Epochen > Tabletop allgemein
Empathisches Wargaming oder warum man seinen Figuren Augen malen sollte
tattergreis:
Im thread über Großschlachten wurden zwei Dinge erwähnt, zu denen ich noch was anmerken wollte:
moiterei 1984 schrieb:
--- Zitat --- Ich will mich einfach mit den Minis auf meinem Tisch identifizieren können… Zwei Basen voll mit Figuren geben mir nicht das gleiche Gefühl naha an der Sache dran zu sein, eine Geschichte zu erzählen.
--- Ende Zitat ---
Ob die Figuren einzeln basiert skirmishen oder als Kommandeur ein Bataillon befehlen, macht eigentlich kein Unterschied, ich hab den Kommandeuren meiner Brigaden auch Namen gegeben, das ist durchaus üblich bei Imagination. Eine Geschichte schreiben Zieten und ich auch, was dem ganzen dann auch noch eine Art Sinn geben soll. Die Rücksicht auf das vorhandene \"Menschenmaterial\" gehört ja auch ein wenig zur Kriegsführung im 18.Jahrhundert.
Das Identifizieren ist also auch möglich, wenn man viele Figuren bewegt. Unterstützt wird das auch noch, wenn man für jede Figur einen Lebenslauf schreibt und im Falle des Ablebens Briefe an die nahen Angehörigen schreibt. Oder Augen malt.
Das Kampagnenspielen, in welchem Verluste von einem Spiel zum anderen übertragen werden, lässt des Öfteren Gedanken erscheinen, die eine Art Moraltest ohne Würfel gleichen. Lässt man Truppen in „gefährlichen“ Situationen, oder spart sie für günstigere Gelegenheiten auf? Dieses Identifizieren macht m.E. unser Figurenschieben dem Kriegsspielen ähnlicher, Sterben als Negativerscheinung des realen Krieges ist ja nicht unüblich, nur bei Zinnfiguren eher selten.
Disclaimer: Dirk Tietten muss keine Figurenaugen malen, und Aufstöhnen bei jedem Treffer erscheint mir übertrieben (hab ich schon erlebt, hat genervt). Aber taktisch kluges Verhalten statt Hoffen auf den Rettungswurf ist durchaus überlegenswert. Denke ich.
cheers
Pappenheimer:
Ich finde, dass man auch bei historischen Schlachten recht nah an die Charaktere ran kommt. Ich schaue mir ja immer aus, welche Befehlshaber markant für eine Schlacht waren. Die wichtigsten Akteure müssen dabei sein. Habe ich dann noch Brigaden über, recherchiere ich nach den wahrscheinlichen Befehlshabern. V.a. bei den Franzosen muss ich das öfter machen. Viele Regimentschefs (nicht Inhaber) waren ja bei denen Brigadiers und kommandierten evtl. eine Brigade, die ihr Regiment mit einem oder weiteren bildete. Bei HoW haben die Befehlshaber verschiedene Eigenschaften, geben evtl. moralischen Rückenwind. Da schaue ich zweimal nach, ob sich das Verhalten eines Generals in einer Schlacht irgendwie greifen lässt, um ihm einen gewissen Charakter zu unterstellen. Bei den Briten und Hannoveranern war es ziemlich schwierig ausgemachte Loser ausfindig zu machen. Cumberland wird oftmals als Trottel hingestellt, aber das heißt ja nicht, dass er nicht seine Truppen motivieren konnte.
Mit der Zeit bekommt man einen gewissen Eindruck von den Generälen. Das muss nichtmal nur bei den Berühmtheiten der Fall sein. Von Minuzzi habe ich z.B. konkrete Vorstellungen, obwohl ich nichtmal ein Porträt von ihm kenne. Über die Hauptakteure wie de Saxe, Cumberland, Broglie oder andere macht man sich automatisch seine Gedanken, wenn man die Bücher liest, worin sie erwähnt werden. An denen kommt man garnicht vorbei.
Zur Story können manchmal aberwitzige Zufälle im Spiel selber beitragen. Wenn man z.B. immer wieder vergisst seinen Chef vorzubewegen und das dann damit erklärt, dass der alte Königsegg bspw. scheinbar sein Pferd verbummelt hat oder einfach nicht mehr drauf kommt. Oder wenn ein General x-mal in Todesgefahr schwebte, aber einfach nicht getroffen wird (auf eine 11 oder 12 auf 2 W6). Wenn das dann auch noch eine besondere Niete ist, der dummerweise alles übersteht, dann kann das durchaus witzig sein.
Am Anfang habe ich keine Augen gemalt. Aber mittlerweile kann ich mir die Minis garnicht mehr ohne vorstellen. Wirkt irgendwie so leblos ohne. :laugh1: Leblos, Plastikminis!
Nischenspieler:
Die Charakterentwicklung aus dem Chain of Command Kampagnenbuch lässt sich gut auf verschiedeneste Epochen und Konflikte übertragen und bietet viel Charaktertiefe.
Wer einen Hauch Rollenspiel in seinem historischen Tabletop (oder heißt das mittlerweile Tischdeckenkriegsspiel?) mag, der sollte da mal einen Blick rein werfen.
Artan:
--- Zitat von: \'Cpt.Armstrong\',\'index.php?page=Thread&postID=257963#post257963 ---Die Charakterentwicklung aus dem Chain of Command Kampagnenbuch lässt sich gut auf verschiedeneste Epochen und Konflikte übertragen und bietet viel Charaktertiefe.
Wer einen Hauch Rollenspiel in seinem historischen Tabletop (oder heißt das mittlerweile Tischdeckenkriegsspiel?) mag, der sollte da mal einen Blick rein werfen.
--- Ende Zitat ---
Umso individueller die Figuren sind, umso mehr gefallen sie mir. Allerdings ist das bei großen Armeen sehr viel Pinselei.
Riothamus:
Wie gesagt, Augen hängen auch vom Grobmotorikfaktor ab. Meiner ist zu groß. Für ein Auge in 28 mm -Maßstab brauche ich mit Glück eine halbe Stunde und in 50% der Fälle muss ich von vorn anfangen.
In 1:72 und kleiner ist das illusorisch.
Die Too Fat Lardies haben in ihren Regelwerken eine Charakterentwicklung. Noch dazu stellen sie gleich auf Kampagnen ab.
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