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Vorstellung March Attack, Eindrücke, Spielberichte

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tattergreis:



March Attack ist ein Regelwerk aus dem Jahr 2011. Vertrieben wird es von Crusader publishing, es wird als pdf oder print-to-demand vertrieben.
https://crusaderpublishing.com/march-attack-napoleonic-rules/ 


Erst einmal ein paar Basics:

angestrebt wird ein Spiel auf Corps-Ebene für 2 Personen oder mehrere Corps für Multiplayer.
Als einzelne Einheit benutzt man Bataillone bzw Kavallerieregimenter in Form von 2 Basen à 4cm Breite, Ari normalerweise 1 Base 4x4 cm.
1. Kampfentfernung ist 3“ für Musketenfeuer, Artillerie schießt 5“ mit Bonus (Kartätschen) und je nach Kaliber ab 9-15“ mit Malus, bis zu einer Gesamtreichweite von 18“ bis 30“.
2. Bewegungsreichweiten werden unterteilt in taktisch und strategisch, Infanterie in Linie bewegt sich 5“ taktisch und doppelt so weit bei genügender Entfernung zum Gegner. Leichte Kavallerie mit Straßenbonus kommt strategisch z.B. auf 32“ als Kolonne, taktisch auf 14“.

Benötigt wird eine genaue Order of Battle, die Mannschaftsstärke und Ausbildungsstand der einzelnen Truppenkörper ergibt die Kampfkraft.

Befehle werden an Major Formations gegeben, gedacht sind Divisionen bzw. preuß. Brigaden, dem Spieler wird dabei sehr viel Freiheit gegeben, wie kleinkariert die Befehle sind, auch wie weit die Armeeorganisation in MFs aufgeschlüsselt wird, liegt im Ermessen der Spielpartner.

Die Befehle werden je nach Qualität der Befehlshaber unterschiedlich zuverlässig umgesetzt.

Infanterie- und Artilleriefeuer werden fast halbautomatisch umgesetzt, ein Bataillon mit der Kampfkraft 6 (das wären als Beispiel 600 Reguläre oder 400 Elite) feuert im frischen Zustand in Linie mit Kampfkraft 12 und erzielt damit 2 Treffer auf ein gegnerisches Btl, ohne dass gewürfelt werden muss. Sinkt die Kampfkraft durch gegnerisches Feuer auf 5, so erzielt das btl zumindest ein Treffer, und muss dann mittels W6 eine vier oder weniger erzielen, um den zweiten Treffer zu setzen.

Skirmish wird durch Vergleich der Skirmish-Kampfkraft von MFs im Abstand von weniger als 9“ abgehandelt, wer durch seine OoB eine bessere Skirmish-Kampfkraft hat, kann Treffer erwürfeln und diese auf den betroffenen Gegner verteilen. Dabei kann man das Schlachtfeld in Abschnitte einteilen und nach Absprache lokale Gefechte ermöglichen.

Beobachtungen:
March Attack vereinfacht an mancher Stelle, damit man große Truppenteile kleinteilig einsetzen kann. Es macht natürlich Spaß, jede Einheit einzeln bewegen zu können, man bewegt Btls und nicht Brigaden. Der optische Eindruck von Divisionen aufgestellt nach historischem Vorbild gefällt mir sehr. Die Möglichkeit, historische OoBs umzusetzen ist ja vorhanden, mir gefällt die Möglichkeit, Verluste einer Schlacht auch in der nächsten Auseinandersetzung darzustellen.
Die Ebene des Korpskommanders ist ungewohnt, weil man Befehle an Divisionen gibt, jedoch auch einzelne Btls bewegt. Meine Erfahrung ist noch zu gering, um ein Urteil darüber abzugeben, ob das Führen von mehreren Divisonen gelingen kann.

Die Feuerphase empfinde ich als ausreichend schnell, meinem Spielpartner gefiel der Automatismus ohne Würfeln jedoch weniger.


Die Bewegungsreichweiten für Reserven/Flügelangriffen sind überraschend, vielleicht fällt das aber weniger ins Gewicht bei mehr Truppenkörpern auf dem Schlachtfeld.

Enttäuschend ist die Initiativverteilung, zwar kann man immer zurückfeuern, aber wenn man nicht die Initiative gewonnen hat, schaut man dem Spielpartner zu, wie er seine gesamte Armee bewegt. Wir werden eventuell für jede MF die Initiative auswürfeln, das klingt interessanter

Dass skirmisher gar nicht als Figuren erscheinen, war der Hauptgrund für mich, dieses Regelwerk jahrelang nur herumzuliegen zu haben. Wir werden die Skirmish-Kampfkraft doch mit kleinen Basen darstellen, Optik ist wichtig für Napoleoniker.

Mein Fazit bisher: eine sehr interessante Toolbox, die ich auf jeden Fall noch oft einsetzen werde. Ein endgültiges Urteil verbietet sich  noch, aber es sieht so weit positiv aus.

Eine eher langatmige Beschreibung
https://www.youtube.com/watch?v=kAS44b8O_pg&t=233s

Seine Schlachten haben einen vollkommen anderen look, aber Vielfalt is king. Und seine Bemerkung: "musketry combat is kind of predictable" ist durchaus zutreffend.

Sorandir:
Interessante Spielvorstellung, Danke für deine Mühe. Ich finde Regelwerke von Crusader generell nicht so schlecht.
Für uns Spieler ist es oft gewöhnungsbedürftig,  wenn man etwas nicht auswürfeln kann oder muss. Ich erinnere mich an einige Spiele mit computerunterstützten Regelsystemen, da waren auch nicht alle glücklich damit, nicht selbst mit Würfelglück eingreifen zu können und alles der Automatik überlassen zu müssen.
Bin auf deine weiteren Erfahrungen gespannt.

tattergreis:
Meine Erfahrung aus dem letzten Spiel bezüglich der March Attack Regeln:
-die Regeln sind komplex, während des Spiels Regelunklarheiten auszuräumen ist nicht leicht.
-die Regeln sind so komplex, dass sie Einen beim Kennenlernen und ersten Spielen verwirren
-die Mechanismen sind ungewöhnlich und gewöhnungsbedürftig, andere Regelwerke im Kopf zu haben stört doch sehr.

-die Regeln entsprechen meinen Vorstellungen der napoleonischen Kriegsführung

Der letzte Punkt ist der Wichtigste: ich stelle an napoleonische Regeln sehr hohe Ansprüche.
Man kann bei MA weder mit Angriffskolonnen ohne intensive Vorbereitung durch Linienformation hindurchbrechen, noch kann man mit Kavallerie frische Infanterie auch nur schädigen, wenn diese ins Karree geht.
Das Befehlssystem ist flexibel, dadurch, dass man Befehle an Divisionen und nicht an Bataillone gibt, wird man auch daran erinnert, dass man die Rolle des Korpskommandeurs spielt und nicht eine Brigade führt. Trotzdem machen die Bataillone nicht unbedingt das, was man unbedingt braucht, weil schwierige Dinge in der Nähe des Gegners einen Test erforden. Und Zack! man braucht Reserven !!!

Ich habe Preußen für die Zeit nach den Militärreformen bemalt, ich spiele also die Periode 1813 plus. Wie zu diesem Zeitpunkt gekämpft wurde, hat Clausewitz beschrieben https://www.deutschestextarchiv.de/book/view/clausewitz_krieg03_1834?p=224

Genau so etwas soll in meinen Augen auf dem Tisch stattfinden, und ich denke, mit March Attack kommt das beim Spielen heraus.

Was will man mehr. Oder anderesrum: warum will man sich mit was anderem zufrieden geben, wenn man Zeit und Raum dafür hat?

tattergreis:
Und nun zum Thema "Gewimmel":
In dem Thread "Ein Bild meiner letzten TT-Schlacht schrieb Sorandir:

--- Zitat ---..am besten gefallen mit die Hügel und Wälder und das Gewimmel an Minis.
--- Ende Zitat ---

Das entspricht zwei meiner Erkenntnisse, zum ersten ist bei 6mm das Gelände das optisch Wichtige. Es macht mir Spaß, kleine Geländeteile zu basteln, es ist billig und schnell zu machen.
Im Umkehrschluss relativiert es auch die Wichtigkeit, die Miniaturen schön und korrekt zu bemalen. Dazu noch zwei Unterpunkte:
-napoleonische Armeen zu bemalen ist ein erheblicher Aufwand, wer Riesenarmeen aufbauen will, könnte überlegen, ob er nicht kleinere Figuren nehmen sollte
-wer kleine Figuren z.B. fürs Ausdrucken entwirft, braucht m.E. keine Uniformknöpfe zu platzieren. (Das ist eine späte Entschuldigung dafür, dass ich mir kostenlos zugesandte Figuren niemals bemalt hab, und deshalb auch nie Bilder produzierte. Sorry!!)

Wer große Truppenmengen auf den Tisch bringt, sollte die Figuren leicht unterscheidbar machen, zum einen für AARs, zum anderen für Mitspieler, die mit diesen Truppen spielen sollen.
Auf dem Bild der Schlacht

konnte ich kaum erkennen, dass die gelb umkreiste Einheit Kavallerie ist :-X

Für mich ist die gezeigte Situation eigentlich sehr einfach, rechts  links ::) unten riegelt meine französische Infanterie, genauso wie auf dem Mühlenhügel und im Dorf Großbeeren, dargestellt durch orange Pinselstriche.
Der Pfeil nach oben zeigt die Bewegung eines Teils meiner Reserve zum Ort der erwarteten Krise.

Das einzig schwierige für mich war die kleintaktische Antwort auf die Bedrohung links unten(der Blitz), wie soll die Kavallerie (gelb umrandet) gegen die Artillerie vorgehen.


Der Angreifer konnte mit der Brigade rechts im Bild (Borstell) eh nur an einer Stelle angreifen.
Die beiden anderen Infanterie-Brigaden hatten eh kaum Platz nebeneinander, die Reserve musste warten. Dass die Kavallerie (der große Pfeil nach unten) antrabt, ist ein taktischer Fehler.

Für meinen Mitspieler war das Gezeigte eher Stress, er hatte 50+ Einheiten (jeweils 2 bases) zu bewegen. In jeder Runde 50 Entscheidungen über Platzierungen zu treffen, plus einen Plan, einen versierten Gegner zu besiegen, ist einfach mal ...anstrengend*.

Für mich offensichtlich ist, das geht das nur, wenn man einen Plan im Kopf hat, wie man die Truppen grundsätzlich aufstellt. Für die preußischen Truppen gibt es da Anleitungen, dies sind drei sehr ähnliche Variationen. Dieses undurchschaubare "Gewimmel" nimmt dem Thema "Großschlachten" (war mal ein interessanter Thread) das Freizeitgemäße, es ist Stress.

Ich würde gern weitere Mitspieler finden, aber es ist mir nach dem letzten Spiel klar geworden, was ich für ein Nerd bin. Die Einstiegshürden sind einfach existent, es nicht nicht einmal die Figuren, die kann ich stellen, es sind die Regeln und die Komplexität des Themas napoleonische Kriegsführung auf Korpsebene. Das ist die zweite Erkenntnis, für mich ist das sehr ernüchternd.

cheers


*Das ist auch so, wenn das Regelwerk Black Powder heißt, nur mal so als dezenter wohlgemeinter Ratschlag nach Berlin.

Jens von Tabletop Generals:
Das sieht echt gut aus. Da komme ich echt wieder in die Zwickmühle, große Gefechte spielen in kleinem Maßstab und dann Armeen und Gelände doppelt und dreifach haben, oder nicht ganz so groß spielen und dafür alles nur in 28mm haben. Verdammte Axt, wie löst man das nur.

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