Vornweg: Mein Text beinhaltet Spoiler, wer also noch nicht das Buch gelesen hat, und auf Überraschungen hofft, sollte den folgenden Text nicht lesen. Ich bin ein großer Fan der Moers Romane (nicht der Comics, aber der Romane) und habe von jedem Buch die gebundene Ausgabe und fand bis jetzt eigentlich keinen Teil so richtig schlecht. Bis auf den Letzten.
Die Gestaltung des Buches ist auf den ersten Blick vorbildhaft, sehr schöne Illustrationen, Aufmachung und Umschlaggestaltung (auch wenn das Uranlese Bändlein fehlt). Nach den ersten Seiten war ich total begeistert - bis der Lindwurm in der Stadt der Bücher ankommt, vergeht die Zeit wie im Flug, als er jedoch ankommt geht für mich alles den Bach herunter. Die Beschreibung des Ortes ist so in die Länge gezogen und alles wird eine Seite später wiederholt. Stets dieselben Handgriffe der Beschreibung.
Mit den Anagrammen schmeißt Moers nur so um sich. Es ist wie, als ob er die Handgriffe die man ihm nachsagt (viele Anagramme, ausführliche Beschreibungen) bis ins maßlose übertreibt. Gefühlt stehen auf jeder Seite drei Anagramme, meistens dieselben hinter einander. Auch sind die meisten sehr einfach zu entschlüsseln: Fatoma Hennf, Dölerich Hirnfidler, Hulgo Bla, Melodanus Graf Watzogam, Ewubeth von Goldvein. Zur Verteidigung: Einige waren auch etwas schwerer zu durch blicken, das gebe ich zu, wie zum Beispiel: T.T. Kreiswurst & Balono de Zacher.
Und als ich dachte, das langweilige und schier endloslange Gespräch mit dem Lindwurm Kollegen im Qualmoir war vorüber, kam das noch langweiligerer Gespräch mit dem alten Bekannten Hachmed, der natürlich gleich darauf stirbt (die gedachte Krankheit fand ich aber sehr nett). Danach kam die pure Langeweile: Puppentheater und die Beschreibung der „Kunst“! Und das auf ca. 100 Seiten! Natürlich nur die eigene Vorstellung auf das ältere Buch bezogen, weswegen man eigentlich denkt, kein neues Buch zu lesen.
Für mich selbst geht es nie richtig los - einen Spannungsbogen gibt es nicht. Noch bin ich mit dem Buch nicht fertig (ca. S. 340) aber ich kann nie mehr als 20 Seiten lesen, danach lege ich das Buch mit Kopfschütteln beiseite.
Andere Kontrapunkte sind für mich:
- Lektorat Fehler: Normalerweise reden einige Personen in anderen Fonts, sprich mit anderen Schriftarten. Dumm ist\'s nur, wen nicht jeder Satz so geschrieben steht, und mal gerne ein Wort vergessen wird.
- Bei einem Drittel der Bilder wurden die Unterschriften an den Bildern nicht weg retuschiert - noch schlechter kann es nicht auffallen, wenn ein Bild gespiegelt wird, und somit der Name ebenfalls Spiegelverkehrt unter dem Bild sitzt... Ähnliche Sachen gibt es bei jedem dritten Bild zu sehen.
- Das Ofte \"Oh, meine geliebten Brüder und Schwestern\" nervt nach dem 30-mal ungemein. Bei dem Buch \"Die Stadt der träumenden Bücher war das ganze ja noch in einem ertragbaren Maß, aber hier gilt das gleiche wie bei anderen Stilmitteln: Maßlos übertrieben.
- Ich lese die Comics nicht wegen all den politischen Gebammel, und dachte, dass er in seinen Romanen die ganzen Seitenhiebe einmal auslassen kann. Leider nicht in diesem Werk.
- Das Puppentheater ändert - glaub ich - dreimal seinen Namen im Werk.
Ich bin wirklich ein Fan seiner Bücher und habe auch schon alle mindestens zwei-drei mal gelesen und jedem weiter empfohlen, aber nach diesem Buch bin ich echt platt. Eindeutig der Tiefpunkt der Zamonienreihe. Mit keinem anderen Werk vergleichbar.
Stephan