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Interview mit Ludger Fischer zur Entwicklung der deutschen Tabletop-Szene

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Sebastian77:
Hallo Vodnick,

 leider kann ich Dir nicht zustimmen. Wenn es 1985 noch recht leicht war, an Figuren, Farben & Materialien zu kommen,  wurde es nach der deutschen Wiedervereinigung so ab 1992 schon verkehrstechnisch schwieriger.  Buslinien wurden gekürzt, verändert oder eingestellt. Kleinere Läden schlossen, andere nahmen Figuren, Farben oder Fahrzeuge aus dem Programm.
Heute werden Airfix oder Revell Figuren nicht mehr im Kaufhaus verkauft. Revell Aqua Color ist kaum im Angebot,  oder bekannt, dabei wird das Zeug in der Gegend hergestellt. Mit dem Bus kommt man eventuell 2 mal am Tag ins Nachbardorf, Anschluß an die Regionalbahn eigentlich nicht vorgesehen.
 Für einen Kontakt zu einer Tabletop Szene braucht es eine Basis, einen Erstkontakt, einen Kristallisationskeim. Diesen giebt es aber nicht. 
   Eine gute Ersteinschätzung erlaubt das Kursangebot der Volkshochschulen.  Weder in den Kursbüchern der VHS Paderborn, Höxter, Bad Driburg, Bad Homburg noch Frankfurt am Main habe ich jemals etwas zu Tabletop Games gefunden,  von AG s an Schulen weiß ich auch nichts.
   Das schwierige für die Bewohner größerer "Metropolregionen" ist das totale des Dreisatzes aus "nicht hinkommen"; "nicht vor Ort zu kaufen" und "nicht bekannt" zu verstehen. Muss man mal erlebt haben,  um den Umfang dieser Problematik zu verstehen.  Die Existenz von Figuren im 15mm Maßstab dürfte 9,9 von 10 Menschen im Regierungsbezirk Detmold (OWL) unbekannt sein,  was damit anzufangen ist, ebenfalls.

M. f. G.   Sebastian77

 

vodnik:
...OK, die deutschen Wiedervereinigung ist mehrheitlich ohne meine Genehmigung abgelaufen. Ich habe bamals meine DBM.Fühler nach Karlsruhe gerichtet. Ich habe da meine ersten DBM-Partien bestritten, mit Leuten, die jetzt DBMM spielen. Dann kam die Zeit von Bad-Urach, wo wir ein Wochenende im Februar in einer JuHe bis zu 8 Partien gespielt haben. Wir waren ab & zu mit 5 Schweizern vertreten. Aus Berlin kamen bis zu 10 Leuten angereist. Daneben haben wir jedes Jahr in Ulm DBA gespielt bis etwa 2016. Aber noch viel früher war ich 2 mal am KOMIKOM oder so in Koblenz...

Riothamus:
Ich kann Sebastian77 da nur bestätigen. Die theoretische Existenz von TT war im Hochstift Paderborn bekannt, aber den ersten Wargamingladen habe ich in Münster gesehen. Mittlerweile gibt es einen GW-Laden in Paderborn, dafür im Kreis aber nur noch zwei oder drei Modellbauläden, keinen mehr in der Paderborner Innenstadt. Modelleisenbahnerbedarf ist noch zu haben. Es gab aber vor Covid wöchentliche Treffen, allerdings wohl vorwiegend Warhammer und Saga-Versuche, wenn ich mich recht erinnere. Darauf wurde ich hier im Forum aufmerksam gemacht. Nur fand zum selben Termin mein Training statt. Mal sehen wie es jetzt wird, der fragliche Ort liegt günstig für Auswärtige an der Bahnhofsstraße und der Fahrplan wird mittlerweile auf Bedarf und Anschlüsse ausgelegt. Es ist also besser geworden. Zur Zeit sind mir viele Leute aber zuviel Stress. Ich hoffe, dass das besser wird und dann mal sehen. Den Sport muss ich wohl sein lassen, so dass der Termin frei wird. Mal sehen wie ich mich dann fit halte. Jedenfalls habe ich meine unfertigen 1/72 und 28mm DBA-Projekte aus dem Schrank geholt, um etwas zum Vorführen fertig zu machen. Geländekünstler werde ich nicht mehr, da können meine tristen Untergründe noch länger auf Ersatz warten. Was will ich sagen? Seht die Situation vielleicht auch als Chance.

Nun, @Topic: Ohne Ludgers Tipps, hätte ich mich wohl nie getraut meine Römer zu bemalen. Auch wenn ich ihm noch nicht in Persona begegnet bin, habe ich dennoch mitbekommen, wie viel er fürs Hobby getan hat.

Yogsothoth:
Hallo,

zunächst einmal vielen Dank @Sunzi für die konstruktive Kritik, ich werde auf jeden Fall noch Erläuterungen zu den Abkürzungen einfügen. Vermutlich wäre auch eine kurze Vorstellung des Interviewpartners besser, das werde ich auf jeden Fall berücksichtigen, falls wir noch einmal etwas Ähnliches machen.

Ich kann Sebastian77 ebenfalls zustimmen, dass es auf dem Lande früher unglaublich schwer war, überhaupt etwas von dem Hobby mitzubekommen, geschweige denn Kontakte zu knüpfen. Vor allem in der Zeit vor dem Internet und ohne eigene Kreditkarte als Jugendlicher...
Mein Weg in die historische Sparte des Hobbys begann Ende der 80er mit "Johnny Reb", das ich im zarten Alter von 11 oder 12 Jahren über einen Rollenspielversand ergattert hatte. Die Regeln wurden dann mit dem Wörterbuch halbwegs gelernt und mit 1:72 Figuren von ESCI, Revell und Airfix gespielt, das ging sehr gut, obwohl wir auf das Sortiment im lokalen Spielzeugladen angewiesen waren und der Mangel an Kavallerie und Artillerie zum Verzweifeln war. Die im Regelwerk abgebildeten 15mm Figuren gaben uns Rätsel auf, was war das nur und wo konnte man sowas herbekommen?
Bei einer Exkursion in die Großstadt (Münster  ;)) bekam ich dann ca. 1990 die im Interview erwähnte 6. Auflage der WRG (Wargames Research Group) Regeln in die Hände, die dt. Übersetzung von Ludger Fischer eben. Es gab dort auch direkt die passenden "Historical Heroes" von Hobby Products und ich habe meine ersten Spätrömer gekauft. Die 15mm Figuren von HP waren damals exzellent und sind heute sogar immer noch gut im Vergleich mit moderneren Serien. Dass es diese Regeln ("Regeln für Tabletopspiele 3000 v. Chr. bis 1485 n. Chr.") mit passenden 15mm Figuren in die Mainstream Spielzeug- und Spielegeschäfte geschafft haben, war ein entscheidender Durchbruch zur Etablierung dieser Art des Tabletops in Deutschland über einen sehr kleinen Kreis hinaus, glaube ich.
Trotzdem schmorten wir mit ein paar Jungs im Dorf weiterhin im eigenen Saft und es war dann Ludger Fischer mit seinen freundlichen Antworten zu Regelfragen und einer Einladung zum Spielen in den im Interview erwähnten Treffpunkt in Wuppertal, der unserer kleinen Gruppe dann Ende der 90er den Kontakt zu einer größeren, vernetzten Szene vermittelt hat.

Viele Grüße,

Yogsothoth

bodoli:
Auch ich habe das intensive Spielen mit WRG 6te und Ludger begonnen (weil ich keine "richtigen" Nappy-Regeln gefunden hatte.)

--- Zitat von: Yogsothoth am 30. Juli 2021 - 20:13:49 ---... Die Regeln wurden dann mit dem Wörterbuch halbwegs gelernt und mit 1:72 Figuren von ESCI, Revell und Airfix gespielt, das ging sehr gut, obwohl wir auf das Sortiment im lokalen Spielzeugladen angewiesen waren und der Mangel an Kavallerie und Artillerie zum Verzweifeln war. Die im Regelwerk abgebildeten 15mm Figuren gaben uns Rätsel auf, was war das nur und wo konnte man sowas herbekommen?
...

--- Ende Zitat ---
Es kommt mir vor, als erzählt hier jemand aus meiner Jugend.  :)

--- Zitat von: Yogsothoth am 30. Juli 2021 - 20:13:49 ---... Mein Weg in die historische Sparte des Hobbys begann Ende der 80er mit "Johnny Reb", das ich im zarten Alter von 11 oder 12 Jahren über einen Rollenspielversand ergattert hatte. ...

--- Ende Zitat ---
Mein Einstieg war mit "Napoleons Battles in Miniatures", aber mit 11/12 war JR bestimmt auch eine harte Jugend.  ;D

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