Bei der Diskussion um die Existenz Karl des Großen im Thread zu seiner Gripping Beast Miniatur bei den Tiny soldiers, äußerten einige Interesse am Thema. Da es zu keiner richtigen Diskussion mehr kam, wollte ich wenigstens etwas Literatur vorstellen. Dies erklärt den Titel des Threads. Nun, da das Forum seine Tore schließt, kopiere ich einige meiner Posts auf meine Festplatte. Da sich für den Hintergrund der Karolinger auch hier einige interessieren könnten, setze ich diese Literaturliste mal auch hier herein. Wer sich nicht für den Fluff interessiert, der braucht ja nicht weiter zu lesen.
Leider gibt es bei der Literatur ein Problem. In mancherlei Hinsicht ist da kein einzelnes Werk rundum zu empfehlen. Und ich sehe auch keines, was entsprechend herausgehoben wäre. Einiges ist anspruchsvoll geschrieben, nach anderem kann man zwar gut lernen, bietet seinen Inhalt aber nur knochentrocken dar und Ähnliches.
Aber auch die Ansprüche sind verschieden. Der eine will mehr Information, der andere weniger. Der eine ist wissenschaftliche und trockene Sprache gewöhnt, der nächste leidet, wenn die literarische Qualität zu gering ist und der Dritte bevorzugt bei Sachbüchern die klare, einfache Sprache wie bei Cäsar. Da bleibt also nur, verschiedene Werke anzugeben. Das ist dann natürlich meine persönliche Auswahl und ich hoffe, dass andere ihre bevorzugten Werke zur Zeit hier ebenfalls nennen und sagen, was sie vom schon Genannten halten.
Einige wollen sich nicht viel ins Regal stellen und bevorzugen Ãœbersichtswerke und Reihen, die mehr behandeln.
Wenn es um die Deutsche Geschichte geht, ist da Heinrich Pleticha (Hg.), Deutsche Geschichte in 12 Bänden, Gütersloh 1981ff zu empfehlen. Hervorragende Bebilderung, in einer Sprache, die es gleichzeitig zur guten Geschichtsnachhilfe für die Kinder macht, wobei es auf dem damaligen Forschungsstand zuverlässig ist. Der erste Band enthält die Zeit der Karolinger- und Ottonen. (374 Seiten)
Johannes Fried, Der Weg in die Geschichte - Die Ursprünge Deutschlands bis 1024, Frankfurt, Berlin 1994 ist mit über 1000 Seiten wesentlich umfangreicher, die Sprache nicht so klar, dafür schöner.
Kommen wir zu Büchern, die sich mit der Geschichte der Dynastie als Thema befassen. Da möchte ich drei nennen.
Zunächst Rudolf Schiefer, Die Karolinger, Stuttgart, Berlin Köln 1992. Spätere Auflagen sind durch Nachträge auf den aktuellen Forschungsstand gebracht. Hat durch die Orientierung an der Forschungsdiskussion und den zum Lernen gut geeigneten Aufbau wohl jeder Geschichtsstudent mal in Händen gehalten.
Etwas gemütlicher liest sich Pierre Riché, Die Karolinger - eine Familie formt Europa, Stuttgart 1987. Das Original erschien 1983 in Paris. Ebenfalls ein hochkarätiger Autor, allerdings nicht so aktuell gehalten.
Natürlich veraltet und -wie schon der Titel zeigt- der Ideologie seiner Zeit verhaftet, ist Engelbert Mühlbacher, Deutsche Geschichte unter den Karolingern, Stuttgart 1896, bis heute zahlreiche Nachdrucke, meist in 2 Bänden. Wegen der Fülle des Wissens, der klaren Darstellung, des Muts zum Urteil und der mitreißenden Schreibweise kann es immer noch gelesen werden. Hier empfehle ich es aber, weil er auch das Thema Krieg nicht zu kurz kommen lässt und dabei die Quellenarmut geschickt umspielt und so eine gute lesbare Darstellung z.B. der Sachsenkriege herauskommt, obwohl die Quellen sehr lakonisch sind. Als alleinige Informationsquelle zu den Karolingern würde ich es nicht lesen.
Kommen wir zum Ausgangspunkt der Diskussion, Karl den Großen. Die Biographien sind recht zahlreich. Ich nenne wieder zwei neue und ein altes Werk, diesmal an erster Stelle:
Einhard kam als Schüler an Karls Hof und wurde später Leiter der Hochschule. Er kannte Karl nicht nur persönlich, sondern war auch als Ratgeber in Entscheidungen einbezogen. Dass so jemand über seinen Herrscher eine Biographie schreibt, ist ein außergewöhnlicher Glücksfall. Im Mittelalter wurde es vergleichsweise oft abgeschrieben und heute ist die zweisprachige Reclamausgabe der Vita Karoli Magni (Leben Karls des Großen) sehr günstig erhältlich. Noch dazu war Einhard kein Geistlicher. Er war zwar mit Klöstern ausgestattet, war aber nur sogenannter Laienabt. Sprich: Die Einkünfte gingen an ihn und solange er die Substanz erhielt und die Mönche nicht verhungerten, konnte sich keiner beschweren. Zwei Kirchen, die nach seinen Plänen gebaut worden sein sollen, existieren noch. Dennoch spricht hier, ungewöhnlich für das Mittelalter, ein gelehrter Laie zu uns, der bei vielem Augenzeuge und Mithandelnder war. Bei ihm handelt nur Karl. Das gehört aber zur damaligen Sichtweise. Der König ist das Reich, steht für das Volk. (unter 40 Seiten deutscher Text, dazu kurze erklärende Anmerkungen und ein Nachwort von 8 oder 9 Seiten)
Dann kann ich, kurz und knackig, Matthias Becher, Karl der Große, München 1999 aus der Beck\'schen Reihe Wissen empfehlen. Informativ, aber mit ca. 120 Seiten definitiv kein zuviel an Wissen.
Um so ausführlicher dann wieder Johannes Fried, Karl der Große - Gewalt und Glaube, München 2013. Hier gilt wieder das schon zum Weg in die Geschichte Gesagte. Ein Manko ist, dass er mitunter Dinge, die sich noch in der Diskussion befinden, mehr oder weniger als Gewissheit hinstellt. Karls Onkel Karlmann z.B. kann genauso gut freiwillig ins Kloster gegangen sein. Aber immerhin nennt er dabei Argumente und so kann jeder selbst ein wenig rätseln, wenn er kritisch liest. Das macht auch einen Teil der Spannung des Buchs aus. Zudem bringt er einige neue Gesichtspunkte in die Darstellung. (über 600 Seiten)