Wir spielen gerade die Mini-Campaign aus dem Flames of War Buch \"A Bridge too far\". Deshalb folgen hier alsbald die Spielberichte dazu. Zwei Spiele haben wir schon geschafft.
Für alle die es interessiert, hier ein paar Hintergrundinformationen.
Die Kampagne besteht aus vier Missionen auf ein und derselben Platte, sie stellt die Brückenauffahrt der Arnheimer Straßenbrücke dar.
Um diese wurde vom 17. bis 21. September 1944 ein verzweifelter und verlustreicher Kampf geführt.
Doch wie kam es dazu...
Historischer Hintergrund:
Westfront, September 1944Nach der Kesselschlacht von Falaise, die das Ringen um die Normandie beendete, waren die Alliierten rasch durch Frankreich vorgestoßen und standen nach nur zwei Wochen an der holländischen und deutschen Grenze. Die dadurch völlig überdehnten Nachschubwege machten eine Fortsetzung des Angriffs auf breiter Front schwierig. US General Eisenhower, Oberbefehlshaber der alliierten Streitkräfte in Europa, stand vor der Entscheidung entweder den Briten im Norden oder den Amerikanern im Süden den Vorrang zu geben.
Schließlich ließ er sich von Montgomery, dem die britische Heeresgruppe in Belgien unterstand, von einem gewagten Plan überzeugen der den Krieg bis Jahresende beenden sollte. Der Plan bestand aus zwei Teilen: Aus der Operation „Market“, der bis dahin größten Luftlandeoperation des Zweiten Weltkriegs, und aus der Operation „Garden“, dem geplanten Vormarsch der Bodentruppen durch den von den Luftlandetruppen gebildeten Korridor, quer durch die Niederlande.
Dabei sollten die Luftlandetruppen, die aus der amerikanische 101. und 82. und der britische 1. Luftlandedivision bestanden, drei große und mehrere kleine Brücken erobern und diese bis zum Eintreffen der Bodentruppen des britischen 30. Korps halten. Die Panzer sollten dann über diese Brücken hinweg ca. 100 km vorstoßen. Die letzte und wichtigste Brücke war die in Arnhem über den Rhein und sollte in zwei bis drei Tagen erreicht werden!
Der Verlust nur einer dieser Brücken konnte das Scheitern des Unternehmens bedeuten.
Anschließend sollten die Panzertruppen nach Osten einschwenken und ins Ruhrgebiet vorstoßen, das industrielle Herz Deutschlands.
Der Plan wurde am 10. September 1944 genehmigt und schon am 17. September sollte \"Market Garden\" beginnen!
1st British Airborne Division 1.britische Luftlandedivision
Die British 1st Airborne Division wurde im November 1941 aufgestellt. Im September 1942 wurden erste Teile der Division nach Nordafrika verlegt. Dort sprangen erstmals die Fallschirmjäger der Division im kleineren Rahmen hinter den feindlichen Linien ab. Bei den darauffolgenden Kämpfen um Tunesien erhielten die Männer mit dem roten Barett von den Deutschen den respektvollen Beinamen „Rote Teufel“.
Im Juli 1943 sprangen Teile der Division zur Unterstützung der Invasion Siziliens hinter den Landeabschnitten ab und erlitten dort schwere Verluste. Nach der Eroberung der Insel durch britische und amerikanische Truppen landete die Division im September 1943 von See her auf dem italienischen Festland und eroberte den Hafen Tarent.
Im selben Monat wurde begonnen die 1st Airborne Division von Italien zurück nach England zu verlegen.
Im Januar 1944 wurde Generalmajor Robert Urquhart Kommandeur der Division, die inzwischen auf 10 000 gut ausgebildete Männer angewachsen war. Am D-Day, dem Tag der Landung in der Normandie, verblieb sie lediglich als Reserve in England.
Zwischen dem D-Day und der Operation Market Garden wurden 17 Luftlande-Operationen geplant, die aber alle aus verschiedensten Gründen gestrichen wurden, zumeist weil die Bodeneinheiten so schnell vorstießen, dass die Luftlandungen nicht mehr notwendig waren.
In der Operation \"Market Garden\" schließlich wurde der 1st British Airborne Division eine Schlüsselrolle zugeteilt. Der Befehl lautete, die Brücke von Arnhem zu nehmen und zu halten, bis das 30. Britische Korps eintreffen würde. Aufgrund der schwierigen Geländeverhältnisse rund um Arnhem und der vermuteten Stellungen der schweren Flugabwehreinheiten der Deutschen wurde die Division angewiesen bis zu 12 Kilometer westlich von der Straßenbrücke entfernt zu landen. Es war also notwendig die relativ große Strecke schnell zu meistern. Dafür sollte eine mit Jeeps ausgerüstete Kompanie voranpreschen.
Aufklärungsflüge und Meldungen des holländischen Widerstandes ließen den unerwarteten Aufmarsch deutscher Einheiten rund um Arnhem vermuten. Jedoch ignorierten die alliierten Planer diese Erkenntnisse, die Fallschirmjäger würden auf keinen bis geringen Wiederstand treffen. Tatsächlich aber war das 2. XX-Panzerkorps, bestehend aus Resten der 9. und 10. XX-Panzerdivision, zur Auffrischung von der Front abgezogen und in die Gegend um Arnhem verlegt worden. Die beiden Divisionen hatten in den vorrangegangenen Kämpfen schwere Verluste erlitten und waren nur knapp dem Kessel von Falaise entkommen. Aber noch immer hatte die Truppe Schlagkraft und bestand aus kampferprobten Soldaten.
Gliederung der 1st Airborne Division:1st Parachute Brigade1st Parachute Battalion
2nd Parachute Battalion
3rd Parachute Battalion
1st Airlanding Anti-Tank Battery, RA
1st Parachute Squadron, RE (Royal Engineers)
4th Parachute Brigade10th Parachute Battalion
11th Parachute Battalion
156th Parachute Battalion
2nd (Oban) Airlanding Anti-Tank Battery, RA
4th Parachute Squadron, RE (Royal Engineers)
1st Airlanding Brigade1st Battalion The Border Regiment
2nd Battalion The South Staffordshire Regiment
7th (Galloway) Battalion The King\'s Own Scottish Borderers
Divisional Units1st Airlanding Light Regiment, RA
1st Airborne Reconnaissance Squadron
The Glider Pilot Regiment
u.a.
Weiterhin sollte die 1st Polish Independent Parachute Brigade Group am 3.Tag bei Arnhem landen.
2nd Parachute Battalion (Teil der 1.Parachute Brigade)
Die 1.Parachute Brigade war eine von drei Brigaden der 1st British Airborne Division, die an zwei aufeinanderfolgenden Tagen landen sollten. Die 1. Brigade sollte die Spitze bilden. Sie bestand aus dem 1., 2. und 3. Bataillon. Alle drei Bataillone landeten am 17. September zwischen Heelsum und Wolfheze. Sie sollten im Fußmarsch auf drei Routen zügig nach Arnhem vorstoßen.
Die Einheiten der in der Nähe liegenden 9. XX Panzerdivision reagierten äußerst schnell und konnten das 1. und 3. Battalion, sowie die mit Jeeps ausgerüstete Aufklärungskompanie auf den nördlichen Routen vorerst aufhalten.
Allein das 2. Bataillon (2nd Parachute Battalion), im Süden dem Rhein folgend, stieß auf geringeren Wiederstand und kam rasch voran. Die ersten Rückschläge erlitten die Fallschirmjäger als die Eisenbahnbrücke vor ihren Augen gesprengt wurde und sie eine Pontonbrücke demontiert vorfanden. Nach kleineren Gefechten in Straßenzügen, Hinterhöfen und Gärten erreichte der Großteil des 2. Battalions in den Abendstunden schließlich die Straßenbrücke und richtete sich an der nördlichen Auffahrt zur Verteidigung ein.
Die Planer des Unternehmens hatten in der Eile einige Details übersehen, so zum Beispiel die Fähre bei Driel, welche sich in Betrieb befand.
Offiziere des 2nd Parachute Battalion
Drop Zone
Members of the 2nd Parachute Battalion\'s Mortar Platoon leaving the drop zone on Sunday 17th September 1944. Left to right: Sergeant A. Jackman, Private R. Pope, Dutch civilian with the mortar barrow, Private Len Hoare, more civilians helping. Copyright: Len Hoare (Quelle: Pegasus Archive)
Die Straßenbrücke mit der Nordauffahrt
Lieutenant-Colonel John Dutton Frost, 2nd Parachute BattalionFrost gehörte seit Gründung der Division dem 2nd Parachute Battalion an und nahm bis 1944 an zahlreichen Absprüngen teil. Unter anderem war er an einem Unternehmen beteiligt bei dem an der französischen Küste Teile einer deutschen Radaranlage erbeutet wurden (\"Bruneval Raid\").
Ende 1942 übernahm er das Kommando über „sein“ Bataillon und führte es in Tunesien, Sizilien und schließlich in Arnhem.
Am Abend des 17. September 1944 verfügte er an der Brücke letztendlich über ca. 600 Mann, einschließlich Versprengter anderer Einheiten, 4 Pak Geschützen und einigen Pionieren, die sich alle durch Seitenstraßen zur Brücke durchgeschlagen hatten. Zwei Jeeps der Aufklärungskompanie, die eigentlich die Brücke als erste erreichen sollte, konnten ebenfalls verspätet durchstoßen.
Als keine Funkverbindung zu den anderen Einheiten der 1. Brigade hergestellt werden konnte ging Frost davon aus, auf sich allein gestellt zu sein. Nachdem man sich in insgesamt 18 Häusern an der Nordauffahrt verschanzt hatte, ließ Frost die A-Kompanie vorgehen um das gegenüberliegende Ende der Brücke und damit beide Auffahrten zu sichern.
A CompanyDas 2nd Parachute Battalion bestand insgesamt aus drei Kompanien und einigen Unterstützungseinheiten. Nur die A-Kompanie gelangte mit fast allen Männern zur Brücke, die anderen beiden Kompanien hingen zum Teil noch hinterher und wurden von den Deutschen eingeschlossen.
Der Chef der A-Kompanie war Major Allison Digby Tatham-Warter, dessen Markenzeichen sein Regenschirm war. Tatham-Warter verfügte über drei Züge (Platoons) die am späten Abend und in der Nacht auf den 18. September zweimal vergeblich versuchten, das Südende der Brücke zu erreichen. Dabei konnte zwar ein deutscher Bunker auf der Brücke ausgeschaltet werden, trotzdem schlug den Männern vom anderen Ufer des Rheins heftiges Feuer entgegen.
Nachdem die Sicherung des Südendes der Brücke gescheitert war, erwartete man die Angriffe der Deutschen und hoffte, dass das 30.Korps bald eintreffen würde oder es zumindest den anderen Teilen der eigenen Division gelingen würde, zu ihnen durchzubrechen. Die Gegenangriffe setzten aber mit einer Heftigkeit und Schnelligkeit ein mit der man auf britischer Seite nicht gerechnet hatte...
Quellen:
Cornelius Ryan, Die Bücke von Arnheim
Stephen Badsey, Arnhem 1944, Osprey Publishing
John Frost, A Drop too Many
Robert J. Kershaw, Arnheim 1944 - Im September fällt kein Schnee
A.D. Harvey, Die Schlacht um Arnheim 1944
Battlefront, A Bridge too far
http://www.pegasusarchive.org/arnhem/frames.htmFortsetzung folgt...