:thumbsup: , :thumbsup: , :thumbup: mit * und Eichenlaub.
Ja, Westfalen sind nicht zu häufig. Rekruten mussten -wie die Steuern- vom Militär abgeholt und gefesselt werden. Dementsprechend durchwachsen waren die Leistungen. Die Preussen staunten später, dass es dort -auch für die Landwehr- genug Freiwillige (im heutigen Sinn, Westfalen war so ausgeplündert, dass die nötige Zahl an Freiwilligen Jägern nur durch Stipendien aufkam) gab und die Aufstellung reibungslos ablief.
Die Wehrpflichtigen mussten auch in Französischen Einheiten dienen - in den Pfarrerarchiven sind noch Totenscheine erhalten. Das machte den Dienst besonders unbeliebt.
In Paderborn hatte man die katholischen Franzosen als Befreier von den Preußen empfangen. Aber der eigene Staat stellte so hohe Forderungen, dass die Stimmung schnell umschlug. Wenn jemand bei den Preußen diente, wurde das, zumindest bis in die 80er, stolz von seinen Nachfahren berichtet. Es ist daran sogar mal untersucht worden, wie zuverlässig solche Überlieferung ist. (Wegen der Preußischen Erinnerungskultur aber ein untaugliches Objekt, wenn man es vereinfacht sagt.) Über den Dienst bei den Franzosen gibt es nur einige Erinnerungen, wenn jemand in Russland blieb, und das auch oft nur durch spätere Nachforschungen. Ein Bruder meines Ur...Urgroßvaters soll beim Übergang über die Beresina umgekommen sein. Ein Kamerad brachte später noch einen Brief. Aber das ist nur bekannt, weil auch die nächste und übernächste Generation beider Familien zur selben Zeit im selben Regiment dienten. Und die Beresina kann man getrost durch den Russlandfeldzug ersetzen. Wer durch Soldaten aus der Gegend Nachricht bekam, bekam meist bekannte Ereignisse genannt, was wohl tröstend wirken sollte.
Schließlich wirkt auch die preußische Propaganda noch nach.
Wenn hier jemand Westphalen als Reenactor darstellte, wäre er bei vielen auch heute noch unten durch, wie man so sagt. D.h. in den letzten 20 Jahren gab es einen gewissen Bruch in der Erinnerung. In den 80ern kannte noch jeder Junge -na gut, die meisten- das \"Kerls wie von Eisen\" Blüchers und wir hörten zu, wenn davon die Rede war, dass es westfälische Landwehrmänner waren, die Blücher unter seinem Pferd hervorzogen, und sogar Paderborner, die Plancenoit einnahmen. Dazu trug hier natürlich bei, dass es neben einem Sieg über Hessen die einzigen militärischen Großtaten der Paderborner waren. Friedrich der Große hat den Kommandeur des Paderborner Regiments dadurch ausgezeichnet, dass er eine Zeitlang in derselben Zelle gefangen gehalten wurde, in der er einst selbst saß, weil er trotz des \'schlechten Materials\' geschafft hatte , mit dem Rest des Bataillons preußischen Husaren einige Stunden ein Waldstück streitig zu machen (Sic! Von den anscheinend unbeteiligten etwa 250 Soldaten waren danach nur 40 übrig.) Andere Berichte stellen heraus, dass Paderborner gerne erst zum Friedensschluss eintrafen, da meist schon 3/4 desertiert war, und das Kontingent meist nicht einsatzbereit war, da Waffen und Munition gegen Essen getauscht wurden. Und nach dem Siebenjährigen Krieg weigerten sich die Paderborner Fürstbischöfe standhaft, Untertanen in den Krieg zu schicken.
Daher versperren die Preussen den Blick auf die Franzosen. Das Westphälische Militär gilt eben nicht als \'cool\'. Mit Hinblick auf die Garde ist ja sogar schon von Operetten-Armee gesprochen worden, was dann -falsch verstanden- verallgemeinert wurde.