Habe die Ehre miteinander,
heute war gutes Fotowetter mit farblich passendem Outdoor-Hintergrund. Also die Gelegenheit, mein bisher aufwendigstes Diorama zu zeigen, die (fiktive) Raubritterburg Hirschenstein , gelegen irgendwo in Franken im Jahre des Herrn 1520.
Mir spukte ein Burgdiorama schon vor Jahren im Kopf herum, nur sind da meine Gebäudebau-Fähigkeiten zu unterentwickelt, als dass es nach etwas aussehen könnte.
Als ich beim Online-Shopping vor ein paar Jahren auf die Ziterdes-Burg „Wolvenstein“ (mit „V“, nicht dass es Ärger mit einem PC-Spiel gibt) gestoßen bin, wusste ich, dass ich damit mein Vorhaben verwirklichen konnte. Irgendwie sah die aber mit ihren Butzenglasfenstern und Fachwerkgebäuden relativ modern und recht „deutsch“ aus. Und da es zum Thema 16. Jahrhundert inzwischen jede Menge gute Figuren gibt, kam mir der Gedanke „Raubritter“ in den Sinn. Erst dachte ich an Götz von Berlichingen, aber dann entschied ich mich für ein fiktives Szenario, denn sonst hätte ich ja die Burg Hornberg nachbauen müssen. Wichtig war mir ein augenzwinkerndes, romantisierendes, etwas mafia-mäßiges und trotzdem weitgehend historisches Setting, das den Stil der Zeit rüberbringt.
Der Begriff „Raubritter“ entstammt übrigens wie viele unserer heutigen Vorstellungen vom Mittelalter dem romantischen 19. Jahrhundert. Ein zeitgenössischer Begriff des 16. Jahrhunderts war „Placker“. Die Ritter auf ihren altmodischen Burgen waren sowohl gesellschaftlich als auch militärisch zu der Zeit schon nicht mehr angesagt. Die aufstrebenden Städte und die Landsknechtsheere hatten ihnen den Rang abgelaufen. Daher beriefen sich manche auf ihr Fehderecht und nahmen sich mit Gewalt, was sie brauchten. Raubritter eben. Das ist natürlich eine etwas vereinfachte Erklärung.
Der glatzköpfige Kuno von Hirschenstein erwartet einen Teil seiner Truppe zurück, die gerade in der Umgebung auf Beutezug war. Hinter ihm hat sein Zahlmeister schon den Tisch aufgebaut, damit es es beim Aufteilen der Beute den Regeln entsprechend zugeht. Ein Großteil der Burgleute hat allerdings keine Zeit. Sie gehen ihrer täglichen Arbeit nach. Im Innenhof der Burg bringt der Schmied mit seinen Helfern gerade die Handwaffen und Rüstungen in guten Zustand. Die Zeiten sind unsicher und die freie Reichsstadt Nürnberg ist nicht begeistert von Kunos Treiben und den geplünderten Kaufmannszügen. Burg Hirschenstein ist zwar mit Artillerie wohl versehen, doch den großen Nürnberger Belagerungsstücken „Eule“ und „Singerin“ sind Mauern und Tore nicht gewachsen.
Zum Modell:
Die Burg (also der Rohling) stammt von Ziterdes und wurde mit zusätzlichen Türmen, Dächern, Hurde, Fallgatter, Zugbrücke, Burggraben, Felsen, Fenstern, Geschützen, Brunnen, Erkern, Fahnen, Käfig, Gemüsegarten und vielen anderen Details diverser Hersteller (meist aber Thomarillion) umgebaut und aufgewertet. Es wurde während des ersten Lockdowns im Frühjahr 2020 fast eine Rolle feinstes vierlagiges Klopapier für den Burgfelsen verbaut. Also keine Mühen und Kosten gescheut….
In zwei der Türme habe ich batteriebetriebene LED-Flackerlichter als kleinen Spezialeffekt eingebaut. Ist aber auf den Sonnenlicht-Fotos nicht zu sehen.
Die aus dem Schaummaterial der Burg bestehenden Burgfenster wurden sämtlich herausgeschnitten und durch MDF-Lasercut Fensterrahmen ersetzt. Diese habe ich mit Fliegengitter und Window-color-Paste auf Butzenglas getrimmt und damit durchsichtig gemacht. Zwischenzeitlich hatte ich mit dem Gedanken gespielt, die komplette Burg innen zu beleuchten. Das war mit dann allerdings doch zu aufwendig und technisch zu anspruchsvoll. Auch hatte ich Angst, durch meine Sägearbeit die Burg (die nicht gerade billig war) dauerhaft zu verhunzen.
Die Figuren und Geschütze stammen von div. Herstellern (Foundry, Games Workshop, Leopold Dietz, Assault Group, Artzian…um nur einige zu nennen). Ich sammle diese Figuren und Modelle seit 2005 und konnte so aus meiner Sammlung über 60 passende Figuren für die Burg auswählen. Dazu kommen noch div. Tiere (Hund, Katzen, Ziege, Schweine, Pferde).
Die Bemalungsarbeiten waren wegen der bunten, streifigen Kleidung der Figuren doch recht aufwendig und dazwischen ging mir immer mal wieder die Lust aus. Daher hat es auch drei Jahre gedauert, bis die Burg fertig war.
Das Problem bei einem geschlossenen Gebäudediorama ist immer die schlechte Sichtbarkeit der Figuren. Ich habe mich aber dennoch gegen ein Schnittmodell entschieden. Das hätte ich nicht über´s Herz gebracht und vermutlich hätte es auch nicht gut ausgesehen, wenn die Rückwand der Burg fehlt. So kann man immerhin durch´s offene Burgtor schauen (das ich aus dem ursprünglichen Modell auch erst rausschneiden musste und sieht alle Figuren zumindest aus der Vogelperspektive. Doch gibt es in der Burg trotzdem viele Präsentationsflächen für Figuren.
Eine kleine Anekdote ist noch, dass ich die Burg auf meinem Hobbydachboden gebaut und mit Styrodur den Sockel der Burg vergrößert habe….natürlich habe ich nicht bedacht, dass die Burg ja auch mal wieder durch die Dachbodenklappe runter muss oder auch durch Türen durchpassen sollte….jetzt muss man sie schräg halten und vorher die Turmspitzen abnehmen. Das geht dank der
Tatsache, dass man an die LED-Flackerlichter drankommen muss. Dann geht´s so einigermaßen. Aber die Sekundenklebertube braucht man beim Transport auf jeden Fall.
Viele Grüße aus dem Coronahotspot Amberg-Sulzbach
Thomas.
Hier also "Return To Castle Wolvenstein"
Thomas
Ein Foto von der Seite thomarillion.de. Das ist der Auslieferungszustand des Burgrohlings von Ziterdes.