Kaserne > Abwegige Ideen
Don's Cretan War
DonVoss:
Danke für die Kommentare.... ;)
Während sich die Belagerung von Candia vollzog kämpften die Osmanen und Venedig noch an vielen anderen Orten. Es gab einen heftig geführten Seekrieg, den Venedig lange für sich entscheiden konnte. Dazu amphibische Landungen und den üblichen Kleinkrieg entlang der dalmatischen Küste.
Genrell kann man sagen, dass die Venzianer lange Zeit auf See sehr erfolgreich waren und die Osmanen beinahe alles an Land gewannen. Fast drängt sich der Vergleich Athen vs. Sparta auf: Seemacht gegen Landmacht.
--- Zitat ---...und totaler Motivationslosigkeit auf beiden Seiten gewesen sein.
--- Ende Zitat ---
Die Belagerung an sich war nur durch diese Pattsituation so lange möglich. Die Venezianer konnten die Versorgung oder gar Verstärkung der Osmanischen Truppen auf Kreta schwer beeinträchtigen bis verhindern. Die Belagerer litten also unter starken Versorgungsschwierigkeiten. Hunger und Mangel an Kriegsgerät waren an der Tagesordnung.
Andereseits waren die Ressourcen von Venedig so in Anspruch genommen, dass sie Candia nicht wirklich so verstärkuen konnten, um die Belagerer entgültig zu besiegen.
Was folgte war ein grausamer Belagerungskrieg, der mit damals modernsten Mitteln geführt wurde. Es wurden Minen und Gegenminen angelegt. Ein erbarmungsloser Krieg unter der Erde fand statt, in dem Tunnel mit Sprengsprengmaterial vorangetrieben wurden. Gegentunnel wurden angelegt und wenn sich diese Tunnel trafen, kam es zu erbitterten Gefechten unter der Erde auf engstem Raum.
Für diesen Krieg unter der Erde wurden auch Spezialisten aus Nordeurpoa angeheuert, die diese Belagerungen etwa aus dem Unabhängigkeitskrieg der Holländer gegen Spanien kannten.
Aber auch die Belagerten litten gerade in den Wintermonaten oft unter Skorbut und Hunger. Es gab kaum Brennmaterial. Und die Kämpfe, zu denen auch die regelmäßigen Ausfälle aus der Festung gehörten, waren sehr verlustreich.
So kam es zu Desertationen hin zu den Osmanen. Dort angekommen mussten die Soldaten oft feststellen, dass es hier nicht viel besser aussah. So kam es durchaus zu Doppeldesertationen, also zum Rückwechsel in die Festung.
Da überall Mangel an Männer bestand, wurden die Rückläufer einfach wieder in ihre Regimenter aufgenommen.
--- Zitat ---Bin gespannt, wie du die Venezianer darstellst...
--- Ende Zitat ---
Die Venzianer haben in Candia kaum mitgekämpft. Hört sch erstmal komisch an, aber die Venezianer selbst hatten schon Schwierigkeiten ihre Flotte zu bemannen.
Sie waren vor allem auf den Einsatz von Söldnern und im späteren Verlauf auch von Kreuzzüglern angewiesen. Dazu gab man an Hauptmänner Patenten und überlies denen dann die Anwerbung. Die Venzianer unterscheiden in ihren Dokumenten Oltromontani, Jungs von jenseits der Alpen, also Deutsche, Schweizer, Schotten etc. und Oltromarini, Jungs von jenseits der Adria, Albaner, Kroaten aber auch Griechen.
Es kamen aber auch Truppen aus verschiedenen Kleinstaaten Italiens zum Einsatz. Meist von zweifelhafter Qualität und oft in den Dienst gezwungen (Häftlinge, verurteilte Diebe etc.). Aber auch der Papst sandte Truppen.
Eine Sonderrolle nehmen die Franzosen ein. Obwohl die Osmanen die natürlichen Verbündeten der Franzosen waren (zusammen gegen Habsburg), kämpften große, gut ausgerüstete Kontingente der Franzosen auf Kerta. Zumeist kämpften sie dabei unter der Flagge des Papstes oder des Malteserordens.
Hier ein paar Zahlen der Verteidiger von Candia für das Jahr 1651
1624 Oltramonatani
301 Oltramarini
502 Italiener
852 Griechen
997 Korsen
Uniformen/Gewandung
Die Deutschen, die gerade in der Anfangszeit nach Kreta gebracht wurden, werden oft noch in ihren "Uniformen" aus dem 30-jährigen Krieg dargestellt.
Die Albaner und Griechen sehen wie Bashi Bazuks aus. Wallende Klamotten, Turban.
Die Franzosen, die etwas später kamen, tragen auf den Abbildungen die frühen Uniformen des Sonnenkönigs.
Besonders eine Abteilung junger französcher Adliger soll sehr fesch gekleidet gewesen sein. Die jungen Männer reisten inkl. Diener an, die ihre Gewehre anchladen mussten und ihren während der Schlacht zur Hand gehen sollten.
Ich zeige heute mal meine Bashi Bazuks, die ich auch für den Sudan und dergleichen einsetzen kann.
Die Minis stammen teilweise von den Perrys, teilweise von Hicks aus der Napoelon in Egypt-Range von Brigade Games.
Dazu gibts nocn n paar Osmanen, die ich größtenteils schon fertig hatte... :)
Das Coole ist hier, dass man die Albaner/Griechen auf beiden Seiten einsetzen kann. Sie waren gefürchte Banditen und Wegelagerer...also die perfekten Plankler z.B. für einen Ausfall.
Cheers,
Don
Pappenheimer:
Ist doch ganz einfach, warum Du diesen Konflikt ausgesucht hast.
Der ist buuuunt. Da kannst Du Dich so richtig austoben und ne Belagerung liefert immer einen super "Vorwand" für Skirmish-Spielchen: Kampf im Graben, Wegnahme einer vorgeschobenen Schanze, nächtlicher Handstreich gegen einen Grabenabschnitt, Mission Schaufelnklauen...
Schöne Ergebnisse bislang. Bin auch schon sehr auf Dein Gelände dafür gespannt. Wird das sowas wie ne Kraterlandschaft.
Der "Chefingenieur", der bei der Belagerung von Wien auf Wiener Seite dabei war und recht früh in den Kämpfen gefallen ist, war auch durch die Schule von Candia gegangen.
Riothamus:
Eine Zeit lang soll es aus West- und Mitteleuropa einen solchen Andrang gegeben habe, dass die Venezianer nach Erfahrung einstellten und aus Frankreich ganze Adelseinheiten kamen. Auch aus meinem Heimatdorf fiel ein Fähnrich in Kandia. (In der deutschen Literatur und im Türkischen wird es meist mit 'K' geschrieben. Denn 'C' ist nur die italienische (und englische?) Schreibweise. Griechisch wurde die Stadt in der Neuzeit einfach Megalo Kastro genannt, während in der Antike ein 'Ch' stand, dass in der Koine wie 'K' ausgesprochen wurde.) Selbst aus protestantischen Gegenden kamen Freiwillige, und die Fürsten waren ungewohnt großzügig, was das Versenden von Truppen angeht. Sprich: Die arbeitslosen Söldner des 30jährigen Krieges, die nichts anderes gelernt hatten, wurden elegant von einem Problem zur Möglichkeit außenpolitisch Ansehen zu sammeln.
Bis zu den Grabenkämpfen des 1. Weltkriegs galt Kandia entweder als Sinnbild des schmutzigen Krieges oder als 'Kriegsschule Europas'. Karl May z.B. erwähnt es mehrfach ganz selbstverständlich als solches und auch bei Fontane kommt es vor. Heute werden von der Öffentlichkeit mit dem modernen Namen der Stadt, Heraklion die Ereignisse des 2. Weltkriegs, die Zerstörung der Stadt und in Deutschland auch die Verluste der deutschen Fallschirmjäger verbunden. Insofern will ich die Einordnung unter 'Abwegige Ideen' nicht kritisieren, nur auf die kulturhistorische Bedeutung aufmerksam machen.
Wie es sich gehört waren oder sind Beginn und Ende umstritten. Johanniter hatten das Schiff der "Sultanin", die auf Pilgerfahrt nach Mekka war, aufgebracht und die Venezianer haben ihnen samt erbeutetem Schiff in Kreta Schutz gewährt. Sie sprachen dabei allerdings wohl von der Bedrohung durch Piraten. Später nahmen mehrere Gruppen in Anspruch, durch ihren Abzug die Venezianer zu Verhandlungen genötigt zu haben. So erklärt sich die seltsame Aufzählung bei Wikipedia. In Deutschland ist wohl am bekanntesten, dass der Deutsche Orden seinen Rückzug angekündigt habe. Die Madonna von Kandia wurde vom kaiserlichen Kontingent nach Wien gebracht, wo sie bis heute zu sehen sein soll.
Naturgemäß fehlt bei Wikipedia einiges, ein wenig ist aber geschönt oder verfälscht oder aus unzuverlässiger Literatur in den Artikel geraten und ich weiß nicht, ob bei der Überarbeitung alles herausgefischt wurde. Bei einigen Artikeln ist die Textgeschichte ja mittlerweile komplizierter als bei der Bibel. Zumindest der Blödsinn von Herodot hat überlebt. Daher empfehle ich den mal nur mit Warnhinweis: https://de.wikipedia.org/wiki/Belagerung_von_Candia
Sorandir:
Sehr interessant, was hier so an Wissen zusammengetragen wird :)
... und dass man da alle möglichen Turbanträger verwursten kann, ist natürlich ne bequeme Sache (...wenn man welche hat...) ;)
--- Zitat ---Bin auch schon sehr auf Dein Gelände dafür gespannt. Wird das sowas wie ne Kraterlandschaft.
--- Ende Zitat ---
Jep, ich würde mich auch über Bilder freuen, wenn das mal auf die Spielplatte kommt
DonVoss:
--- Zitat ---...ich würde mich auch über Bilder freuen, wenn das mal auf die Spielplatte kommt.
--- Ende Zitat ---
Meine ersten Spiele mit denen habe ich schon hinter mir.
Habe aber nicht allzuviele Bilder gemacht... ::)
Das Szenario war allerdings weniger ein Grabenkampf oder ein Stollengefecht unter der Erde.
Stattdessen stellte ich einen der vielen Ausfälle der Venezianer dar.
Die Belagerer leiden unter Futtermangel und auch das Schießpulver wird langsam knapp.
Ein größerer Tross kommt auf die Platte und muss vom Osmanen-Spieler sicher zur großen Batterie geführt werden.
Das Gnaze habe ich wie immer mit Kugelhagel angerichte mit ordentlich Hausregeln.
Die Festung ist noch aus meiner Italian-Wars-Kampagne. Bisschen zu mittelalterlich... ;)
...aber für ein erstes Probespiel war das erstmal okay.
Cheers,
Don
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