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Eine kurze Geschichte der römischen Centurionen
Antipater:
Ah, Widerspruch, sehr schön. :)
Es besteht halt das große Problem, dass die Informationen zur römischen Frühzeit allesamt aus zweiter, oft dritter Hand stammen. Bei vielem scheint es sich auch schlicht um nachträgliche (im Wortsinn) Re-Konstruktionen zu handeln, die bestenfalls vom Status quo der mittleren Republik ausgehen. Da werden Einrichtungen und Verfasstheiten dann munter rückdatiert bzw. archaisiert. Zur Zenturiatsverfassung schreibe ich, wie angekündigt, wahrscheinlich später noch mal was.
Den quergestellten Helmbusch hat man wohl aus Fundstücken abgeleitet, die zwar eine Montierung aufweisen, aber keine Ösen zum Festbinden über dem Scheitel, sondern eben über den Schläfen. Wie stichhaltig das ist, sei natürlich dahingestellt. Als Vergleichsbeispiel für eine frühe Verwendung der quergestellten Helmzier fällt mir auf die Schnelle nur der \"Draped Warrior\" aus der Wadsworth-Sammlung ein.
Rosshaar lässt sich meines Wissens wie menschliches Haar färben. Henna habe ich schon in beiderlei Verwendung gesehen. ;)
opa wuttke:
Ein Thread der mir sowohl gefällt, als auch gelegen kommt, will ich doch aus meiner fröhlich zusammengemischten umfangreichen Sammlung römischer Legionäre aus allen Epoche gerade sowohl eine frühkaiserzeitliche Armee für Impetus als auch eine spätrepublikanische für FoG aufstellen. Die Legionäre an sich bereiten mir dabei weniger Kopfzerbrechen, weil ich anhand der jeweiligen lorica bzw. des verwendeten scutum schon eine relativ genaue zeitliche Einordnung treffen kann. Schwierig wirds bei meinen Figuren mit den Centurionen...Gut es gibt ja genug Material allein an Ospreys, aber sie lassen eben doch immer noch Fragen offen und komme ich dann erst zur Auxilia, dann blick ich nicht wirklich immer durch. Roßhaarhelmbusch ?...ja klar ! Crista transversa ?...aber sicher doch ! Aber verwendeten die Centurionen der cohortes dieselben, wie die in Legionen ?? Wo gibt es zeitliche Überschneidungen bzw. gibt es überhaupt welche ?? Welche Farben wurden verwendet und hatten sie eine bestimmte Bedeutung ?? Fragen über Fragen, die ich hoffentlich aus kompetentem Munde beantwortet bekomme ;)
Die Bemalung ist übrigens sehr schön...
Gruß
Opa, der Deinen Thread mit Spannung verfolgt
Poliorketes:
Prima! Daß bei all dem Dreck der Helm noch so glänzt hat mich zuerst irritiert, aber dann ist mir aufgefallen, daß ja auch der Schild nach oben noch etwas blinkt. paßt also. Ist der Kerl blond? Das paßt nicht.
Steppwämser als Kampfkleidung kannte ich fürs antike Südeuropa noch nicht, gibt es mehr dazu?
Frank Becker:
Klar gibt es Fundstücke die zu einem quergestellten Helmbusch passen, aber der muss nicht unbedingt einem Centurio gehört haben. Da zur Zeit der Repubik die Soldaten ihre Ausrüstung selbst gestellt haben, müßte ja jeder einen solchen Helmbusch im Gepäck gehabt haben, nur für den Fall das er gewählt wird...das halte ich für unwahrscheinlich. Bei Polybius wird ein solchen Merkmal ebenfalls nicht erwähnt, er hätte in seinen Beschreibung der Ausrüstung dieses Detail sicher erwähnt.
Antipater:
Und noch mal vielen Dank!
@opa: Zu den Hilfstruppen komme ich sicher auch noch. In Kürze nur soviel: Großartige Unterschiede gab es in der Kaiserzeit zwischen Legions- und Auxiliarcenturionen wahrscheinlich nicht. Zu den Farben: In der römischen Armee kamen sicher Rot und (Natur-)Weiß vor, wie auch verschiedene Gelb- und Brauntöne wahrscheinlich sind. Was wann und von wem getragen wurde, war nicht zuletzt eine Frage des Anlasses. Man weiß einfach nichts Genaues - aber das erlaubt einem zugleich, zumindest in vernünftigem (!) Rahmen, künstlerische Freiheiten.
@Poli: Ich hab mir einen kalten Frühjahrsregen vorgestellt, der zwar den Staub oben abspült, ihn unten herum aber als Schlammspritzer wieder kleben bleiben lässt. :D Nein, ehrlich, ich wollte nicht gleich die ganze Figur einseifen. Ist mir so schon schwer genug gefallen. Und nein, das ist höchstens ein schmutziges Aschblond (wobei auch nicht alle Italiener schwarze Krause tragen). ;) Das Steppwams basiert laut dem Begleittext im Heft auf einem Grabrelief aus Volterra. Selbst würde ich die Darstellung eher als Lamellen- oder Schuppenpanzer interpretieren, musste mich aber an das Modell halten.
EDIT:
@Frank Becker: Du hast Recht, das muss nicht so gewesen sein. Die Interpretation passt aber einfach zu schön mit der Position des Anführers in der Phalanx zusammen. Deshalb bringe ich sie, nicht weil ich sie für absolut gültig halte. Dass das für alles gilt, was ich hier schreibe - eben weil die Quellenlage so dünn ist und wir daher niemals \"definitive\" Aussagen treffen können - habe ich wohl leider nicht hinreichend deutlich gemacht.
Trotzdem zur Erwiderung auf die beiden Punkte: Gewählt wurde der Anführer nicht während, sondern vor dem Feldzug. Da blieb also, im Falle einer wirklich überraschenden Wahl, genug Zeit, umzudekorieren. - Polybios macht vornehmlich auf die Unterschiede zur Erfahrungswelt seines griechischsprachigen Publikums aufmerksam. Weil er etwas nicht kannte oder nicht beschrieb, heißt das nicht, dass es schlicht nicht existierte oder nicht wenigstens schon einmal existiert hatte.
Wie gesagt, auch hier versuche ich erst mal der Interpretation des Modells zu folgen. Ob man es als Centurio bezeichnen kann, darf oder muss, weiß ich nicht zu entscheiden.
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