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Autor Thema: Kleines Waterloo Wochenende [QB]  (Gelesen 2442 mal)

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Decebalus

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Kleines Waterloo Wochenende [QB]
« am: 21. November 2016 - 20:49:50 »

Vor zwei Wochen trafen sich Old Nosey, Cassard und ich, um eine kleine Waterloo-Kampagne zu spielen. Grundlage war das Spiel „Napoleon. The Waterloo Campaign“, ausgespielt werden sollten die Table Top Schlachten mit meinen Regeln Quatre Bras.



Napoleon. The Waterloo Campaign
Link

Das Brettspiel von Columbia Games ist ein sogenanntes Block-Game, d.h. Einheiten werden durch Quader dargestellt, die verdeckt für den Gegner sind. Verluste werden einfach durch ein drehen der Quader markiert.
„Napoleon“ war aus folgenden Gründen für unsere Mini-Kampagne geeignet:
-   Die verdeckten Steine erzeugen zumindest etwas einen Fog of War-Effekt. Die Stärke des Gegners ist nicht genau zu erkennen.
-   Die von uns benutzte 3. Edition (die eigentlich als Brettspiel am unbeliebtesten ist) hat Divisionen als Steine. Das entspricht genau der untersten Kommando-Ebene von Quatre Bras, lässt sich also sehr gut anpassen.
-   Die Stärkewerte der Steine (von 1-4) lässt sich sehr einfach in Truppen umrechnen. D.h. wir haben nicht für jede Division Buch geführt, sondern z.B. eine 3-er Division hatte einfach (in einer Tabelle erkennbar) immer 4 Regimenter.
-   Napoleon hat ein einfaches System, mit dem Schlachten auf einem kleinen Schlachtplan ausgespielt werden. Dadurch konnten Schlachten, die man nicht als Table Top ausspielen will, sehr einfach „ausgewürfelt“ werden.
-   Dieses System kennt vor allem auch Flanken, einen Reserveraum und zum Schlachtfeld marschierende Verstärkung. Da wir nur das Zentrum als Tabletop ausspielten., sind plötzlich auch größere Schlachten umsetzbar. Eine größere Schlacht mit 3 Corps (=ca. 12 Divisionen) pro Seite, hat im Zentrum trotzdem nur ca. 3-4 Divisionen pro Spieler, was sehr gut funktioniert.

Vorab-Fazit: Wir haben am Wochenende insgesamt drei Kampagnen gespielt. Immer Old Nosey als Napoleon, Cassard als Blücher, ich als Wellington. Einmal Freitagsabend nur die Brettspiel-Variante, um die Regeln zu testen. Zum zweiten eine sehr schnell in einem französischen Sieg endende Variante mit großer Schlacht gegen die Preußen und zum dritten die im folgenden Bericht beschriebene Kampagne. Aus meiner Sicht hat die Kombination aus Brettspiel und Table Top gut funktioniert. ABER: Es ist halt ein Problem, wenn man einen Spieler hat – wie Old Nosey –, der 1. ein Fuchs im strategischen Spiel ist und daher fast nur Schlachten hat, bei denen er überlegen ist, 2. keine Fehler im Table Top macht und 3.auch noch würfelt wie ein Gott. Von daher hatten wir dreimal einen deutlichen Sieg Napoleons. Man könnte jetzt darüber philosophieren, ob das ein grundsätzliches Problem von Kampagnen ist. Was man möchte, nämlich dass Entscheidungen sich gesamt auswirken, führt auch dazu, dass Fehler einer Seite oder gutes Spiel der anderen, sich bis in die letzte Schlacht auswirkt. Letztlich war es auch nur eine Mini-Kampagne, die schnell rum war. Mir hat es Spaß gemacht (aber ich bin auch ein guter Verlierer).

Aber jetzt zum Bericht: Napoleons Westangriff


Der 15. Juni 1815 startete mit einem Angriff Napoleons im Westen. [Achtung die Karte ist aus nördlicher Sicht fotografiert, Westen ist also rechts.] Mit einem großen Schlag seiner gesamten Armee versuchte er bis Gent durchzustossen, damit die verteilt stehenden alliierten Truppen auszumanövrieren und die Versorgungslinie der Briten abzuschneiden. Die Briten reagierten auf den Vormarsch mit einer Konzentration ihrer Truppen in Brüssel.


Am 16. Juni eroberten die Franzosen mit vorgezogenen Truppen Gent, wurden jedoch sofort wieder vertrieben. Doch dann der unverzeihliche Kommunikationsfehler der Alliierten. Die Briten schieben ein Corps nach Zottegem vor, um eine bessere Position zu haben. Dabei vertrauen sie auf die Möglichkeit, dass sie von der preußischen Armee verstärkt werden können. Diese jedoch ist abmarschiert, um Brüssel gegen anrückende Franzosen zu schützen. Die Franzosen nutzen die Gelegenheit aus, es kommt zur Schlacht bei Zottegem.



Wie erwähnt, spielten wir nur das Zentrum der Schlacht als Tabletop aus.


Dort standen die Divisionen von Cooke und Clinton gegen eine deutliche französische Überlegenheit, die Divisionen Girard, Jerome, die Kürassiere von Excelmann und die junge Garde von Duhesme.

 Die Briten hofften die rechte Flanke (außerhalb des Schlachtfelds) zu gewinnen, um dann in die Mitte einzubrechen. Entschieden wurde die Schlacht jedoch auf der linken Flanke. Hier hatte sich Clinton recht erfolgreich gegen die Angreifer verteidigt. Doch in dem Moment, als er nach dem Erfolg besonders empfindlich war, erschien die französischen Truppen, die gerade dort die Flanke gewonnen hatten und rollten regelrecht seine Division auf. Der erhoffte Sieg auf der rechten Flanke dagegen dauerte, als er sich endlich einstellte, war es zu spät: die Moral der britischen Armee brach. Die Schlacht war verloren.




[Und dann habe ich irgendwie vergessen, Bilder zu machen.  ;( ]

Es war klar, dass der nächste Tag die Entscheidung bringen würde. Über Nacht fand eine Umgruppierung der Alliierten statt, um der französischen Armee entgegenhalten zu können. Am 17. Juni fand der Angriff der Franzosen auf Gent statt. Im (ausgespielten) Zentrum standen zu Beginn Wellington selbst mit Cole, Vivian und der schweren Kavallerie unter Ponsonby gegen die überlegenen Kräfte von Friant mit der Alten Garde, Jerome und Excelmann. Die Schlacht tobte hin und her, dann kamen zur Freude der Briten die Preußen: Ziethen mit den Divisionen Bose und Pirch II. Und dann begann das Unglück. Fast zeitgleich fiel Cole im Musketenhagel und Bose wurde von einer Kanonenkugel vom Pferd geholt. Die französische Garde griff Pirch an und der fiel im Nahkampf. Die Alliieren waren damit kurzzeitig fast ohne Kommando. Der Sieg auf der rechten Flanke (außerhalb) nützte da auch nichts mehr, denn die nun erscheinenden Truppen wurden von französischer Reserve in Schach gehalten. Die letzte klitzekleine Hoffnung ruhte auf einem Kavallerieangriff. Die 1st KGL Light Dragoons versuchte die Garde zu überrennen. Tatsächlich vertrieben sie das erste Gardejäger-Regiment, so dass Hoffnung keimte. Doch im Kampf gegen das Karree der nächsten Gardejäger wurden sie völlig zerschlagen. Die Moral der Alliierten brach zusammen.
Mit dem endgültigen Verlust von Gent schied die britische Armee aus dem Feldzug aus und segelte nach England zurück. Die Preußen versuchten durch Manövrieren ihre Situation zu verbessern, konnten aber Lüttich nicht halten. Damit gewann Napoleon den Feldzug.
« Letzte Änderung: 01. Januar 1970 - 01:00:00 von 1479759577 »
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Wellington

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Kleines Waterloo Wochenende [QB]
« Antwort #1 am: 21. November 2016 - 21:31:44 »

Cool! Grosses Kino!
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Driscoles

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Kleines Waterloo Wochenende [QB]
« Antwort #2 am: 21. November 2016 - 21:50:59 »

Hört sich Mega spannend an ! Coole Bilder und Text!
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Bommel

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Kleines Waterloo Wochenende [QB]
« Antwort #3 am: 21. November 2016 - 22:22:41 »

Klasse! Ich wollte und will das hier in meiner Spielegruppe mit der Kombination \"napoleon in Europe\" und \"Black powder\" einführen, bisher jedoch konnte ich dazu die JUngs nicht überrden, aber vielleicht helfen ja die Bilder und der Bericht hier.
Toll!
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Tabris

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Kleines Waterloo Wochenende [QB]
« Antwort #4 am: 21. November 2016 - 23:40:42 »

Sehr interessant ... Danke für die Einblicke. Ich persönlich vermisse immer bei den \"üblichen\" Tabletopspielen die strategischen Entscheidungen... Außnahme
hierzu war natürlich Euer legendäres Waterloo-Spiel :)

Wir selbst hierzulande spielen gerade eine kleine Baumkampagne in der wir vor jeder Schlacht zufällig auswürfeln wer welche Seite übernimmt um
eventuelle persönliche Vorteile zufällig zu verteilen. Bei Euerer Kampagne ist das fürs große Ganze keine Lösung aber eventuell für die einzelnen Schlachten
(Dann könnte sich Old Nosey vielleicht selbst besiegen ;)) ?
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\"Ein Mann, der unterwegs von plötzlichem Regen überrascht wird, rennt die
Strasse hinunter, um nicht nass und durchtränkt zu werden. Wenn man es
aber einmal als natürlich hinnimmt, im Regen nass zu werden, kann man mit
unbewegtem Geist bis auf die Haut durchnässt werden. Diese Lektion gilt
für alles.\"

HAGAKURE von Yamamoto Tsunetomo

Cassard

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Kleines Waterloo Wochenende [QB]
« Antwort #5 am: 21. November 2016 - 23:46:32 »

Nochmals danke für das coole Wochenende. Ein strategischer Würfelgott wie Old Nosey, der die Garde und seine Schwere Kavallerie wie ein Räumkommando vorschickt, kann einem das Gefühl vermitteln, als wäre man von einer Elefantenhorde mit Dampfwalzencharakter überrollt worden. In einem Moment denkst du, du hast alles im Griff, doch dann fehlen dir die Kommandeure und die Einheiten wollen dann auch nicht mehr so und schwups bist du nur noch am Löcher stopfen.

@Bommel: auch wenn ich drei mal als Verlierer von der Platte ging, bin ich von der Spielkombination begeistert. :thumbsup:  :thumbsup:  Decebalus hat da eine phantastische Verbindung zwischen Brettspiel und Tabletop hinbekommen. Aus meiner Sicht bietet sich hier gerade Quatre Bras als TT sehr gut an, da die Schlacht recht zügig zu einem Ende kommt. Ich wünsche Dir viel Glück beim Motivieren von Mitspielern. Wenn es dann klappt, würden wir uns alle über einen Bericht freuen. :thumbup_1:

@Tabris: selbst wenn man Old Nosey gezinkte Würfel geben würde, würde er es schaffen nur 6er zu würfeln.
« Letzte Änderung: 01. Januar 1970 - 01:00:00 von 1479768798 »
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PeryRhodan

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Kleines Waterloo Wochenende [QB]
« Antwort #6 am: 21. November 2016 - 23:48:08 »

überragend ... genau so sollte Tabletop sein...
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Kleines Waterloo Wochenende [QB]
« Antwort #7 am: 22. November 2016 - 08:05:35 »

sehr schöner Bericht, danke. :popcorm2_1:
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