Ich habe mir nun nochmal Deinen schönen Artikel durchgelesen thrifles.
Es ist immer irgendwie heimelich wenn Du wieder und wieder auf die alten Airfix-Minis zu sprechen kommst. Was die französische Artillerie anbelangt könnten die "Marschierer" einfach Artilleristen auf dem Marsch sein. Artilleristen hatten zumindest zeitweise und wenn es sich einrichten ließ wie bei unserer frühren 22e artillerie Musketen, wenn diese auch eher das kürzere Modell war. Es mag aber gewesen sein, dass bei Engpässen den Artilleristen auch einfach die normalen Charleville 1777 oder An 9 corrigé ausgehändigt wurden. Das Konzept dass sich Artilleristen mit eigenen Musketen notfalls wenigstens ein bisschen in der Feldschlacht selbst verteidigen konnten, ergab ja schon irgendwie Sinn. Die Gewehre wurden sicher nahe den Batterien zu Gewehrpyramiden zusammen gestellt wie es im schönen Revell-Set der britischen Fußartillerie der Fall ist. Diese Pyramiden ließen sich im Handumdrehen auflösen und aktiv mit der Muskete der Feind bekämpfen. Das Bilden und Auflösen der Gewehrpyramide muss damals den Soldaten in Fleisch und Blut übergegangen sein, da man das auf dem Marsch täglich tun musste.
Außerdem war die Artillerie bei den Franzosen von der Herkunft her ja auch einfach innerhalb der Infanterie als ein Linienregiment im Ancien Régime eingereiht.
Davon ganz abgesehen ergaben Musketen für Artilleristen natürlich auch Sinn, da man dadurch abseits vom Schlachtfeld Artilleristen flexibler einsetzen konnte. Mit ihren eigenen Gewehren konnten sie beispielsweise auch als Wache aufziehen.
Es ist nun die Frage, ob man aus Spargründen die Gewehre später abschaffte oder aber eh sah, dass Artilleristen sie schlichtweg nicht benötigten. Die Artillerie war ja normalerweise nie komplett autark. Sie konnte von Infanteriedetachements gedeckt werden, die notfalls bei Ausfällen unter der Crew auch Handlangeraufgaben übernehmen konnten. Wir erleben ja immer wieder wie Geschütze erbeutet und gegen den ursprünglichen Besitzer gewendet wurden, was durchaus durch Infanteristen geschehen sein mag, die genug bekannt mit der Handhabung von Kanonen gewesen sein dürften (oder zumindest ihre Offiziere als gebildete Männer). Die Marschierer können daher auch als Infanteristen, welche eine Geschützbedeckung sein sollten, gemeint gewesen sein. Dass da Details nicht stimmten wie dass die Soldaten keine Epaulettes hatten, also nicht als Grenadiere ausgezeichnet waren, aber doch gekreuztes Lederzeug, ist für den Standard der Recherche bei Airfix zu der Entstehungszeit auch nicht wirklich erstaunlich.
Aber eigentlich wollte ich was zu den Strelets-Sets sagen. Tatsächlich ist die Quali der Minis sehr unterschiedlich. Ich habe ja 2 Sets französische Infanterie bislang verwendet und auch da sind innerhalb des Sets Figuren dabei, die man kaum ohne größeren Aufwand verwenden kann. Ich ignoriere sowas soweit wie möglich und presse alles "was laufen kann" in meine Ränge. Die Fahnenträger haben zu kleine Fähnchen und die Fahnenstangen sind kaum zu ersetzen.
Die Kavallerie, die ich bislang bemalt habe, hat 2 Hauptprobleme:
1. Die Reiter passen meistens nicht gut auf die Pferde und die Reiter sind zu massiv mit den Gussästen verbunden - nach dem Motto billig und dirty. Die Beine sind zu eng und ich hatte bei doch mittlerweile einer Reihe von Packungen, die ich verwendet habe, immer das Problem gehabt, dass man die Reiter nur mit viel Gewalt auf die Gäule montieren konnte.
2. Die Pferde an sich. Die Pferde der Kavallerie sind bei allen Sets die selben. Plasticsoldierreview moniert daran komischerweise nix und das obwohl man deutlich den Unterschied von Schabracken und Schabrunken zwischen ja sogar den eigenen Figurenschachteln und den Miniaturpferden erkennen kann. Die Zvezda-Pferde für den GNK passen da für die meisten Einheiten einfach tausendmal besser. Dabei sehe ich nicht, warum man bei der Masse an Sets, die produziert werden für den SEK nicht wenigstens noch einen Gussast mit anderen Schabracken etc. hätte entwickeln können... Obendrein hat Strelets offenbar nach wie vor ein Riesenproblem mit dem Gussverfahren, weshalb die Grundplatten der Pferde oftmals verbogen wirken und schwer auf ne Base zu kleben sind. Auch gibt es hässliche Stellen an den Seiten bei vielen Pferden, die man auch mit einem scharfen Messer nicht wirklich beheben kann.
Dennoch will ich nicht in Abrede stellen, dass die Serie etwas großartiges ist. Man muss halt als Sammler immer bei Strelets sofort zuschlagen, wenn ein Set rauskommt, weil die Sets oft rasch vergriffen und in Dtl. dann bisweilen zu keinem sinnvollen Preis mehr zu kriegen sind. Das sollte man sich auf jeden Fall vor Augen halten, wenn man auch eine imposante Anzahl unterschiedlicher Sets auf der HP von Strelets-R bewundern kann. Wer jetzt nich allzu kritisch mit der Quali der Minis ist, wird wahrscheinlich früher oder später an Sets aller bedeutenden Kriegsparteien kommen. Obendrein gibt es die Chance das Ganze noch durch GNK-Sets anderer Anbieter aufzufüllen, was unbedingt geboten ist, da ja auch Exoten wie Sächsische Einheiten im SEK in beträchtlicher Anzahl beteiligt waren.
Es gibt deutliche Hinweise, dass auch ungewöhnlichere Einheiten rauskommen. Die Österr. Kürassiere (wenn auch wieder mit den doofen Pferden) sehen schonmal cool aus - insbesondere der Musiker mit der charakteristischen Kopfbedeckung, die ich so von noch keinem Hersteller kenne.
Auch niederländische Kürassiere sind angekündigt und sehen erstmal gut aus. Niederländer gab's ja massig.
Der SEK stellt für jeden Hersteller, wenn man auch auf Details Wert legt (sonst kann man ja auch mit GNK-Minis alles darstellen), eine gewaltige Herausforderung dar. Es gab einfach soviele verschiedene Armeen, die wichtig sind in ihrer Tiefe abgedeckt zu werden. Manche Armee, die man nicht so auf dem Schirm hat, hat gerade in diesem Krieg seine Reputation eingeheimst: die Preußen z.B. (bei Höchstätt 1 z.B. oder bei Turin!!!).
Wenn sich die Sammler, die nicht zum tausendelfundneunzigsten Mal Waterloo nachspielen wollen für einen Krieg mit riesigen Schlachten und beeindruckenden Charakteren begeistern können (Prinz Eugen, Marlborough und Villars können m.E. locker mit den Heros der Napo mithalten), dann ist der SEK absolut ne Hausnummer.
Danke fürs Anfixen!