Ja, die Angaben sind von der Schuhsohle bis zu den Augen gemessen. Und eigentlich wird im Figurenbereich von Maßstäben in mm und nicht in Verhältnissen gesprochen, weil man die Figuren einfach 10 oder 15 oder 28 mm groß macht. Da ergibt sich dann ein \"von bis\". Phil Barker hat z.B. mitunter in seinen Regeln angegeben, von welcher Durchschnittsgröße er für die Festlegung von Distanzen ausgeht. Eine Vereinfachung, die auch damit zu tun hat, dass der ordnungsliebende Europäer in den ordentlich angetretenen Reihen seiner Minis keine Ausreißer, sondern ordentliche Linien haben wollte.
Aber das Bemühen die realen Unterschiede zu berücksichtigen ist natürlich auch eine Option. Bei Donnington (15 mm) sind die Römer etwas kleiner als die Germanen. Das geht wohl auf den Unterschied der Zeit in denen sie geknetet wurden zurück, sieht aber dafür \'richtig\' aus.
Im Mittelalter musst Du schauen, wen Du darstellen willst und wann der wo aufwuchs. In die Zeit fällt der Wechsel von vorrangiger Viehwirtschaft zur Getreidewirtschaft. Um 1200 wurden die Leute schon daher etwas weniger groß als um 800, auch wenn die Entwicklung erst im 14. Jahrhundert abgeschlossen gewesen sein soll. Um die jeweils angenommenen Größen herauszubekommen, d-h- wenn Du wirklich genau sein willst, ist das eine Menge nachzuschlagen. Ich will aber nicht ausschließen, dass es da ein Hilfsmittel gibt. Vielleicht weiß das ein Archäologe wie Pedivere aus dem Kopf? Vorausgesetzt, es ist überhaupt so gut untersucht, dass man sagen kann, ein Franke von der Küste war so groß und ein Binnenland-Franke so groß.
Zu Karl dem Großen schreibt sein Biograph Einhard, Leiter der Hofschule Karls des Großen: \"22.Karl war kräftig und stark, dabei von hoher Gestalt, die aber das rechte Maß nicht überstieg. Es ist allgemein bekannt, dass er sieben Fuß groß war. Er hatte einen runden Kopf, seine Augen waren sehr groß und lebhaft, die Nase etwas lang; er hatte schöne graue Haare und ein heiteres und fröhliches Gesicht. Seine Erscheinung war immer imposant und würdevoll, ganz gleich ob er stand oder saß. Sein Nacken war zwar etwas dick und kurz und sein Bauch trat ein wenig hervor, doch fielen diese Fehler bei dem Ebenmaß seiner Glieder nicht sehr auf. [...] 23. Er kleidete sich nach der nationalen Tracht der Franken: auf dem Körper trug er ein Leinenhemd, die Oberschenkel bedeckten leinene Hosen; darüber trug er einen Rock, der mit Seide eingefasst war; die Unterschenkel waren mit Gamaschen umhüllt. Sodann umschnürte er seine Waden mit Bändern und seine Füße mit Schuhen. Im Winter schützte er seine Schultern und Brust durch ein Wams aus Otter- oder Marderfell. Darüber trug er einen blauen Mantel. Auch gürtete er sich stets ein Schwert um, dessen Griff und Gehenk aus Gold oder Silber waren. Nur an hohen Feiertagen oder bei Empfängen von Gesandten aus fremden Ländern trug er ein Schwert, das mit Edelsteinen besetzt war. Ausländische Kleider lies er sich fast nie anziehen, auch wenn sie noch so elegant waren, denn er konnte sie nicht leiden. Ausnahmsweise sah man ihn bei zwei Anlässen in Rom in langer Tunika, Chlamys und römischen Schuhen: das erste Mal dem Papst Hadrian, das zweite Mal seinem Nachfolger Leo zuliebe. An hohen Festtagen trug er goldgewirkte Kleider und Schuhe, auf denen Edelsteine glänzten. Sein Umhang wurde dann von einer goldenen Spange zusammengehalten, und er schritt im Schmucke eines Diadems aus Gold und Edesteinen einher. An anderen Tagen unterschied sich seine Kleidung nur wenig von der des gewöhnlichen Volkes.\" Mit den 7 Fuß ist leider keine Maßeinheit gemeint, sondern die Fußlänge Karls selbst. Aber andere Quellen, wie das Padrborner Epos berichten, dass er am Hof alle überragte. Bis zu den Untersuchungen seiner Knochen, pflegte man das als Propaganda zu bezweifeln. Die in Rom getragene Kleidung war die damalige römische Tracht. Das Tragen der Krone - der Begriff Diadem darf hier nicht stören - war eine religiöse Handlung, das \"Gehen unter der Krone\" fand nur Festtagen statt und bedingte besondere Kleidung. Daher gehörte an den bevorzugten Aufenthaltsorten der Könige später eine Kapelle, in der der König gekrönt werden konnte, damit er dann schon im Festornat repräsentativ in die jeweilige Kathedrale einziehen konnte.
Ein König in fränkischer Tracht ist die berühmte
Reiterstatuette Karls des Großen. Die Spätdatierung erfolgt aufgrund ähnlicher Kunstwerke aus der Zeit etwa 50 Jahre nach Karls Tod. Zwingend ist das nicht. Es kann sich einfach um das älteste erhaltene Exemplar und damit doch um ein zeitgenössisches Abbild Karls handeln. Dargestellt sein wird er trotz anderer Zuschreibungen aufgrund der Datierung wahrscheinlich sowieso. Die Münz- und Siegelbilder der karolingischen Herrscher lassen einem da kaum eine Wahl. Daher habe ich hier den Artikel der englischen Wikipedia mit dem Vergleichsbild verlinkt. In der deutschen und der französischen Wikipedia finden sich weitere Ansichten. Wie immer man die Statuette zuordnet, ist sie das Vorbild für jede Mini eines Karolingischen Königs. Und das Gesicht für Karl. Ich könnte Dir auch noch diverse Buchmalereien und eine Zeichnung des Originals des Trikliniumsmosaik vom Lateranpalast - das Mosaik wurde versetzt, wobei es abfiel und dann rekonstruiert - heraussuchen, wenn Du in der Richtung was machen willst. Auch Darstellungen von Kriegern in Rüstung gibt es.
Einzigartig ist das folgende Bild. Auf dem Fresko aus St. Benedikt in Mals ist die beschriebene fränkische Tracht zu sehen. Dargestellt ist ein Adliger, genauer das einzig erhaltene Bild eines \"fränkischen Grundherren in Tracht\". Die großen Augen sind typisch für die Kunst der Zeit. Ein Großteil der Bevölkerung litt aufgrund der Entfernung zum Meer unter Jodmangel. Ein Symptom soll das Hervortreten der Augen sein.