Ich denke mal, das liegt eher daran, dass es unter militärhistorisch Interessierten eine nicht unerhebliche Zahl gibt, die sich primär dafür interessieren, welche Technik von wem eingesetzt wurde. Das ist ja nicht nur auf Panzer beschränkt. Das geht schon bei Handwaffen los. Und dann wird Literatur dazu verschlungen, bei der es sich zu nicht unerheblichen Teilen um technikgeschichtliche Werke handelt. Ich meine, es wird ja auch darüber diskutiert, ob die lorica segmentata im Teutoburger Wald getragen wurde. Spielt für den Ausgang der Schlacht keine Rolle. Wird trotzdem diskutiert. Ic habe manchmal den Eindruck, dass es einen Haufen Leute gibt, die tatsächlich glauben, dass irgendwie überlegene Kriegstechnik Kriege entscheidet.
Und in einer ganzen Reihe von Publikationen wird der Tiger ebenso wie der Panther als Meilenstein deutscher Ingenieurskunst gefeiert. Dabei waren beide schlicht Fehlkonstruktionen. Verschwendung von Ressourcen und in Anbetracht der ab 43 immer knapper werdenen Fachkräfte in der Rüstungsindustrie geradezu ein Verbrechen, solche Dinger überhaupt zu bauen. Nahezu alle kriegsführenden Nationen, die nennenswerte Panzerproduktion hatten, hatten im Laufe des Krieges erkannt, dass es notwendig war, ein Mindestmaß an Rationionalisierung des Produktionsprozesses durchzusetzen. Das bedeutete, möglichst so zu konstruieren, dass ein Großteil der Arbeitsschritte von ungelernten Kräften erledigt werden konnte und mit jedem Baulos auch auch Zahl der notwendigen Arbeitsstunden sinkt. Das haben die Deutschen bis zum Schluss nicht kapiert. Die Stückzahlen für den Tiger und den Panther sprechen eine deutliche Sprache. Ich hab letztens ein Video auf Youtube entdeckt, wo ein älterer Herr in Munster vor dem T34 in nassforschem Kasinoton referierte, was für ein Schrottpanzer der T34 gewesen sei und überhaupt bis auf die Hauptwaffe, die mal original von Krupp war alle primitiv, nicht mal ne Richtoptik soll der gehabt haben. Und das Publikum? Alte Waffen SS Veteranen, die dann dem Kamerateam erklären durften, sie hätte ja nicht gegen den Russen gekämpft sondern gegen den bösen Bolschewismus und überhaupt, wenn sie nicht gewesen wären, dann wäre ganz Europa unter Stalins Fuchtel gekommen.
Ich hab mir aber dabei so gedacht, dass aber nicht der Tiger in Moskau eingerollt ist, sondern der T34 in Berlin. Nicht schlecht für so einen Schrotthaufen. Vielleicht war er genau wie der Sherman der beste Kompromiss zwischne massenhafter Herstellung und Kampfwert.
So ganz unaktuell ist die Frage nach Klasse versus Masse in der Panzertechnik ja imer noch nicht. Wenn man sich die derzeitigen MBT der NAto anschaut, dann folgen sie der Spur des Tigers. Teuer in der Anschaffung, im Unterhalt und vollgestopft mit dem Besten und Neuesten, was die Wehrtechnik heute so zu bieten hat. Und dabei schwer zu zerstören. Reicht für die Armeen jedes Schwellen und Entwicklungslandes. Was aber machen mit Gegnern die riesige Panzerflotten russischer oder chinesischer Bauart haben und dazu noch die Produktionskapazitäten für Nachschub? Die Abschussverhältnisse zwischen T34 und Tiger und Sherman und Tiger sprechen scheinbar für den Tiger. Aber am Ende zählt nicht, wieviele Pnazer des Gegners zerstört wurden, sondern nur ob der Gegner dadurch daran gehindert wurde, seine Ziele zu erreichen.
Aber nichts desto trotz ein schöner Bericht. Und gerade Munster wollte ich mir schon immer mal anschauen. Ich werde wohl nur hoffen können, dass es mich mal zufällig beim Urlaub in diese Gegend verschlägt. Mein Weib werde ich nie dafür gewinnen können, extra ins Panzermuseum zu fahren.