Drucken

[Poliorketes]

Die Diadochenepoche gehörte für mich schon immer zu den faszinierendsten Abschnitten unserer Geschichte, nur leider gab es herzlich wenig Material zum Thema. Was ich bislang zur Verfügung hatte war lückenhaft und meist Randnotiz in allgemeinen Werken zur Antike. Das vorliegende Buch bietet auf knapp über 200 Seiten (+ kommentierter Quellennachweis) einen strukturierten Überblick über die 42 Jahre von Alexanders Tod bis zum Ende des ersten Seleukos im Augenblick seines Triumphes, und das zu einem erträglichen Preis (ich habe bei Amazon UK bestellt, da ist es deutlich günstiger als bei Amazon Deutschland).

Für mich enthielt das Buch neben den bekannten Eckdaten viel Neues, insbesondere zu den sonst etwas vernachlässigten Jahren zwischen den Schlachten von Ipsos und Kurupedion - von Lysimachos liest man sonst nicht viel und der irrwitzige letzte Feldzug des Demetrios war mir so detailliert auch noch unbekannt. Ich hoffe, der zweite Band kann die Qualität halten, der erste hat auf jeden Fall eine Übersetzung ins Deutsche verdient.

 :thumbsup: Fünf Sterne :thumbsup:

[Antipater]

Interessant. Liest man da auch was über Pyrrhos?
Wäre schön, mal ein Update des Forschungsstandes von Bengtsons \"Herrschergestalten des Hellenismus\" zu bekommen. Gerade weil\'s an militärhistorischen Darstellungen doch leider mangelt.

[Poliorketes]

Pyrrhos wird mit behandelt, aber nur als Nebenfigur im beschriebenen Zeitraum. Also eher seine Anfänge, was ich recht interesant fand. Aber erwarte auf 200 Seiten nicht zu viel, Der Schwerpunkt liegt ganz klar auf Alexanders Generälen, dazu Kassander und Demetrios. Was mir besonders gefallen hat ist aber, daß auch andere \'Nebendarsteller\' Erwähnung finden, die es nicht bis nach oben geschafft haben. Polyperchon kommt als einziger durchgehend ziemlich schlecht weg, dafür hat Lysimachos überwiegend gute Presse, und Seleukos scheint der Held der Autoren zu sein.

[Molossian Dog]

Einen großen Teil des Buches gab es übrigens bis vor Kurzem noch im Internet zu lesen. Momentan kann ich ihn aber nicht mehr finden. Ich vermute bei der Veröffentlichung wurde er gestrichen.

Das Buch selbst kann ich wärmstens empfehlen. Wie jedes Buch über antike Geschichte begibt sich natürlich auch dieses in die trügerischen Untiefen der Spekulation, wenn es daran geht die Motive der Akteure nachvollziehen zu wollen, aber im Gegensatz zu anderen Werken sind diese hier grundsätzlich gekennzeichnet. Was ich selbst an Neuem aus dem Buch erfahren habe ist wie langwierig und dramatisch der Schlagabtausch zwischen Eumenes und Antigonos Monophtalamus war. Dieser wird leider oft nur am Rande erwähnt und mit einigen Verallgemeinerungen abgetan. Ebenfalls schlüssig ist das Bild das von den zentralen Beteiligten und ihrer Weltsicht gezeichnet wird. Hiermit meine ich konkret die persönliche Dimension ihrer Außeinandersetzungen - das kuriose Nebeneinander von kalkulierter Machtpolitik und Gruppendynamik einer Gruppe von Karrieristen, die trotz ihrer beherrschenden Stellung über große Teile der bekannten Welt immer noch nach den Prinzipien einer provinziellen Stammesgesellschaft handeln. Mit all den persönlichen Sym- und Antipathien, den Eitelkeiten, den unvergessenen Kränkungen und kleinlichen Intrigen, die beinahe besser auf den Dorfplatz eines unbedeutenden Hügelkantons als in die Paläste der Herren über Europa und Asien passen würden.

Auf den zweiten Teil bin ich persönlich zumindest sehr gespannt.