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WW2 eure Hilfe ist gefragt

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Riothamus:
Hm, WW2 ist nicht so mein Thema. Aber schon folgende Überlegungen sind vielleicht hilfreich:

1. Ein "Genauso war das!" kann es sowieso nicht geben. Als im 19. Jahrhundert der sogenannte Historismus die Geschichtswissenschaft dominierte, wollte man zeigen, "wie es  wirklich gewesen" ist. Dann erkannte man, dass das nicht gelingen kann. In unserem Bereich gilt etwa als gegeben, dass es unmöglich ist, eine Schlacht umfassend und korrekt zu beschreiben, u.a. weil man immer nur eine Sache gleichzeitig beschreiben kann. Es wurden also die Möglichkeiten untersucht, etwa ein Überblick oder mehrere Ausschnitte nacheinander oder eine individuelle Persperktive. Wer Filme sieht oder Schlachtenberichte sieht kennt das alles samt Kombinationsmöglichkeiten. Auch beim TT ist man da nicht frei, sondern es stellt sich die Frage, was abgebildet werden kann. Welche Regel spielst du und was kann die Regel zeigen? Für Market Garden könntest du einfach eine oder mehrere Aktionen einer Einheit auswählen. Schließlich kannst du nicht alles zeigen und kannst so das Dilemma vermeiden.

2. Was ist dann aber 'historisch korrekt'? Jenseits von unserem laschen Sprachgebrauch, sind das die wenigen Sachen, über die wir etwas wissen. Und auch, wenn ich 'wir' sage, sind damit oft nur diejenigen gemeint, die sich damit entsprechend beschäftigt haben. Für die Mehrheit bleibt historisch korrekt, was in der sinnvoll erreichbaren Literatur zu finden ist. Anders ausgedrückt, ist die Recherche beschränkt. Auch da muss sich jeder also Grenzen setzen, auch wenn es heute Foren im WWW gibt, was du ja schon nutzt. Aber auch da ist die Frage, was recherchiert wird, weshalb die Frage nach konkreten Einzelheiten natürlich oft mehr bringt. Aber das brauche ich hier keinem erklären. Es muss also der praktikable Umfang der Recherche bestimmt werden.

3. Kommen wir zu 'historisch plausibel'. An irgendeiner Stelle fehlen Informationen oder etwas kann nicht umgesetzt werden. An den Punkt kommt jede Rekonstruktion, jeder Historische Roman und jeder Wargamer irgendwann. Da bleibt nur umzusetzen, was plausibel ist. Nur muss das oft auch erst recherchiert oder erarbeitet werden. Auch hier hilft natürlich die Kommunikation mit anderen, aber wie bei 2 gibt es ähnliche Grenzen. Letztendlich bleibt es aber eine Einschätzungsfrage.

Das sind nur meine Ansichten, aber erst zu schauen, was überhaupt möglich ist, ist ja nie ganz verkehrt.

Und natürlich kann man einfach schauen, ob es Literatur gibt, an die man sich halten kann. Wer etwa die Schlacht von Bedriacum nach Tacitus darstellt, hat es mit dem kurzen Text und Google-Earth recht einfach. Klar, Tacitus als Quelle bedeutet Abstriche, aber er hat immerhin das Schlachtfeld - wohl das erste Schlachtfeld, das gleichsam für Touristen zu einer Art Schlachtfeldpark gestaltet wurde - selbst besuchen können.

Findest du zu einem Ereignis also einen annehmbaren Text, folge ihm und gestalte das Szenario 'nach Autor X'. Du kannst ja hier unsere Experten nach Texten oder nach der Qualität derselben fragen. Wenn die Zeit ein Faktor ist, wäre das meine Wahl.

Decebalus:
Ich habe den Eindruck, Du musst Dir erstmal genau klar werden, was Du eigentlich willst. Ich habe z.B. gerne "akkurate" Szenarien, aber ich spiele auch bevorzugt das Brigadesystem "Spearhead" (d.h. ein Stand=ein Zug), da geht es um klar überlieferte Schlachten/Gefechte, die man ziemlich genau recherchieren kann. Bir Gubi ist also z.B. 7th armoured Brigade gegen Ariete - und das kann man ziemlich genau aufschlüsseln.

Bei Dir sind es dagegen ja Gefechte Zug gegen Zug (BA und CoC). Die sind ja logischerweise alle ähnlich. Mit Panzerunterstützung ein Dorf erobern, macht jetzt keinen großen Unterschied, ob das in Norwegen, Frankreich oder Tunesien ist. (Optisch natürlich schon. Das Dorf und der Panzer sehen anders aus.)

D.h. wahrscheinlich bekäme es Deinem Ansatz besser, wenn Du mehr rollenspielerisch rangehst. Vielleicht solltest Du das mehr als kleinen Film sehen, mit Action und Drama. Als Vorbilder für Szenarien z.B. Filmausschnitte nehmen (z.B. aus Band of Brothers) wäre da auch denkbar.

Ich würde dann auch nicht so sehr die Regeln vorstellen. Wer Regelerklärungen braucht, der sollte sich richtige Playthroughs anschauen. Das ist doch aber gar nicht Dein Ding, oder? Du willst doch nicht Regeln vorstellen, sondern Geschichten erzählen?

Decebalus:
Das ist jetzt etwas off-topic.


--- Zitat von: Riothamus am 30. März 2021 - 17:40:47 ---Ein "Genauso war das!" kann es sowieso nicht geben. Als im 19. Jahrhundert der sogenannte Historismus die Geschichtswissenschaft dominierte, wollte man zeigen, "wie es  wirklich gewesen" ist.

--- Ende Zitat ---

Wer Ranke so verkürzt, der übersieht, dass es eine ganz ironische Bemerkung ist. Und die wendet sich gegen die Aufklärungshistorie, die alles besser wusste und moralische Lehren ziehen wollte. Daher seine Feststellung, er wolle "blos zeigen, wie es eigentlich gewesen".

Und nochmal zum Nachlesen Ranke komplett:
"Man hat der Historie das Amt, die Vergangenheit zu richten, die Mitwelt zum Nutzen zukünftiger Jahre zu belehren, beigemessen: so hoher Aemter unterwindet sich gegenwärtiger Versuch nicht: er will blos zeigen, wie es eigentlich gewesen."

Riothamus:
Und da ich hier eben nicht Ranke kritisiere, sondern die Entwicklung, die nach ihm kam, habe ich zitiert, wie es später formuliert wurde. Eben die Haltung, die Dahn gleich am Anfang von 'Ein Kampf um Rom karikiert, wie es Scheffel mit der übertriebenen Philologie zu Beginn des 'Ekkehard' tut. Das 'eigentlich gewesen' ist natürlich auch nicht trivial zu verstehen. Da steckt noch mehr Hegel drin als auf den ersten Blick zu vermuten ist. Aber, wie gesagt, ich hatte da sowieso anderes im Sinn.

Für diesen Thread ändert es so oder so nichts. Und darum habe ich denn auch hier keine ganze Arbeit zum Thema abgeliefert, zumal es ohne ein gewisses Maß an Ethik und Politik nicht zu erklären ist. Da habe ich mich aus Gründe der Praktikabilität beschränkt. :) Sonst muss ich mir immer sagen lassen, dass das hier kein Uni-Intranet ist. :D

Aber ja, jede Verkürzung, lässt viel weg und verändert viel.

Jens von Tabletop Generals:
Okay, langsam wird mir schwindelig. Ich mache mal ein Beispiel auf.
Zum 6.4. Angriff auf Griechenland wird es einen kleinen Zug Griechen geben die ein Dorf verteidigen. Deutsche greifen an und Briten als Reserve für die Griechen. Wohl 1.000 Punkte Bolt Action. Ob das ein guter Film wird sehe ich erst wenn das Spiel läuft. Das mit den Regeln, wenn dieses das erste Video ist was derjenige zu Bolt Action sieht soll er schon ein wenig was über die Regeln erfahren. Wer gewinnt weiß ich noch nicht. Werde aber versuchen die Szenerie besser zu beschreiben und einzufangen.

Ich muss mal schauen wie ich möglichst viel von dem Feedback eingebaut bekomme.

Persönlich mag ich den Stil von Tabletop CP sehr, was Solo Spiele anbelangt machen Wargaming World und Alex von Strom of Steel Wargaming das eigentlich von der Art so wie es mir gefällt. Was mir nicht gefällt ist halt so Turnierlisten aufeinander hetzen oder halt eine starre Kamera. Tabletop Battle hat auch ein paar gute Spielberichte, wobei die mir oft zu einseitig sind, was die Qualität der Spieler anbelangt.

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