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Autor Thema: Die Geschichte sucht einen Superstar!  (Gelesen 3323 mal)

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Lettow-Vorbeck

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Die Geschichte sucht einen Superstar!
« am: 10. Juni 2011 - 19:15:50 »

Tja Napoleon, Cäser, Hannibal, Alexander und Co, kennt jeder. Andere sind in Ihrer Zeit genauso bekannt gewesen, allerdings spricht heute keiner mehr von Ihnen. Woran liegt das? Falsche PR-Berater, Vertuschung einer Bösen Macht (CIA, Freimaurer, GEZ, Dieter Bohlen ) oder gar etwas ganz anderes?

Wer kennt noch diesen Herren? Einst sagte Napoleon über Ihn:

Von allen Generalen die mir vorangingen und die mir folgen werden, ist Turenne der allergrößte

http://de.wikipedia.org/wiki/Henri_de_Latour_d%27Auvergne,_Vicomte_de_Turenne

Oder dieser Herr, der stets im Schatten von Prinz Eugen steht:

http://de.wikipedia.org/wiki/Claudius_Florimund_Mercy

 Es gibt bestimmt noch unzählige weitere Beispiele, daher meine Frage:

Was macht einen Menschen zum begnadeten Feldherren, dessen Name noch nach Jahrhunderten bekannt ist?
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Hobbyaufgabe wegen Gesundheit. Wer Interesse an bestimmten Minis hat sende bitte ein Angebot per PN.

Poliorketes

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Die Geschichte sucht einen Superstar!
« Antwort #1 am: 10. Juni 2011 - 19:50:25 »

Da stellt sich zunächst einmal die Frage, wem er noch bekannt sein soll. Viele Deutsche werden auch von Prinz Eugen nichts gehört haben, geschweige denn von Mercy, während Turenne in Frankreich sicher so bekannt ist wie Eugen bei uns. Ähnlich dürfte es mit Suworow sein, der in Rußland Nationalheld ist, aber bei uns nicht so bekannt.

Die sicherste Methode für einen Feldherren, auch einer breiten Masse bekannt zu bleiben, ist wohl die, gleich einer ganzen Epoche seinen Namen zu geben. Das geht besser, wenn man gleichzeitig auch noch Kaiser/König/Diktator/Oberhoncho ist. Ein weiterer wichtiger Punkt ist natürlich, daß sich zeitnah ein guter Propagandist - will sagen Historiker - findet, der den Ruhm des Feldherrn weiter verkündet. Ein Beispiel ist hier Julian der Apostat. OK, den kennt der Normalbürger auch nicht, aber in der Liste der bekannten römischen Feldherren steht er weit oben, weil er einer der wenigen spätrömischen Feldherren mit einer überlieferten Geschichte ist. Das er verschiedene interessante Gegner bekämpft hat, hat wohl auch geholfen. Was der nächste Punkt ist. Ein Sieg über ein Volk, daß heute kein Mensch mehr kennt, kommt nicht halb so gut im Lebenslauf wie einer gegen heute als wichtig erachtete Nationen. Sonst wäre heute Karl XII. nicht um ein vielfaches bekannter als Karl X. Gustav, dessen Dänemarkfeldzug in der Geschichte seinesgleichen sucht (ich will damit nicht sagen, daß Dänemark keiner kennt, aber wem ist klar, daß es damals im Vergleich zu Rußland als größere Macht galt?). Ein weiteres Problem von KXG war aber wohl auch, daß er zeitlich zwischen Gustav Adolf und Karl XII. \'eingeklemmt\' ist.

Ein weiterer Zeitgenosse von KXG und Turenne, Montecuccoli, hatte das \'Pech\', daß er keine bekannten Kriege hatte. Für die großen Schlachten im 30jährigen Krieg kam er zu Spät, für den großen Türkenkrieg zu früh - und sein Sieg bei St. Gotthard an der Raab hat durch den folgenden Friedensvertrag an Glanz verloren. Da außerdem nur wenige Deutsche Turenne oder Condé kennen, hilft es ihm wenig, daß er einer der wenigen war, der den beiden Paroli bieten konnte. Moritz von Sachsen dagegen fehlten die Gegner von Format, und sein größter Sieg bei Fontenoy ist eher deshalb in Erinnerung geblieben, weil zum letzten Mal ein englischer und ein französischer Monarch gegeneinander auf dem Schlachtfeld angetreten sind und ihre Offiziere einander höflich dazu aufforderten, doch zuerst zu schießen.

Was noch? Insbesondere in unserer heutigen Zeit neigen wir zu Vereinfachungen. Da hat eben Friedrich II. alle Schlachten im 7-jährigen Krieg und Napoleon alle Schlachten seit der Revolution gewonnen, weil es viel zu kompliziert ist sich all die anderen Namen wie Braunschweig, Moreau usw. zu merken. Bei den ganzen Braunschweigern finden ja sowieso nur Ahnenforscher durch, und wenn sogar Wikipedia Hohenlinden als Sieg Napoleons angibt, muß das doch stimmen (ich habe es korrigiert)!
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Christof

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Die Geschichte sucht einen Superstar!
« Antwort #2 am: 10. Juni 2011 - 20:18:25 »

Die Feldherren interessieren historisch eben wenig, die Frage ist wer ist derjenige der als Führungsfigur der gesellschaftlichen Veränderung in die Geschichtsbücher eingeht.
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Die Geschichte sucht einen Superstar!
« Antwort #3 am: 10. Juni 2011 - 20:48:55 »

nunja, der wichtigste punkt ist mMn inwieweit auch andere Nationen/Völker auf diesen Feldherren aufmerksam gweorden sind. Bzw welche, war man in der Antike z.B. in Kathargo eine große Bekanntheit, so weiß das heute keiner mehr, da kathargo unterging, jedoch die Persönlichkeiten die bei den Römern bekannt waren(Hannibal, Cäsar Spartacus Augustus etc) sind uns auch heute noch präsent, da deren Kultur/wissen bis heute nachwirkt.
Außerdem fällt auf, dass es sich bei herrausragenden Persönlichkeiten immer um erfolgreiche Feldherren handelt, die meistens auch Herrscher über ein Volk waren (Alexander, Cäsar, Napoleon, Hannibal und wohl am meisten auch Hitler).
Wobei hier auffällt, dass Hannibal aus dem später untergehenden Kathargo heute immernoch bekannt ist. Wiso? weil er im überlebendem Rom eine schreckliche Legende war.
und wie heißt es so schön? Der Sieger schreibt die Geschichte.
Ist man dem späteren Sieger (und damit dominanten Volk) also mehr als nur bekannt, so kann man davon ausgehen, dass man auch in den Geschichtsbüchern stehen wird.
oder warum kennen die meisten Deutschen mehr US Präsidenten als alte deutsche Politiker? weil man heute zwangsläufig die US Geschichte aufgedrückt bekommt.
Und letztendlich kommt es immer darauf an, welches Thema betrachtet, wir beschäftigen uns eher mit Militär Historik, in der \"historschen Poitik\" oder Wissenschaft kämen wir wohl auf andere Ergebnisse, bzw Persönlichkeiten, da dort andere Kriterien gelten.

Gruß
Zwerch!!!
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Mordred

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Die Geschichte sucht einen Superstar!
« Antwort #4 am: 11. Juni 2011 - 14:40:12 »

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xothian

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Die Geschichte sucht einen Superstar!
« Antwort #5 am: 11. Juni 2011 - 19:40:33 »

Zitat
Moritz von Sachsen dagegen fehlten die Gegner von Format, und sein größter Sieg bei Fontenoy ist eher deshalb in Erinnerung geblieben, weil zum letzten Mal ein englischer und ein französischer Monarch gegeneinander auf dem Schlachtfeld angetreten sind und ihre Offiziere einander höflich dazu aufforderten, doch zuerst zu schießen.
gutes beispiel! .. haehae dem \"martial boy\" von dettingen fehlte wahrlich das format ;)
... aber das zeigt fuer mich immer wieder dass im populaeren sich geschichte um \"geschichten\" dreht ...
maurice de saxe gehoert unbestritten zu den ganz grossen feldherren, aber irgendwie ist die fabel um die hoeflichkeit des ersten schuss (einzig aus der feder voltaires) was den meisten imponierte und in erinnerung geblieben ist
die frage nach einem \"superstar\" laesst sich nur beantworten wer die beste propagandamaschine hinter sich(oder vor sich, auch gegenpropaganda zaehlt .. zb. dschingis khan) hat und der groessten zahl an zeitgenossen schon \"geschichtlich\" bekannt gemacht wurde

le sang de nos ennemis est toujours le sang des hommes ; la vraie gloire, c\'est de l\'épargner
vive le maréchal de saxe!

ciao chris
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\"I wish I was back in the jungle, where men are monkeys.\"
Capt. Spauldings African Adventures