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Realismus im Reenactment

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Jocke:
Ich merk gerade was hier auch teilweise für eine krude Vorstellung von \"Mittelalter\" herrscht. :blink_1:
Bauern die in Jute rumlaufen, Knechte in billigem Sack ohne Schuhe? Von welchem Mittelalter redet ihr? Leinenkleidung, Wolle, Lederschuhe waren gängig im Mittelalter, das hatten selbst Bauern und Knechte, die wurden ja wenigstens Bezahlt. Gute Darstellungen von solchen Gewerken ist schwierig da die Primärquellen Lage dafür recht Mau ist, für Stadtbürger gibt es aber z.B. sehr gute Quellen die auch mittlerweile recht gut recherchiert sind.

Pedivere:
die Bauern in Jute waren nur ein parodistisches Gegenkonzept für den Mittelaltermarkt. Auch aus dem einfachen Grund weil es \"Jute\" als Konzept, also \"billiger Stoff\" vor der Einführung von Webstühlen gar nicht gibt, Stoff ist immer teuer, nur die Verfügbarkeit des Materials variiert den Preis. Bauern mit grober (haltbarer, verfügbarer) Alltagskleidung darzustellen ist also gar nicht so abwegig oder unauthentisch.

Was das barfuß laufen angeht - daß man immer Fußbekleidung trägt ist ein modernes Konzept, und die meisten sozialen Schichten haben überall und zu allen Zeiten ihre Schuhe geschont wenn es nur ging, also im Sommer, und sind barfuß gelaufen - besonders Kinder die ja bekanntlich sehr schnell wachsen.
Die Toleranz für schlechtes Wetter bei Menschen die im Freien gearbeitet haben war auch höher als heute. Das ändert aber nichts daran daß Schuhe eigentlich auch zu allen Zeiten bekannt waren und benutzt wurden, auch bei Neanderthalern. Das sind Universalien

Immer Schuhe tragen ist ein Zeichen von Wohlstand, besonders bei Kindern. Genauso wie das tägliche Tragen von Festkleidung als Statussymbol. Darum vielleicht auch die gute Quellenlage im städtischen Mittelalter - auch weil die ihren Müll in die Latrinen geworfen haben.

Baldwin von Gondor:
Huhu,

da ich selbst schon dort gelagert habe, kann ich den Unmut verstehen.

Es gab mal eine Zeit, wo man in Gütersloh Wert darauf legte,  die Charaktere und Gruppen Geschichtsnah zu interpretieren.  Leider musste ich feststellen, dass die meisten Menschen eine völlig andere Auffassung (danke Hollywood) von den Gewandungen haben, als es damals gewesen sein könnte. Des weiteren, sind mittlerweile viele Gruppen auf Märkte wie  das MPS ausgelegt und wenn der Veranstalter Probleme bekommt, seine Gruppen voll zu bekommen, werden immer häufiger andere Gruppen noch mit heran gezogen. Aus diesem (und dem zeitlichen) Grund, habe ich meine Gewandung vor 3 Jahren an den Nagel gehängt und bin aus der Sparte rausgegangen.

Es hat leider kaum noch was mit Reenachment zu tun, weil viele das nicht kennen.

Die Veranstalter beugen sich mehr und mehr der Masse und den wünschen der Gäste.  Das ist zumindest mein Gefühl.

Lg

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