Epochen > Absolutismus und Revolution
Lesestoff Napoleon oder wie lernt man Knöpfe zählen?
DerAndereSkaby:
Vieles ist natürlich Ansichtssache, aber ein paar Argumente finde ich schon diskussionswürdig...
>Seine Außenpolitik verschaffte ihm den Hass vieler Völker und diese spiegelte aber auch nur die Verachtung, die er selber für sie hegte. Vielleicht erklärt sich diese verfehlte Außenpolitik mit seiner Ungeduld in allem.
Welche Völker haben ihn gehasst?
Preussen, Spanier, Russen - größtenteils.
Franzosen, Italiener, Polen, Rheinländer, Bayern, Sachsen, Kroaten? eher nicht.
Die Völker wurden im Allgemeinen auch nicht so richtig gefragt... Die Preussen haben das Volk aufgewiegelt um auf mehr Mannstärke zu kommen... aber wo waren die blutige Guerilla wie in Spanien? Abgesehen von Spanien gab es nirgendwo Widerstand. Ziviler Ungehorsam und Flucht vor der Wehrpflicht ja, aber Aufstände?
In den folgenden Jahrzehnten gab es in ganz Europa Aufstände, besonders in den ehemals von ihm beherrschten Gebieten, für mehr Freiheit und Selbstbestimmung... Ideen, die Sie mit Frankreich schon kennengelernt hatten...
Wie zeigte sich seine Verachtung? Alle neu gegründeten Staaten haben die selbe Gesetzgebung wie Frankreich bekommen.
Wehrpflicht war natürlich unbeliebt, die Kontinentalsperre (oder besser die Folgen davon) auch. seine Bemerkungen in seine Memoiren auf S.Helena? Ja, diktiert zu einem Zeitpunkt wo er nach Gründe/Schuldige für seine Niederlage gesucht hat.
>Aus seinen Erfolgen der ersten Jahre hätte er mit weniger Ehrgeiz gewiss auch einen stabilen Staat aufbauen können, wenn er sich auf Frankreich konzentriert hätte.
Da kann man genausogut argumentieren, dass er gar keine Möglichkeit hatte sich auf Frankreich zu konzentrieren: 1805, 1806-07, 1809 kam es zu Kriegserklärungen an Frankreich, nicht umgekehrt.
Spanien war einerseits eine sehr ungeschickt durchgeführte Einmischung, aber das Land war kurz vor einem Bürgerkrieg und in ähnlichen Situationen sind Nachbarstaaten in der europäischen Geschichte immer interveniert - vom 100-jährigen Krieg bis hin zur Kossovo-Krise.
1812 war definitiv ein Angriffskrieg - der einzige den man undiskutiert so stehen lassen kann.
waterproof:
Hört hört !
Koppi (thrifles):
Soll ich, soll ich ...
VIVE L'EMPEREUR
Blüchi:
Kollaborateur.....ab in die Ecke :D was soll denn ein Turnvater J davon halten.
Spaß Beiseite.... In meiner Gegend heißt der Gehweg immer noch Trottoir...was sich sehr Elegant anhört wie ich meine ;D
Pappenheimer:
--- Zitat von: DerAndereSkaby am 17. Dezember 2018 - 14:18:43 ---1.
Vieles ist natürlich Ansichtssache, aber ein paar Argumente finde ich schon diskussionswürdig...
>Seine Außenpolitik verschaffte ihm den Hass vieler Völker und diese spiegelte aber auch nur die Verachtung, die er selber für sie hegte. Vielleicht erklärt sich diese verfehlte Außenpolitik mit seiner Ungeduld in allem.
Welche Völker haben ihn gehasst?
Preussen, Spanier, Russen - größtenteils.
Franzosen, Italiener, Polen, Rheinländer, Bayern, Sachsen, Kroaten? eher nicht.
2.
Die Völker wurden im Allgemeinen auch nicht so richtig gefragt... Die Preussen haben das Volk aufgewiegelt um auf mehr Mannstärke zu kommen... aber wo waren die blutige Guerilla wie in Spanien? Abgesehen von Spanien gab es nirgendwo Widerstand. Ziviler Ungehorsam und Flucht vor der Wehrpflicht ja, aber Aufstände?
3.
>Aus seinen Erfolgen der ersten Jahre hätte er mit weniger Ehrgeiz gewiss auch einen stabilen Staat aufbauen können, wenn er sich auf Frankreich konzentriert hätte.
Da kann man genausogut argumentieren, dass er gar keine Möglichkeit hatte sich auf Frankreich zu konzentrieren: 1805, 1806-07, 1809 kam es zu Kriegserklärungen an Frankreich, nicht umgekehrt.
--- Ende Zitat ---
1.
Ansichtssachen sind immer diskussionswürdig. Aus verschiedenen Ansichten entwickelt sich gemeinhin eine Diskussion.
Thema Aufstände:
Vorderösterreich ("Baden") 1809, Preußen 1809 (Schill), Bayern 1809 (Tirol), Frankreich 1814/15 (Vendée), Süditalien (Neapel) 1799, Haiti 1799-Aufgabe der Kolonie, wenn man so will, Hessen 1809
In Sachsen muss man die Lage wohl gespalten betrachten. Die Kriege waren ebenso wie in Bayern unbeliebt. In Bayern hatte es schon unter Carl Theodor ein fein ausgeklügeltes Spionagewesen gegeben, welches die Stimmung in der Bevölkerung auslotete, aber scheinbar nicht mehr mit der Härte wie unter Carl Theodor gegen Aufwiegler vorging.
Erstaunlich friedlich ging allerdings die Neuordnung Deutschlands auf Druck Napoleons 1802/03 ab. Es gab in einer Reichsgrafschaft, die zu Bayern geschlagen wurde, wohl mal Unruhen, aber nichts ernstes.
2.
Das Volk wurde allerdings nicht gefragt, aber schon im 18.Jh. konnte ein Herrscherwechsel dennoch seine Tücken haben. Man sieht es z.B. in der Unbeliebtheit der Habsburger im Kgr. Neapel oder in Parma, was sogleich deutlich wurde, wenn die Chance bestand die unbeliebten Herrscher loszuwerden (auch wenn man sie letztlich nur gegen andere Monarchen eintauschte).
Bei Napi fällt diese mangelnde Begeisterung für das System dadurch auf wie rasch der napoleonische Block zusammenbrach 1813/14. Man muss sich mal vorstellen wieviele Truppen potenziell Italien und Neapel zur Verteidigung 1813 hätten mobilisieren können und dann binnen ein paar Monaten waren diese Länder überrollt. Ganz gut auch an Westfalen zu erkennen oder die Niederlande.
Es gibt Vergleichbares etwa ein Jahrhundert vorher, als auch die Herrschaft von Stanislaw Leczynski über Polen in Handumdrehen zusammenbrach, als Karl XII. bei Poltawa geschlagen worden war.
3.
Den Krieg mit Preußen 1806 hat Napi ja provoziert. Obwohl er eigentlich viel von der preußischen Armee hielt, ignorierte er, dass er Preußen demütigte indem er mit Großbritannien über Hannover verhandelte. Es ist ja auch nicht so, dass Napi Hannover an Preußen geschenkt hätte. Es war ein Tauschmanöver, was gut ins 18.Jh. gepasst hätte (man denke an die bourbonisch-habsburgischen Tauschaktionen immer wieder!). Die traditionell an Preußen auch konfessionell gebunden Gebiete am Rhein gegen Hannover - auch nicht durchweg in Preußen eine beliebte Entscheidung von FW III.. Vielleicht meinte Napi mit Preußen ebenso umspringen zu können wie mit all den Klein- und Mittelstaaten, die er oft garnicht fragte, wenn er sie am Verhandlungstisch mit Großmächten aufteilte, verschenkte oder einsackte.
Spannend finde ich, dass Napi auch durchaus Fans unter den alten Monarchen Europas hatte. Da wäre natürlich der Kurfürst von Sachsen, Friedrich August III. zu nennen, der Napi bis ins Verderben folgte und wohl hätte sein Land trotz des Appetits Preußens retten können oder auch Carl Friedrich von Baden.
Obskurer weil widersprüchlich scheinbar jene erzwungenen Verbündeten wie Friedrich von Württemberg, der eigentlich Napi verabscheute und massig Truppen stellen musste oder der Herzog von Sachsen-Weimar, der wohl wegen seiner guten internationalen Connections dennoch seinen kleinen Staat behalten durfte, obwohl er Napi offenkundig hasste, was Napi übrigens nicht davon abhielt ihm den einen oder anderen Besuch abzustatten. ;D
Navigation
[0] Themen-Index
[#] Nächste Seite
[*] Vorherige Sete
Zur normalen Ansicht wechseln