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Autor Thema: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu  (Gelesen 58735 mal)

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Pappenheimer

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Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
« Antwort #60 am: 19. März 2019 - 18:27:04 »

"Lagardère"
F 2003
Regie: Henri Helmann
Darsteller: Bruno Wolkowitsch, Yvon Back, Frédéric van den Driessche, Florence Pernel, Clio Baran

Handlung: Der fiese Gonzague verursacht die Ermordung des Herzogs von Nevers. Lagardère, der früh schon von der Fechtkunst von Nevers beeindruckt ist, nimmt sich der Waisen Aurore an. Mit Hilfe einiger Freunde, die von da an Lagardères ständige Begleiter werden, gelingt es ihm Aurore vor Gonzague zu bewahren. Erst auf dem Schafott, auf dem Lagardère landet, kann dieser die Lage retten und Gonzague zum Duell herausfordern. In einem Zweikampf durch die Straßen der Stadt wird Gonzague schließlich der gerechten Strafe unterzogen.

"Le Bossu" ist in Frankreich nunmal ein Klassiker und wird daher scheinbar laufend verfilmt. Bei dieser TV-Verfilmung kann man sich fragen, was nun diesen Versuch nötig machte und mir fällt auch mit Gewalt kein Grund ein.
Das Besondere an diesem Zweiteiler ist, dass sich der Darsteller des Lagardère und des Duc de Nevers sehr stark ähneln, so dass es mir mit französischem O-Ton schwer fiel der Handlung zu folgen.
Außerdem ist das Setdesign einfach abgefahren. Regelrecht beherrschend sind riesige Hüte mit seltsamen Straußenfedern, die auch mal die Gesichter der Protagonisten verbergen und null mit der Handlungszeit (ca. 1720, da Régence) zu tun haben. Aber insgesamt wirkt das Kostümdesign doch eher mäßig bis mies.
Die meisten werden sich fragen, wer denn die Darsteller sind und ich muss auch zugeben, dass mir kein einziger dem Namen nach bekannt wäre, obwohl ich französische Filme mag. Das muss erstmal nichts heißen und immerhin trifft Clio Baran als Aurore äußerlich den Erwartungen. Doch Yvon (ja, scheint ein Männername zu sein) Back als Gonzague hat nun Garnichts diabolisches oder auch nur überzeugendes an sich und wenn Gonzague blass wirkt, dann funktioniert eine "Le Bossu"-Verfilmung nunmal nicht. Die Fechtszenen sehen nun auch nicht gerade aus, als ob man etwas vom Fechten verstünde. Wenn dann in einer Fechtschule um 1700 die Abbildungen aus Angelos Buch zur Fechtkunst aus der 2. Hälfte des 18.Jh. lieblos an die Wand gemalt sind (ungefähr wie in unserer Grundschule Noten oder sowas als Deko!), dann sind das nur Details in diesem Film, wo auch der Versuch die Story als modernen Krimi zu verpacken die Sache nicht besser macht. Die Drehorte sind noch am akzeptabelsten. Schwache Massenware.

Darsteller *
Bilder *
Story **
Fechtszenen *
« Letzte Änderung: 21. März 2019 - 09:43:41 von Pappenheimer »
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Plasti

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Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
« Antwort #61 am: 19. März 2019 - 18:32:33 »

Da fällt mir noch der Film "Die Drei Musketiere" von 2011.
Mit Orlando Bloom und Christoph Waltz ein.
Der ist so schräg und ich bin gekonnt an ihm vorbei gekommen.

Und zwei Jahre Später, also 2013 gab es ja noch einem mal "Die drei Musketiere", den ich auch nicht angesehen habe.
Wenn man so sieht haben sie den Film ja nicht nur 5x gedreht ;D ;D ;D ;D
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Pappenheimer

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Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
« Antwort #62 am: 21. März 2019 - 09:43:17 »

"Cartouche, le brigand magnifique"
F 2009
Regie: Henri Helman
Darsteller: Frédéric Diefenthal, Juliette Lamboley, Gwendoline Hamon, Estelle Vincent, Grégory Fitoussi, François Levantal

Handlung: Frankreich zur Zeit der Régence. Cartouche ist ein Bandit. Als seine Verlobte durch den Polizeichef de Reynie getötet wird, schwört er Rache. Doch Reynie und Minister d'Argenson sind ihm auf der Spur und mit viel Glück gelingt es ihnen Cartouche in den Kerker zu werfen. Dort erwartet ihn allerdings ungeahnte Hilfe, denn nicht nur dass sich Reynies schöne Schwester Juliette in ihn verliebt hat, auch der Abbé Dubois hat seine eigenen Interessen nun Cartouche zu helfen, dessen Gefangennahme den Stern d'Argensons weiter steigen ließ. So kann Cartouche entkommen und er schlägt sich zu seiner Bande durch, die nun ihre Überfälle fortsetzt. Da sie einen Teil des Geldes an die Bevölkerung zurück gibt und die Polizei lächerlich macht, ist Cartouche höchst beliebt. Der Raub einer großen Kasse mit Steuergeldern ist sein finaler Coup. Damit sind die Karrieren von d'Argenson und Reynie ruiniert. Einer von Cartouches ehemaligen Komplizen wird verhaftet, als er einen Verräter tötet, gibt sich als Cartouche aus und wird unter dessen Namen auf dem Place de Grève hingerichtet. Cartouche aber sucht Mademoiselle de Reynie im Kloster auf, wohin sie sich nach dem Selbstmord ihres Bruders begeben hat.

Die Story hat wenig mit der Historie zu tun. Auch geht ihr leider einiges an Witz ab. Was aber für diesen Zweiteiler spricht, ist dass die Handlung recht abwechslungsreich ist, auch wenn man sich manche Episode hätte sparen können und die Story sicher auch in 2 Stunden gepasst hätte. Der Quotenfarbige wirkt etwas aufgesetzt und erfüllt ungefähr die Aufgabe wie Morgan Freeman in "Robin Hood - König der Diebe".
Cartouche ist hier eine Art französischer Robin Hood. Da man über Cartouche immerhin mehr weiß als über Robin Hood bietet er sich als Vorlage für Abenteuerfilme an. Auch sein früher Tod mit etwa 28 spielt da sicher rein - Helden sterben jung.
Die Darsteller sind überwiegend ganz passabel. Diefenthal als Cartouche hat etwas von Rambo. Der Chef der Polizei ist irgendwie etwas langweilig, dafür aber D'Argenson ganz gut wiedergegeben, der Regent aber doch zu uninspiriert dargestellt. Wie immer bleibt Philippe Noiret offenbar die einzige brauchbare Darstellung dieses spannenden Charakters. Was mir besonders gefiel waren Juliette Lamboley und Céline Vitcoq als Mlle. Reynie und ihre Zofe.
Was ich schön fand war, dass es doch einige Handlungsorte gibt und auch die Landschaft v.a. für eine TV-Produktion ziemlich gut gefilmt wurde. Schade, dass die Degen oftmals wie Schwerter eingesetzt werden, jemanden mit der Schneide eines Degens zu bedrohen ist einfach sinnlos, da diese normalerweise einfach stumpf waren!
Die Kostüme sind so lala, etwa so gut wie in der "Nicolas le Floch"-Reihe. Scheinbar typisch für moderne franz. Abenteuerfilme.
Eindeutig in mehr als einer  Hinsicht besser als "Lagardère", was ja auch von Helman stammte.

Darsteller **
Bilder **
Story ***
Fechtszenen *
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D.J.

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Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
« Antwort #63 am: 21. März 2019 - 15:28:08 »

Danke dir für die interessante Besprecheung. Den Film habe ich mir notiert, auch wenn die Fechtszenen ... na ja, gewöhnungsbedürftig aussehen müssen. Werden die Degen da wirklich wie Schwerter geschwungen nach dem Motto: Bringt nix, aber sieht schwungvoll aus und macht so ein schönes "Wuhuschhwuschusch" im Kampf?  :o
Dann muss ich mir den ansehen :D
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Pappenheimer

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Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
« Antwort #64 am: 21. März 2019 - 15:28:41 »

"Die merkwürdige Lebensgeschichte des Friedrich Freiherrn von der Trenck"
D, I, F, Ö 1972
Regie: Fritz Umgelter
Darsteller: Matthias Habich, Rolf Becker, Nicoletta Machiavelli, Mario Erpichini

Handlung: Der junge Student Trenck fällt zufällig dem jungen Preußenkönig Friedrich II. auf. Damit beginnt eine schicksalshafte gemeinsame Zukunft, denn Friedrich ist anfangs vom heißblütigen Draufgänger überaus angetan, der auch in der Schlacht von sich Reden macht. Nur der Konflikt Trencks mit seinem  Rittmeister Jaschinski wird diesem ebenso zum Verhängnis wie seine Liebesbeziehung zu Friedrichs Schwester Amalie. Schließlich landet Trenck im Kerker, der Kollaboration mit seinem österreichischen Verwandten Franz von der Trenck beschuldigt. Trenck gelingt eine abenteuerliche Flucht. Doch diese zieht ihm nun erstrecht den Hass des Preußenkönigs zu, der ihn bis zu dessen Tod verfolgen wird. Denn nach abenteuerlichen Jahren, stets auch verfolgt von preußischen Häschern, geht Trenck endlich den Preußen ins Netz und muss eine langjährige Haft absitzen. Als er endlich frei ist, kann er schließlich auch während der Französischen Revolution seine Klappe nicht halten und wird ein Opfer der Guillotine.

Dieser TV-Mehrteiler zählt wohl zu den Klassikern von Umgelter und ich habe ihn als Kind auch ganz toll gefunden. Heute sehe ich das kritischer.
Zum einen hat die Handlung in zahlreichen Fällen wenig mit der Literaturvorlage zu tun. Z.B. die Darstellung der Schlacht bei Soor hier im Film hat weder Gemeinsamkeiten mit der historischen Schlacht, noch mit der scheinbar weitesgehend frei erfundenen Variante in Trencks Memoiren. Zahlreiche Aspekte in der Verfilmung sind schlicht falsch. So wenn vorgegaukelt wird, als ob Prinzessin Amalie als Äbtissin von Quedlinburg wie eine katholische Nonne leben müsse (ihre Vorgängerin die Gräfin Königsmarck war bekanntlich die Mätresse August des Starken!), auch wird die Datierung oftmals aus unerfindlichen Gründen vollkommen durcheinander gebracht. Die Darstellung der Schlacht bei Soor ist schlichtweg lächerlich. Diese Taktik der Garde du Corps sich in der Attacke mit den Pferden hinzulegen! Aua! Die Kostüme sind überwiegend Marke Rumpelkammer, Ausnahmen sind vereinzelt Uniformen. Aber leider musste man überwiegend scheinbar auf den UFA-Fundus zurückgreifen, was man den Klamotten auch ansieht.
Die Besetzung ist skurril. So sieht Trenck einfach für seine Rolle als Student viel zu alt aus, sogar älter als der König! Habich ist als Hauptdarsteller für einen Abenteuerfilm einfach zu hölzern oder trocken. Der spätere Versuch mit Quadflieg und Habich in der Nebenrolle war dann schon deutlich ansehnlicher.
Leider sind die Drehorte überwiegend nicht besser, vielleicht von den Festungen abgesehen. Das Schloss, was hier als Residenz von Friedrich II. hergenommen wird, hat einfach null Ambiente und erinnert weder an die Berliner Residenz, noch an Sanssouci noch an irgendein preußisches Königsschloss.
Die Darstellung der Garde du Corps, wobei einfach eine Wache bei einem Ball ohne Ahndung von seinem Posten weggehen kann und mit einer anwesenden Dame tanzt, ist einfach nur stümperhaft.
Insgesamt entsprach die Produktion sicherlich den Sehgewohnheiten von damals, als man sich über billige Attrappen als Waffen etc. nicht weiter verwundert hat (wir hatten ja eh nur nen Schwarz-Weiß-Fernseher) und im Grunde ist die Vorlage auch abenteuerlich genug, dass die damals mit Action wenig verwöhnten Zuschauer bestimmt bei der Stange blieben. Als TV-Mehrteiler von damals eher noch einer der unterhaltsameren, aber ansonsten naja...

Darsteller *
Bilder *
Story **
Fechtszenen *
« Letzte Änderung: 25. März 2019 - 11:42:15 von Pappenheimer »
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Pappenheimer

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Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
« Antwort #65 am: 21. März 2019 - 15:33:54 »

Danke dir für die interessante Besprecheung. Den Film habe ich mir notiert, auch wenn die Fechtszenen ... na ja, gewöhnungsbedürftig aussehen müssen. Werden die Degen da wirklich wie Schwerter geschwungen nach dem Motto: Bringt nix, aber sieht schwungvoll aus und macht so ein schönes "Wuhuschhwuschusch" im Kampf
Ja, sieht man, wenn die so ausholen und der Gegner ausweicht, als ob eine Säbelklinge käme. Bei nem Degen ist halt der Unterschied, dass bei wem, der Dich damit meinetwegen auf den Bauch schlagen will, dass man als Fechter, dann einfach mit dem Handschuh die Klinge ergreifen und wegziehen kann. Wurde auch sowohl von Angelo als auch der französischen Schule so gelehrt.

Degen sind halt Stich- und nicht Hiebwaffen. Nur Palasche sind da als Zwitter zwischen Degen und Schwert ne Ausnahme, da man durch das Gewicht praktisch auch schlagen kann.
« Letzte Änderung: 28. März 2019 - 09:36:13 von Pappenheimer »
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D.J.

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Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
« Antwort #66 am: 21. März 2019 - 15:49:54 »

Ja genau, so habe ich das auch mal gelernt. Degen = Stich, Schwert = Hieb, manchmal auch Streich. Deswegen finde ich solche Fechtszenen immer zum schießen ;D
Vor allem, wenn sie auch noch ernst gemeint sind und dadurch unfreiwillig komisch wirken.
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Plasti

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Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
« Antwort #67 am: 21. März 2019 - 17:55:36 »

Von "Cartouche" gab es auch mal die Version mit Belmondo.
Die war ganz lustig aber das war es dann auch schon gewesen.
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D.J.

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Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
« Antwort #68 am: 22. März 2019 - 05:22:58 »

Ah, Belmondo! Dessen Cartouche kenne ich auch :) Der war nice. Überhaupt kenne ich sehr viele Belmondo-Filme ;D
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Pappenheimer

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Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
« Antwort #69 am: 27. März 2019 - 09:10:17 »

"St. Ives"
GB, F, D, Irl. 1998
Regie: Harry Hook
Darsteller: Jean-Marc Barr, Anna Friel, Richard E. Grant, Miranda Richardson, Michael Gough, Cécile Pallas, Jason Isaacs

Das ist eine Abenteuerkomödie nach Romanfragmenten von Robert Louis Stevenson und reichlich abenteuerlich geht's da auch zu. Bin gestern erst durch einen Artikel über Hauptdarsteller Richard E. Grant drauf gestoßen.

Handlung: Frankreich 1813, der Husarenoffizier St. Ives hat das seltene Vermögen mit seiner Art überall anzuecken weshalb er verwirrend viele Duelle ausfechten muss. Als ihm das zuviel wird und die Duelle ihm die Zeit nehmen sich mit einer schönen Sängerin zu vergnügen, provoziert St. Ives seine Degradierung. Doch die ist gravierender als erwartet und er muss sogleich als einfacher Füsilier dienen. In einem aberwitzigen Versuch seinen Rang wiederherzustellen indem er ein Lager Briten ausheben will, gerät er in britische Gefangenschaft und wird nach Schottland deportiert. Dort lernt er im Gefängnis die schöne junge Flora Gilchrist, Tochter eines Schiffsarztes kennen, die ihm zu seiner Flucht verhilft. Denn unweit dem Gefängnis lebt der Emigrant Comte de St. Ives, der Großvater des Heißsporns. Als der alte Comte nun Jacques de St. Ives sein Erbe vermachen will, wird Jacques von seinem nichtsnutzigen Bruder Alain verjagt und der Comte ermordet. St. Ives flieht nun durch Schottland, kann sich aber von Flora nicht wirklich trennen. Auf einem schottischen Maskenball kommt er erneut mit Alain aneinander, kann aber mit einem Ballon fliehen - allerdings mit Major Chevening im Gepäck, seinem ehemaligen Gefängniskommandeur, der es auf Floras Tante abgesehen hat. Beide verschlägt es zurück nach Frankreich, wo der Colonel von St. Ives Regiment diesen zähneknirschend wieder aufnimmt, während Chevening zuerst von den Briten für einen Spion gehalten wird. Aber Alain de St. Ives ist Jacques auf der Spur, denn der alte Comte hatte ja vor versammeltem Gesinde Jacques statt ihm zum Erben erklärt. In einem finalen Kampf findet Alain sein Ende und der unterdessen in britische Gefangenschaft geratene Jacques erfährt von der Kapitulation von Paris und dem Frieden. Nun steht Chevenings und St. Ives Glück nichts mehr im Wege...

Erstmal vorab für Napoleoniden, dieser Film nimmt's ungefähr so genau mit der Geschichte wie "The Scarlett Pimpernel". So standen 1813 einfach noch nicht die Verbündeten vor den Toren von Paris wie anfangs behauptet und auch die Briten scheinbar in Nordfrankreich ergeben nicht viel Sinn. Die würden eher zur Expedition des Russisch-Britischen Korps 1799 passen und dazu wären auch die hier gezeigten Uniformen überwiegend besser. Denn sowohl Briten als auch Franzosen haben hier - wenn auch etwas theatermäßig gehalten - Uniformen mit langen Schößen und Zweispitzen. Wobei bei den franz. Infanterieoffizieren einiges durcheinander geht, so haben diese einfach alle den einfachen Grenadierssäbel M1802 statt einen Offizierssäbel oder Degen. Auch ansonsten passt das Kostümbild von 1-2 Ausnahmen abgesehen einfach deutlich besser für 1790er.
Sehr schön sind die Bauten und Landschaftsaufnahmen. Es gibt ein großes Gefängnis und die Szenen die in Frankreich spielen sollen sind überwiegend wirklich sehr chique.
Am besten hat mir allerdings der Humor gefallen, der ganz gut ein Mittelmaß zwischen Zoten und Ernst aufweist. Die Darstellerriege allen voran Richard E. Grant als ungelenker und überaus englischer Offizier machen ihre Sache richtig gut. Miranda Richardson werden die meisten durch "Blackadder" und Jason Isaacs z.B. als Fiesling in "The Patriot" kennen.
Trotz der seltsamen Kostüme hat der Film alles was ein gutes Abenteuer braucht und ich fühlte mich 1 1/2 Stunden lang gut unterhalten. Gefochten und geschossen wird auch und das sogar recht flott.

Darsteller ****
Bilder ****
Story ****
Fechtszenen ****
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Pappenheimer

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Die unfreiwilligen Reisen des ... Benjowski
« Antwort #70 am: 27. März 2019 - 18:02:58 »

Nun kommt mal ein scheinbar kaum beachteter ZDF-4-Teiler, obwohl meines Erachtens der Beste, der mir bisher außer "Gefährliches Geheimnis" untergekommen ist.

"Die unfreiwilligen Reisen des Moritz August Benjowski"
D, F, I 1974
Regie: Fritz Umgelter
Darsteller: Christian Quadflieg, Nicole Heesters, Matthias Habich, Sky du Mont, Günter Strack, Georges Wilson

Handlung: Benjowski wird von seiner Hochzeit im ungarisch-polnischen Grenzland weggeholt, da er sich der Konföderation von Barr verschrieben hat. Rasch muss er erkennen, dass der Kampf gegen die Russen keine Chancen hat. Er zeichnet sich zwar als Reitergeneral aus, gerät aber in russische Gefangenschaft.
In Kasan interniert, kann er zwar entkommen, gerät dann aber erneut in russische Hände. Fast käme ihm seine Karriere in österreichischen Diensten zupass, doch wird er in die Intrige der Adligen in Kasan hinein gezogen und daher von Zarin Katharina 1770 nach Sibirien deportiert.
Auf dem beschwerlichen Marsch haben die Gefangenen zahlreiche Abenteuer zu bestehen. Vor allem Benjowskis und seines schwedischen Freundes Wynbladt Pläne zu Entkommen fliegen immer wieder auf bis sie endlich auf Kamtschatka ankommen. Benjowski gelingt zwar das Herz der Tochter des Kommandeurs Nilow zu gewinnen, aber die Gefährten bestehen darauf, dass sie die Flucht wagen. Benjowski hat sich schon viel zu tief in die Verschwörung eingelassen um zurück zu können. Obendrein hat er es mit dem eifersüchtigen russischen Verbannten Stephanow zu tun, der alles leicht zunichte machen kann. Da die Verbannten überwiegend aus Offizieren bestehen, sind sie taktisch den Truppen Nilows deutlich überlegen. Sie besiegen diese und machen sich mit einem Schiff auf eine beschwerliche Reise, wobei sich Benjowski und seine Anhänger immer wieder mit Stephanow rumschlagen muss.
Nach vielen Abenteuern gelangen sie nach Macau, wo sich die Kolonialmächte sehr interessiert an Benjowskis Reiseaufzeichnungen zeigen. Dort kann er auch endlich Stephanow abschütteln. Von Macau segelt Benjowski zurück nach Europa. Am französischen Hof erfährt er, dass der polnische Kampf gescheitert ist und die Regierung die Unterstützung der Polen aufgibt. Statt nach Formosa, wo ihn der Inselhäuptling erwartet, soll Benjowski nun auf Wunsch eines französischen Ministers nach Madagaskar begeben, um dieses zu kolonisieren. Auch wenn seine Gemahlin Anna, die er nach sovielen Jahren erstmalig wiedersieht, das nicht so toll findet, reisen sie gemeinsam in den Indischen Ozean. Die lokale Administration will Benjowski nur unzureichend unterstützen und er bekommt nur wenige Truppen und fast keine Vorräte.
So ist sein Unternehmen fast von vornherein zum Scheitern verurteilt. Als die Soldaten wie die Fliegen an einer Epidemie sterben und auch sein Sohn der Krankheit erliegt, liegen bei den Überlebenden die Nerven blank. Außerdem versammeln sich die Ureinwohner der Insel um die Franzosen scheinbar anzugreifen, die wenig zur Gegenwehr haben. Da Benjowski aber entsprechend dem Willen von Louis XV und seiner eigenen Überzeugung entschieden gegen die Sklaverei vorgegangen ist, wird er statt getötet zum König von Madagaskar auserkoren...

Die Lebensgeschichte von Benjowski ist ein einziger Hammer. Und man hat versucht sie ziemlich akribisch nachzuzeichnen. Dabei hat man sogar die Zeit als Halbwüchsiger in der Österreichischen Armee im Siebenjährigen Krieg ganz weggelassen. Sonst wären wohl 6 Teile draus geworden. Die Story ist hier die große Stärke des Films. Ob alles wahr ist, wissen wir nicht, aber immerhin beruht die Verfilmung weitesgehend auf Selbstzeugnissen Benjowskis.
Die Darsteller sind überwiegend ganz famos. Ausnahmen sind v.a. Sky du Mont, der als Abenteurer einfach zu steif wirkt und auch einfach nicht als ernsthafter Gegner eines Quadflieg/Benjowski rüberkommt, und der wie gehabt spröde Habich, der hier aber als General Orlow eine wirklich unwichtige Nebenrolle hat. Strack spielt Nilow mit einer außerordentlichen psychologischen Schärfe - vielleicht eine seiner besten Rollen.
Die Kostüme sind für eine TV-Produktion garnicht so schlecht, auf jeden Fall deutlich besser als im etwa zeitgleich entstandenen "Trenck" oder in den Lederstrumpf-Filmen aus Deutschland. Natürlich gibt es auch ne Menge Polyester und einige schreckliche Perücken - aber so what! Dafür sind die Drehorte regelrecht berauschend. Denn es wurde wirklich geklotzt. Die Story ist auch sehr fordernd: die Gebirge, das verschneite Sibirien, Schlösser, Festungen, Schiffe, tropische Inseln - alles dabei!
Natürlich muss Quadflieg/Benjowski auch oft in bester Mantel- und Degenmanier kämpfen. Das macht er auch ganz ordentlich wie es ihm überhaupt gelingt diesen unsteten Charakter einzufangen und uns als Zuschauer über viele Stunden bei der Stange zu halten.
Auch wenn Bild und manches andere heute antiquiert wirken mögen, m.E. eine packende Verfilmung eines ganz großen Stoffes.

Darsteller ***
Bilder ****
Story *****
Fechtszenen **
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Plasti

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Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
« Antwort #71 am: 27. März 2019 - 18:09:33 »

Der vier Teiler ist an mir vorbei gegangen.
Ok 1974 habe ich mit den ersten Airfix Figuren angefangen, ach ja Playmobil kam da auch auf den Markt.

Aber wieder zurück zu Benjowski.
Muss mal sehen wo ich den sehen kann, hört sich interessant an.
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Pappenheimer

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Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
« Antwort #72 am: 27. März 2019 - 18:30:04 »

Aber wieder zurück zu Benjowski.
Muss mal sehen wo ich den sehen kann, hört sich interessant an.
Ich hab's auf Youtube mal gefunden - komplett sogar.
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Plasti

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Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
« Antwort #73 am: 27. März 2019 - 19:24:54 »

Das ist doch ein Anfang, nu weis ich schon mal wo ich suchen muss.Danke :)
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Pappenheimer

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Tödliches Geheimnis
« Antwort #74 am: 29. März 2019 - 13:40:27 »

Der wohl beste ZDF-Mehrteiler der Klassiker, wenn auch heute zu Unrecht ein eher vergessener.

"Tödliches Geheimnis"
GB, D, F, Ö, I 1980
Regie: Herbert Wise
Darsteller: Mick Ford, Günther Maria Halmer, Chrissie Cotterill, Jacques Maury, Stephen Rea

Handlung: Caleb Williams ist im England des späten 18.Jh., ein Sohn einfacher Leute. Diese leiden zusehends wie die ganze Umgebung unter dem Joch des Großgrundbesitzers Tyrell. Sein erbitterter Konkurrent ist der wohl erzogene Ferdinand Falkland, der sich in Tyrells Cousine Emily verliebt hat. Doch Tyrell will unbedingt diese Verbindung verhindern, da er erkennt, dass er als Gentleman diesem Falkland nicht das Wasser reichen kann. Emily stirbt weil Tyrell sie inhaftieren lässt. Calebs Vater wird des Mordes an Tyrell bezichtigt, als er an der Leiche des Tyrannen gefunden wird. Er wird hingerichtet, Caleb als Sohn eines Mörders verächtlich gemacht.
Falkland nimmt nun Caleb bei sich auf, der elternlos und orientierungslos geworden ist. Offensichtlich bezweckt Falkland etwas damit, doch Caleb kommt nicht dahinter was. Als sich Caleb in das Dienstmädchen Jane verliebt, wird diese entlassen und Caleb begreift, als er Briefe seines Vaters an Falkland bei diesem findet, dass Falkland vielleicht schuld am Tod seines Vaters ist. Schließlich flieht Caleb aus Falkland Park. Falkland stellt es so hin, als habe Caleb ihn bestohlen und schickt ihm Leute nach, die ihn einfangen sollen. Das könnte Calebs sicheren Tod bedeuten.
Doch Caleb gelingt ein Ausbruch aus dem Gefängnis. Eine Jagd auf ihn beginnt, denn Falkland weiß, dass Caleb hinter sein Geheimnis gekommen ist, dass er selbst Tyrells Mörder ist. Besessen von dem Gedanken Caleb fangen zu müssen wird Falkland zusehends wahnsinnig. Caleb wird schließlich doch ergriffen. Vor Gericht wird deutlich, dass Falkland viel zu verbergen hat, auch wenn er seinen Einfluss als Landbesitzer wiederum geltend machen könnte...

Der Stoff ist ungemein packend. Auch wenn man vielleicht schon in Folge 2 recht rasch dahinter kommt, dass Falkland der Mörder sein dürfte, ist die Story packend. Denn der zugrunde liegende Roman von William Godwin von 1794 kritisiert das englische Rechtssystem und die Chancenungleichheit mit aller Schärfe und führt die Schwächen des Systems auf zahlreichen Ebenen vor. Da ist der angebliche Mord, auch wenn Calebs Vater nicht dabei beobachtet wurde. Dann der angebliche Diebstahl durch Caleb, der fingiert ist und dessen Strafe einfach vom missgünstigen Grundherrn herbei prozessiert werden kann und dann das Gespinst von Abhängigkeiten zwischen Herren und Dienern.
Dankbarerweise hat man hier einen grandiosen Fundus aufgetan, so dass die Kostüme ganz überwiegend stimmig sind.
Die meisten Namen der Schauspieler sagen mir Garnichts. Halmer hat hier als Falkland die Rolle seines Lebens, auch Rae ist als besessen böser, stumpfsinniger Tyrann fantastisch. Der Rest der Darsteller ist einfach angemessen.
Der 4-Teiler bietet Abenteuer pur, mit Straßenräubern, Verfolgungsjagden, Schießereien und allerlei, was man bereits aus "Tom Jones" kennt. So ist der insgesamt doch eher düstere Ton der Handlung nicht so arg erdrückend.
Die Bauten in England und Italien (wo Falkland zu Bildungszwecken am Anfang weilt) sind beeindruckend und fein nuanciert abgestimmt. So wohnt Falkland distinguiert modern, während Tyrell nichts auf Moden gibt.

Darsteller *****
Bilder ****
Story *****
Fechtszenen (spielen keine Rolle)
« Letzte Änderung: 01. April 2019 - 09:59:57 von Pappenheimer »
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