Bei unserem Heimatverein erkunden sich mitunter die amerikanischen Nachfahren von Auswanderern nach ihren Vorfahren. Seltener bekommen wir Informationen, wie in diesem Fall. Die Daten, die ich vor Ort nachhalten kann, sind korrekt.
Nur soll er am Russlandfeldzug Napoleons und später auf preußischer Seite an der Völkerschlacht bei Leipzig teilgenommen haben. Auf den Aushebungslisten ist sein Name auch notiert, aber das hat nicht viel zu sagen, da die Entscheidung, ob jemand eingezogen wurde erst fiel, wenn es aktuell wurde und nachdem eine erneute Musterung stattfand. Plausibel wäre es soweit aber.
Nur gibt es ein anderes Problem. Aus seinem Nachruf in der Zeitung \"The Democrat\", Fort Madison, Iowa, vom 19. September 1877 sind folgende widersprüchliche Daten zu entnehmen:
1791 soll er hier bei Paderborn \"in Prussia\" geboren worden sein.
1810 soll sein Militärdienst begonnen haben.
1812 soll er am Russlandfeldzug teilgenommen haben.
1813 soll er als einer von 9 Überlebenden des 2. Preußischen Husarenregiments in der Nähe von Berlin aus dem \"service of Napoleon\" desertiert sein.
1813 soll er dann auf anderer Seite an der Völkerschlacht bei Leipzig teilgenommen haben.
Nun sind da offensichtlich einige Missverständnisse hineingeraten. Ob seine Nachfahren oder Freunde, die den Nachruf bewirkt haben nicht genügend informiert waren oder ein eifriger Zeitungsmensch da etwas verschlimmbessert hat, kann natürlich nicht gesagt werden, aber ein deutscher Auswanderer dieses Alters aus dieser Gegend hätte sowohl vom Königreich Westphalen, als auch vom Fürstbistum Paderborn gewusst.
Es ist also nicht schwer zu erraten, dass es sich wohl eher um das 2. königlich westphälische Husarenregiment handelte. Das war auch in Russland und kam mit nur 40 Mann zurück -solche Zahlen können sich in der Erinnerung ändern, aus 9 Mann der Eskadron werden 9 des ganzen Regiments und so ähnlich- und trat dann auf die Seite der Heiligen Allianz über und nahm auch an der Völkerschlacht bei Leipzig teil. Natürlich kann es weitere 9 Mann auch versprengt nach Berlin verschlagen haben, wo sie in preußische Regimenter gesteckt wurden. Das wird nicht zu klären sein und da liegt mein Problem auch nicht.
Um meine Vermutung zu verifizieren, muss ich aber noch bei den Preußen schauen. Denn es kam vor, dass Westfalen dort eintraten, wenn es auch nur wenige waren. Deren Regimenter waren damals noch nicht nummeriert, aber die nach 1812 aufgestellten Regimenter können außen vor gelassen werden. Es kommen also das 2. Schlesische und die 2. Leib-Husaren, die netterweise später auch bei durchgehender Zählung die Nummer 2 bekamen in Betracht. (Das 2. Brandenburgische von Schill war ja nicht neu aufgestellt worden.) Die waren 1812 in Kurland im Einsatz. Allerdings habe ich auch anderes gelesen. Und darum liegt hier das Problem:
Die Preußen teilten ihre Kavallerie-Regimenter ja schon mal gerne zu \'Halbdivisionen\' zu 2 Eskadronen ein und schickten diese dann getrennt ins Feld. Weiß da vielleicht jemand, ob nicht doch irgendwelche preußischen 2. Husaren den Feldzug mitgemacht haben?
Und auch, wenn es unwahrscheinlich ist: Können vielleicht doch die 2. Französischen Husaren gemeint sein. Zwar dienten die Westfalen, die in französischen Regimentern dienen mussten, in aller Regel bei der Infanterie, aber es gab in der Geschichte zweifellos Seltsameres als einen Westfalen bei den französischen Husaren.
Normalerweise würde ich ganz einfach sagen, dass es sich um die Westphälischen 2. Husaren handelte, da es äußerst unwahrscheinlich ist, dass er 1810 in preußische Dienste geriet oder zu den französischen Husaren kam. Für den Historiker bestätigen gerade solche eindeutigen, aber leicht erklärbaren Widersprüche die Zuverlässigkeit so einer Nachricht. Aber da ich bei den Preußen der Zeit interessiert bin und mich ärgere, dass ich gerade da auf dem Schlauch stehe, etwas zu finden, lässt es mir keine Ruhe.