Epochen > Absolutismus und Revolution

Ungefähre Datierung Bild

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Davout:
Dann sind wir uns einig, dass wir uns nicht einig sind :D

Hanno Barka:
Das Bild ist aber auch recht \"heterogen\". Das Schiff z.B. ist sicher nicht dem Kopf des Malers entsprungen, denn es passt überhaupt nicht mit dem restlichen Bild zusammen. Das Schiff verfügt in sich eine ziemlich exakte Zentralperspektive, während am Rest des Bildes ersichtlich ist, daß der Maler mit Perspektive überhaupt nichts anfangen kann. Es ist auch völlig unpassend ins Bild eingefügt. Das Schiff im Hintergrund sieht z.B. ganz anders aus...
Man kann auf dem kleinen Bild nicht viel erkennen, aber der Unterschied in der Pinselführung und eben der Perspektive ist derart eklatant, daß sich der Verdacht aufdrängt, das der Maler ein älteres Bild übermalt hat und das Schiff einfach \"stehengelassen\" hat, wenn nicht hat er es auf jeden Fall woanders abgemalt.
Die zentralperspektivische Darstellung des Schiffs im Vordergrund passt mir einfach nicht in eine spätere Epoche, der Rest des Bildes würde vom Stil ganz gut in die erste Hälfte des 17. Jhdts passen. Die mangelnde Perspektive deutet auch auf eine eher nördliche Herkunft hin, eher beeinflußt von den Holländern, als von den Italienern, bei denen die Perspektive das zentrale Fundament der Darstellung war. Auch die eher diffuse Lichtführung deutet auf holländischen Einfluß hin. Allerdings ist die handwerkliche Qualität weit unter der, die in Holland üblich war. Was auch am Schiff selbst augenfällig ist, daß es im Gegensatz zum restlichen Bild eher nach italienischer Schule aussieht
18. Jhdt. kann ich mir nicht mehr vorstellen, da es da einen sehr rigiden Kanon für die Farbperspektive gab, der hier überhaupt nicht eingehalten wird, zudem hatten die Maler im 18. Jhdt kaum noch Probleme mit  Perspektive (sie arbeiteten meist mit Zwei- oder sogar Dreipunktperspektiven) und  räumlicher Darstellung. Dieses Bild hier verfügt nicht nur über keine korrekte Perspektive, es ist auch über haupt keine Räumlichkeit vorhanden...

Natürlich gibt es immer die Möglichkeit, daß da einfach ein Amateur tätig war, der von all dem keine Ahnung hatte und einfach das draufgeklatscht hat, was er wollt, bzw. was er halt zusammen gebrachte - allerdings unwahrscheinlich, da solche Bilder extrem selten sind und meist nicht der Nachwelt überliefert wurden ;) - Malerei als Hobby kam eigentlich eher erst im 19. Jhdt auf, als man sich die Farben nimmer selber zusammenbasteln mußte, sondern sie fertig in der Tube kaufen konnte. Zur Zeit dieses Bildes mußte man sogar noch die Pigmente selber mahlen und dann mit Binde und Lösungsmittel versehen...

Edith - bei nochmaligem Ansehen drängt sich der Verdacht auf, daß auch die vordere Hälfte des Meeres nicht vom selben Maler ist - die Wellen und das \"komische\" Schiff bilden nämlich eine ganz gute Einheit was Perspektive und Licht betrifft. Das Meer hat hierauch durchaus Räumlichkeit. Der Maler hat dort wo das Schiff im Wasser liegt sogar ein bisserl mit Transparenz gespielt (man sieht noch einen bisschen Unterwasserschiff) während die Felsen Am Ufer mit einer harten Kante zur Wasseroberfläche begrenzt ist und nur ein paar eher einfach angedeutete Spiegelungen verhindern, daß die Felsen auf dem Wasser \"schweben\". Der Meer im Hintergrund mach gegen den Vordergrund auch einen leichten \"Knick\" - da war definitiv nicht nur eine Person am Werkeln...

Pappenheimer:

--- Zitat von: \'Greymouse\',\'index.php?page=Thread&postID=143061#post143061 ---18. Jhdt. kann ich mir nicht mehr vorstellen, da es da einen sehr rigiden Kanon für die Farbperspektive gab, der hier überhaupt nicht eingehalten wird, zudem hatten die Maler im 18. Jhdt kaum noch Probleme mit Perspektive (sie arbeiteten meist mit Zwei- oder sogar Dreipunktperspektiven) und räumlicher Darstellung. Dieses Bild hier verfügt nicht nur über keine korrekte Perspektive, es ist auch über haupt keine Räumlichkeit vorhanden...

--- Ende Zitat ---


Jetzt verabschiede Dich doch einfach mal von dem Gedanken, dass wir es mit einem akademisch gebildeten Maler zu tun haben. Guck Dir mal Volkskunst an, bspw. Votivbilder und ähnliches. Da wirst Du genau diese Probleme mit falschen Proportionen etc. finden. Denkbar wäre auch, dass das Bild aus Versatzstücken besteht, die der Maler summarisch zusammensetzte. Das gibt es eigentlich recht oft. Ein \"Künstler\" (sicherlich ein Laie) hat mal ein paar Seestücke auf Stichen und dergleichen gesehen und verbindet dann einzelne Elemente, für den späteren Betrachter, \"wahllos\" miteinander.

Ich finde eher angesichts der Staffagefiguren obskur, wie Du auf irgendeinen Zeitschnitt vor dem 18.Jh. kommen kannst. Zu welcher Zeit wurde denn zuvor solch eine Kleidung getragen?

Meines Erachtens könntest Du allerdings Recht haben, dass nicht alles zusammen gemalt wurde. Irgendwie scheint es zumindest so, dass dem Maler die Wasserfläche zu groß vorkam und er sie durch dieses große, seltsam aufgebaute Schiff beleben wollte.

Selbst mit ner Datierung hinten drauf oder sowas, ist so ein Bild nach meiner Erfahrung maximal nen Hunni wert und auch das nur wegen dem Alter.

Darkfire:
Auf jeden Fall scheint es Mittag oder Abend zu sein, da die Kanone am Turm feuert. Wohl ein \"Zeitzeichen\" für die Fischer...das würde gegen eine Darstellung des späten 18. oder 19. Jahrhunderts sprechen, da gab es wohl weit hörbare Turmuhren.

Für mich soll es wohl das späte 17. oder frühe 18. Jahrhundert darstellen, wurde aber vielleicht von einem Romantiker des späten 19. Jahrhunderts gemalt, oder \"gepimt\". Die Küste schaut auch eher nach See (italien, Gardasee? Bodensee?) aus, als nach Meer. Und das Schiff ist eingesetzt, eindeutig. Die dahinterliegenden Schiffe könnte auch auf einem großen See als Warentransporter benutzt werden. Und die Leute an Land sind wohl so wie sich der Maler die Leute damals vorgestellt hat...so wie die die Mode die er kannte.

Was für die Seetheorie spricht, das sind die dunklen Schatte in der Bildmitte am Horizonz...könnten Berge sein.

Auch die Stadt passt nict zusammen, das Haus und das Tor sind 18. Jahhundert, dem Baustiel nach, der Turm ist, neben der Tatsache, das es schief und unordentlich gemalt ist, architektonisch nicht zum Rest passend, er wirkt auch wie eingesetzt.

PS: ja, ich liebe Sherlock  ;)

PPS: Seit wann gibt es Photoshop  ;)  :D

Hanno Barka:
Akademische Maler gabs erst im 19.Jhdt... vorher gabs nur Meisterschulen -das mit dem Laien (oder meinetwegen Volkskunst hab ich ja offengelassen - ich glaubs nur eher nicht... aber ausschliessen kann ichs nicht) die Kleidung passt ins 17. Jhdt könnte sogar ins 16. passen - schwer zu sagen wenn man nicht weiß wo das Bild gemalt wurde - Polen/ Litauen wäre da z.B durchaus ein Tipp - würde auch zum Stil des Bildes passen. - Ausserdem wie gesagt, glaube ich daß Schiff und Meer nicht vom selben Maler stammen, nicht nur Perspektive und Lichtführung sondern auch die Pinselführung ist eklatant anders.
Was an der Kleidung ist so typisch fürs 18. Jhdt? Einen Dreispitz hat keine der Figuren auf und angesichts der Genauigkeit der Darstellung können die Oberbekleidungsstücke ebso Westen aus dem 16. Jhdt sein, wie Gehröcke. Und im Osten trugen die Leute um diese Zeit afaik recht häufig lange \"Kaftanartige\" Westen.
Wenn Du Dir z.B. die Drei musizierenden Bauern von David Teniers als Vergleich ansiehst -


oder auch Brouwers Bauern beim Kartenspiel:




alles 17. jhdt - nicht jeder trug spanische Hoftracht...

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