Epochen > Absolutismus und Revolution
Solohagel in 1:72 - Franzosen, Briten, Preußen
Riothamus:
Das sieht alles herrlich aus.
D.J.:
Danke dir :)
Ich hofe, ich kann heute loslegen! Es gibt noch so viel anderes zu erledigen ... ich bleibe am Ball :)
D.J.:
Die französische Linieninfanterie entfaltet sich langsam auf ihrer linken Flanke. Alle Linieninregimenter gingen vor. Die 8ème und die 9ème drangen in ein Feld vor, dessen mannshohes Grün sie vor neugierigen Blicken schützen würde. Aber dafür war der Boden so schwer zu begehen, dass sie nur langsam vorankamen.
Die 10ème und die 11ème tauschten die Plätze an der Front und beide bekamen es schnell mit einem schießwütigen Regiment der Preußen zu tun. Pech für die Preußen.
Die 10ème kam unbeschadet davon und die 11ème konnte ein paar Blaue aus den Strümpfen schießen. Die Jäger trabten langsam nach vorne und die Artillierie im Zentrum der Linien baute sich auf.
Ich versuchte mit meinen Franzosen an der linken Flanke einen ersten Schwerpunkt zu bilden.
Die Iren rückten vor, ebenso Kleve-Berg und Westphalié, die sich zusammenschlossen.
Donner rollte über das Schlachtfeld, als die Artillerie auf meiner rechten Flanke zwei Salven feuerte und die vorwitzigen Belgier in Unordnung schoss, ohne aber weiteren Schaden anzurichten
Die Belgier, einst Verbündete Frankreichs, hatten zusammen mit den Niederländern den Gasthof La belle Venus erreicht und begannen sich dort zu verbarrikadieren.
Eine Einheit Nassauer verschwand im Grün eines Feldes, eine weitere Einheit der Deutschen machte sich als Reserve hinter den Belgiern bereit um eine zweite Linie zu bilden.
Die Braunschweiger Jäger lösten ihre starre Formation auf und stürmten hinter die preußischen Linien und die second Highlander unter dem Kommando von William Wallace folgten ihnen
Die größte Überraschung aber war eine Rochade der Braunschweiger Husaren und der preußischen Uhlanen! Zwei Aktivierungskarten mit je drei Aktionen und schon sah ich auf britischer Seite einen Fehler in meinen Planungen und Aktionen auf französischer Seite. Ich hatte dort meine rechte Flanke ziemlich mager aufgestellt und mein Divisionskommandeur stand recht exponiert und einsam auf einem Hügel.
Hier müsste ich ihn entweder herunterbewegen, oder früher auf eine Reservetruppe zurückgreifen, als mir lieb war.
(Anm.: Vielleicht erkennt man jetzt, dass so ein Solospiel nicht unbedingt Schizophren oder langweiliges »sich-selbst-zu-Tode-würfeln« ist, sondern das ab einer gewissen Menge an Spielmaterial auf der Platte, gepaart mit etwas Zeitdruck, sehr schöne Situationen entstehen können, wie sie auch in jedem Spiel mit echten Mitspielern entstehen können.
Ich habe mir selber pro Runde je Seite ein Zeitlimit von maximal 30 Minuten gesetzt, in denen ich die jeweiligen Einheiten bewegen, Fern- und Nahkämpfe auswürfele etc.pp. Dieses Zeitlimit, zusammen mit dem Umschalten auf die jeweilige Seite, macht wirklich was aus und aus einer einfallslosen Solo-Würfelei ein echtes Spiel mit Herausforderungen. Das ist natürlich kein Vergleich zum Spiel mit echten Mitspielern, aber immerhin spaßiger, als lustlos Püppies schieben und würfeln ;) )
D.J.:
Ein kleiner Exkurs, weil ich in einem Nachbarforum gefragt wurde, was es mit dem Zeitlimit von einer Stunde pro Runde auf sich hat.
Ich drösel das mal auf, denn da steckt mehr dahinter, als ich in knappen Worten erklären kann.
Die Basics
Jede Seite hat bei Kugelhagel die gleiche Anzahl an Aktivierungen durch die Zahlenkarten von 2 gewöhnlichen Skatspielen, die den Aktivierungsstapel bilden. Mit jeder gezogener Karte kann man eine Einheit aktivieren und jede Karte hat eine eigene Menge an Aktionen, die dann der aktivierten Einheit zur Verfügung stehen.
Bei den 40 Karten des Aktivierungsstapels sind das am Ende dann 72 Aktionen für beide Seiten zusammen (also 36 pro Streitmacht ohne Joker) Das macht ungefahr 1,5 Minuten Reaktionszeit pro Karte, wenn ich eine Stunde Spielzeit pro Runde ansetze.
Soweit die Theorie.
;)
On the battlefield
In der Praxis sieht das aber so aus, dass ich mir schon vorab, also bei der Aufstellung oder dem Ausdenken eines Szenarios, für beide Seiten im Kopf einen groben Plan zurechtlege. Wenn dann das Spiel beginnt, ziehe ich ganz normal die Aktivierungskarte(n) und handele für die entsprechende Seite nach diesen Plänen. Dabei kann es vorkommen, dass ich da ziemlich flott die Minis bewege, weil da schon was geplant war, oder weil eine erzwungene Aktion zu vollziehen ist (erschöpfte Einheiten erholen oder in Unordnung geratene wieder zur Ordnung rufen) Nah- und Fernkämpfe dauern wegen des Würfelns natürlich etwas länger.
Es kann aber auch passieren, so wie im aktuellen Spiel, dass ich bei all der Planerei Dinge übersehe. Eben wie die rechte offene Flanke der Franzosen im aktuellen Spiel. Da reagiere ich dann natürlich auf Seite der Briten und Preußen, wie es jeder echte Mitspieler auch tun würde! Und das bringt mich dann als Franzose dazu, meinen bisherigen Aufbau und meine Pläne zu ändern, was wiederum auf der britischen Seite auch eine Neuplanung erfordert etc.pp.
Wie gesagt gebe ich mir für eine Runde Spiel eine Stunde Realzeit, denn da läuft ja auch noch Alltag irgendwo im Hintergrund und spätestens nach drei Stunden inensiven Spielens (also drei Runden) möchte ich auch gerne mal Pause machen und was anderes sehen, oder Fotos machen, auswerten und Spielberichte schreiben ;) Oder der Brötchenjob oder die Familie möchten meine ungeteilte Aufmerksamkeit haben. Wenn am Ende der Stunde noch ein paar Karten gezogen werden müssen (was bisher nie vorgekommen ist) werden die natürlich noch ausgespielt!
Aber je mehr Einheiten auf dem Feld stehen, umso schneller muss ich dann eben auch Entscheidungen treffen, damit ich so eine Solopartie nicht über Wochen hinweg spiele.
Zwischen den Runden bzw. in den Spielpausen
Diese Stunde Spielzeit ist also ein Richtwert, den ich mir persönlich aus Erfahrung gesetzt habe.
Meine ersten Solopartien, damals noch im zugigen und müffeligen Keller gespielt, dauerten gerne mal zwei Wochen, weil ich über jeden Zug erstmal intensiv nachgedacht habe :-[
Ohne Zeitlimit.
Das war mir aber am Ende auch irgendwo zu langweilig, weil es dann eben auf Rank&File hinauslief, da ich für beide Seiten ja vorab das Pro und Contra der Züge erwägt hatte, vom Hölzchen auf`s Stöckchen durchgedachte Spielzüge nur noc monoton ausführte ... kurz: ich war für mich selber der schlimmste Mitspieler und Zeitschinder und die Sologames endeten damit, dass ich mich selber ins Koma würfelte ;)
Also habe ich mir vor ein paar Monaten, noch vor der Corona-Krise, selber dieses Zeitlimit gesetzt, auch um nicht den normalen Alltag zu sehr auf Seite zu schieben und dort dann verlorene Zeit wieder aufholen zu müssen. Ich wollte viel mehr die Solo-Spiele wieder genießen, eben wie kostbare, weil rare, Freizeit und den Alltag drumherum nicht zu stressig gestalten, weil ich zu viel Zeit mit dem Hobby verbringen würde und ganz allgemein das Spiel, wenn es aufgebaut steht, nicht als Belastung oder Pflicht empfinden.
Das wurde es nämlich, als ich noch ohne Zeitlimit gespielt habe.
Eine Belastung, denn da war dies zu bedenken, das nachzulesen, dort etwas auszuknobeln und jetzt MUSS ich aber runter und diesen Spielzug ausführen, sonst vergesse ich ja die ach so tolle Idee ...
Heute bin ich lockerer.
Ich analysiere die Lage gerne mal zwischen den Runden, wenn ich die Berichte tippe oder bei einer Tasse Kaffe, oder wenn ich irgendetwas mache, was kein Hirnschmalz benötigt. Ungefähr so, wie man auch als Schachspieler auf dem Töpfchen oder in der Bahn über eine bestimmte Stellung nachdenkt oder ein Schachproblem durchdenkt. Locker ohne Druck und Stress. Das ist auch der Vorteil am Aufbau eines festen Spieltisches innerhalb der Wohnung:
Ich komme regelmäßig und ohne Umwege an ihm vorbei wenn ich will, und kann mal schnell was nachsehen.
Wie sah die linke Flanke doch gleich aus?
Wo galt es einen Nahkampf zuerst zu Ende zu bringen?
Ungefähr so, als würde man Schach per Post mit einem Freund spielen und ab und an auf das aufgebaute Brett schauen und sich seine nächsten Züge überlegen. In den Spielpausen zwischen den Runden ergeben sich dann oft neue Ideen und neue Sichtweisen, die dann die nächste Runde und ihre Züge natürlich vereinfachen.
Solospiele haben also keinen schizophrenen Hintergrund, sind kein Selbstgespräche führen oder sich selber gelangweilt zu Tode würfeln.
Man muss sich nur darauf ainlassen, ein Solospiel gelassener anzugehen, ihm mehr Zeit einzuräumen und sich selber immer wieder auf die jeweils andere Seite konzentireren und die aktuelle Lage auf der Platte wie ein Schachproblem anzugehen.
Ich hoffe, ich habe dich und die anderen Mitleser hier jetzt nicht ins Koma getextet und alles gut nachvollziehbar erklärt ;)
Wenn nicht, dann fragt bitte!
Ich freue mich über jeden, der Interesse an diesem Aspekt meines Hobbylebens zeigt und nicht direkt die Männer mit den weißen Jacken anruft oder denkt, dass Solospiele nur was für einsiedlerische, alte Zausel ohne Sozialkompetenz wäre ;D
D.J.:
Advent, Advent, die Platte brennt :D
Gestern und heute habe ich jeweils noch eine halbe Runde spielen können. Der Bericht für die zweite Runde kommt so ich dazu Zeit finde, denn bei aller Gelassenheit, schleicht sich auch bei uns jetzt ein wenig weihnachtlicher Vorbereitungstrubel mit Plätzchen backen etc. ein. Dazu kommt, dass meine Frau und ich jetzt erst einmal bis Weihnachten Urlaub haben und den mit ein paar Spaziergängen in ruhigen und bewaldeten Ecken von Köln genießen und auch mal wieder ein paar Runden Siedler von Catan zocken wollen.
Und Rummycup
Und noch so ein paar Brettspiele für zwei, für die uns im Alltag gerne mal der freie Kopf fehlt.
Aber vorab schonmal ein Eindruck vom aktuellen Geschehen ;)
Euch allen einen ruhigen dritten Advent 😊
Navigation
[0] Themen-Index
[#] Nächste Seite
[*] Vorherige Sete
Zur normalen Ansicht wechseln