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Eine kurze Geschichte der römischen Centurionen
Antipater:
Okay, eigentlich kein \"größeres Projekt\", eher eine Ordnungsinitative.
Wie mittlerweile bekannt sein dürfte, bin ich ein großer Fan römischer Centurionen – und Sammler entsprechender Miniaturen. Zwar ist die Menge immer noch überschaubar, aber langfristig möchte ich so viele und unterschiedliche Interpretationen zusammen haben wie möglich. Um einen Anfang zu machen, kam mir die Idee, hier in mehr oder minder regelmäßigen Abständen die Miniaturen vorzustellen. Die Gelegenheit, auch ein bisschen über den historischen Kontext zu schwadronieren, kann ich mir natürlich nicht entgehen lassen. Wer davon genervt ist, hat vielleicht mehr Freude an den vorgeschalteten kleinen Hintergrundgeschichten – oder schaut einfach nur die Bilder an. ;)
Ich freue mich über Kommentare, Wünsche, Anregungen!
Den Anfang macht eine Miniatur aus dem Hause Gorgon Studios, ursprünglich Promofigur anlässlich einer Ausgabe des Ancient Warfare-Magazins zum vorrömischen Italien.
Frühjahr 444 v. Chr.: Gerade erst hat er seine Waffen beim alljährlichen lustrium rituell reinigen lassen, schon ist Poplios Vibennas Ausrüstung wieder gehörig eingesaut. Schmutzige Geschäfte nimmt er aber gern in Kauf, solange die Kasse stimmt. Und hier kann sich Vibenna über seinen Auftraggeber (einen Patrizier, der eigentlich nicht genannt werden möchte) keinesfalls beschweren: Stets fällt für seine suodales nach einem Fischzug ein fettes Schaf oder eine fesche Sabinerin ab – ganz nach Belieben, versteht sich. Der Löwenkopf, der Vibennas Schild ziert, ist deshalb bei Viehhirten und Ehemännern der Nachbarschaft so gefürchtet wie bei den Einwohnern Roms gefeiert. Nur verständlich, dass seine Waffenbrüder Vibenna zu ihrem centurio gewählt haben und er den quergestellten Helmbusch mit Stolz trägt.
Die Figur stellt einen frührömischen Centurio dar und basiert auf der Rekonstruktion etruskischer Ausrüstung des 5. Jhs. v. Chr. Vieles davon ist hypothetisch – aber das trifft auf eigentlich alles zu, was die „römische Armee“ dieser Zeit angeht. Allgemein geht man davon aus, dass unter den etruskischen Königen Roms (ca. 8.-6. Jh.) die Hoplitentaktik eingeführt wurde. Die schwerbewaffnete Phalanx unterstützten Reiter und leichter gerüstete Krieger zu Fuß. Ob diese Einheiten von Centurionen geführt wurden, ist ebenso fraglich wie die militärische Bedeutung der centuriae selbst. Dazu später vielleicht mehr.
Zugegeben, der große Rundschild (clipeus) passt nicht so recht zur eher leichten Ausrüstung des Modells: Ihm fehlen Beinschienen, und das gesteppte Lederwams ersetzt keinen Metallpanzer. Der quergestellte Helmbusch scheint ein verbreitetes Rangabzeichen gewesen zu sein. Wobei man annimmt, dass er rangniederen Anführern vorbehalten war, die zusammen mit den Kriegern „in der Reihe kämpften“ (griech. lochagoi) und dort sichtbar bleiben mussten.
Bei der Bemalung habe ich mich am Cover des besagten Hefts und an Peter Connollys Greece and Rome at War orientiert. Auch habe ich dem Druck nachgegeben und mich mal an der Verschmuddelung der Figur versucht – es soll niemand sagen, ich nähme mir Kritik nicht zu Herzen. Allerdings muss ich wohl noch mal bei forenbekannten Schmutzfinken wie Lt. Hazel oder Regulator in die Lehre gehen. :whistling:
Das Ganze gibt\'s in Englisch, dafür mit größeren Einzelbildern auch auf meinem Blog zu sehen.
Thorulf:
Sehr, sehr schöne Figur und sehr schöne idee für einen Tread. Bin auf den nächsten Teil gespannt. :applaus:
Lettow-Vorbeck:
Schönes Projekt :thumbup:
Hat die goldene Farbe am Ende des Helmbusches eine besondere Bedeutung?
Antipater:
Danke, ihr zwei. :)
--- Zitat von: \'Lettow-Vorbeck\',index.php?page=Thread&postID=85753#post85753 ---Hat die goldene Farbe am Ende des Helmbusches eine besondere Bedeutung?
--- Ende Zitat ---
Nö, das ist schlicht ein matschiges Altweiß. Ich hab hier nur die Vorlage (weißes Haar, rote Spitzen) umgekehrt, weil mir Rot als dominante Farbe besser gefiel.
Frank Becker:
Sehr schönes Projekt! Vor allem gefallen mir die schönen Hintergrundinfos. Die Figur ist ebenfalls klasse…auch schön der Bartschatten und der abgewetzte Schild.Die Sache mit dem quergestellten Helmbusch ist in der Tat interessant. Ich denke, dass dieses Merkmal wohl erst in der späten Republik aufgetaucht ist (wie auch die traditionellen Beinschienen und das links getragene Schwert). Vorher wurde der Centurio von seiner Centuria gewählt, nachdem diese aufgestellt worden war. Die Ausrüstung dürfte sich also nicht von den übrigen Männern unterschieden haben. Als Rangabzeichen hat er wohl nur den Vitis getragen. Der rot-weiße Helmbusch deiner Figur ist ebenfalls unwahrscheinlich, da Rosshaar sehr schwer zu Färben war. Höchstwahrscheinlich wurden deshalb auch nur einfarbige, naturbelassene Haare verwendet.
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