Gerade zurück von einem Forschungsseminar zu den französischen Religionskriegen, brenne ich wieder für dieses Thema. Das steckt natürlich auch die Interessenlage im Hobby an, und so bin ich nicht ganz zufällig auf ein kleines Buch gestoßen, das ich hier vorstellen möchte.
Es handelt sich um eine Darstellung der Schlacht von Grevelingen. Geschlagen im Jahr 1558, war sie der Schlusspunkt der Auseinandersetzungen zwischen den Kronen von Spanien und Frankreich. Im nachfolgend geschlossenen Frieden von Cateau-Cambrésis wurden die Italienischen Kriege (1494-1559) beendet und die spanische Hegemonie gleichsam festgeschrieben. Von Alberto Ribas verfasst, ist der Band 2010 erschienen unter dem Titel
Gravelinas 1558: Los tercios de Felipe II conquistan la supremacĂa continental. Zugleich ist er der vierundsechzigste einer – zumindest mir bisher unbekannten – Buchreihe ĂĽber die „spanischen“ Kriege und Schlachten von der Antike bis ins 20. Jahrhundert.

In Größe und Anlage erinnert das Büchlein – es umfasst etwas mehr als 100 Text- und Abbildungsseiten – stark an die Osprey-Hefte; hier besonders an die etwas umfangreicheren Bände der Campaign-Reihe. Behandelt werden neben dem Verlauf der eigentlichen Schlacht bzw. Kampagne auch Ausrüstung, Aufstellung und Taktiken der beteiligten Armeen. Das Ganze ist erweitert um Kurzbiographien einzelner Heerführer, eine knappe Bibliographie sowie Erläuterungen zu den Farbtafeln.

Gekauft habe ich mir den Band vor allem aufgrund der genialen Illustrationen von Jose Cabrera Peña. (Auf seinem sehr sehenswerten
Blog sind u.a. Details seiner Beiträge für dieses Buchprojekt zu sehen.) Allerdings war ich etwas enttäuscht, dass er insgesamt nur zwei Bilder beigesteuert hat. Noch dazu sind sie, ebenfalls in Osprey-Manier, über die Falz gedruckt. Einseitiges Querformat wäre hier die deutlich geschicktere Lösung.

Die Karten zu Feldzug und Schlacht sind klar und schön aufgemacht. Dazu kommen zahlreiche Fotos von zeitgenössischen Ausrüstungsstücken, Gemälden und Drucken sowie moderne Grafiken und Zeichnungen zu Taktik und Tracht, alles überwiegend in schwarz-weiß. Die Abbildungen stellen gleichzeitig ein weiteres Manko dar, denn sie sind weder von durchgängig überzeugender Qualität noch ausreichend beschriftet. So sind einige Bilder verpixelt oder unscharf, und nirgends finden sich Abbildungsnachweise oder genauere Angaben zu Ort und Zeit der Herstellung oder zum Künstler. Zeitgenössische, historisierende und moderne Illustrationen geraten hier kommentarlos nebeneinander. Die Auswahl wirkt nicht zuletzt deshalb insgesamt etwas beliebig.

Größtes Rezeptionshindernis könnte natürlich der spanische Text sein. Offensichtlich hat man sich aber um eine verständliche Sprache bemüht. Jedenfalls komme ich mit meinen ziemlich eingestaubten Schulkenntnissen gut durch und würde daher vermuten, dass man sich den Inhalt mit den Basics irgendeiner romanischen Sprache (und unterstützt von einem Onlinewörterbuch wie
LEO) durchaus erschlieĂźen kann.

Spreche ich also eine Empfehlung aus? Hier muss ich mit einem deutlichen \"Jein\" antworten.
Sicherlich füllt ein solcher Band eine Lücke, die wohl nie im Fokus populärer englischsprachiger Werke erscheinen wird. Schon aus purem Trotz diesem ärgerlichen Autismus gegenüber lohnt der Kauf. Die Bedeutung von Ereignissen wie Grevelingen für die europäische Geschichte nämlich wird einem hier grundsolide und anschaulich vermittelt. Dem kontinentalen Wargamer eröffnen sich damit vielleicht neue Horizonte, die mindestens genauso viel, wenn nicht mehr mit unserer eigenen Geschichte zu tun haben wie die x-te Auflage eines Inselkonflikts. Allein, wer sich den Band nur zum „Bildchengucken“ zulegt, dürfte enttäuscht werden. Osprey-Qualität wird hier definitiv nicht erreicht, und die Sprachbarriere tut ihr Übriges. Ob man dafür den doch recht stolzen Preis von
ca. 20 Euro (etwas günstiger geht es über ausländische Versandhändler) zahlt, muss jeder mit sich ausmachen.
Wenn man gleichwohl mit der Sprache halbwegs klarkommt, sich fĂĽr die Epoche interessiert und nicht gerade auf fachwissenschaftlichem Niveau recherchieren will, ist man mit diesem Band immer noch sehr gut bedient. Zugegeben, in gewisser Weise ersetzt hier nur spanischer Nationalstolz die angloamerikanische Perspektive. Selbst das aber ist eine erfrischende Erfahrung.