Hallo zusammen,
ich hatte ja schon immer eine Schwäche für ungewöhnliche Militärprojekte, dürfen auch ruhig sehr stark in den SciFi- oder What if-Bereich reingehen. Diesmal war das nicht mal nötig. Das Teil hier gab es wirklich.
Das erste mal bin ich hier im Sweetwater auf den Zarenpanzer gestoßen und war begeistert. Scratchbau is nicht bei mir, daher hab ich nach einem Bausatz gesucht und ihn endlich gefunden.
Die Geschichte: Der Ingenieur Lebedenko hatte die Idee eines riesigen Panzers mit 12 Meter hohen Speichenrädern, die dadurch in der Lage sein sollten, Hindernisse wie Gräben zu überwinden...und das ist nicht mal eine so schlechte Idee. Ist einfach ein anderer Ansatz, als andere kriegführende Nationen ihn hatten. Also konstruierte Lebedenko diesen Panzer, erstellte ein federgetriebenes Modell und stellte es Zar Nikolaus II vor. Der Zar war begeistert und soll über eine Stunde damit gespielt haben, ließ es über aufgebaute Hindernisse im Palast fahren usw. Jedenfalls bewilligte er Lebedenko Gelder, damit dieses Projekt verwirklicht werden konnte. Ein Prototyp von 60 Tonnen wurde gebaut und im Sommer 1915 der russischen Armee auf einem Testgelände vorgeführt. Zuerst walzte der Tank einen Baum um, das machte Eindruck. Als er aber auf sumpfigen Boden kam, grub sich das zu schwere und zu schmale Hinterrad im Boden ein und der Panzer fuhr sich fest. Außerdem bemängelte man, dass die hohen Speichenräder den Schussbereich der Waffen zu stark einschränken würden und zu empfindlich gegen Beschuss wären. Lebedenko versuchte zwar, den Panzer durch stärkere Motoren und ein geändertes Hinterrad zu verbessern, aber das Militär lehnte ab. Die russische Revolutuion beendete das Projekt endgültig. Das Zarenreich wäre überdies wohl gar nicht in der Lage gewesen, einen solch technisch anspruchsvollen Panzer in größerer Stückzahl zu produzieren. Lebedenkos Spur verlor sich in den Wirren der russischen Revolution und der Panzer wurde in den 20ern demontiert und als Altmetall verkauft.
Das Modell: Beim Stöbern im Netz stieß ich auf ein MDF-, Holz- und Kartonmodell der Firma Miniature Scenery aus Australien.Also flugs bestellt, nicht mal Zoll bezahlt (das kam auch in einem größeren Briefkuvert) gleich damit angefangen.
Der Bau ging eigentlich ganz gut voran, ich war aber mit einigen Details nicht zufrieden. Man kann zwar Zurüstteile als 3d-Druckdateien bestellen, aber da war ich raus. Ich habe also selber in die Bastelkiste gegriffen und hunderte von Nieten auf den Laufflächen der Räder und dem Panzer angebracht. Die runde Kuppel auf dem Dach habe ich mit Spachtelmasse über einem abgeschnittenen Tischtennisball verwirklicht und auch die Waffenerker habe ich mit allen möglichen Teilen nachdetailliert. Schwierig waren auch die runden Formen der Türme mit vorgestanzter Pappe darzustellen. Wenn man die Pappe allerdings in Sekundenkleber tränkt, dann kann man sie anschließend sogar schleifen. Vom unbewaffneten Prototypen existieren nur sehr wenige Fotos. Daher sind einige Details am Modell eher spekulativ. Bei der Farbgebung habe ich mich für ein selbstgemischtes Grün entschieden, das dem WK2-Grün der Russen wohl recht nahe kommt. Erst wollte ich das Modell nur mit dem Pinsel und ohne Airbrush bemalen, das hab ich aber nach einer Stunde aufgegeben. Mit dem Pinsel würde man bei den Speichenrädern wahnsinnig werden und gar nicht überall hinkommen.
Ich entschied mich, das Modell in eine kleine Szene einzubetten. Die Verwendung von Figuren war mir hier wichtig, um die Größenverhältnisse zu zeigen. Passende zaristische Offiziere in entspannten Posen für den ersten Weltkrieg sind schwer zu finden. Bei Tsuba-Miniatures kaufte ich ein Kommandoset für den Russisch-Japanischen Krieg. Das schien mir noch passend dafür, ohne dass ich groß zu den Uniformen recherchiert habe.
Viele Grüße Thomas