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Autor Thema: Armagnaken- Miniaturen gesucht  (Gelesen 1271 mal)

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Donner

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Armagnaken- Miniaturen gesucht
« am: 16. Dezember 2009 - 12:36:02 »

Für ein Diorama der Schlacht bei St. Jakob an der Birs suche ich passende Miniaturen der französischen \"Armagnaken- Armee\". Diese üblen Mordbrenner waren abgehärtete Söldnerbanden aus dem 100-Jährigen Krieg. 1444 versuchte der französische König dieses ungewollte Gesindel sinnvoll zu bewschäftigen und schickte eine grosse Armee (20 000 Mann?) gegen die Stadt Basel. Als die Eidgenossen davon Wind bekamen, zog ein kleiner Trupp aus jungen und kampflustigen Auszügern los, um dem Armagnaken- Heer einen Kampf zu liefern.

1444 ist für mich eine \"doofe\" Zeit. Es gibt kaum Miniaturen für die Mitte des 15. Jahrhunderts. Ich selbst kenne mich eigentlich erst ab etwa 1460 punkto Kleidung und Rüstung aus. So weit ich weiss, gab es in dieser Zeit sehr viel Veränderungen, was Kleidung und Rüstung anbelangte. Deshalb möchte ich schon ziemlich genau recherchieren, bevor ich irgendwas zusammenstelle. Trug man 1444 z.B. noch runtergekrempelte Hosenbeine? Darf man noch Kettenhauben und lange wattierte Waffenröcke verwenden? Und wie muss man sich eine plündernde französische Söldnerbande zu dieser Zeit vorstellen? Darf man da auch gut ausgerüstete und schwer gepanzerte Reisige einstreuen?

Meine Idee währen die Perry- Franzosen des späten 100-jährigen Krieges. Kann man diese Jungs ohne weiteres durchwinken, oder müsste man das eine oder andere umbauen? Oder eignen sich die überhaupt nicht?

Bei den Eidgenossen verwende ich diese Minis:

http://www.wargamesfoundry.com/collections/MED/1/index.asp

Die passen wohl nicht schlecht, da die meisten Figuren sowieso ungepanzert sind. Die grösste Unsicherheit besteht noch bei den Schallern und Brustpanzern. Verwendete man 1444 schon die Massenfabrikate aus Mailand? (Brust und Rückenpanzer)Ansonsten werden wohl noch ein paar Köpfe/Helme durch Eisenhüte ersetzt.

Würde mich extrem auf eure Unterstützung freuen! :lokomotive:
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Antipater

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Armagnaken- Miniaturen gesucht
« Antwort #1 am: 16. Dezember 2009 - 14:14:19 »

Vielleicht hilft dieses ältere Thema schon mal weiter. Den regionalen Fokus würde ich nicht so eng sehen. Denn, wie du schon eingeräumt hast, Miniaturen für exakt diese Übergangszeit haben Seltenheitswert.
Zu den konkreten Fragen:
  • \"Runtergekrempelte Hosenbeine\" setzen Beinlinge, also keine geschlossene Hose voraus, oder? Das mag\'s noch gegeben haben, aber wahrscheinlicher hat man eher Hosenbeine hochgekrempelt. ;)
  • Kettenhauben im klassischen Sinn sind eher out. Wer kann, trägt einen Panzerkragen aus Kettengeflecht; ansonsten sind einfache Hirnhauben viel günstiger zu bekommen.
  • Wattierte Wämser waren in Gebrauch, da macht man nichts verkehrt: Diese Rüstung ist unschlagbar günstig und hält sogar ein bisschen was aus.
  • Söldner müssen nicht abgerissen aussehen oder schlecht ausgerüstet sein. Das sind Profis, deren Auskommen und Leben von ihrer Ausrüstung abhängt. Allenfalls tragen sie \"praktischere\" Rüstungsteile als die Ritter und Adligen, die sich ihren Kram hinterher tragen lassen können. Im Wettstreit von Schutzfunktion und Bequemlichkeit gewinnt bei Leuten, die viel unterwegs sind, immer Letzteres.
  • Die frühesten Belege für Schallern stammen aus den 1440/50ern. Gebräuchlich wurden sie aber wirklich erst später. Beckenhauben mit und ohne Visier und viele, viele Eisenhüten wären mein Tipp.
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Donner

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Armagnaken- Miniaturen gesucht
« Antwort #2 am: 17. Dezember 2009 - 22:42:15 »

Hallo Antipater! Vielen Dank für deine Ausführungen. Insgeheim habe ich gehofft, du würdest deine vortrefflichen Kentnisse kundtun. :sehrgut: Wie immer brillant und sehr, sehr hilfreich.

Wegen den Beinlingen: War es nicht so, dass man die bei heissem Wetter am Bein festband und dann quasi mit nacktem Oberschenkel herumlief? Das meinte ich mit \"heruntergekrempelt\". :thumbsup: Ab 1430/40 stösst man zumindest bei Illustrationen z.B. den obligatorischen Ospreys nicht mehr auf dieses Mode- Phänomen... Bei den Perry HYW sind ja sehr viele Bogis mit diesem Look behaftet. Guckst du unten (Link)

Bei den Beckenhauben gibt es ja (imho) die typischen Muster um 1400. Ich meine diese charakteristischen Helme mit den leicht spitz zulaufenden hohen Glocken. Darf man die um 1440 noch in grosser Anzahl verwenden, oder sollte man sich da etwas zurückhalten? Bei den Perrys sind diese Helme ja sehr zahlreich vorhanden. Das vorläufig letzte Problem sind noch die zu verwendenden Büchsen. Sollte man noch die langen Stangenbüchsen, oder schon die modernen kürzeren Büchsen nehmen, die man auf die Schulter setzen bzw. einziehen konnte. Aus dem Bauch würde ich sagen, das die wohl eher um 1450 im grossen Stil aufkamen...

Wenn du Zeit und Muse hast, währe ich ausserordentlich dankbar, wenn du mir bei der Perry- Range (Agincourt to Orleans) zwei oder Drei Modelle zeigen könntest, die gar nicht passen. Das wäre sehr hilfreich, um zu sehen, was ich man in Zukunft vermeiden sollte. Ich muss ja für die Köpfe, Arme und Beine wohl noch andere Minis zum umbauen organisieren.

Hier der Link:

http://www.perry-miniatures.com/index2.html
« Letzte Änderung: 01. Januar 1970 - 01:00:00 von 1261086553 »
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Antipater

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Armagnaken- Miniaturen gesucht
« Antwort #3 am: 18. Dezember 2009 - 08:03:40 »

Zuviel der Ehre. Meine Infos beziehe ich großteils aus Ulrich Lehnarts Büchern zu \"Kleidung & Waffen der Spätgotik 1370-1420\" bzw. \"1420-1480\". Das sind wirklich lohnende Anschaffungen für jeden, der sich etwas eingehender mit dem 15. Jahrhundert beschäftigen möchte

Ich tue mir allerdings auch nach dieser Lektüre schwer, bestimmte Modelle, gerade aus der Perry-Reihe, \"auszusortieren\". Die Jahre zwischen 1420 und 1450 sind eine Übergangsphase, und man kann vieles an Kleidungs- und Rüstungsstilen rechtfertigen. Es ist also nicht falsch, Modelle in Beinlingen neben solchen in Hosen zu verwenden; es ist nicht falsch, Hundsgugeln/Beckenhauben mit Kettengeflecht statt des Grand Bascinets mit Eisenkragen darzustellen; es ist nicht falsch, alte Handrohre mit Stange neben neumodischen Hakenbüchsen zu zeigen usw. usf. Absehen würde ich höchstens von Rittern in weiten Überwürfen, das ist schon um 1410 eher old school. Ebenso würde ich keine Modelle im gotischen Harnisch verwenden. Schlichte (\"burgundische\") Schallern mit kurzem Nackenschutz, die noch deutlich ihre Abstammung von den geschwungenen italienischen Beckenhauben (celate) verraten, gehen allerdings wohl in Ordnung.
Vielleicht schaust du dir auch noch mal die Hussiten-Reihe von Kingmaker an. Die ist ja etwas später als die Perry-Serie angesetzt und bietet ein paar interessante Alternativen.

Du siehst mich insgesamt aber ins Schwimmen geraten. ;)
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Wellington

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Armagnaken- Miniaturen gesucht
« Antwort #4 am: 18. Dezember 2009 - 12:55:25 »

  • Schaller: Wenn ich meine Ospreys zum HYW richtig verstanden hab geht es bei den Engländern in den 20er Jahren des 15. Jahrhunderts mit den Schallern los
  • Beinling & Perries: Die Figuren sind wohl durch die Berichte inspiriert, dass die Engländer am Ende der Agincourt Kampagne an Durchfall litten und teilweise während der Schlacht mit herunter gelassenen Beinlingen rumstanden um sich \"erleichtern\" zu können. Eklig, aber wird so berichtet.
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Donner

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Armagnaken- Miniaturen gesucht
« Antwort #5 am: 18. Dezember 2009 - 15:28:44 »

@Antipater

Ganz grosses Kino! Dieses Thema wird immer interessanter. Durch dich und die Swiss- Range von Foundry bin ich ja überhaupt erst zum 15. Jahrhundert als meine Lieblingszeit gekommen. Bis jetzt habe ich mich halt erst mit der Zeit zwischen 1460 bis 1500 beschäftigt. Von daher ist dein Buchtipp auf jeden Fall gesetzt.

Da ich nur einige kleine Dioramen für ein \"berufliches Projekt\" (kleines Filmfestival) im März bauen muss und dementsprechend viel Zeit für eher wenige Figuren habe, sollten sehr viele akurate Umbauten möglich sein. Das einzige, was an den Perrys wirklich nervt ist, dass so viele Miniaturen diesen \"Bischof Überwurf\" haben. (Egal ob Kettengeflecht oder Wolle) Beckenhauben + Überwurf sind für mich halt einfach 14. Jahrhundert. Aber ich werde deinen Rat befolgen und sehr viele Eisenhüte und Hirnhauben einstreuen.
@Ghibeline

Das mit den Schallern ist interessant zu hören. Im Armagnaken- Heer waren laut meinen quellen viele englische Bogenschützen. Komischerweise kämpften diese Jungs als Söldner für die Franzosen. Werde mich da mal einlesen.

Diese Geschichte mit dem Dünnpfiff: Ist zwar lustig zu hören aber als Begründung für eine Modererscheinung doch sehr fragwürdig. Man sieht diese trageweise ja im ganzen 14./13.(?) Jahrhundert.
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Wellington

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Armagnaken- Miniaturen gesucht
« Antwort #6 am: 18. Dezember 2009 - 21:48:30 »

Die Geschichte soll auch keine Begründung für eine Modeerscheinung sein sondern nur die heruntergelassenen Hosen der Perry Minis erklären. Ich glaub kaum dass es im 14/15 Jahrhundert modern war mit nacktem Hintern rumzulaufen. ;)
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