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Kanonendonner über'm Meer - Filme mit großen Segelschiffen

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Pappenheimer:
Mal wieder auf gewohntem Gebiet, ein weiterer Low Budget Aufguss aus Italien mit Rik Battaglia (Todesmelodie, Old Shatterhand, Nobody ist der Größte) in der Hauptrolle.

The Adventurer of Tortuga / L'avventuriero della tortuga
I 1964
Regie: Luigi Capuano
Darsteller: Rik Battaglia, Ingeborg Schöner, Guy Madison, Nadia Gray

Handlung: Der auf die Mitgift seiner Opfer abzielende Pirat Pedro schleicht sich getarnt als spanischer Adliger in die spanische Gesellschaft ein um dann stets die Hochzeitsgesellschaften* auszurauben. Die völlig bescheuerten spanischen Granden fallen auch laufend drauf rein.
Dann kommt er auf die Fährte der Prinzessin Soledad, die ein Vermögen geerbt haben soll und Herrscherin eines Indianer**stammes ist. Entgegen irgendwelcher Verträge dringt der Gouverneur Montélimar ins Indianerdorf ein und klärt die Prinzessin über die Praktiken Pedros auf. Daraufhin will sie den Gouverneur heiraten, womit der Schatz der Indianer an den Gouverneur fiele. Pedro landet im Kerker. Nach bewährter Manier kommen schließlich Seeräuber und Indianer zur Rettung und befreien Pedro. Gemeinsam segeln sie davon.

Dies ist ein Mix aus Western und Piratenfilm, was erstmal überrascht, aber dennoch keineswegs unterhält.
* Die ganze Sache ist völlig absurd. Pedro hat nie mehr als 20-30 Piraten und diese schaffen es immer in befestigte Städte einzudringen, um die Hochzeitsgesellschaft auszurauben. Wenn sie das so einfach schaffen, wozu gibt es dann überhaupt diese Sache mit der Hochzeit? Dann können sie ja gleich die Stadt so ausrauben.
** Die "Indianer" haben eine Art Vertrag mit den Spaniern, dass diese nicht einen gewissen Fluss überqueren dürfen. Das erinnert an die Proklamationslinie von 1763 zwischen Indianerterritorium und Siedlungsgebiet der Kolonisten in NORDamerika. Das ergibt hier in dem Zusammenhang aber 0 Sinn.
Dafür sind die Indianer hier aber auch ein kruder Mix aus Azteken oder sowas und Plainskultur der Westernfilme (mit entsprechend europäischen Pferden, Federschmuck etc.).
Aus Kostengründen wurden sowohl Totale der Festungen als auch Szenen auf dem "Schiff" (offensichtlich reingeschnitten aus anderen Filmen) vermieden wie der Teufel das Weihwasser.
Originell ist, dass der "Bösewicht" überleben darf und der Großmut seiner verärgerten Mätresse Rosita anheim gestellt wird. Auch gibt es keinen finalen Kampf mit "Degen" sondern mit Peitschen. Überhaupt wird ganz nach Manier der Angélique-Filme viel und ausgiebig ausgepeitscht.   
Der ganze Film scheint insgesamt sehr billig produziert. Rik Battaglia taugt zum Helden garnicht, sondern wirkt einfach kalt und fies. Madison kann wenigstens etwas mehr schauspielern. Alles in allem ein langweiliges Produkt der Massenschwemme an Streifen dieses Genres aus Italien.

Darsteller *
Bilder
Schiffe
Story

Riothamus:
Danke für die Warnung.

Da haben sie sich wohl ganz Amerika als Schmelztiegel der Kulturen vorgestellt.

Pappenheimer:

--- Zitat von: Riothamus am 09. September 2020 - 17:15:47 ---Danke für die Warnung.

--- Ende Zitat ---
Als Warnungen würde ich meine Rezensionen nicht direkt ansehen. Es gibt ja auch Freunde des Trash. Selbst ich habe für manchen Trashfilm wie diesen Maciste-Streifen was übrig.

Vielleicht ist es so, dass die Low Budget Filme aus Italien einfach auch leichter verfügbar sind, da dort keine Konzerne wegen der Vermarktungs- oder Urheberrechte so sehr hinterher sind. Von "Pirates" (Polanski) abgesehen, habe ich auf YT überwiegend solche Billigfilme gefunden. Natürlich kam auch aus den USA mancher Trash oder schwache Filme. Aber es ist doch bemerkenswert, dass mir bislang wohl kein einziger wirklich gut gemachter Piraten- oder Seekriegsfilm aus den 50ern bis 70ern aus Italien untergekommen ist.
Dabei konnten italienische Regisseure doch zeitgleich durchaus gute Western z.B. herstellen.

Pappenheimer:
"Carribean"
USA 1952
Regie: Edward Ludwig
Darsteller: John Payne, Arlene Dahl, Cedric Hardwicke, Francis L. Sullivan

Handlung: Im Jahr 1728 (angeblich die Hochzeit der Seeräuberei in der Karibik  ::) ) wird Dick Lindsay von Seeräuber Captain Barclay gefangen genommen, als dieser gerade eine Schatztruhe vergraben will. Lindsay soll sich anstelle des intriganten Robert MacAllister bei dem reichen Plantagenbesitzer Andrew MacAllister einschleichen und diesen ausspionieren. Anfangs gelingt es auch Lindsay durch seine Narbe im Gesicht Andrew MacAllister und dessen "Tochter" Christine hinters Licht zu führen. Lindsay fällt allerdings durch seine humanen Methoden gegenüber den geschundenen Sklaven MacAllisters auf. Er will unbedingt einen aussichtslosen Aufstand der Sklaven verhindern. Doch dann fliegt die Maskerade auf, als der echte Robert tot an Land gespült wird. Zum Schein tut der alte MacAllister so, als ob er Lindsay nicht durchschaut. Doch verkauft er eine Sklavin, welche die Vertraute seiner "Tochter" war, die eigentlich die Tochter Barclays ist. Dadurch motiviert hilft Christine inhaftierten Sklaven bei der Flucht. Diese jagen das Pulverlager der Kolonie in die Luft. Derweil greift Barclay mit seinen Seeräubern an, denn bei Andrew MacAllister ist auch eine Menge Gold zu holen. Ein heißer Kampf entbrennt um die Villa des Sklavenhalters...

Bemerkenswert an dem Film ist zum einen die doch sehr komplexe Handlung insbesondere für das Genre. Die Konstellation mit dem falschen Vater und dem echten und den anderen Verstrickungen erinnert schon beinahe an eine antike Tragödie. Zum anderen ist aber auch die deutliche abolotionistische Message auffällig, welche 1952 in einem US-Film auf jeden Fall nicht alltäglich ist.
Doch vieles wirkt doch auch überkonstruiert. So etwa, dass der echte Robert zufällig dort an Land treibt, wo MacAllister wohnt und dass Robert nicht dabei ist. Dann fragt man sich beim finalen Kampf, wo denn die nunmehr bewaffneten Sklaven geblieben sind? Warum sollen sie nicht zusammen mit den Seeräubern ihren Unterdrücker angreifen?
Historisch ist natürlich auch viel im Argen. Die Kostüme insbesondere von Barclay wirken regelrecht unfreiwillig komisch. Ein auch der Gestik nach greiser Seeräuberkapitän scheint einfach unglaubhaft und die Artikel, die angeblich auf seinem Schiff gelten, haben so Garnichts mit dem Selbstverständnis unter Seeräubern zu tun, davon abgesehen, dass 1728 eben NACH der großen Zeit der Piraterie liegt, ja sogar nach dem Ende von Kerlen wie Calico Jack. Überhaupt scheint das Piratenthema schwer bemüht und scheint nur dazu zu dienen, dass man die Zuschauer ins Kino kriegt. Denn man sieht keine nennenswerten Enterkämpfe oder sonst Szenen zur See. Der Kampf um eines der Schiffe von MacAllister scheint statisch und komplett unglaubhaft.
Payne selbst behauptete, der Film sei durchweg unterhaltsam. Dem will ich widersprechen. Was dem Film vor allem abgeht, bei all dem moralisch vielleicht interessanten Fragestellungen, ist Humor und Charme. Die Konstellation mit der kratzbürstigen Schönen war schon 1952 total ausgelutscht. Das Ende wirkt unglaubhaft (Christine soll mit dem Mann zusammenleben der mit am Tod ihres vermeintlichen "Vaters" schuld ist?). Die Pappkulissen bieten keine Schauwerte. Massenszenen kommen nicht vor.

Darsteller *
Bilder *
Schiffe *
Story ***

Pappenheimer:
Das ist diesmal ne recht moderne Comicverfilmung (nicht Rani, aber offensichtlich auch von nem französischen Erwachsenencomic).

"L'Épervier"
F 2010
Regie: Stéphane Clavier
Darsteller: Aurélien Wiik, Fanny Valette, Lou Doillon, Grégoire Colin

Handlung: Mitte des 18. Jh. lernt Yann de Kermeur die junge Adlige Comtesse de Kermellec kennen. Sie spielen schon als Kinder miteinander. Doch als Yann heranwächst gerät er mit dem Verwalter des Comte de Kermellec aneinander und verlässt die Bretagne. Er wird Korsar und bingt es bis zum Kapitän eines kleinen Schiffes. Jahre später begegnet er dem Comte und seiner Tochter wieder. Yann wird allerdings kurz darauf der Mord am Comte de Kermellec untergeschoben und nun ich Yann auf der Flucht, hoffend die wahren Täter zu belangen, da er sonst auch schwerlich weiterhin Corsaire du Roi sein kann ...

Die Handlung ist schon in der ersten Folge der 6-teiligen Miniserie voll mit unterschiedlichsten Motiven und das tut der Erzählung der Geschichte nicht wirklich gut, da man sich kaum in dem Beziehungskonstrukt einleben kann (vielleicht ist das dem Stil solcher Erwachsenen-Comics verschuldet?). Die sympatisch dargestellte Kindheit der beiden Protagonisten kommt dadurch zu kurz.
Erstaunlich sind die Drehorte, die sehr glaubhaft und ambientig wirken. Selbst die Innenräume sind von einem deutlich höheren Standard als bspw. in "Le Gerfaut". Da haben sich vielleicht auch die Sehgewohnheiten geändert. Angenehm ist auch, dass die Serie mit 6 Teilen nicht wieder so überdehnt ist wie es heute bei Serien des Genres öfter der Fall ist. Auch gelingt es, dass trotz der romantischen Komponente das Ganze nicht arg so seicht wirkt. Die Szenen aus See sind eher langweilig, wenn auch Yanns Schiff deutlich glaubhafter wirkt als die Schiffe in anderen Serienformaten (wie "Corsaires et Flibustiers"), dennoch übersteigt offensichtlich die Notwendigkeit von Schiffen in der Handlung die Mittel einer Fernsehserie. Erstaunlich gut überwiegend die Kostüme und Uniformen der französischen Soldaten.
Sicher ist das was für einen, der Französisch wenigstens ansatzweise beherrscht und zum anderen Filme mit schönen Französinnen mag (überhaupt ist die Schauspielerei für ne TV-Produktion allerdings beachtlich).

Darsteller ****
Bilder ***
Schiffe ***
Story ***

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