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Jenseits von 45. Adventures

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drpuppenfleisch:
45-Adventures - einige gute Ideen, viele Unzulänglichkeiten...

Ich verdanke den 45.-Regeln die Entdeckung von kleinst-Skirmish mit zwei, drei Figuren. Und die Idee, an einem Abend auf mehreren kleinen, aber feinen Platten zu spielen, anstatt auf einem riesigen, lieblosen Tisch. Ausserdem die Idee des Brainstest, mit dem meine Figuren zum ersten mal erzählerisch mit den Dekor-Gegenständen auf dem Tabletop interagien durften. Das sind drei Punkte, für die ich persönlich .45 sehr dankbar verbunden bin.
Aber ehrlich gesagt empfinde ich die 45-Regeln von diesen Innovationen abgesehen in vielerlei Hinsicht als recht ungeschickt zusammengezimmert. Ich bin inzwischen von den .45-Systemen regelrecht angeödet:

(i) Buchhaltung: Die vielen Trefferzonen müssen schriftlich nachgehalten werden. Mit all den bekannten Problemen, die das mit sich bringt. Selbst sehr erfahrene 45-Spieler vergessen ziemlich häufig die negativen Modifikatoren von Wunden anzuwenden. Da das Wundensystem auch keine visuelle Entsprechung auf dem Tabletop hat, passiert hier im Grunde eine Art buchhalterisches Meta-Spiel, völlig ohne Bezug zu den Modellen. Das aber ist im Tabletop schon lange - zu Recht - verpönt.

(ii) Man ist wieder im Tabellen-Spiel angekommen. Grundwert, Modifikator, Abgleich in Kreuztabelle mit dem Gegner, ... . Das alles ist bei 45. auch nicht wirklich für die Intuition gelayoutet. Mann ey! , da gibt es inzwischen doch echt bessere Ansätze !!

(iii) Die Zahl an Regelheftchen und Settings ist inzwischen recht groß. Dabei sind aber die Grundregeln immer wieder erweitert worden. Anstatt aber mal alles zusammenzufassen in einer anständigen Publikation, setzt der Publisher eher auf Inflation.

(iv) Zugleich unterscheiden sich die einzelnen Hefte aber letztlich doch sehr wenig. Da wird massiv mit Copy & Paste gearbeitet. Für das man unglaublich viel Geld bezahlen muss. Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren: da ist viel Geldmacherei im Spiel. Das ärgert mich.

(v) Es ist mit 45. auch nicht gelungen, ein schlichtes, elegantes Regelwerk zu machen, von dem man sagen würde: \"Leicht zu lernen, schwer zu meistern\". Das Erlernen ist so leicht nicht, denn man muss nicht nur viele Skills kennen, sondern auch wissen, welches Attribut damit zusammenhängt, und an welchem Körperteil dieses Attribut \"angebracht\" ist. Kompliziert. Weniger tragisch, weil zu Pulp ganz passend, empfinde ich die hohe Varianz der Ereignisse. Die Folge davon ist, dass du halt weniger deines eigenen Glückes Schmied bist, als viel mehr Zuschauer dessen, was deiner Figur widerfährt.

Savage Worlds - eine Alternative?

Insgesamt habe ich den Eindruck, dass die 45-Familie ein weit unterdurchschnittliches Regelwerk ist, jedoch mit dem Verdienst, TT näher ans RPG gebracht zu haben (es erinnert von seinem Aufbau auch stark an RPG-Regeln). Ich möchte daher fragen: kann man nicht was besseres als 45 finden? Vielleicht gerade auch unter den vielen RPG-Regelwerken?

Neulich bin ich auf \"Savage Worlds \" (SW) gestoßen, dass bei den Rollenspielern unter dem Ruf steht, eigentlich ein verkapptes Tabletop-Spiel zu sein. Vermutlich ist SW hier einigen bereits bekannt, denn es gehört zu den bekannteren RPG. SW ist ein generisches Regelwerk, mit tausenden Adaptionen und fertigen Abenteuern . Die Proberegeln sind erstaunlich vollständig.

Ich frage mich, ob SW nicht vielleicht eine Engine sein könnte, mit der man recht gut RPG und TT noch näher zusammenbringen könnte. Denn ein Regelwerk, das für beides gut funktioniert, eröffnet gerade auch für Kampagnen schöne Möglichkeiten:

* So gibt es im Rollenspiel ja das Konzept der \"Plot-Point-Kampagnen\": Eine Rollenspielkampagne läuft mehr oder weniger frei, führt aber durch bestimmte obligatorische Punkte. Für actionreiche Plotpoints ist natürlich TT hervorragend geeignet. So gehandhabt, verhielten sich TT zu RPG so wie die Perlen zur Schnur, die zusammen die Perlenkette ergeben 8o Für Kommentare bin ich dankbar.

Gorac:
Hi,

das mit der Buchhaltung hat mich bei .45 auch immer gestört. Ebenso die Fülle an Sonderfertigkeiten. Die Trefferzonen und der Fertigkeiten tragen dazu bei, dass das Spiel sehr detailliert ist und die Charaktereigenschaften der einzelnen Figuren was individuelles geben. Bei so einem kleinen Skirmish durchaus sinnvoll. Ich bin aber eher vergesslich und wenn ich dann mehrere aufgepumpte Chars mit völlig unterschiedlichen Eigenschaften habe, verliere ich in der Hitze des Gefechts den Überblick und vergesse dann tolle Spezialaktionen. Für einen Gelegenheitszocker eher doof, denn um .45 gut zu spielen braucht man etwas Routine. Was mir auch nicht so gut gefällt ist die starre Aufteilung von Laufen, Aktion, Angriff usw.
Savage Worlds kenne ich noch nicht, werde es mir aber mal ansehen. Vielen Dank für die Links.
Wraith und ich arbeiten schon länger an einem System, das die o.g. Schwachpunkte ein bisschen ausbügelt. Ist noch nicht ganz ausgereift, aber spieltauglich. Auf der Tactica hat Wraith das kleine Piratenskirmish auf der Hafenplatte damit gemacht. Mit 8\'8 hab ich auch schon ein Gangster-Szenario gespielt. Hat alles gut funktioniert. Eine direkte Verbindung zum RPG ist allerdings nicht geplant.
Ich bin wahrscheinlich in der Woche nach Ostern in Berlin. Wenn du magst können wir uns treffen. Testspieler sind immer willkommen. Feedback von erfahrenen Skirmish-Spielern ist für uns natürlich sehr wertvoll.

Hessi

Strand:
Ugn. Er hat \"Savage Worlds\" gesagt. Ich erwarte, dass sich innerhalb von 72 Stunden Zornhau in diesem Forum registrieren wird, und 25seitige Beiträge über die Vorzüge von Savage Worlds verfassen wird.  ;)

Egal, Du willst Kommentare:
zu I) Jep
zu II) Es ist sogar noch schlimmer: W10+Attribut+Fertigkeit(+evtl. Waffe)+/-Modifikator
Aber welche Kreuztabelle meinst Du?
zu III) Ich glaube nicht, dass das von Anfang an so geplant war. Aber mit den (frei herunterladbaren) Demo-Regeln + ein wenig Fantasie kann man ganz hervorragend auskommen.
zu IV) siehe Kommentar zu III)
zu V) Ich denke, dies war auch nie die Intention des Systems. Und was das erlernen angeht: ich finde es (im Vergleich zu anderen TT-Regelsystemen) sehr einfach.

Zu Savage Worlds gibt es schon eine Tabletop-Variante: Rippers. Ich denke nicht, dass man es direkt mit .45A vergleichen kann. Die Sterblichkeit ist wesentlich höher, es wird mit mehr Minis gespielt und es fehlt die Hollywood-Atmosphäre (Bennies sind kein Ersatz für HeroPoints). Ich sehe Rippers eher in eine Liga mit den Legends- und Chaos in ... -Systemen.

P.S.: Den Vergleich mit den Perlen und der Schnur kann ich im übrigen auch nicht nachvollziehen, denn die Perlen im RPG sind m.E. nicht die Kämpfe, sondern die Interaktion der Charaktere untereinander. TT hat Siegbedingungen, RPGs nicht. Aber gut, jeder sucht unterschiedliche Sachen in RPGs, und ich möchte dies nicht auf einen Vergleich TT/RPG reduzieren.

Wraith:
Ahoi,
Wie Gorac schon erwähnt hat, geht unser Spielsystem da in diese Richtung. Wenige Figuren, aber deutlich mehr Handlungsspielraum, bei relativ einfachen Grundregeln.
Die Variante die ich auf der Tactica präsentiert habe ging schon stark ins Rollenspielerische, ich denke da werden wir langfristig vielleicht mehrere Spielvarianten haben mit denen das System funktioniert, vom reinen Gegeneinander bis hin zu starken Rollenspielelementen mit Spielleiter-gestützter Story.
Vielleicht kann jemand der auf der Tactica mitgespielt hat mal seine Eindrücke schildern?
Den Kopf zerbreche ich mir dabei seit Anfang an über eine gelungene Hybrid-Variante, in der praktisch kein Spielleiter nötig ist, aber sich eine Story trotzdem aufbauen kann. Das Regelsystem soll generell wie .45-Adventure auch, dazu gedacht sein, die unterschiedlichsten Hintergründe mit dem gleichen Grundregelsytem darzustellen.
Das nächste konkrete Projekt in der Richtung ist eine Cthulhu-Variante, wofür ich auch schon sehr viel diabolische Pläne und Einflüsterungen habe... ich (und die großen Alten) freue mich auf jeden der bereit ist das ganze zu testen... muahaha *sinister lough*

Josey Wales:
Immer wieder das selbe Thema aber heute mal in einer anderen Sprache ^^

Also, ja. Buchgführung ist bitter nötig, aber auch nicht so schwer. Man füllt den vorgearbeiteten Charakterbogen aus und muss nur ausstreichen (aber auch hier kann man einige Dinge vergessen...)
Es ist meines Wissens nach eine 2. Version des Grundregelwerkes in Arbeit ich denke mal dass diese dann die \"aktuellen\" Regeländerungen der Add-Ons beinhaltet auch war die Rede von einer vereinfachten Version für die ganzen Nörgler :P
Dies kann man beim Lead Adventure und dem Rattrapforum nachlesen und auch da wurde das selbe angesprochen wie hier genannt wurde...

.45 ist jedoch ein Spiel welches dafür gedacht ist eine rollenspielartige Erzählung zu unterstützen. Es soll nicht so platt sein wie andere Spiele und eine schicke Geschichte spielbar machen und dazu sehr realistisch sein (was es in meinen Augen ist. Als Spielleiter hat man super Möglichkeiten eine Geschichte zu entwickeln).
Aber ganz ehrlich, bei 4-10 Modellen sollte es möglich sein wenn man sich Zeit lässt und aufmerksam spielt das alles zu bedenken. Auch das auswürfeln etc empfinde ich nicht schwer, es ist simple Mathematik!
W10+Attribut(evtl.+Fertigkeit)+/-Modifikator
Wo ist da die Schwierigkeit? Und es gibt eine Zusammenfassung wo man jeden Modifikator den es gibt direkt ablesen kann. Wegen dem Attribut sollte
man zudem sowieso auf den Charakterbogen schauen oder? ;)

Es gab früher noch mehr Skirmish Spiele ähnlichen Kalibers (ach wie vermisse ich doch manchmal die Aktionspunkte aus Warzone ;( Liegen! Zielen! FEUER! ^^ ) mit Tabellen an Modifikatoren...

Ich kann euch aber den Tipp geben:
Spiele mit werniger Skillpunkten! Sagt einfach dass ein Charakter nur soviele Skills erhalten darf wie seine Gradestufe hoch ist. Das führt dazu dass mehr Waffen und Profiländerungen gekauft werden welche man auf dem Charakterbogen ganz einfach ablesen kann, und man hat weniger Skills die man nachlesen muss.
Einziges Problem wäre die Vergesslichkeit der Profiländerung.
Versucht hier am besten mit Markern (Glasperlen) Verwundungen darzustellen, also neben ein verwundetes Modell sowas gelegt und vielleicht erinnerst du dich dadurch dran dass da was bei den Profilwerten anders sein könnte (das mache ich auch so ^^)
ohne Marker kommt man bei .45 eh nicht aus also kann man ruhig noch ein paar mehr verwenden. Das Spiel ist sowieso mehr Rollenspieladventure als klassisches TT (was der Grund ist weswegen ich es so mag...)

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