Nappi-Schiffe liegen ja gerade hoch im Kurs. Ich habe mich vor zwei Jahren schonmal mit dem Thema beschĂ€ftigt. War damals meiner Zeit voraus. Leider zu weit (habe die Schiffe mangels Mitspieler verkauft :pinch: ). Na ja, dafĂŒr kann ich jetzt den ganzen \"Trafalgar\"-Groupies ein fröhliches \"Ihr seid doch alle Wargaming Fashion Victims!\" zurufen
Der andere Grund ist, dass ich immerhin einen der Fehler, die mir in den Trafalgar-Previews aufgefallen sind, richtig stellen will. Ich frage mich schon warum hier so wenig Sorgfalt aufgebracht wurde, denn die Essenz dieses Beitrags kann man in einer Stunde durch Google-Recherchen rausfinden.
So, bevor mir wieder GW-Bashing unterstellt wird, zum Thema:
Die Beflaggung britische Segelkriegsschiffe der napoleonischen Zeit setzte sich hauptsÀchlich aus den folgenden Flaggen zusammen:
(Ich verwende die englischen Bezeichnungen, da ich mir bei den deutschen Ăbersetzungen nicht immer sicher bin)
1. Naval Jack
2. Ensign
3. Comisson Pennant / Commissioning Pennant
4. Rank Flag
1. Naval JackDer Naval Jack ist ein fast quadratischer Union Jack, der an einem kurzen abnehmbaren Flaggenmast weht, der auf dem Bugspriet angebracht ist. Der Naval Jack wird nur im Hafen und bei besonderen AnlĂ€ssen gesetzt. Deshalb wird er bei den meisten Modellen gar nicht dargestellt. Der Naval Jack erfĂŒllt als einzige Flagge die Funktion eines NationalitĂ€tskennzeichens. Den anderen Flaggen ist zwar ebenfalls die NationalitĂ€t anzusehen, sie haben aber andere Funktionen.
2. EnsignDer Ensign ist die gröĂte Flagge und weht an der Gaffelposition am Heck (entweder am Besansegel oder einem eigenen Flaggenmast am Heckspiegel). Seit den Anglo-HollĂ€ndischen Seekriegen war die Royal Navy bis zur Reorganisation 1864 in drei taktische Geschwader unterteilt gewesen. Jedem Geschwader war eine Farbe zugeordnet. Entsprechend der SenioritĂ€t des Geswchwaders waren dies Rot (höchster Rang), WeiĂ und Blau (ursprĂŒnglich Rot-Blau-WeiĂ). Der Ensign war in der Farbe des Geschwaders und trug im linken oberen Kanton (Viertel) den Union Jack (vor dem Act of Union 1801, den anglo-schottischen Union Jack ohne rote SchrĂ€gstreifen und vor der Union von England und Schottland nur die englische oder schottische Flagge). Aufgrund der Verwechslungsgefahr mit dem weiĂen Lilien-Ensign des Königreichs Frankreich fĂŒgte man dem weiĂen Ensign noch das rote Georgskreuz hinzu.
Den Geschwadern waren Einsatzgebiete zugeordnet: das rote Geschwader war fĂŒr den Nordatlantik und die Karibik zustĂ€ndig, das weiĂe Geschwader fĂŒr die KĂŒsten GroĂbritanniens, Frankreichs und das Mittelmeer und das blaue Geschwader fĂŒr den SĂŒdatlantik, indischen Ozean und den Pazifik. Die Nationalflaggen vieler ehemaliger britischer Kolonien basieren auf dem jeweiligen Ensign und sind nur um das Staatswappen oder ein anderes Symbol ergĂ€nzt. Beispiele sind die Flaggen Australiens und Neuseelands (Blue Ensign) oder die kanadische Flagge (Red Ensign) vor der EinfĂŒhrung der Ahornblatt-Flagge. In der Praxis wurden SchiffsverbĂ€nde aber auch auĂerhalb des Einsatzgebietes ihres taktischen Geschwaders eingesetzt. So kĂ€mpfte vor Kopenhagen bespielsweise ein Verband des blauen Geschwaders.
Um Verwechslungen mit Feindschiffen zu vermeiden konnte ein Admiral seine Flotte fĂŒr die Dauer der Schlacht anweisen einen andersfarbigen Ensign zu verwenden. Handelsschiffe und Kriegsschiffe, die keinem Geschwader zugeordnet waren, trugen den roten Ensign. Sie mussten aber durch zusĂ€tzliche Flaggen am GroĂmast kenntlich machen, dass sie nicht dem roten Geschwader angehörten. In \"Trafalgar\" wird fĂ€lschlicherweise nur der White Ensign als Ensign der Royal Navy angegeben. Dies ist aber erst seit der Reorganisation der Royal Navy 1864 korrekt. Damals wurde die Dreiteilung aufgegeben. Der White Ensign wurde zur Seekriegsflagge, der Red Ensign die Flagge der Handelsmarine und der Blue Ensign wird von Schiffen der Regierung, Reserve, Hilfsfahrzeugen u.Ă€. genutzt. Der Ensign symbolisiert Geschwaderzugehörigkeit (bis 1864) und dass das Schiff im Dienst des Monarchen steht.
3. Commission PennantDer Commission Pennant ist ein langer, schmaler, Dreieckswimpel, der am GroĂmast weht. Er zeigt an, dass der Kommandant des Schiffes an Bord ist, im Dienst des Monarchen handelt und dass das Schiff somit aktiv im Kriegsdienst ist. Die Form des Commission Pennants wird im allgemeinen mit einer Anekdote aus dem anglo-hollĂ€ndischen Seekrieg erklĂ€rt. Der niederlĂ€ndische Admiral van Tromp hisste damals einen Besen am GroĂmast um den EnglĂ€ndern mitzuteilen, dass er sie vom Meer fegen wĂŒrde. Der englische Admiral Blake hisste daraufhin seine Reitpeitsche um zu antworten, dass er den NiederlĂ€ndern solange den Hintern versohlen wĂŒrde bis sie kapitulieren wĂŒrden. Die lange schmale Form des Wimpels leitet sich von Blakes Reitpeitsche ab. Der Commission Pennant hat ein quadratisches Georgskreutz (rotes Kreuz auf weiĂem Grund) am Mast. Das lange Ende des Wimpels ist in der farbe des taktischen Geschwaders gehalten. Bei Kriegsschiffen, die keinem der drei Geschwader angehören, ist das Ende quergestreift rot-weiĂ-blau. Wird die Farbe des Ensigns getauscht um Verwechselungen zu vermeiden, bleibt die Farbe des Comission Pennants unverĂ€ndert.

Commission Pennant des weiĂen Geschwaders.
4. Rank FlagsDie Schiffe von AdmirĂ€len sind durch eine zusĂ€tzliche Flagge gekennzeichnet. Daher kommt auch der Ausdruck Flaggschiff. Die Admiralsflaggen sind rechteckig und in der Farbe des taktischen Geschwaders (rot, weiĂ mit rotem Kreuz, blau). Der Mast gibt den tatsĂ€chlichen Rang des Admirals wieder. Ein Admiral kommandiert in einem mehrteiligen Flottenverband die Hauptmacht und lĂ€Ăt die Flagge am GroĂmast wehen. Ein Vizeadmiral kommandiert die Vorhut und lĂ€sst die Flagge am vorderen Mast, dem Fockmast wehen. Ein Konteradmiral (engl. rear admiral) kommandiert die Nachhut (engl. rear guard) und lĂ€sst die Flagge am hinteren Mast, dem Kreuzmast wehen. Durch die Unterteilung in taktische Geschwader gab es insgesamt neun RĂ€nge die ein Admiral in seiner Karriere durchlaufen konnte.
Rear Admiral of the Blue
Rear Admiral of the White
Rear Admiral of the Red
Vice-Admiral of the Blue
Vice-Admiral of the White
Vice-Admiral of the Red
Admiral of the Blue
Admiral of the White
Admiral of the Red (dieser Rang wurde erst nach der Schlacht von Trafalgar fĂŒr verdiente AdmirĂ€le eingefĂŒhrt)
Admiral of the Fleet (bis 1862 gab es immer nur einen Admiral of the Fleet und dieser Rang wurde nur durch Ernennung, nicht durch Beförderung vergeben. Die Rangflagge war der Union Jack am GroĂmast )
Da die Beförderung von KapitĂ€nen in die AdmiralsrĂ€nge und Beförderungen innerhalb der AdmiralsrĂ€nge nur aufgrund von Dienstalter und nicht aufgrund von FĂ€higkeit erfolgte, sah sich die Royal Navy mit dem Problem konfrontiert, dass der Aufstieg von kompetenten aber jungen KapitĂ€nen durch Ăltere blockiert wurde. Deshalb wurde das Verfahren des \"Yellowing\" eingefĂŒhrt. Dabei wurde ein KapitĂ€n aus dem Verkehr gezogen indem man ihn zum Konteradmiral beförderte und am nĂ€chsten Tag sofort pensionierte. Da sie kein Kommando erhalten hatten, aber normalerweise alle AdmirĂ€le einem Geschwader zugeordnet sind, verwendete man den Begriff des \"Konteradmirals der Gelben Flagge\" fĂŒr derartig abservierte Offiziere. 1812 gab es 31 solcher \"gelben\" AdmirĂ€le (
http://www.napoleon-series.org/military/organization/Britain/Navy/c_flagranks.html)
Neben den AdmiralsrĂ€ngen gab es auch noch den Rang des Kommodore. Man könnte diesen Rang auch als \"Hilfsadmiral auf Zeit\" beschreiben. Das Flaggschiff eines Kommodore trug einen breiten Schwalbenschwanzwimpel am GroĂmast. Auch hier galt wieder die Farbgebung entsprechend des taktischen Geschwaders.

Admiralsflagge des Blauen Geschwaders und Kommodore-Stander des Weissen Geschwaders