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  • 22. November 2025 - 05:19:21
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Autor Thema: Gefechte um Pskow, Juli 1941 - ein großtaktischer Barbarossa-Kampagnenspieltag  (Gelesen 551 mal)

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Thomas Kluchert

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Am vergangenen Samstag kamen 6 Spieler unter den wachsamen Augen von 2 Spielleitern in den Räumlichkeiten der Dice Knights zusammen, um die Gefechte um Pskow im Juli 1941 in einer aus mehreren Gefechten bestehenden Minikampagne zu spielen.


Das Regelwerk
Vor ein paar Jahren haben wir uns für großtaktische Spielsysteme für den Zweiten Weltkrieg interessiert, um mal größere Manöver auf den Spieltisch zu bekommen, denn die meisten Spiele sind sehr taktisch und lassen oft wenig Raum für Bewegungen oder Reserven. Nach einer eingehenden Recherche waren wir recht ernüchtert: es gibt nicht viele Systeme, die sich mit größeren Verbänden (also etwa Divisionen) beschäftigen und die, die es gibt, sind häufig kompliziertund dauern uns einfach zu lange. Also haben wir uns entschlossen, das zu machen, was die meisten Wargamer sicher irgendwann mal machen: wir schreiben ein eigenes Regelsystem, das unseren Ansprüchen entspricht und das wir anpassen können, wie wir wollen. So war “Schwerpunkt” geboren.

Über die letzten Jahre haben wir das System angepasst, umgestellt, vergessen, wieder hervorgeholt und erneut dran geschraubt. Manche haben uns vielleicht in den letzten Jahren auf der Red Lion Games Convention getroffen (2023, 2024, 2025) oder bei YouTube ganz kurz von uns gehört. Mittlerweile funktioniert das System sehrgut und wir konnten es wagen, es für das einzusetzen, für das es gedacht war: große Multiplayerschlachten über mehrere Tage mit großen Verbänden.


Der historische Hintergrund
Wir haben uns für ein Gefecht im Rahmen des Unternehmens Barbarossa entschieden. Nachdem die Heeresgruppe Nord in der Panzerschlacht bei Rasenai gewonnen hat, stößt sie von Ostrow auf Pskow vor. Hier setzte unser Szenario an.


Die Ausgangslage


Auf der deutschen Seite mussten die 1. und 6. Panzerdivision den Durchbruch erzwingen. Unterstützt wurde sie dabei von der 36. Infanterie-Division, die vor allem Reserven bereitgestellt hat. Die sowjetische Verteidigung wurde von der 111. und 235. Infanterie-Division ausgeführt, unterstützt von der 118. Infanterie-Division und der 3. Panzerdivision. Dabei übernahmen 4 Spieler die deutschen Truppen, 2 koordinierten die sowjetischen Divisionen.



Insgesamt gab es 7 Sektoren (=Spielfelder) in 3 Treffen. Das Ziel der deutschen Seite war es, innerhalb von 3 Tagen durchstoßen und dabei eine durchgehende Nachschublinie zu sichern. Für einen Sieg musste der Durchbruch 2 Sektoren weit oder schneller als in 3 Tagen erfolgen. Ein normaler Durchbruch (das historische Ergebnis) wurde als Unentschieden gewertet. Die Sowjets mussten den Durchbruch verhindern und zudem möglichst viele Panzerkräfte ausschalten.




Die Spiele
Nach einer kurzen Besprechung ging es los und die deutschen Panzerdivisionen gingen zum Angriff über. Die ersten beiden Schlachten waren sieg- und verlustreich für die Deutschen.


Nach einer kurzen Stärkung ging es zum Angriff auf zwei Sektoren des zweiten Treffens. Während auf der einen Seite vorsichtig vorgerückt wurde, was auf beiden Seiten erstaunlich wenig Verluste zu Folge hatte, wurde der deutsche Angriff im Nachbarabschnitt unter großen Verlusten abgewiesen.


Damit endete der 2. Tag und die deutsche Seite musste umdisponieren: am 3. und letzten Tag wurde die Hälfte der verbliebenen Truppen weiter in das letzte Treffen geschoben, aber es sah so aus, als wären die Kräfte für den Durchstoß zu schwach. Zeitgleich wurde der Kampf auf dem mittleren Sektor des Vortages wieder aufgenommen. Dabei gelang es den Deutschen dann doch noch auf den letzten Sektor vorzustoßen. Hier wurde eine Abteilung als Verstärkung in den Nachbarabschnitt geschickt, um die starken sowjetischen Truppen zu flankieren. Das war auch nötig, da noch 2 sowj. Panzerbataillone in Reserve bereitstanden. Mit der Hilfe der Verstärkung konnte diese Schlacht gewonnen werden.


Ironischerweise konnten die Verbände, die die Verstärkung entsandt hatten, ihr eigenes Gefecht nicht mehr für sich entscheiden.


Mit letzten Kräften hielten die Sowjets den entscheidenden Siegpunkt auf dem Sektor, so dass die Kampagne in einem Unentschieden endete: die Deutschen konnten in einem Abschnitt durchbrechen, aber ein breiterer Einbruch wurde ihnen verwehrt. Zudem waren die Kräfte erschöpft und die Verluste waren hoch.



Fazit
Für uns war der Kampagnentag ein voller Erfolg: wir haben 3 Spiele in 8 Stunden geschafft (inkl. Mittags- und Kaffeepause) und die Kampagne hat einen klaren Abschluss gefunden. Die Regeln liefen flüssig und alle Spieler konnten sie sehr schnell selbständig spielen. Es gab wenige frustrierende Momente und wir hoffen, dass alle so viel Spaß daran hatten wie wir Spielleiter. Wir planen definitiv eine Fortsetzung!
« Letzte Änderung: 18. November 2025 - 20:41:48 von Thomas Kluchert »
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meyer

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Großartig Thomas! Danke für die Bilder und den Bericht.
Bin sehr neidisch, ich hoffe dss es nächstes Mal bei mir klappt.
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Sorandir

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Sehr schöner Bericht, man sieht hier im Forum leider viel zu wenig von den grandiosen Sachen der Dice Knights.
So eine Mehrspielerschlacht auf verschiedenen Tischen ist immer ein Highlight für mich, wirklich toll gemacht.

Kann man das Regelwerk irgendwo bekommen ?

Nur mit der Skalierung komme ich nicht so ganz klar.: ihr spielt mit Divisionen ?
Die Einheiten mit 6 Panzern oder 1 bis 2 Infanterie-Stands sieht dann aber doch sehr nach Kompanieebene aus.
Auch mit den einzelnen Rauchsäulen etc. hat das für mich mehr so Flames of War-Optik.

Trotzdem sind die Matten klasse gemacht und ich mag euren Ansatz, mal auf einen größeren Ebene zu spielen.
Gerne mehr davon  :)
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Mein BLOG:
sorandirsgallery.blogspot.com

- Kurpfalz Feldherren -

Thomas Kluchert

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    • Dice Knights Berlin

@meyer
Danke dir! Ich hoffe auch, dass du beim nächsten Mal dabei sein kannst!


@Sorandir
Vielen lieben Dank! Seit dem Forumscrash sind wir im Forum von Battlefield Berlin, aber da laufen in der Regel auch nur Absprachen. Dokumentiert werden die meisten Spiele (leider) selten mittlerweile.

Zitat
Kann man das Regelwerk irgendwo bekommen ?
Wahrscheinlich wird man es nächstes Jahr als Druckversion zum Selbstkostenpreis bekommen können.

Zitat
Nur mit der Skalierung komme ich nicht so ganz klar.: ihr spielt mit Divisionen ?
Die Einheiten mit 6 Panzern oder 1 bis 2 Infanterie-Stands sieht dann aber doch sehr nach Kompanieebene aus.
Also bei uns kontrolliert ein Spieler in der Regel eine Division (in diesem Falle haben die Spieler halbe Divisionen gespielt, um es schneller zu machen). Das normale Manöverelement ist das Bataillon (bzw. die Abteilung), das in der Regel aus 3 Kompanien besteht. Eine Kompanie wird mit einer Base dargestellt (die Panzerbases haben wir dabei halbiert, um schönere Marschformationen darzustellen zu können). Der Bodenmaßstab ist 1:10.000, also 10 cm auf dem Spielfeld sind 1 km. Da wird auch die Optik der Einheit abstrakter. Mit 3mm würde man wahrscheinlich mehr Panzer auf die Base bekommen, aber die Infanterie würde man schlechter erkennen - es ist eine Geschmacksfrage.

Zitat
Auch mit den einzelnen Rauchsäulen etc. hat das für mich mehr so Flames of War-Optik.
Das ist natürlich ein hartes Urteil  :'( Die kleinen sind übrigens Rauchsäulen Niederhalten-Marker, während die großen Rauchsäulen Artillerie-Marker darstellen (je nach Position an der Einheit zeigen sie an, welchen Effekt sie haben).

Zitat
Gerne mehr davon  :)
Wir geben unser Bestes! :)
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