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Sigur wird historisch - Dreißigjähriger Krieg
Sigur:
@J.S.: Besten Dank!
Ok, ich glaub nach ca. 17 Monaten wirds glaub ich Zeit für ein kleines Update hier im Thread, und zwar in chronologischer Reihenfolge. :)
Erstmal ein paar Offiziere, angefangen mit den Protestanten und ihren Freunden:
Graf Ni(e)ls Brahe, Kommandant der Gelben Brigade bei Lützen und generell ein Wichtiger:
Das Wams (hängt jetzt in der Bielke Armoury in Schweden) das er am Tag der Schlacht getragen hat war entweder gelb oder war mal weiß und ist vergilbt. Hilft jedenfalls ganz gut bei der Identifizierung wohin er gehört. Mit 28 zum General der Infanterie aufgestiegen kommandierte er bei der Schlacht von Lützen die vordesten vier Brigaden. Zusammen mit ihm auf dem Base zu sehen sind ein Trommler und ein Leibwächter, beide aus der Leibgarde des Königs (in hellgrauer Uniform).
Als nächster hier nun der dritte Mann hinter Gustav Adolf, der unnachahmlich benamte Dodo von Innhausen und zu Knyphausen:
Bei Lützen der Kommandant der Infanteriereserve in der Mitte der protestantischen Schlachtlinie. Nach dem Tod Gustav Adolfs auf dem Schlachtfeld spielte er eine wichtige Rolle dabei die Armee zusammenzuhalten und letztendlich den Sieg der Schweden und ihrer Verbündeten zu erringen. Da war er schon 50 Jahre alt was für Offiziere im Feld ein beeindruckendes Alter war. Er war wahrscheinlich der älteste und erfahrenste der Generäle im Dienst der Schweden und eine ausgleichende Kraft zu den Hitzköpfen Gustav Adolf und seiner Nummer 1 - ob ers wollte oder nicht - Bernhard von Sachsen-Weimar. Dodo, aus einer alten deutschen Adelsfamilie stammend, fällt außerdem dadurch auf dass er im Laufe des Krieges niemals die Seite wechselte. Beinahe schon unübliches Verhalten, nachdem die Obristen und Söldnergeneräle damals Kriegsunternehmer waren und ideologische oder religiös begründete Loyalitäten oft eine eher untergeordnete Rolle gespoielt haben. Dodo wurde als Protestant geboren und blieb seiner Sache treu. Dabei half sicher auch, dass er ein wichtiger Mann im Dienst des wichtigsten Repräsentanten der protestantischen Sache war, und sicher nicht schlecht bezahlt. Dodo hat die ersten vernichtenden Niederlagen der Protestanten miterlebt und war vorsichtig was offene Feldschlachten anging, aber mutig wenns in der Schlacht drauf ankam.
Das Modell das ich bemalt habe zeigt ihn hauptsächlich in blau und gelb. Blau war generell eine populäre Farbe unter deutschen Protestanten und ein Überbleibsel an seine Zeit im Dienst des \"Tollen Halberstädters\" Christian von Braunschweig dessen Armee zu großen Teilen blau oder dunkelblau eingekleidet war. Das Wappen der Innhausen-Knyphausens ist schwarz und gelb, also hab ich diese Farben auch in sein Outfit eingebaut. Die Protestanten haben einigen Quellen zufolge breitere Verwendung von Uniformen gemacht, deswegen tragen die beiden Burschen auf dem Base (ein Trommler und ein Scharfschütze) auch blau, allerdings von minderer Qualität. Um den Charakter von Dodo zu veranschaulichen hab ich ein Modell gewählt das, anders als die meisten anderen Kommandanten in den Armeen, eine kleine Landkarte studiert anstatt nach vorne zu stürmen (bzw. stürmen zu lassen).
Hier die ersten beiden Kommandanten aus dem katholisch-habsburgischen Lager, als erstes der einzige, der leibhaftige Feldmarschall Gottfried Heinrich Graf von Pappenheim:
Sicherlich einer der bekanntesten Kommandanten der Katholiken. Pappenheim war der archetypische Kavalleriekommandant. Eigensinnig, Überfallstaktiken hinter feindlichen Linien, in jedem Gemetzel ganz vorn dabei. Im Grunde hat er bei Lützen die gleiche Rolle gespielt die die Preußen bei Waterloo spielten. Also fast. (Eigentlich ziehe ich den wackeligen Vergleich nur um ein paar Leute zu ärgern. :D ) Im Grunde ist er mit seiner Kavallerie, allen voran den berühmten Kürassieren, aufgetaucht, ist sofort an der Spitze seiner Reiter (der Überlieferung nach mit offenem Visier, wie es ihm am Liebsten war) gegen die schwedische rechte Flanke gestürmt, kam dabei ums Leben und der Angriff versandete. Das raubte der kaiserlichen Seite die durch das Eintreffen der \"Pappenheimer\" gewonnene Initiative. Pappenheim hatte diverse Spitznamen, hauptsächlich Varianten von \"Narbengesicht\" (offenes Visier, s.o.), war - anders als die meisten Kommandanten auf katholischer Seite - kein Kriegsunternehmer und -profiteur, sondern Soldat durch und durch. Das Modell zeigt ihn mit Hut und an der Seite eines seiner Kürassiere (die angeblich zu großen Teilen Helme im \"östlichen\" oder \"polnischen\" Stil trugen, im Gegensatz zu den weiter verbreiteten Helmen deutschen oder italienischen Typs). Er trägt eine große rote Schärpe, das Feldzeichen Wallensteins Armeen, gemeinsam mit anderen roten und gelben Details die typisch für kaiserliche Truppen waren. Ich habe versucht ihm eine buntere Erscheinung zu geben (Kaiserliche Offiziere waren tendenziell aufwändiger und pompöser gekleidet als ihre protestantischen Kollegen).
Als nächstes heißen wir Bernhard, Herzog von Sachsen-Weimar im Thread willkommen:
Sachsen war Schwedens wichtigster deutscher Verbündeter und kämpfte vom Beginn des Krieges auf Seiten des Protestantismus. Bernhard, selbst 1604 geboren, bekämpfte kaiserlich-katholische Armeen seit seinem 18. Lebensjahr. Erst unter dem Kommando Mansfelds, dann unter dem dänischen König und in den Niederlanden, wo er gegen die Spanier kämpfte und natürlich, wenn man schonmal dort war, modernen Befestigungsbau und Belagerungen studierte.
Bernhard und Gustav Adolf, beides junge und leidenschaftliche bzw. hitzköpfige Kommandanten, verstanden sich gut und so stieg Bernhard, als wichtiger deutscher Adeliger auch aus politischen Gründen, schnell zum ranghöchsten Kommandanten nach dem schwedischen König auf. Da war er 28. Bei der Schlacht von Lützen bekam er erstmals sein eigenes Kommando, den linken Kavallerieflügel (Reiter, der schwedeischen Doktrin folgend, unterstützt durch kleinere Einheiten von Musketieren die mit der Kavallerie vorrückten, notfalls ihren Rückzug deckten, usw.). Nach dem Tod Gustav Adolfs im Feld übernahm er das Kommando über die protestantische Armee und entschied sich, entgegen Dodo von Knyphausens Ersuchen, gegen den geordneten Rückzug und verwandelte die dunkelste Stunde der Protestanten in einen Sieg. Knphausen, der seine Reserven frisch und außer Reichweite der gegnerischen Kanonen gehalten hatte, stoppte die Flucht der vorderen protestantischen Truppen, Bernhard formierte sie zur Angriffsstreitmacht und führte den finalen Angriff gegen die katholischen Linien. Sowohl in der schwedischen als auch den deutschen protestantischen Armeen war Gustav Adolf hoch angesehen, ein Status den Bernhard nach dem Tod des Königs nie ganz erreichte, besonders auf schwedischer Seite, wo er nie so recht als Oberkommandierender in Deutschland anerkannt wurde.
Das Modell hebt die Hand zum Signal, was recht enthusiastisch und dynamisch wirkt und damit ganz gut zu Bernhard passt, dachte ich mir. Das Fähnchen, das sein Stabsoffizier trägt zeigt ein design das auf einer der Fahnen seines \"Grünen\" Leibregiments basiert. Ansonsten finden sich schwarz, gelb und grün auch auf dem Rest des Modells.
Hanno Barka:
Großes Kino im kleinen Maßstab - Daumenkino? :smiley_emoticons_pirate_lol: Nö im Ernst - super Arbeit!
Sigur:
Greymouse: :D Ja, Flohzirkus. ;) Besten Dank!
Verwundeten-/Verlustmarker!
8x infanterie, 4x Kavallerie, viel zu wenige für eine Schlacht nach Pike&Shotte, aber ein Anfang. Die Kerle hab ich zusammengebastelt/-modelliert und dann in Resin abgegossen. Jeden einzelnen als einen Verlustpunkt zu behandeln wäre glaub ich Wahnsinn, denn die Spiele die ich bisher so gespielt habe zeigen dass dazu sehr, sehr viel mehr Marker erforderlich wären und sie einfach zu viel Platz wegnehmen würden auf dem Spielfeld. Allerdings die Dinger auf größere Bases kleben und Aussparungen für ganz kleine Würfel die die Verluste anzeigen einbauen könnte hinhauen.
Als nächstes habe ich nochmal zwei Einheiten für die Kaiserlichen gebaut und bemalt (die Kerle mit der gelben Fahne könnten ohne Probleme auch Spanier darstellen, z.B. für die Schlacht von Nördlingen):
Und gleich wieder Kommandanten, denn mein erstes richtiges P&S-Spiel stand an und ich hatte zu wenige von denen.
Von rechts nach links: Johann Ludwig Hektor Graf von Isolani (oder Isolano), ein kaiserlicher Kommandant ohne Namen (deswegen auch der Vollhelm. Keiner weiß wer er ist. In der Regel denke ich mir einen Namen für ihn aus, ich glaube meistens heißt er Gerlich. Hab noch keinen passenden echten Kommandeur gefunden der passen würde und ich brauchte nur schnell ein Modell) und Octavio Piccoomini, Herzog von Amalfi.
(erst nach dem Fotoshooting hab ich gemerkt wie Isolani und sein Kamerad sich zur Seite neigen. Mittlerweile sind sie zuerchtgebogen)
Johann Ludwig Hektor Graf von Isolani
Isolani, ursprünglich zypriotischer Adel, diente wie sein Vater vor ihm in der kaiserlichen Armee. Nachdem er einige Jahre in Kroatien verbracht hatte und dort die Osmanen bekämpft hatte war er den gesamten Dreißigjährigen Krieg über bis zum Franzosenkrieg im Dienst und bei allen größeren Schlachten dabei. Er diente unter Tilly, aber erst unter Wallenstein \"kam er groß raus\" nachdem dieser ihn zum Kommandanten aller kroatischen Einheiten ernannte. Kroaten war ein Sammelbegriff für leichte Reiterei, berittene Plänkler und Kundschafter, die erst irreguläre Truppen waren und erst im Laufe des Krieges instituationalisiert wurden. Diese Reiter waren wegen ihrer Wildheit gefürchtet und eine wertvolle Waffe im Arsenal der kaiserlichen Armeen. Diese Wildheit richtete sich, wie damals üblich, auch sehr oft oder noch öfter als gegen den Feind gegen die Zivilbevölkerung und die kroatischen Reiter waren in dieser Hinsicht als besonders Blutrünstig verschrien..
Aus militärischer Sicht erfüllten Isolanis Kroaten wichtige Rollen in der kaiserlichen Armee, sei es als Flankenschutz auf dem Marsch, als Kundschafter, zur Störung des feindlichen Nachschubes, zur Verwirrung des Gegners und nicht zuletzt in der Schlacht als leichte Kavallerie. Schnell wurden diese Reiter zu einem essenziellen Bestandteil in der kaiserlichen und auch anderen Armeen in Europa. Die Reiter trugen ihre Halstücher in einer besonderen Weise, die besonders die französischen Bürger und Adeligen beeindruckte und gegen Ende des 17.Jahrhunderts wurde es Mode das Halstuch \"á la Croate\" zu tragen, was in weiterer Folge zur \"Krawatte\" wurde. (Bildungsauftrag erfüllt :P )
Wie ihr sehen könnt unterscheidet sich das Modell von den anderen Kommandanten durch seine Tracht und ist schnell als kroatischer bzw. östlicher Reiter identifizierbar. Er wird von einem Lanzenreiter begleitet denn, wie Wallenstein selbst, führte auch Isolanis berittene Leibgarde lange Lanzen in der Schlacht. Das Modell ist leicht modifiziert insofern als dass ichdie Haare und den Schnauzbart entfernen musste. Der Kerl hatte der Überlieferung nach syphilisbedingt kein Haar am Leib. Anders als Pappenheim, Piccolomini und seine anderen Vorgesetzten und auch Gleichgestellten, hatte Isolani keine universitäre Ausbildung. Eine Quelle beschreibt ihn als \"geistig beschränkten Mann\" was, falls es wahr ist, wahrscheinlich auf seine Krankzeit zurückzuführen wäre. Isolani starb im winter 1640 im Alter von 54 Jahren in Wien.
Octavio Piccolomini
Piccolomini ist eines der besten Beispiele für die Art von Karriere die einige Männer im Laufe des dreißigjährigen Krieges machten. Wie viele andere im multinationalen Offizierskorps der kaiserlichen Armee entstammte er einem angesehenen italienischen Adelsgeschlecht. Italienische Offiziere waren in den katholischen Armeen (die unter chronischer Knappheit an fähigen Kommandeuren litten) sehr begehrt, ganz im Gegensatz zu ialienischen Söldnern dieser Zeit. (bei den Spaniern verhielt sich die Verteilung des Ansehens von Offizieren und Soldaten übrigens genau andersherum) Piccolomini erlebte den gesamten Krieg mit und drückte ihm zu großen Teilen seinen Stempel auf. Er begann als Rittmeister in einem Kavallerieregiment, wurde bald Pappenheim unterstellt und zum Oberstleutnant in einem Kürassierregiment befördert. Als Wallenstein zum Generalissimus der kaiserlichen Streitkräfte befördert wurde stieg Piccolomini mit ihm auf und wurde der Kommandant von Wallensteins Leibgarde, ein wichtiger Vertrauter und Teilzeitdiplomat in Wallensteins Diensten. Natürlich halfen Piccolominis weit verzweigte Verbindungen zu Adeligenhäusern in ganz Europa dabei.
Piccolominis Wappen das ihr schon von den Arkebusenreitern die ich früher gepostet habe kennt
Bei der Schlacht von Lützen übernahm Piccolomini nach Pappenheims Tod das Kommando über sein Korps, führte es weiter in Angriffe gegen die schwedischen Linien. Währenddessen wurden an dem Tag nacheinander (nicht gleichzeitig :P ) fünf Pferde unter ihm weggeschossen, und er leicht verwundet. Er leistete einen wichtigen Beitrag dazu einen schwerwiegenderen Sieg der Schweden zu verhinden und eine Quelle spricht davon dass Piccolomini schinbar überall gleichzeitig war um die Kaiserlichen zusammenzuhalten und zu weiteren Angriffen anzufeuern.
Nach Lützen zeichnete Piccolomini sich weiter als fähiger Kavalleriekommandant aus und würde General der Kavallerie. Als Wallenstein Geheimpläne zu nicht zugelassenen Friedensverhandlungen mit den Schweden schmiedete, sowie Soldaten und Offiziere nicht mehr auf den Kaiser sondern sich selbst einschwören ließ wurde dies speziell von italienischen und spanischen Offizieren als Verrat angesehen. Piccolomini, u.a. unter Aussicht auf eine dicke Belohnung, stellte sich an die Spitze dieser Offiziere. Sie informierten den Kaiser über Wallensteins Pläne und wurden beauftragt den Generalissimus tot oder lebendig vor den Kaiser zu schleifen. Wie ausgerechnet bekam Piccolomini nach der Ermordung Wallensteins 1634 einen großen Batzen Gold, Mitgliedschaft beim Orden des goldenen Vlies, und weite Ländereien in Böhmen die vormals der Familie eines weiteren engen Vertrauten Wallensteins gehört hatten.
Wallensteins Ermordung in Eger1634
Über den Rest des Krieges nahm Piccolomini bei fast allen erfolgreichen Aktionen der Kaiderlichen teil, von 1635 an für die Spanier im Kampf gegen die Franzosen. 1636 führte er seine Armee nach Nordfrankreich und bedrohte Paris, 1639 vernichtete er eine französische Armee in einer der letzten Schlachten des Krieges. Später wurde er zum Kommandeur aller kaiserlichen Truppen ernannt. Er behielt die Funktion für einige Jahre, dankte nach einer Reihe von Niederlagen allerdings ab um wieder in der spanischen Armee zu dienen. 1648 schloss er sich wieder der österreichischen Seite als Oberkommandeur und Feldmarschall an, doch es gab kaum noch eine Armee die zu kontrollieren oder zu befehligen gewesen wäre. Nach dem Krieg übernahm er die Entwaffnung der Söldnerheere und stieg weiter auf. Er starb 1656 in Wien.
Wegen seiner Führungsrolle in der Ermordung Wallensteins und der Charakterisierung durch Schiller wird Piccolomini oft als sehr zwielichtiger Charakter angesehen. Zweifellos war er einer der fähigsten kaiserlichen Kommandanten über den Verlauf des gesamten Krieges, ein schlauer Politiker und nicht zuletzt vergab er Aufträge an Maler in Höhe eines Vermögens was ein Wesenszug ist den ich sehr schätze. :p
Zwischendruch ein paar Musketiere:
Das Schöne an diesen Kerlen ist, dass sie universell einsetzbar sind. Bei den Bases links könnt ihr sehen wie das zweite Glied die Musketen nicht im Anschlag hat, sondern geschultert, was ein bisschen die verschienden Kampfdoktrinen der Schützen damals veranschaulichen soll. Auf schwedischer Seite setzte man auf gewaltige Salven, oft aus drei Rängen, die erst auf \"den letzten Drücker\" abgefeuert wurden um jeden Ansturm durch einen gewaltigen Kugelhagel zu brechen (deswegen auf protestantischer Seite mehr bases wo aus beiden Rängen gefeuert wird). Auf katholischer Seite wurde weiter auf das Rangweise, \"rollende Feuer\" gesetzt (ja, falscher Ausdruck, aber mir fällt grad nicht ein wie das Ding heißt) bei dem jeweils das vordeste Gled feuert und sich dann entweder ganz zur Seite der Formation oder kompanieweise durch \"Gassen\" in der Formation in den hintersten Rang begibt und beginnt nachzuladen. Währenddessen ist das zweite Glied nach vorne getreten, feuert und trabt zum Nachladen nach hinten, was ein stetiges Feuer ergibt währendessen die Formation entweder an Ort und Stelle verbleibt oder sich gliedweise nach hinten oder vorne bewegt.
...uuund noch mehr Protestantencharaktere:
Óberstleutnant Hans Georg aus dem Winckel, 1632 Kommandant des Blauen Batalions (weswegen er natürlich zwei Gardemusiketiere in Blau auf seinem Base hat deie er nach vorne scheucht):
Keine herausragende historische Figur, aber er war dafür bekannt sich sehr gut zu kleiden und einen großen Schnauz- und Kinnbart zu haben sowie langes Haar was gegen die damalige Mode war nach der das Haar zwar mit der Zeit immer länger, doch die Bärte immer kürzer getragen wurde. Hans Georg entschied sich für das beste aus beiden Welten. Abgesehen davon war er als fähiger Kommandant und Trunkenbold bekannt, aber letzteres trifft auf fast alle Offiziere der Zeit zu (vielleicht mit der Ausnahme von Tilly. Und vielleicht Wallenstein, doch die beiden hatten ihre ganz eigenen Eigenheiten). Auf der anderen Seite könnte die spezielle Erwähnung des Trinkens natürlich auch darauf hinweisen dass er selbst nach damaligen (Un-)Sitten maßlos viel getrunken hat.
Aus dem Winckels Wappen
Zwischendurch habe ich ein kleines Solospiel veranstaltet um etwas Sattelfester in Sachen Regeln zu werden:
Einige Monate später malte ich weiter, und zwar eine Einheit hessischer Pikeniere:
...und ein paar Pikeniere aus Sachsen-Anhalt:
Um das Festival des Protestantismus abzurunden hab ich dann noch eine zweite Einheit leichter schwedischer Reiterei bemalt, diesmal vom Upplands Regiment:
Danach brauchte die kaiserlich-katholische Seite wieder etwas Verstärkung und sie bakamen eine weitere Einheit leichter Reiterei, diesmal Kosaken (ohne Fahne, sorry):
Okay, sie mögen in dem Maßstab und den Farben ein bisschen wie Gartenzwergreiterei aussehen, aber sie sind echt unheimlich und fies. Ganz echt. :/
Mehr Charactere!
Heinrich Holk (1599-1633)
Der Bursche links, mit dem großen Schwert
Sagen wir mal Heinrich Holk war ein Kind seiner Zeit. Er begann auf protestantischer Seite in der dänischen Armee (Dänemark war ja die erste ausländische Macht die die deutschen Protestanten aktiv unterstütze (hauptsächlich um sich Schleswig-Holstein oder so einzuverleiben), wurden aber zum Friedensschluss gezwungen. Holk stieg im dänischen Militär die Karriereleiter hinauf und bewies sich oftmals als fähriger Kommandeur, besonders in der Verteidigung Stralsunds gegen Wallensteins Armee. Nach dem Frieden mit dem Kaiserreich schloss Holk sich Wallensteins Armee an (was natürlich nicht als Seitenwechsel interpretiert werden darf, denn der Krieg mit Dänemark war ja vorbei ;) ).
Das ist er. Ihr könnt sehen dass das linke Auge fehlt. Eine Verwundung die wahrscheinlich im Kampf gegen kaiserliche Truppen in den späten 1620er Jahren passiert ist.
Er bekam das Kommando über ein Kürassierregiment. Die Holkschen Reiter und Holk selbst \"erarbeiteten\" sich rasch einen Ruf von außerordentlicher Grausamkeit bei der Plünderung und Verwüstung ganzer Landstriche, sogar nach den Maßstäben der damaligen Zeit. Andere Quellen besagen, dass diese Berichte übertrieben und/oder Erfindungen seiner Vorgesetzten später waren. Bei Wallenstein besaß Holk hohes Ansehen und er war einer der wenigen die es wagten Wallenstein direkt zu widersprechen. 1632 war Holk Wallensteins wichtigster Berater und stellvertretender Kommandeur bei der Schlacht von Lützen. Dies führte natürlich zu Missgunst gegenüber Holk bei den anderen Offizieren (größtenteils Karrieristen) was ein Grund dafür sein kann dass über Holk so unglaublich viele Schauergeschichten kursierten. Auf der anderen Seite... Zwischen 1629 und 1632 zählte es zu seinen Hauptaufgaben eine Verwüstungskampagne in Sachen zu führen um die Wirtschaft des Landes zu schädigen und um sächsische Armeen zu stellen bevor sie sich organisieren konnten um in kaiserliche Ländereien einzufallen. Ein bisschen das Äquivalent zu Flächenbombardements. Außerdem war er Teil der Streitmacht die Magdeburg stürmte. Alles natürlich nicht unbedingt Beiträge zu seiner guten PR.
In der Schlacht von Lützen kommandierte er die linke Flanke bis zur Ankunft von Pappenheims Korps. Abgsehen von seinem fürchterlichen Ruf war er ein wagemutiger Taktiker und geschickter Logistiker und leistete seinen Beitrag die Armee Wallensteins bei Lützen zusammenzuhalten. Es wurde ihm erspart die ganze Geschichte um Wallensteins Ermordung mitzuerleben den Holk erkrankte im Frühjahr 1633 an der Pest nachdem er Friedensverhandlungen mit Sachsen aufgenommen hatte. Keiner der sächsischen Vertreter wollten ihn aufgrund der Krankheit treffen und die Verhandlungen endeten. Auf dem Weg zurück starb Heinrich Holk im Alter von 34 einsam am Wegesrand nachdem sein Kutscher weggelaufen war um einen Priester zu holen.
Irgendwie wirken die Biographien vieler dieser Offiziere dem Plot von US Gangsterfilmen.
Ernst I. \"der Gläubige\", Herzog von Sachsen-Gotha(1601-1675)
Ernst war Bernhard von Sachsen-Weimars Bruder und, wie es aussieht, das Gegenteil zu Heinrich oben. Wie die meisten seiner Brüder und vieler anderer protestantischer Adeliger war Ernst Mitglied der Fruchtbringenden Gesellschaft (eine Art mischung aus Club für aufgeklärte Renaissancedenker und Ritterorden mit dem Ziel Sprache, Denken, Literatur usw weiterzuentwickeln. Jedes Mitglied bekam einen Gesellschaftsinternen Spitznamen bzw. ein Anhängsel. Ernst war inter als \"der Bittersüße\" bekannt. Aber das macht nix, die hatten alle solche schwülstigen Namen. Trotzdem lustig. :) Jedenfalls sehr interessant, diese Gesellschaften damals. Irgendwas zwischen vergeistigtem, cutting-edge Wohltätiskeitsverband und Herrenclub).
\"Hi, ich bin der bittersüße Ernst\"
Und wie die meisten seiner Brüder diente Ernst als Offizier in der schwedisch-protestantischen Armee. Bei Lützen kommandierte er die Reserve an der linken Flanke. Um ehrlich zu sein habe ich nicht viel herausragendes gehört über seine Performance a, Tag der Schlacht selbst.
Allerdings hat Ernst nach dem Krieg so richtig auf den Putz gehauen. Nach den Verwüstungen des Krieges (und wir sprechen hier vom dreißigjährigen, also richtige, richtige Verwüstung) hat er Sachsen-Gotha wieder auf Vordermann gebracht. Er hat effiziente und (kaum) korrupte institutionen und ein Rechtssystem eingeführt, Steuern gesenkt, die Wirtschaft wieder in Schwung gebracht und so weiter. All die guten Sachen. Außerdem haben seine Reformen viele der späteren Theorien beeinflusst wie ein geeintes Deutschland zu verwalten wäre.
Das bringt die Gesamtzahl der Kommandeure nun auf fünf pro Seite. Irgendwann werde ich mich dran machen müssen einen ordentlichen Wallenstein und Gustav Adolf zu basteln.
Nikfu:
Sigur verfällt dem Schreibschwall, unglaublich! 8o
Sehr gelungen, sowohl die Minis als auch die Erläuterungen, Bravo! :thumbsup:
Sigur:
@Nikfu: Naja, ich hab den Thread hier 1,5 jahre liegenlassen, da kommt was zusammen. :D Und da hab ich mir gedacht, ich übersetze \"mal schnell\" das ganze Zeugs das ich so in die englischsprachigen Plogs geschrieben hab auf deutsch. ;)
Ende Februar diesen Jahres hatte ich ein wirklich nettes Spielchen Pike&Shotte. Es ist ein wenig problematisch dass ich nur etwa ein- bis zweimal pro Jahre dazukomme es zu spielen und deswegen logischerweise viel Zeit draufgeht beim Regelnachlesen. Ich weiß, Black Powder, Hail Caesar und Pike&Shotte sind so konzipiert dass man sich nach der Arbeit treffen, eine anständige Schlacht spielen kann und trotzdem noch rechtzeitig ins Pub kommt vor der unnatürlich frühen britischen Sperrstunde. Ich hab keine Ahnung wie Leute sowas schaffen. :D
Nunja. Das Setting ist bekannt, dreißigjähriger Krieg, Schwedenkrieg, so um 1631 rum, die Schlacht nahe bei Stade in Niedersachsen (alles nur schnell ausgedacht so dass es ungefähr zeitlich zusammenpassen könnte und die Schlacht einen Namen hat). Tilly und seine Leute haben vor einigen Jahren die Stadt eingenommen, jetzt taucht eine schwedisch-protestantischeArmee auf um sie für den rechten Glauben zu befreien. Eine kaiserliche Streitmacht wurde entsandt um die Belagerer zu stellen.
Das Szenario ist eine reguläre Feldschlacht. Als erstes würfelten wir aus wer welche Armee spielen würde, ich bekam die Schweden zu spielen. Es war im Grunde eine \"Stellen wir was an Modellen da ist auf den Tisch und schauen mal\". Zufälligerweise waren die Armeen die ich soweit bemalte hatte in etwa punktegleich nach den armeelisten im P&S Regelbuch.
Hier die Armeelisten:
Kaiserlich-Katholische Armee:
Heinrich Holk (General, Command Rating 8 )
Ottavio Piccolomini (Command Rating 8 )
1 x Pikeniere
2 x Musketiere
1 x Pikeniere
2 x Musketiere
1 x Schwertkämpfer aus Spanien
Hans Heinrich IX. Freiherr von Reinach (Command Rating 8 )
1 x Pikeniere
2 x Musketiere
1 x Pikeniere
2 x Musketiere
Graf Johann Ludwig Hektor von Isolani (Command Rating 8 )
1 x Kroaten
1 x Kosaken
1 x Dragoner
Graf Gottfried Heinrich zu Pappenheim
3x Kürassiere
1x Arkebusenreiter
Schwedische und Verbündete Armeen:
General Bernhard von Sachsen-Weimar (Command Rating 8 )
Nils Brahe (Command Rating 9)
1x Pikeniere (Gelbe Brigade, Elite, Guard)
2x Musketiere (Gelbe Brigade, Elite, Guard)
1x Commanded Shot (Gelbe Brigade)
1x Pikeniere (deutsche Veteranen aus der Kurpfalz)
2 x Musketiere
1x leichte Kanonen
Hans Georg aus dem Winckel (Command Rating 9)
1 x Pikeniere (Blaue Brigade)
2 x Musketiere (Blaue Brigade)
1x leichte Kanonen
1x mittelschwere Kanonen
Ernst von Sachsen-Gotha (Command Rating 8 )
1 x Pikeniere (Sachsen)
2 x Musketiere (Sachsen)
1 x Pikeniere (Hessen-Kasseler, zählen als Sachsen)
2 x Musketiere (Hessen-Kasseler, zählen als Sachsen)
Dodo zu Innhausen und Knyphausen (Command Rating 8 )
1x Leichte Kavallerie (Uplands-Regiment)
1x Leichte Kavallerie (Västgöta-Regiment)
Die schwedischen Linien, Mitte und linke Flanke:
Von unten nach oben: Unten links auf dem runden base haen wir Nils Brahe als Kommandant der Gelben Brigade, über ihm den General Bernhard von Sachsen-Weimar, weiter oben und ein wenig weiter vorne die Blaue Brigade und etwas Artillerie unter Hans Georg aus dem Winckel. Ganz oben (und recht verschwommen) haben wir Ernst von Sachsen-Gothas Sachsen und Hessen.
Die schwedische rechte Flake - Dodo zu Innhausen und Knyphausens leichte schwedische Reiterei
Katholische linke Flanke: Isolanis leichte Reiterei
Eine Übersicht des Kräfteverhältnisses der Kavallerie der beiden Kontrahenden. Kosaken und Kroaten sind bereits nix Schönes, doch drei regimenter Kürassiere und noch ein Arkebusenreiterregiment verdüstern das Gemüt des Schweden. Ich glaube ich war etwas zu enthusiastisch beim Bemalen katholischer Kürassiere. Vielleicht sollte ich eines der Regimenter zum Protestantismus übertreten lassen, oder zumindest etwas Geld zustecken damit sie die Seiten wechseln.
Freiherr von Reinachs kaiserliche Mitte (höhö)
Hier wahrscheinlich die bizarrste Szene des Spiels. Eine Einheit kaiserlicher Dragoner (Infanterie zu Pferd, leichte Störtruppen) sind von den Pferden gestiegen, haben eine nette Position in einem kleinen Wald bezogen und machten sich dazu bereit ein bisschen Herauszuschießen. Sie würden eh nix Schlimmes machen, nur eben stören. Als plötzlich ihr Kommandant einen Blunder würfelt und die Rotjacken beschließen aus dem Wald zu stürmen und den nächsten Feind in Reichweite anzugreifen - die leichte Batterie. Die Kanoniere waren dermaßen überrascht dass sie scheinbar nichtmal dazu kamen Kartätschen zu laden. Sie mussten sich mit allerhand Werkzeug ihrer Haut gegen die wahnsinnigen Dragoner erwehren. Sie schlugen sich wacker und keine Seite wollte so recht nachgeben bis nach längerem Gehaue und Gesteche die Dragoner Verluste erlitten und sich in den Wald zurückzogen. Interessante Episode die Anlass gab zu überlegen wieso die Dragoner so eine tollkühne Aktion gestartet hatten (Bär im Wald? Lustige Pilze gefunden?)
Letztendlich mussten wir das Spiel abbrechen da die Zeit zu schnell verging (u.a. durchs Regelnachblättern). Es war allerdings recht klar dass die Situation übel aussah für die Schweden, hauptsächlich durch die erdrückende Übermacht an gepanzerten Reitern. Nichts Schlimmes per se, die kaiserliche Kavallerie sollte mehr oder weniger überlegen sein aber hier wars etwas zu extrem glaube ich. Die Schweden brauchten unbedingt mehr Reiterei. Und überhaupt brauchten beide Armeen von allem mehr, außer vielleicht kaiserliche Reiter. In der HInsicht wars erstmal gut. :p
Das Spiel war sehr unterhaltsam. Zwischendurch wurde erwähnt, dass die Regeln im grunde das tun was Impetus auch tut, allerding smit ein paar Details mehr. Wir beschlossen das Spiel zu wiederholen sobald Full Baroque erscheint. Abgesehen von den Regeln ist es einfach schön meine kleinen Kerle über den tisch krebsen zu sehen. Es sind ja mittlerweile doch schon ansehnliche Armeen. Die Bilder sind nicht so ganz gelungen, ich hatte Probleme mit dem Blitz.
Nunja, ich hoffe der Spielbericht hat euch gefallen!
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