Dieses Phänomen gibt es wohl. Ich tendiere selbst nicht dazu. Ich bin Systemen sehr treu, wenn sie sich bewähren. Ich mag Mustafa-Regeln auch und finde z.B. das sein erstes La Grande Armée auch gleichzeitig sein bestes ist, um komplette große napoleonische Schlachten zu spielen. Er vertreibt es nicht mehr? Es gibt da keinen Support? So what? Ja, mit Support und so wäre schöner, aber mein Kreis oder jeder, der mal mit meinen Minis das ausprobieren will und ich spielen das gute System weiter.
Als GW Warhammer Fantasy aufgab, war es ähnlich. Ich dachte, na und? Schöner Hintergrund, warum muss für uns als Community die Alte Welt gestorben sein? Warum müssen wir aufhören, Warhammer zu spielen. Spielt eure Lieblingsedition bzw. macht mit Hausregeln das gut, was GW nie hinbekam. Machen ja auch außer mir Leute, aber leider wenige.
Was sind die Gründe? Es könnte sein, dass auch in unserer Community die Aufmerksamkeit, die viele einem Regelsystem widmen (oder auch einer Epoche, einem Projekt etc.) immer kürzer wird, wie auch generell Aufmerksamkeitsspannen (durch Medien beeinflusst).
So steigt die Tendenz, immer was Neues zu suchen, auch bei Regeln. Ich finde das auch blöd, weil wir dadurch mehr Kaufen, mehr auf der Suche sind, weniger auf gemeinsame Nenner kommen und es nicht so nachhaltig ist. Unser Hobby ist an sich ja eins, das Zeit braucht, wie Schlaumeier für sich ja auch beschreibt (und normalerweise auch Kontakte, die das gleiche über eine gewisse Zeit aufbauen und dann spielen).
Vorteile an den neuen, eben kritisierten Tendenzen sind, dass man potenziell mehr kennt, vergleichen kann und daher Spielkonzepte besser beurteilen kann. Früher ist vielen z.B. nicht aufgefallen, wie beschränkt GW-Systeme waren oder wie man es anders machen kann, weil sie nichts anderes kannten. Aber es gab eine große Community. Ich konnte in England das Warhammer spielen, das in Hannover gespielt wurde. Ich konnte studieren gehen in einer fremden Stadt, brachte meine Armeen mit und konnte in Bielefeld gleich in neuen Hobbyläden Warhammer zocken. 2000 Punkte mitgebracht - lief!
Insgesamt könnten wir Schlaumeiers Impuls als Anstoß, sich selbst da reflektierend zu hinterfragen nehmen. Projekten und Regeln mehr Zeit geben. Öfter fragen, warum brauche ich jetzt ein neues Regelwerk bzw. was ist an dem Neuen besser. Ist es nur anders und die Vorteile, gemeinsam beim Alten zu bleiben überwiegen?