Einige werden sich erinnern: Genau heute vor 250 Jahren fand die Schlacht bei Warburg statt - hierzulande mangels preußischer Beteiligung und trotz tausender Gefallener auch gern als \"Gefecht\" abgetan. Alliierte Truppen unter Ferdinand von Braunschweigs vereitelten dabei die Invasion Westfalens durch die Franzosen. Eine Reminiszenz an diese Schlacht enthält William Thackerays Roman \"Barry Lyndon\" - die Geschichte ist vielen wohl durch Stanley Kubricks Filmadaption bekannt.
Das heutige Jubiläum wurde - trotz der Beteuerung des bloßen Gedenkens - gefeiert mit Deutschlands größtem Reenactment im Bereich des 18. Jahrhunderts. Bekanntlich bin ich ein totaler Fan dieser Epoche und wohne noch dazu glücklicherweise gar nicht weit entfernt, so dass ich der Veranstaltung einfach einen Besuch abstatten musste. Ich habe unzählige Fotos geschossen und kurzentschlossen für alle Interessierten einen kleinen Bericht zusammengeschustert.
Hier das so genannte Biwak. Natürlich kann es mit britischen oder amerikanischen Events dieser Art nicht mithalten, aber ich war wirklich beeindruckt von der Masse an Teilnehmern, die meisten davon mit exzellenter Ausrüstung und Darstellung.
Kaum angekommen, wurde ich von diesem freundlichen Herrn aufgegriffen und mit \"first person interpretation\" malträtiert. Erwähnte ich bereits, dass ich solche aggressiven Interaktionen mit dem Publikum nicht ausstehen kann? :rolleyes:
Auch waren zahlreiche Handwerker und Händler vor Ort - eine seltene Gelegenheit in Deutschland. Leider wurde der Uniformschneider von einem britischen Gentleman (natürlich!) in Beschlag genommen...
... während seine Männer die Auslage einer Hutmacherin belagerten und sich die neuste Damenmode aus Paris vorführen ließen (ebenso natürlich, oder?).
Die minderjährigen Dorfschönheiten führten einen echt schottischen Schwertertanz auf...
... wobei sie von den echt schottischen (und offenbar wenig beeindruckten) Highlandern kritisch beäugt wurden.
Der drohende Verfall von Sitte und Ordnung im Lager...
... wurde durch die Ankunft des Alten Fritz höchstpersönlich verhindert, der die Truppen erst einmal zur Parade antreten ließ.
Begleitet wurde der Aufmarsch von prächtigen Zivildarstellern, die sich köstlich amüsierten...
... vornehmlich über das französische Kontingent, das - augenscheinlich ziemlich derangiert - fast die Parade verpasst hätte.
Als schließlich alle Truppen versammelt waren, bewegte man sich in großer Marschkolonne auf das historische Schlachtfeld.
Auffällig hier die (originalgroßen) Langen Kerls.
Erwartet wurde der Zug bereits vom feuerbereiten Artilleriepark der örtlichen Reenactmentgruppe.
Nun ging das Geballer richtig los - jeder Reenactor war verpflichtet worden, die Munitionstasche randvoll zu packen, und die Kanoniere hielten Zusatzmunition bereit.
Letztendlich half alles nichts: Die improvisierte Barrikade wurde von den Alliierten erstürmt, und die Franzosen ergriffen die Flucht.
Die lebensrettenden Sofortmaßnahmen wurden wieder einmal durch lästige Schaulustige behindert.
Das Schlachtgeschehen selbst war nur schwer nachzuvollziehen (vor allem aufgrund mangelnder Moderation), aber glücklicherweise konnte man sich den genauen Ablauf anhand eines sehr schönen Dioramas selbst erschließen.
Die Ausstellung wurde durch originale Ausrüstungsteile (teilweise vom Schlachtfeld selbst) und ein weiteres Diorama, das die Schlacht bei Leuthen zeigt, ergänzt. Wargamerherz, was willst du mehr?
Zum Abschluss kamen Teilnehmer und Besucher auf ein gemeinsames Kaltgetränk zusammen, und hiermit endete meine Tour. Hoffentlich hat sich mein Spaß über die kleine Fotoauswahl mitgeteilt.
Des worsch.