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Sigur wird historisch - Dreißigjähriger Krieg

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Sigur:
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Inspiriert von der berittenen Ungleichheit zwischen den Parteien hab ich mich einige Wochen später hingesetzt und endlich ein Regiment finnische Reiter gemalt:






Hoffe sie gefallen euch. Finnische Reiter sind natürlich diese ikonische must-have formation auf schwedischer Seite. Während des späten 16.Jahrhunderts/Anfang des 17.Jahrhunderts sind finnische Reiter erstmals in den Kriegen Schwedens gegen Polen und Russland in Erscheinung getreten. Während des dreißigjährigen Krieges wurden sie berühmt und gefürchtet duch ihren angeblichen Kriegsruf hakkaa päälle (heißt soviel wie \"Hackt sie nieder\", \"schlagt sie nieder\". Nicht sehr einfallsreich, aber zum Brüllen sicher brauchbar). Hakkapeljitta (bzw. 20 verschiedene Schreibweisen davon), wie der Name später institutionalisiert wurde, existierten bis ins späte 17.Jhdt. und waren Teil aller schwedischen Feldzüge. Seit der Gründung Finnlands als eigenständiger Staat wurden diese Reiter immer bemüht wenns darum ging zu Propagandazwecken an Nationalbewusstsein/Patriorismus und so weiter zu appelieren. (es werden allerdings auch Autoreifen unter dem Namen verkauft).

Was den dreißigjährigen Krieg angeht waren die finnischen Reiter in etwa Schwedens Äquivalent zur kaiserlichen leichten Reiterei aus Ungarn, Polen und Kroatien. Allerdings führte die chronische Knappheit (und die Vorliebe des Königs für aggressive Kriegsführung) von Schlachtenkavallerie auf protestantischer Seite dazu, dass die Finnen auch als solche eingesetzt wurden, zusätzlich zu ihren Aufgaben als leichte Kavallerie (Flankenschutz, Kundschaften, Stören, etc.). Zeitgenössische Quellen beschreiben die Finnischen Reiter als miserabel ausgerüstet und auf kleinen, borstigen Pferden reitend die teilweise so klein ware dass die Füße des Reiters auf dem Boden schliffen. Finnische Einheiten waren generell nicht hoch angesehen in der schwedischen Armee und mussten in der Regel herhalten wenn es um besonders gefährliche oder verlustreiche Aktionen ging. Ähnlich wurden sie von der Gegenseite gesehen, also sind Berichte aus der Zeit womöglich übertrieben. Der Dreißigjährige war u.a. wegen der weiten Verbreitung gedruckter Medien ein ziemlicher Propagandakrieg. Außerdem ist bekannt, dass Gustav Adolf ziemlichen Wert darauf legte dass seine Truppen zumindest nach der Landung auf deutschem Gebiet einen guten visuellen Eindruck machten (Schweden wollte ja den Status als Supermacht erringen/zementieren und da muss die Armee was hermachen. Man erscheint auch nicht zu einem Wargaming-Event mit unbemalten Modellen), also ist es nicht unwahrscheinlich dass auch die finnische Reiterei zumindest anfangs halbwegs uniformiert war.

Die Ausrüstung war wohl ziemlich gemischt. Die schwerste Rüstung die ein finnischer Reiter wohl trug waren Brust- und Rückenpanzer, vielleicht ein Helm, aber wahrscheinlicher waren es nur ein Lederwams (wie heißt eigentlich Buff Coat auf deutsch? :S ) und Hut, besonders da ja die Schweden einen großen Teil der Rüstungen die sie herstellten ins Ausland verkauften. Jedenfalls bemalte ich die Reiter also teils in Leder, hie und da ein Brustpanzer, viele auch nur in Überhemden. Den Standards der Zeit folgend sind sie mit Reiterschwert und Pistole(n) bewaffnet. Diese wurden allerdings, ganz anders als bei der kaiserlichen Reiterei, nur vom ersten Glied oder höchstens den beiden ersten Gliedern auf nächste Distanz direkt vor dem Sturmangriff abgefeuert, die restlichen Reiter sparten die Ladungen für den Nahkampf. Es ist nicht unwahrscheinlich dass die Finnen weniger Pistolen einsetzten als andere Reiter dieser Zeit.

Zusammengefasst wurden die Finnen oft ohne große Rücksicht auf Verluste ins schlimmste Schlachtengetümmel geschickt, hatten große Probleme mit der Kommunikation da sie kein Schwedisch spachen UND kein hohes Ansehen genossen. Und trotzdem erwiesen sich die Burschen als unheimlich zähe und verlässliche Truppen. Einige Historiker behandeln sie unheimlich gut und es kursieren nach wie vor Geschichten von der finnischen Kavallerie die auf Rentieren in die Schlacht reitet. Die Hakkapeliitta wurden jedenfalls zum fixen Bestandteil der schwedischen Armee und eine perfekte Umsetzung Gustav Adolfs Doktrin der nur leicht gerüsteten, schnellen Schockkavellerie.

Sigur:
Ende April gabs dann schon das nächste Spiel, nachdem sich ein längerer Spieltag ergeben hat hielten wirs für eine gute Idee mal wieder Pike&Shotte auszupacken. Nachdem das ja eines der Spiele ist die länger brauchen. Nennen wirs mal die zweite Schlacht bei Stade.

Hier einige Impressionen:

Die Aufstellung. Linien zeigen die Bataillone an, die Kommandeure sowie die Einheiten sind drunter bzw. drüber geschrieben und ca. dort wo die jeweilige Einheit auch steht. ;)


Wie letztes mal auch würfelten wir wieder wer welche Seite spielt. Diesmal würde ich die kaiserlichen Truppen befehligen. Abgesehen davon, dass die finnischen Reiter jetzt auf der Schwedenseite mitmitschten wechselte außerdem ein Regiment Kürassiere die Seiten. Dafür bekamen die kaiserlichen die mittelschweren Kanonen. Das änderte natürlich das Kräfteverhältnis laut Armeelisten zu Gunsten der Schweden, doch es erschien viel ausgeglichener als letztes Mal.

Die kaiserlichen Truppen unten im Bild sind im Grunde in Linie angetreten (man könnte von protestantischer Aufstellung sprechen), mit der leichten Reiterei zur Linken, im Zentrum Pikeniere und Musketiere, die Schwertkämpfer und mittlere Artillerie, während sich rechts zwei Kürassierregimenter und die Arkebusenreiter tummelten, mit den Kosaken ganz rechts als Flankenschutz.

Die Schweden und deutschen Protestanten traten in zwei Linien an. Leichte Kavallerie auf der rechten Flanke, Finnen und Kürassiere links auf einer Anhöhe, gemeinsam mit einer mittleren Batterie und dem General. Ganz auf der rechten Flanke kamen die Gelben und BlauenGarderegimenter anmarschiert.



Die leichten Kanonen, ganz nach Gustav Adolfs Befehlen als Regimentskanonen zwischen der Infanterie



Die farbenfrohe protestantische Allianz. Schwedische leichte Reiterei, Söldner aus Hessen-Kassel, der Kurpfalz und Veteranen aus Sachsen.


Nicht weniger farbenfroh - die kaiserlichen Truppen, die immernoch die spanischen Schwertkämpfer im Gepäck dabei hatten:






Die kaiserliche rechte Flanke sah recht bedrohlich aus mit den Massen von schwarzen (ehem) Reitern und Arkebusenreitern, alle unter der Fuchtel des bösen alten Heinrich Holk


Hier eine sehr hübsche Aufnahme des Reitergetümmels auf der linken Seite:


Da die schwedische leichte Kavallerie sich als ein wenig weniger hart als die Kroaten erwies waren die Dinge auf der linken Flanke recht schnell geregelt. Zugegeben, das Würfelglück und die Feuerunterstützung der Dragoner waren auf der kaiserlichen Seite. Das bedeutete natürlich allerhand Bewegungsfreiheit für die katholischen Truppen.

Die kaiserliche schwere Kavallerie hatte den klugen Plan mitten in die Zahlenmäßig unterlegene gegnerische Kavallerie zu rauschen, sie in alle Winde zu zerstreuen und die Linien zu durchbrechen bevor die blauen und gelben regimenter die schwedische Falle zuschnappen lassen konnten.



Der Plan scheiterte (verlasse dich bei Pike&Shotte NIEMALS darauf, dass sich IRGENDWER der soll bewegt, besonders \"schnell\"), der Ansturm der Kürassiere wurde aufgehalten und bald fanden sich die Reiter in einem fürchterlichen Kreuzfeuer zwischen Kurpfälzischen und schwedischen Regimentern zu ihren Seiten und gegnerischen Reitern zu ihrer Front. Es gab kein nach vorn oder nach hinten.



Zu ihrer Verteidigung, die Kürassiere im Besonderen erwiesen sich als extrem widerstandsfähig und  sicher könnte man Einkesselung und Vernichtung auch als das Binden wichtiger gegnerischer Kräfte verkaufen.  :blink_1:
.

Im folgenden Bild könnt ihr genau das Dilemma der kaiserlichen Armee sehen - der Plan war dass das Infanteriezentrum nach vorne stürmt und die theoretisch unterlegene (dazu später mehr) protestantischen Truppen niederringen solange man auf der rechten Seite mit der Erosion der Kürassiere beschäftigt ist. Die Hälfte der kaiserlichen Infanterie stürmt nach vorne während die andere Hälfte wohl falsche Befehle bekommen hat bzw. garkeine und sich nicht bewegen.



Später haben es die kaiserlichen Truppen bis rüber geschafft. Eine truppe Bayerischer Veteranen marschierte mit gesenkten Piken auf die Truppen aus Hessen zu - und zerbröselten. Trotz all dieser Fürchterlichkeiten gelang es den Kaiserlichen einen haarscharfen Sieg zu erringen.

Wir brauchten ca. 7 Stunden für das Spiel, wobei dazugesagt werden muss dass wir uns am Anfang echt nicht gestresst haben sondern an Kameraeinstellungen rumfummelten, Regelbuch lasen usw.
War der erste Einsatz dieser Decke als Untergrund und es hat nicht schlecht funktioniert. Jedenfalls mal was Anderes und \"in echt\" sieht das Ding auch etwas grüner aus als auf den Fotos hier. Das Spiel war sehr spannend. Jedes Mal wenn ich Pike&Shotte spiele bin ich eigentlich sehr angetan von dem Regelwerk. Es scheint eine sehr gelungene Mischung aus \"Realismus\" und \"Beschleunigen wir Dinge wo es sinnvoll ist\" zu sein.

Außerdem: Ich habs geschafft innerhalb von kurzer Zeit direkt vor dem Spiel noch vier Bases Musketiere zu bemalen. Hurra!

Ich hoffe der Bericht hat euch gefallen. Ich hab nun die letzen 17 Monate an Updates zu meinem TYW-Projekt nachgeholt. Üblicherweise gibts immer wieder längere Pausen zwischen den Updates zu diesen Armeen, aber ich hab noch genug winzige Metallleute im Kasten liegen und ich muss sagen dass ich sehr gern mit den 10mm-Figürchen arbeite. Außerdem ist es halt mein \'pet project\' (abgesehen von all den anderen. :D Also ich hoffe, ich kann demnächst wiedermal was posten. Ansich hab ich vor einiger Zeit Armeefotos versprochen. Außerdem hab ich ein paar Modellbahn-Fachwerkhäuser in Spur N rumliegen. Hab sie letztes Jahr gekauft und bin mir nicht 100%ig sicher ob sie passen. Aber mal schauen.

Tetsou:
das nenn ich mal input du hattest auf jedenfall nachholbedarf :)

aber es hat sich gelohnt deine minis auf dem feld zu bestaunen dort sehen sie noch besser aus :thumbsup:


freu mich auf mehr

Dareios:
Da soll noch einer sagen 10mm ist kein gloreicher Maßstab. Die Bemalung ist wundervoll und die Schlachtbilder geben wirklich den Eindruck einer Schlacht, nicht eines kleinen Scharmuetzels.

Nikfu:
Großartig! Müssen mal FoG:r damit spielen. ;)

Die sich nicht bewegenden Einheiten haben mich mit Schaudern an meine warmaster Orks erinnert. Ob das en Zufall sein mag?  ;)

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