Epochen > Absolutismus und Revolution
Pikeniere im späten 17. und frühen 18. Jahrhundert
Riothamus:
Sachsen:
1683 ist Uniformierung festzustellen. Im selben Jahr soll befohlen worden sein, die Piken zu Hause zu lassen und Schweinsfedern mitzunehmen. 1687 wurde nicht mehr zwischen Pikenieren und Musketieren Unterschieden. (Unterschiedlicher Sold.)
1695 wurde die rote Grundfarbe der Uniform eingeführt.
Knödel/Sieg, Bd. I, S. 61.
(In Bayern und Preußen kann man ab 1670 von individuell uniformierten Regimentern ausgehen. In Bayern wurde die Uniform in den 20 Jahren danach nach und nach geregelt, während in Preußen 1685 befohlen würde jedem Regiment Fahne und Farbe zuzuweisen. Es scheint aber im Gegensatz zu anderen Staaten, dass die Uniformen der Regimenter sich recht einheitlich entwickelt hatten und weniger vereinheitlicht werden musste.)
hunwolf:
Bayern und Österreich haben die Piken nur bedingt abgeschafft. Die Landfahnen haben sie noch bis zum spanischen Erbfolgekrieg getragen, und in den Türkenkriegen von 1716 sind die Regimenter noch immer mit Piken ausgerüstet gewesen.
Draconarius:
Habe hinsichtlich Kurbayern und regulären Truppen mal ein paar Stellen aus den entsprechenden Überblickswerken (Winkler/Reitzenstein/Staudinger + Staudinger) kopiert:
Verwendung der Pike:
--- Zitat von: \'Geschichte des bayerischen Heeres, Band 1, S. 360f ---„Das Zahlenverhältnis der Pike zur Muskete in der Truppe, — zu Anfang des großen Krieges mehrfach noch 2:1, — hatte sich gegen dessen Ende und unmittelbar darauf zu Gunsten des Feuerrohrs geradezu verkehrt, sodaß nur 1/3 Pikeniere auf 2/3 Schlitzen trafen. So blieb das Waffenverhältnis bis über die Abdankung von 1679, bei der jede aufgelöste Kompagnie 120 Musketen und 60 Piken an das Zeughaus ab zuliefern hatte. Doch scheint die Vorliebe für die ausschließlich zum Nahekampfe befähigende Pike, die noch Montccuccoli „die Königin der Waffen\" nennt, immer mehr geschwunden zu sein, denn wenn auch das Exerzierreglement von 1674, und sogar jenes von 1682 ihr noch das alte Stärkeverhältnis zubilligen, so ist uns doch bekannt, daß unter den verschiedenen Abstellungen von Hilfstruppen zu Kriegszwecken nur bei jener von 1661gegen die Türken die Pike noch zu einem Dritteile, 1669 und 1672 dagegen die Muskete allein vertreten war. Diese hinwieder hatte allmählich auch die Halbhaken gänzlich verdrängt.
--- Ende Zitat ---
Einführung der Papierpatrone
--- Zitat von: \'Geschichte des bayerischen Heeres, Band 1, S. 362f ---„Wir sehen also, daß sichere Anhaltspunkte für den Zeitpunkt der offiziellen Einführung der Papierpatrone nicht vorliegen; die Kommandos des 1674 ausgegebenen Exereitien-Manuals: „Greiftnach eurer Ladung, und machts mit den Zähnen auf — Papier darauf etc.\" passen ebenso gut für die hölzernen Ladungen wie für die Papierpatrone; dagegen gibt das Reglement von 1682 mit dem Kommando: „Nehmt die Patronen! Bringts ins Rohr!\" den Beweis, daß sich bis dahin die Neuerung endgiltig vollzogen hatte.“
--- Ende Zitat ---
Pike und Bajonett:
--- Zitat von: \'Geschichte des bayerischen Heeres, Band 1, S.363 ---„Wie bemerkt führten die bayerischen Hilfstruppen von 1669 und 1672 ausschließlich die Muskete. Die in Wegfall gekommene Pike fand
teilweisen Ersatz im Bajonette, das gleichzeitig in der doppelten Form als Hieb- und dolchartige Stichwaffe zur Einführung gelangte, vor
läufig aber stets mit seinem hölzernen Griffe in den Lauf gesteckt wurde. 1677 hören wir von neu angeschafften „Musketen mit Piken und teils
mit Schwertern auf neue Manier\"; schon 1669 hatte ein Münchener Messerschmied für die nach Kandia bestimmten Truppen „202 Halbschwerter in Scheiden\" geliefert : vermutlich zur Verwendung als Bajonette.“
--- Ende Zitat ---
Geschichte des bayerischen Heeres, Band 2,1:
Folge des Heerlagers 1682 auf die Ausrüstung von Grenadierne und Dragonern:
--- Zitat von: \'Geschichte des bayerischen Heeres, Band 2,1, 36f ---„Jedenfalls aber bewirkte das Lager eine nachhaltige Klärung der taktischen Anschauungen und die Einführung mancher ersprießlichen Neuerungen. So verdanken wir Degenfelds unmittelbarer Einwirkung die vorerwähnte Einführung der Grenadiere, indem wir zunächst bei jenen Evolutionen das Werfen von Handgranaten im Feldkriege angewendet sehen. War es der Mangel an Übung bei den Vertretern dieser jungen Waffe, schlechtes Material, das man ihnen bot, oder übertriebenes Streben nach kriegsmäßiger Gestaltung der Gefechtsbilder — kurz durch das Platzen von Handgranaten hatten sich im Schwabinger Lager zahlreiche Verwundungen und Quetschungen ereignet. Schon am 22. Oktober wurde für jede Kompagnie, auch die Freikompagnien, die Anstellung weiterer 8 Gefreiter über die vorhandenen 16 angeordnet, die man zugleich als „Granatierer\" gebrauchen und nächstens mit Flinten, Bajonetten und Grenadiertaschen versehen würde. Auch die Dragoner erhielten im November anstatt der bisherigen Musketen mit doppeltem Lunten- und Flintenschlössern nunmehr ausschließlich Flinten mit einfachem Schlosse und Bajonette, sowie Pistolen, wodurch sie zu weiter ausgreifenden Unternehmungen als berittene Infanterie geeigneter erschienen.“
--- Ende Zitat ---
Infanterie:
--- Zitat von: \'Geschichte des bayerischen Heeres, Band 2,1, 37 ---\"Bei der Fußtruppe führten als Waffe der Obrist und der Obristleutnant ganze Piken, der Obristwachtmeister nur den Degen, die Hauptleute halbe Piken, die Leutnants und Fähnriche, diese solange sie die Fahne nicht trugen, die Partisane, Feldwebel und Führer den Springstock, der Korporal die Hellebarde (Kurzgewehr), Fourierschützen den Karabiner, Grenadiere die Bajonettflinte mit doppeltem Schlosse, der Musketier die Muskete, zunächst noch ohne Bajonett, der Pikenier die Pike.“
--- Ende Zitat ---
Pike bei regulären Truppen:
--- Zitat von: \'Geschichte des bayerischen Heeres, Band 2,1, 668 ---„Wie bereits bekannt ist, erhielt die Infanterie 1683 die in den Lauf zu steckenden Bajonette (1) ins Feld nachgesendet; die Pike dagegen verlor immermehr an Bedeutung (2), und wenn auch uoch 1686 den Rekruten und einzelnen Regimentern der Bedarf an dieser Waffe ausgefolgt wurde, verschwindet sie von da ab als Kriegswaffe gänzlich.
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1) Die ungewohnte Waffe erhielt bei der Landbevölkerung alsbald den Namen „Spanschnitzer“ — ein deutlicher Hinweis aus ihre messerartige Gestalt.
2) Schon 1684 erhielten die Rekruten in Amberg nur nach Musketen. [...] Die letzte nachweisliche Abgabe von Piken an Feldtruppen fand am, 28. Mai 1686 an das Regiment Gallenfels statt.“
--- Ende Zitat ---
--- Zitat von: \'Riothamus\',\'index.php?page=Thread&postID=243464#post243464 ---In Bayern wurde die Uniform in den 20 Jahren danach nach und nach geregelt
--- Ende Zitat ---
Die Festlegung der einheitlichen Uniformen für jedes Regiment war 1684 weitgehend abgeschlossen, immerhin zwei Jahre, nachdem es entsprechende Bemühungen unter dem neuen Kurfürsten gab. Danach gab es durchaus weitere Regulierungen und Bestimmungen, aber können die bei einem Gegenstand der so stark modischen Schwankungen unterlag wie eine Uniform je zu einem Ende gelangen? :help:
Riothamus:
Äh, 1671 wurde in Bayern allgemein die Uniformierung gefordert. 1684 wurde allgemein der Blaue Rock verordnet. Einigen wir uns auf 13 Jahre. (Hatte da eben 1689 gelesen.)
Draconarius:
--- Zitat von: \'Riothamus\',\'index.php?page=Thread&postID=243478#post243478 ---Einigen wir uns auf 13 Jahre.
--- Ende Zitat ---
Wird wohl das beste sein. :thumbsup:
1670er Jahre Grundlagen für eine staatliche Bereitstellung der Uniformen und erste grundlegende Entwicklungen, in den 80ern dann die tatsächliche grobe Durchführung.
(Es scheint mir aber auch ein ziemliches Puzzel zu sein, in der Frühphase der Armeen alles genau aufzudröseln. :wacko: )
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