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Autor Thema: Geschützrohre im TYW  (Gelesen 4130 mal)

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Kniva

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Geschützrohre im TYW
« am: 16. April 2012 - 07:17:44 »

Mal eine ganz blöde Frage: Wie bemalt Ihr die Geschützrohre für die Zeit des 30-jährigen Krieges?
Allgemein würde man einen Bronzeton annehmen. Ich bin mir aber nicht sicher, ob die Rohre nicht schlichtweg schwarz waren. So meine ich es in Ausstellungen zu dem Thema gesehen zu haben.

Danke im Voraus!

Kniva
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Thorulf

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Geschützrohre im TYW
« Antwort #1 am: 16. April 2012 - 11:48:30 »

Ich weiß nicht, inwiefern der Anstrich von Geschützrohren im 30jährigen Krieg schon üblich war. Die Frage schwarz (Gusseisen) oder Bronce lässt sich aber nicht so einfach beantworten:
\"Eiserne Rohre scheinen zuerst in der letzten Hälfte des 15. Jahrh. in Schlesien gegossen worden zu sein, der Herzog von Sagan hatte deren bereits 1470; Karl der Kühne verlor 1476 bei Murten eiserne Geschütze.\" [Quelle:  Meyers Konversationslexikon, Bibliographisches Institut Leipzig und Wien 1885 - 1892.]
Fakt ist, dass trotz der Vorzüge, die Eisen Verarbeitungstechnisch und hinsichtlich der Haltbarkeit der Rohre hatte, Bronce-Rohre aber selbst in der napoleonischen Zeit für Feldstücke oft aufgrund ihres geringeren Gewichts bevorzugt wurden.

Da schon die Bemalung von Geschützen um 1800, also in der Napoleonik streckenweise schwer nachzuvollziehen ist, wirst Du Probleme haben, hier zuverlässige Quellen zu finden. Einer der Bereiche, wo also durchaus beides denkbar ist.   :bomb:
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Einzig der Krieg ist die wahre Schule der Chirurgie
-Hippokrates-

Tabris

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Geschützrohre im TYW
« Antwort #2 am: 16. April 2012 - 12:50:21 »

\"Da der Rohrwerkstoff (verschweißte Eisenstäbe, ähnlich eines Fasses) nicht befriedigte, kam man bald zum Bronzeguß, der in den flandrischen Städten, aber auch in Nürnberg, Augsburg und Straßburg eine Hochblüte erlebte\"

\"Als Rohrwerkstoff setzte sich allgemein die Zinnbronze durch. Sie wurde (...) als Metall bezeichnet \"

\"Um die Mitte des 16.Jht begann sich von Schweden aus als Werkstoff für Rohre , die nicht oft transportiert zu werden brauchten (...) das Gußeisen durchzusetzten.

Heereswesen der Neuzeit- Waffen der Landsknechte 1500-1650 (G. Ortenburg)

... ich persönlich habe bei meinen 15mm TYW-Kanonen eine Mischung aus Metall und Bronzefarbigen Rohren benutzt, seht bunter aus ;)
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\"Ein Mann, der unterwegs von plötzlichem Regen überrascht wird, rennt die
Strasse hinunter, um nicht nass und durchtränkt zu werden. Wenn man es
aber einmal als natürlich hinnimmt, im Regen nass zu werden, kann man mit
unbewegtem Geist bis auf die Haut durchnässt werden. Diese Lektion gilt
für alles.\"

HAGAKURE von Yamamoto Tsunetomo

xothian

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Geschützrohre im TYW
« Antwort #3 am: 16. April 2012 - 12:57:31 »

kann mich thorulf nur anschliessen ... dass ist schwerlich nachzuweisen und sicherlich nicht \"uniform\" gewesen

bronze kanonen (kupfer mit wenig zinn) sind eigentlich sehr korrosionsbestaendig also musste man sie nicht umbedingt, wie zb. aus schutzgruenden mit einer farbschicht ueberziehen
allerdings bin ich selber kein freund davon kanonen dann in praechtigstem \"rotguss\" zu praesentieren
ein recht gedaempfter matter/dunkler bronzeton passt mir persoenlich besser und man kann selbigen auch sehr schoen variieren

ciao chris
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\"I wish I was back in the jungle, where men are monkeys.\"
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Kniva

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Danke..
« Antwort #4 am: 16. April 2012 - 14:02:43 »

... erst mal an alle!

@Tabris:
Den von Dir zitierten Band habe ich auch daheim, und habe darin geblättert. Die Frage für mich ist nur, ob Gusseisen nun schwarz war. Oder schwarz gestrichen wurde.

Aber ich denke, dass kann/muss man wirklich individuell machen.

Gruß

Kniva
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Grimnir

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Geschützrohre im TYW
« Antwort #5 am: 16. April 2012 - 17:25:13 »

Neben den erwähnten Vorteilen von Bronzekanonen - nämlich Gewicht und Korrosionsbeständigkeit - haben sie allerdings einen Nachteil: Wenn sie sich nach einigen Schüssen aufgeheizt haben, wird der Rückstoß härter und unkontrollierter.

Admiral Keppel liess 1778 die bronzenen 42-Pfünder der HMS Victory durch eiserne 32-Pfünder ersetzen (http://www.hms-victory.com/index.php?Itemid=88&id=57&option=com_content&task=view) Einer der Gründe war der besagte Rückstoß. Bei großen Kalibern ist ein unkontrollierter Rückstoß ein Risiko, dass man nicht unbedingt eingehen möchte.
Um eine Vorstellung von den Kräften zu haben, die am Werk sind: Ein eiserner 32-Pfünder hat eine ruhende Masse von 3-4 Tonnen und , falls ungesichert, einen Rückstoß von 9-15 Metern (Victory vs. Redoutable. Gregory Fremont-Barnes).

Die oben genannte Web-Quelle gibt übrigens auch das Rezept für den Korrosionsschutz von Eisengeschützen an:
The iron barrel was painted with a black composition to comb it from rust.The original formula for this was: \"To one gallon of vinegar add a quarter of a pound of iron rust, let it stand for one week; then add a pound of lamp black and three quarters of a pound of copperas; stir it up at intervals for a couple of days. Lay five to six coats on the gun with a sponge, allowing it to dry well between each application; polish with linseed oil and soft woollen rag; it will look like ebony.\"

Ob das aber schon im 17. Jhd. so praktiziert wurde, kann ich allerdings nicht sagen.
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From the TMP messageboard:
\"I heard that there were Prussians at Waterloo, to help out the British. Is that true?\"
\"Yes, the British needed the Prussians to help as they didn\'t have any Aussies, Canadians or New Zealanders available to fill out the fighting ranks.\"

Neidhart

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Geschützrohre im TYW
« Antwort #6 am: 16. April 2012 - 21:57:15 »

\"Für eure Waffen braucht ihr Pferd und Wagen,/ unsre auf der Schulter kann man tragen./ Aus starkem Leder unsre ist gemacht,/ die Erde bebt, wenn sie kracht.\"
Aus einem deutschen Nachrichtenblatt von 1630

Etwas unsachlich, aber ich hab auch noch was richtiges.
Ich hab mir für eine Seminararbeit mal die Rüstungsproduktionen von Nürnberg, Suhl und Augsburg angesehen. (Julia Zunckel: Rüstungsgeschäfte im Dreißigjährigen Krieg, da steht alles drin oder man kommt zumindestens zu allem, was es an Literatur gibt; außer Osprey etc.).

Gekauft und verkauft wurde beides und auch hergestellt, soweit ich das noch richtig in Erinnerung habe.
Kupfer war besonders wichtig, da ein Großteil der Geschütze, die produziert wurden aus Kupfer war. Zu den Hochzeiten der Rüstungsproduktion, kann man an der Kupfer Einkaufsmenge die Zahl der produzierten Geschütze voraus sagen.
Wobei auch Wirtschaftsspionage betrieben wurde, um Fertigungstechniken für Metallkanonen aus England zu stehlen (ich weiß leider nicht mehr, wo ich das gelesen habe, ist schon etwas her).
Ebenfalls unsicher: Die Schildbürger versenken ihre Glocke im See, um sie vor der Einschmelzung zu bewahren.
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