee doch, um jetzt endlich Verdun zu erobern.
- Die geringe Menge der britischen Truppen. Wir Wargamer neigen dazu ja nur Schlachten zu spielen. Und dann sind das halt die, mit den Briten. Bestimmt gibt es sogar mehr britische WW1 Figuren im Besitz von Wargamern als Franzosen. Wenn man die ganze Westfront vor sich hat, wird einem klar, dass die Briten echt nur ein Häufchen waren (allerdings ein starkes).
- Und schließlich die Abhängigkeit der Kriegsschauplätze: Jedesmal, wenn man eine neue Armee aufstellt, fragt man sich: Schicke ich die nach Westen, um zu gewinnen, oder nach Osten, um dort nicht zu verlieren?
Ich weiß ja nicht, wie es bei Euch läuft, wenn ihr ein neues Thema entdeckt. Aber im Nachhinein ist mir klar geworden, wie sehr mich momentan Erster Weltkrieg gepackt hat.