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Autor Thema: Germanische Kleidung - Farbenfroh ?  (Gelesen 3002 mal)

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Donner

  • Kaufmannstochter
  • **
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Germanische Kleidung - Farbenfroh ?
« Antwort #15 am: 07. MĂ€rz 2011 - 12:13:27 »

Ich möchte hier auch noch meine bescheidene Meinung zum Thema kundtun, da ich selber oft solche Fragen zum Thema gestellt habe.

Man weiss nicht mal bei den LegionĂ€ren, ob sie eher einheitliche Farben verwendet haben, oder ob da ein wilder Mix gelebt wurde. Über die Germanen und Kelten weiss man- im VerhĂ€ltnis gesehen- ja sowieso fast gar nichts.

Man vergisst oft, dass diese Kulturen ein handwerkliches Niveau hatten, dass man heute (natĂŒrlich mit den selben Methoden) niemals mehr erreichen wird. Bei den Germanen und Kelten wird es ja sowieso darauf hinauslaufen, dass die viel weniger barbarisch und primitiv waren, als man immer glaubte. Das ist nichts neues, aber ich denke da kommt noch sehr viel mehr in naher Zukunft. Gerade in handwerklichen Bereichen hatten diese Leute ein unglaubliches Geschick. Habe es selber gesehen an der Keltenaustellung in Bern! :) Man darf sicher Kleidung mit sehr viel Finesse fĂŒr jede Art von Krieger bemalen.

Die Vorstellung vom armen Krieger mit bleicher Kleidung und dem HĂ€uptling mit dem tollen Purpurmantel aus dem Mittelmeerraum trifft sicher in einer gewissen Weise zu, jedoch wĂŒrde ich solche Überlegungen mit grösstmöglicher ZurĂŒckhaltung umsetzen. Man lĂ€uft einfach Gefahr, dass man sich so die Dinge zu sehr nach dem eigenen Gusto zurechtbiegt.

Ich denke, dass eine schlechte Faktenlage in gewissem Sinne auch eine Chance fĂŒr uns TTer sein kann. In unserem Hinterkopf lauern sehr viele Klischees, welche man kaum noch wegbekommt. Der rote Römer ist wohl das berĂŒhmteste Beispiel. Es gibt ja einige sehr interessante Funde von Moorleichen und auch heute stellen noch einige Naturvölker Kleidung mit den selben/Ă€hnlichen Methoden wie damals her. Warum nicht hier schauen, wie sehr die Stoffe leuchten und welche Vielfalt an Mustern bestehen kann? Man merkt schnell, dass Farbenvielfalt und Leuchtkraft etc. zu einem sehr kleinen Teil dem materiellen Besitzstand des TrĂ€gers entsprechen. Bei RĂŒstungen, Waffen und Schmuck ist dies sicher sehr viel stĂ€rker der Fall.

Nochmals kurz zum Thema Klischee:

Zum GlĂŒck besteht ja bei den historischen TTer kein RealitĂ€tswahn. Ich habe schon oft erlebt, dass Leute Infos fĂŒr eine RealitĂ€tsnahe Bemalung gesucht haben und dann enttĂ€uscht waren, als sie erfuhren, dass diese Jungs frĂŒher gar nicht uniformiert waren und sogar KarnevalsmĂ€ssig (fĂŒr unseren Geschmach freilich!) rumliefen. Um wieder ein prominentes Beispiel zu nennen: All diese Leute, welche die Bretonen so super finden und dann eine weiss/rote Templerarmee bemalen wollen! sm_party_box

Was ich damit sagen will: Wenn man nahe an die Wirklichkeit will, sollte man sich so gut wie möglich von gĂ€ngigen und persönlichen GeschmĂ€ckern und Klischees lösen und sich darauf einlassen, dass z.B. die Landsknechte vor 500 Jahren Rosarot ganz und gar nicht tuntig fanden. Es lohnt sich und macht unglaublich viel Spass. Ich selber habe das GlĂŒck, aus Quellen vom SpĂ€tmittelalter zu schöpfen und es ist erstaunlich wie viel man ĂŒber Kleidung erfĂ€hrt, wenn man sich Zeit nimmt und Spass dabei hat. :sehrgut:
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