Das Setup ist simpel, denn erstens haben wir gar nicht mehr Einheiten bis dato, und zweitens wollen wir uns mit den Black Powder Regeln vertraut machen, erst mal de Basics. Bisher hatte wir einige Spiele mit Markern mit dem Kugelhagel System gespielt. Leider kamen wir dabei immer wieder mal an einen Punkt, wo Unverständnis und Frust aufkamen, also Zeit für etwas Neues, Black Powder it is, lassen wir uns von dem dicken Büchlein nicht erschrecken.
Bild 0, Aufstellung 
- Je vier Infanterieeinheiten stehen sich gegenüber, Preußen vs. Österreicher, Bayern und Sachsen im Siebenjährigen Krieg. Es gibt jeweils zwei etwas stärkere (Wert 3) und zwei etwas schwächere Einheiten (Wert 2). Im Nahkampf sind sie ebenbürtig (Wert 6).
- Es gibt nur eine Hierarchieebene und einen Kommandeur pro Seite.
- Weil wir noch keine Kommandeursfigur haben, übernehmen diesmal ein preussischblauer und ein gelber Würfel den Job der Chefs.
- Die Zollangaben haben wir einfach gegen Zentimeter getauscht. So passt alles auf den Küchentisch und weil die Bases vergleichsweise groß sind, wird der Effekt der Kommandeursentfernung um den Faktor 2,5 verstärkt. Mal probieren, denn diesen Mechanismus gibt es in KH überhaupt nicht, wir wollen ja lernen und vergleichen.
- Das Gelände ist eben, nur eine sumpfige Stelle, die halbiert die Bewegungsreichweite, wenn eine Base über 50% drauf steht.
Bild 1, Vorrücken
- Die Österreicher (oben, gelb) rücken vorsichtig und gleichmäßig eine Bewegung (12 cm) weit vor. Die Bayern (rechts) sind zu weit weg, das Kommando zum Vorrücken wird durch den Entfernungsmalus weggewürfelt, die bleiben stehen.
- Das 34. Regiment der Preußen rückt aggressiv bis auf Schussreichweite vor (18cm) und beschießt die Deutschmeister Infanterie, der erste Feuerwechsel.
- Auch das 8. Regiment rückt vor und sollte eigentlich eine Schlachtreihe mit dem 34. bilden, aber hier ergeht es ähnlich wie bei den Österreichern: Der Kommandowurf gelingt nur zum Teil, daher wird nur eine statt zwei Bewegungen durchgeführt. Dumm, dass jetzt das 34. recht exponiert steht, das werden die Jungs später zu spüren bekommen.
- Auch das 12. und das 40. erreicht der Vorrück-Befehl nicht, denn der Kommandeur hält sich auf der linken Flanke bei seinen stärksten Einheiten auf.
- Der erste Schusswechsel trifft die Deutschmeister (-2) härter als das 34., (-1) als diese in der Runde darauf zurückschießen.
Bild 2a, Blunder!
- Dann trifft es die Österreicher hart, denn gleich der erste Kommandowurf ist eine Doppelsechs; Blunder, und damit Kommandeursdesaster! Eigentlich hatte der Kommandeur vor, seine angeschlagenen Deutschmeister zurückzuziehen, aber jetzt muss auf der Blunder-Tabelle gewürfelt werden und alles kann passieren. Aber Glück im Unglück, es werden zwei Bewegungen zurück gewürfelt, genau das, was sowieso vorgesehen war, die Deutschmeister ziehen sich zurück. Aber der Spielzug der Österreicher ist beendet und die Preußen kommen!
- Der Kommandeur ist wieder zurück in der Mitte und scheucht seine rechte Flanke nach vorne, auch die linke Flanke schafft es, wieder eine Linie zu bilden.
- Das 40. Füsilier Regiment schlägt einen kleinen Bogen, um nicht durch den Sumpf zu müssen. Aber es geht sowieso nur langsam voran.

Bild 2b, Angriff der Preußen
- Der Kommandeur nutzt die sich auftuende Lücke und stößt hart nach, das 34. beharkt die Deutschmeister mit einem weiteren Kugelhagel und zwingt sie zu einem Moralwerttest, den sie fatal verlieren. Die Deutschmeister sind vernichtet!
- Gleichzeitig beschießt das 12. Regiment die Sächsische Prinz Maximilian Infanterie. Der Schaden ist mit -1 überschaubar, aber eine gewürfelte 6 verursacht Disorder (roter Würfel), was die Einheit für den nächsten Spielzug lähmt.
- Das 40. Füsilier Regiment rechts außen schafft eine weitere Bewegung nach vorne.
Bild 3a, die Rache der Österreicher
- Das siegreiche 34. Regiment, das eine gegnerische Einheit auslöschte, hat sich dadurch ziemlich exponiert. Zu Hilfe soll auf der linken Flanke das 8. Regiment, die Amstell Infanterie eilen, aber weil die (wieder mal) weiter weg sind, schlägt der Befehl zuerst fehl und die 34er hängen mit dem Arsch im Wind.
- Sie sind in Schussreichweite gleich zweier Regimenter, des Musketier Regiments und der Prinz Maximilian Infanterie und müssen ordentlich einstecken (-3) und geraten in Unordnung.
- Die Österreicher machen sich Sorgen über Loch in der Mitte ihrer Reihen und befehlen der Bayerischen Einheit, schnell hinter den Sachsen quer nach rechts zu marschieren, um das breit klaffende Loch in den Linien zu stopfen. Doch abermals reicht das schwache Stimmchen des Kommandeurs nicht aus, so dass die Bayern mangels Befehlen, die sie auch wirklich erreichen, weiter Brotzeit machen. Damit haben die Jungs im hellblauen Zwirn ihren Spitznamen als Brotzeit-Einheit verpasst bekommen.
- Unterdessen ist das 40. Füsilier Regiment der Preußen auf der rechten Flanke an den Sumpf herangerückt. Sie hätten diesen schon längst durchqueren und die Sachsen in der Flanke packen sollen, aber auch hier sorgt die weite Entfernung zum Kommandeur für nur eine Bewegung statt drei.
Bild 3b: Entlastung
- Erst im nächsten Spielzug schafft es die Amstell Infanterie (8. Regiment), mit der Linie des 34. Gleichzuziehen und diese etwas zu entlasten.
- Eine weitere Runde verharren die Bayern im Brotzeitmodus, alles Geschrei des Kommandeurs hülft nix.
Bild 4, die Preußen sammeln sich, die Österreicher holen aus
- Das angeschlagene und in Unordnung geratene 34. zieht sich nach einem knapp geschafften Moralwerttest zurück, der Kommandeur eilt herbei, um sie zu sammeln.
- Das 8. Regiment der linken Flanke ist eigentlich ein Garderegiment und beschießt das nach dem Vorrücken in Schussreichweite geratene Musketier Regiment der Österreicher. Leider geht der Beschuss komplett in die Hose, der Gegner bleibt unbeeindruckt und lässt drohendes Gelächter ertönen.
- Als ob das nicht schon schlimm genug wäre, der Offizier verschüttet seinen Kaffee und versaut sich die schicke Gardeuniform!
Bild 5, Drama auf der linken Flanke
- Das 34. Regiment in der Mitte ist jetzt etwas gesammelt (-2 statt -3) und kann kurz durchatmen.
- Das rechts danebenstehende 12. Regiment feuert eine Salve auf die gegenüber stehenden Sachsen und verpasst denen -1. und bringt die in Unordnung mit einer 6. Ha! Immerhin, die sind erstmal kaltgestellt für eine Runde.
- Das noch weiter rechts daneben stehende 40. Füsilier Regiment bequemt sich endlich, in den matschigen Sumpf zu latschen und beschießt ebenfalls die Sachsen. Die sollen die plattmachen! Der Beschuss bleibt aber vollkommen wirkungslos. Versager! Erst kommen sie ewig nicht aus dem Quark, dann auch noch daneben, das wird Konsequenzen haben…
- Konsequenzen hat auch das vollkommene Versagen des 8. Garde Regiments auf der linken Flanke. Die konnten nicht nur in der vorherigen Runde keine Treffer erzielen, auch das Abwehrfeuer, das den im Nahkampf angreifenden Musketieren den Schwung nehmen sollte, bleibt wirkungslos!
- Es war ein kluger Schachzug des Österreichischen Kommandeurs, mit den Musketieren auf seiner rechten Flanke gleich in den Nahkampf zu gehen, denn dann wirkt sich die (zumindest theoretische) Überlegenheit des Preußischen 8. Regiments beim Fernkampf nicht aus.
- Fassungslos muss der Preußische Kommandeur verfolgen, wie das 8. verprügelt (-3), in Unordnung gebracht und zurückgeworfen wird. Der erste MT wird knapp überlebt, mit einem Rückzug als Folge.
Bild 6, Schlussbild
- Das Garderegiment ist gefallen! Den zweiten MT hat die Einheit nicht geschafft. Es machte sich die Differenz der Treffer als auch die Tatsache, dass die Österreichischen Musketiere den vorhergehenden Nahkampf für sich entscheiden konnten, bemerkbar.
- Dabei sah es erst so gut aus für die Preußen! Jetzt ist die linke Flanke der Preußen kollabiert, und das immer noch angeschlagene 34. Regiment muss sich schleunigst neu ausrichten.
Das Gesetz der letzten S-Bahn beendete in diesem spannenden Moment die Schlacht.
Was würde weiter passieren?- Die Bayern eiern in Hintergrund herum, lieber die Linien schließen oder der Sächsischen Prinz Maximilian Infanterie den Rücken stärken? Wieso attackieren die eigentlich nicht die sumpfigen Füsiliere?
- Schafft es das siegreiche, aber angeschlagene 34. Regiment, sich neu auszurichten und der Bedrohung der linken Flanke zu begegnen?
- Können das 12. Und 40. Regiment den Druck auf die Sachsen erhöhen oder muss das 12. dem 34. zu Hilfe eilen?
Das Spiel hat ziemlich lange gedauert, weil wir als Frischlinge viel nachschlagen mussten. Aber es hat enorm viel Spaß gemacht. Nicht nur, weil wir mit richtigen Figuren statt nur Markern spielen konnten, sondern vor allem auch, weil uns die Regeln in jeder Situation eine logische und nachvollziehbare Anweisung gaben, die zu keiner Zeit künstlich, virtuell und ausgedacht erschienen, sondern geradezu organisch zum historischen Setup passten.
Obwohl es ein wirklich simples Szenario mit fast gleichwertigen Einheiten war, gab es etliche taktische Möglichkeiten. Wir konnten die Basisregeln durchspielen und erfahren. Wir machen es jetzt Schritt für Schritt komplexer: Andere Waffengattungen, spezielle Einheitenregeln, andere Entfernungen, Kommandeurseigenschaften… das wird spaßig!
Gruß, Stefan