Ich konnte mich an diesen Schmarrn mit Staraufgebot eigenartigerweise nicht mehr erinnern. Hier der Review zu einer der neueren Mantel- und Degenpossen.
"The Musketeer - Der junge D'Artagnan"UK, D, Lux., USA 2001
Regie: Peter Hyams
Darsteller: Justin Chambers, Tim Roth, Mena Suvari, Catherine Deneuve, Stephen Rea
Handlung: Frankreich zu einer nicht näher definierbaren Zeit (Königin Anne ist alt aber hat noch keine Kinder - also wann soll das bitteschön spielen?) vermutlich im 17. Jh.. Nachdem D'Artagnans Eltern vom fiesen Febre aus unerkennbarem Grund ermordet wurden, wächst er in der Obhut von Planchet heran, der ihm die Kampfkünste etc. beibringt (
). Als junger Mann kommt er nach Paris, um Monsieur de Tréville aufzusuchen. Dieser ist mittlerweile ein Greis und wurde in den Kerker Richelieus geworfen (what???). Zuerst befreien D'Artagnan und ein paar andere Tréville, dann verhindern sie einen Anschlag auf das Königspaar, als ein vom Kardinal angestachelter Mob das Schloss stürmt. Derweil hat Febre, die recht Hand Richelieus, den spanischen Gesandten ermordet (what??? - und es gibt keinen Krieg?).
Febre bekommt den Auftrag es so zu bewerkstelligen, dass Buckingham England in einen Krieg gegen Frankreich schlittern lässt (why - tell me why???). Doch anders als nach den Plänen des Kardinals, entführt Febre schließlich die Königin und Buckingham auf ein Schloss. Nach einem Reiterangriff der Musketiere (
) auf das Schloss wird dieses erobert und die Königin und Francesca, die Tochter einer Näherin der Königin (
) befreit.
Was war denn da los? Also die italienischen Filme des Genres sind ja schon hirnrissig. Aber dieser Schinken ist ja der totale Verkehrsunfall. Eine absurde Story, die außer ein paar Namen - wobei sogar Constance Bonancieux und Lady de Winter z.B. fehlen - nichts mit den Romanen von Dumas gemein hat, ist der Vorwand irgendwelche aneinander gereihte Actionsequenzen aufzuführen. Selbst wenn man nun annimmt, dass ähnlich wie in dem Maciste-Universum des Sandalenfilms die ganze historische Rahmengeschichte zu ignorieren ist, sind selbst die hier vorhandenen Charaktere in sich null Prozent schlüssig. Da fehlt schon die Motivation zu Entscheidungen. Mal geht Richelieu die Gefahr ein, dass der König auf einem Bankett von seinen Häschern ermordet wird, dann aber schreckt er vor der Entführung und Ermordung der Königin zurück. Ähnlich wie bei "Die drei Musketiere" von 1993 (Stephen Herek) bleibt der Streifen die Erklärung schuldig, was Richelieu der Sturz von Louis XIII denn überhaupt nutzen soll. Richelieu ist geistlicher. Nach dem Tod des Monarchen würde eben ein anderer Bourbone auf den Thron kommen und dieser würde, da Richelieu nicht in dem Maße vertraut, den Kardinal wahrscheinlich sogar absetzen. Die ganze Provokation des Krieges mit England UND Spanien ergibt keinen Sinn. Warum ist dann nicht sofort Krieg, als der Gesandte ermordet wurde? Was soll Richelieu das Chaos nützen? Würde man es nicht einfach ihm anlasten?
Die Kampfszenen an sich widersprechen allen Begriffen der Physik. Menschen in barockesken Klamotten die dreifache Saltos durch die Luft machen zu dem Zweck ein paar Sekunden später wieder an der selben Stelle zu landen. Die Rapiere (?) haben unglaublich harte Klingen und werden auch zum Festheften an Deckenbalken benutzt(
) und noch mehr Clownsnummern. Rochefort kann offenbar nicht kämpfen. Die Musketiere sind völlig bescheuert und reiten auf ihren Pferden auf eine Burg zu, von der sie mit Kanonen und Kleingewehr niedergemäht werden. MUSKETiere! Selten mal mit ner Muskete unterwegs!
Das Kostümbild erinnert ein bisschen an Comics. Der König hat ne lustige Perücke wie aus nem Low Budget Märchenfilm. Wie ne Märchenfigur wirkt auch die alte Königin.
Dem Cast, der sich teilweise aus Superstars wie Tim Roth und Catherine Deneuve und das in den Hauptrollen zusammensetzt, macht dieser Quatsch auch offenbar kaum Spaß. Die Filmkritiken spiegeln das wider. Vermutlich wieder das Problem wie bei ähnlichen Versuchen, nen Superheldenfilm mit ner Mantel- und Degenstory zu kombinieren, dass die Charaktere einfach so abwegig werden, dass den Schauspielern nicht einfällt wie sie diese widerspiegeln sollen.
Als einer der wenigen positiven Aspekte ist die Kameraarbeit zu bewerten und die teilweise erstaunlich gut ausgewählten Waffen und Drehorte.
Darsteller *
Bilder ***
Story
Fechtszenen *