Ich bin nun auf eine weitere Perle des europäischen B-Films mit dem fast unvermeidbaren Walter Barnes gestoßen.
"Rächer der Meere" I, F 1962
Regie: Domenico Paolella
Darsteller: Richard Harrison, Michèle Mercier, Roldano Lupi, Marissa Belli, Walter Barnes
Handlung: In der
italienischen äh britischen Gefangenenkolonie in "Australien" gehen 1790 die Verbannten fischen unter der Leitung des alten Errol Robinson, während der fiese Kapitän Redway, der komischerweise eine Infanterieunform trägt

, nur auf seinen Gewinn bedacht die Verbannten dazu zwingt für ihn nach Perlen zu tauchen, die er in 3 Monaten nach seiner Rückkehr nach Europa zu Geld machen will.
Infanterie-Lieutenant David Robinson widersetzt sich seinem tyrannischen Vorgesetzten, als dieser seinen Bruder eigenhändig auspeitschen will, weil der eingeschritten ist, als Haie die tauchenden Verbannten angriffen. Anschließend wird Muskelmann David in ein Straflager voller halber Hemden verdonnert, um seine Muckis zu präsentieren. Zufällig wird, als David fast angeschmiedet ersäuft, die italienische Turmburg

vom Äppelkahn von Captain van Artz angegriffen, dessen Piraten anschließend die befreiten Sträflinge bei sich
am Gardasee auf ihrer geheimen Insel aufnehmen. David gelingt typisch italolike der tolle Coup - wie in jedem zweiten solcher Streifen - dass er ans Steuerruder von Redways Schiff ranschwimmt und das dünne Kettchen entfernt, wodurch das "Schiff" plötzlich manövrierunfähig ist

. Die wenigen Piraten schaffen das angeblich so stark besetzte Schiff zu kapern, befreien dabei nicht nur van Artz heiße Tochter Jennifer (sic.!) sondern erbeuten auch zahlreiche Perlen ehe das Schiff in die Luft fliegt. Redway hingegen gelingt auf einem Bötchen die Flucht. Er sinnt auf Rache gegenüber David und hat beschlossen die "Insel" der Piraten ausfindig zu machen um kurz vor seiner Versetzung an den Schatz (?) der Piraten zu kommen. Doch auch seine schmachtende Konkubine Blackfacing-Nike hat ein Auge auf den feschen Muskelprotz geworfen ...
Anders als in den üblichen Genrestreifen hat man sich diesmal um ein anderes Setting "bemüht". Natürlich sieht man, dass alles irgendwo in Italien gedreht ist und die beiden Motorschiffchen mit den Fake-"Masten" sehen so albern aus wie in den zahlreichen zeitgenössischen Produktionen, aber zumindest für die "Briten" wurden extra Uniformen angeschafft, auch wenn es offenbar den Filmmachern egal oder unbekannt war, dass britische Marineoffiziere keine roten Uniformen trugen und es auch hier unfreiwillig komisch wirkt, wenn "Matrosen" auf einem Schiff rumlaufen ohne offenbar etwas zu tun zu haben, weil einfach die Segel nicht gesetzt werden brauchen. Da die "Schiffe" auch für Produktionen gebraucht wurden, die in den Fantasie-1600er Jahren spielen sollten, haben sie entsprechend hohe Aufbauten, die Kanonen sind nicht wirklich in Stückpforten und einige stehen ganz oben auf dem "Hauptdeck" einfach nur rum ohne irgendwie festgemacht zu sein. Die Naivität des Drehbuchs ist aber teilweise erheiternd ebenso wie die dummen Dialoge. Ich habe eine Fassung gesehen, wo nicht alles synchronisiert war, wodurch man erfuhr, dass die Originaldialoge im Italienischen genauso hölzern sind.
Regelrecht unangenehm mutet allerdings das vollkommen unnötige Blackfacing von Marissa Belli an, zumal man ja in ein paar Szenen sogar schwarze Darsteller in der Rolle als Aborigines sieht. Vielleicht wollte man aber für eine Hauptrolle auch unbedingt eine Italienerin (?). An Schauspielern funktioniert eigentlich nur Walter Barnes, der freilich das stümperhaft geschriebene Drehbuch mit klaren Figurenaufteilungen in Böse und Gut nicht retten kann.
Inhaltlich versucht der Film einen Mix aus Sandalen-, Piratenfilm und Explotation mit erstaunlich knappen Badehandtuchkleidern v.a. für Mercier, die damals ein Star war in dem Genre.
Darsteller **
Bilder
Schiffe
Story *