@Mehrunes
Andererseits, man muss den Filmemachern zugute halten dass sie andere Prioritäten setzen als wir es tun.
Ein Regisseur hat eine Zielgruppe und eine Zielsetzung, die er im Blick halten muss. Und das ist der gemeine Zuschauer, ja möglicherweise in diesem Fall sogar das jüngere Publikum.
Das ist richtig, ABER: Wenn man als Regisseur seine Hausaufgaben gemacht hat, muss man zwangsläufig doch bei einem (Anti-)Kriegsfilm auf den Gedanken kommen, dass man im Team einen \"Militärberater\" braucht. Der muss kein Historiker sein wie z.B. Guido K. aber der muss sich um sowas kümmern - der muss wissen, dass es völlig unrealistisch ist, dass sich ein Unteroffizier nicht bei der Feldgendarmerie mit so einem Gequatsche durchmogeln kann, der muss wissen, dass ein General nicht persönlich 6 Rekruten einteilt und sie dann wieder ihrem Schicksal überlässt.
Ergo hatten sie entweder einen schlechten Militärberater, oder gar keinen. Als Gegenbeispiel führe ich den \"Soldat James Ryan\" ins Feld - die Truppe hatte da eine Schar von Militärberatern (logisch, da auch höheres Budget), aber die hatten auch so nen alten Ausbilder dabei, der die Schauspieler erstmal ordentlich \"geschliffen\" hat, dass sie sich wirklich wie Soldaten verhalten hätten - und sojemand hätte sich auch für \"Die Brücke\" gefunden.
Das ist eben einer der Vorteile des Originals - da zumindest die meisten \"alten\" Soldaten in dem Film selbst Kriegsteilnehmer waren - da ist so eine \"schulung für Authenzität\" obligatorisch gewesen...
Es wurde aber leider nicht oft begründet, warum man findet, der Film habe seine Message verloren. Lasst uns mal eher darauf eingehen.
Na - doch. Das Original enthüllt im Mißbrauch jugendlicher Unbefangenheit und Ideale zugleich den schlimmen Aberwitz des Krieges. Besonders geht der Originalfilm auf die jugendliche Begeisterung für den Krieg ein. Das fing mit so kleinen Szenen an, mit der \"Generalstabsdiskussion\" im Klassenzimmer, der Euphorie über die Einberufungen, der Stolz und die Freude beim Vorabend (v.a. bei Albert, Hans und Jürgen). Die unterschiedlichen Charaktere werden aufgezeigt - Karls Verbitterung über seine nicht erfüllte Liebe und den \"Kindergarten\"-Spruch seines Vaters, die \"jugendliche Tapferkeit\" von Siegi, der Zorn von Walter über seine Auseinandersetzung mit seinem Vater und dem Bombenflüchtlingskind Klaus, bei dem auch die frohe Erwartung Soldat zu werden, seine Zuneigung zu Franziska verblassen lässt und sich das persönliche Erinnerungsstück aus rein pragmatischen Gründen zurückgeben lässt. Und eben diese von den einzelnen Jungs gemachten Erfahrungen und Einstellungen führen dann zu mancher Schlüsselszene im Kampf.
Viel davon ist im Remake nicht übrig geblieben...
Der Aberwitz des Krieges wird im Remake z.T. so überspitzt, dass es beginnt, unglaubwürdig zu werden. Ich hab das mit den verschiedenen Rettungsversuchen bereits dargelegt - im Remake bleibt nur Franka, die völlig überzogene Aktion mit dem Obernazi und der US-Soldat übrig. Was im Originalfilm durchaus als glaubwürdige Verkettung von Ereignissen dargestellt wird (mit dem Chef, dem Gruppenführer und dem Zivilisten) ist im Remake mit der bsagten Szene mit Potente völlig überzogen und unglaubwürdig.
Dann die Punkte wo ich mich echt gefragt hab, wo die Logik der Handlung hin ist: erst werden sie \"eingezogen\" in dieses ominöse Zeltlager am Flussufer. Rumgebrüll und die Erkenntnis, dass ein Uniformierter, der anderen Uniformierten vorgesetzt wird (auch wenns seine Klassenkameraden sind) automatisch seinem Machtinstinkt folgt (wogegen im Originalfilm ja noch der eingeteilt wurde, der das meiste Verwantwortungsbewusstsein besaß). Dann die sieben Mann auf die Brücke. Der Gruppenführer (von anfang an negativ gezeichnet - warum eigentlich? Warum musste der im Remake plötzlich ein Scheißkerl sein?) setzt sich vorsetzlich ab und kommt durch das ansonsten als gnadenlos gekennzeichnete Kontrollsystem auch noch durch. Als der General vorbeikommt und sie sich Waffen holen sollen ist das Zeltlager menschenleer und tausende von Waffen und Patronen liegen rum. Im Original werden sie erst bewaffnet und ausgerüstet mit dem Bataillon, sind dann auf dem Marsch, steigen früher aus und kurz vor Morgengrauen kommt das Bataillon auf wilder Flucht von der Front zurück und alle sind sie mit Rückzug beschäftigt und keiner kümmert sich mehr um die Jungs - das kann jeder Zuschauer nachvollziehen.
Das Remake konnte ich da nicht nachvollziehen, da sind alle verschwunden und ausgerechnet die jüngsten Rekruten sollen die achso entscheidene Brücke verteidigen?
Dem General sind die ganzen Truppen weggelaufen, kein Dienstgrad ist mehr da und er weist Rekruten ein?
Zugegeben, nicht jeder 15-17jährige kennt sich mit militärischen Fragen aus, aber ehrlichgesagt ist ein Film auch dann nicht gut, wenn man erst hinterher draufkommt, dass er unglaubwürdig war. Dann das Sprengkommando. Im Original kommen sie knapp zu spät und warten die Kampfhandlungen ab (sind ja auch nur drei Mann). Im Remake lässt sich der Anführer des zahlenmäßig viel stärkeren Kommandos erst volllaufen, redet auch irgendwas von der entscheidenden Brücke (während er auf einer anderen Brücke draufsteht - wer blickt da noch durch? Wieviele Brücken gabs da überhaupt?), die sie unbedingt sprengen müssen (aber die Rekruten machen das mit der Verteidigung schon, da brauchen wir ja nicht helfen) und dann am Schluss nach dem Schusswechsel, wo das Sprengkommando eindeutig zahlenmäßig überlegen ist, fahren sie weg und haben diese wichtige Brücke dann doch nicht gesprengt?
Wo ist denn da der Sinn? Aber auch das wird den 15-17jährigen männlichen Zuschauer nicht auffallen, weil der noch ganz fasziniert ist von den wüsten Dauerfeuer-Baller-Szenen, was er ja auch aus Ego-Shootern kennt. Die Kampfszenen an sich
möchte ich auch nicht weiter vertiefen - aber da ist mit den Filmmachern irgendwas durchgegangen und es wird irgendwie rübergebracht, dass Krieg auch cool ist und Spass macht ( wie das knallt, wie die laufen, vorwärts deutsche Jugend!) Davon war im Original gar nichts zu sehen - beim Beginn der Schießerei sind die Jungs noch euphorisch (Los Mensch, schieß doch! oder das Strahlende Gesicht, wo Jürgen den ersten Amerikaner niedergeschossen hat) Aber die Müter werden im Dauerfeuer der Panzerkanonen, im Versagen der Waffen und in der Effizienz der Gegner schnell gekühlt. Es kommt zu Toten, zu Nervenzusammenbrüchen, zu Wutausbrüchen - und sehr gut gespielt von den Darstellern, die im Original von Anfang an überzeugen.
Ich verstehe auch nicht die Kritik an der Liebesgeschichte (im Vorfeld DER Kritikpunkt). Die gabs doch im Original genauso, zugegeben geht sie dort etwas unter, nimmt aber fast genauso viel Zeit in Anspruch. Ob die beiden sich jetzt nun 3 Küsse geben oder 5 Minuten anstarren bevor der Medizinball zurückgegeben wird, ist das wirklich wichtig?
Im Original wird die nur ganz vage angedeutet. Einmal der Medizinball und einmal wird gezeigt, wie er ihr in der Dusche nachsteigt. Im Remake wird das mit Sexszenen, Reden über Sex bei der \"Schlachtschüssel\" und dem ganzen Brimborium, dass die Lehrerin nach Dachau kommt, weils irgendwer gemeldet hat (wobei Dachau da kurz vor der Besetzung durch die Amis war -aber das nur nebenbei). Das trägt überaupt nichts zu der eigentlichen beabsichtigen Message des Films bei - oder soll rübergebracht werden: Gott sei Dank sind die Nazis weg, jetzt kannst Dich ungestraft an Deine Lehrerin ranmachen, wenn sie
ein nettes Hinterteil hat
oder was?
Das sind die Dinge, die das Remake aus meiner Sicht erst unglaubwürdig machen, die schlechte Schauspielerische Leistung (text auswendig gelernt auf auf Handzeichen hin aufgesagt bzw. -gebrüllt, und noch handwerkliche Fehler runden die unglaubwürdige Story und verblasste Message zu einer vollends negativen Bewertung ab.
Gruß,
Banzai