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  • 16. Juni 2025 - 19:31:07
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Autor Thema: 200 Jahre Befreiungskriege - viel zu wenig gewürdigt? - Gefecht bei Lüneburg  (Gelesen 7242 mal)

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Conan

  • Leinwandweber
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Hallo liebe Leute,

dieses Jahr haben wir das 200 Jubiläum der Befreiungskriege, doch meiner bescheidenden Meinung nach werden diese in Deutschland viel zu selten gewürdigt.
Zumindest kann ich mich an nichts dazu aus dem Geschichtsunterricht erinnern. Sicher, wir haben natürlich Napoleon durch genommen, solche Sachen wie Einführung von
Meter, Liter, Kilo, Code civil, die Niederlage in Russland und dann Elba, 100 Tage und entgültige Verbannung. Befreiungskriege, davon hörten wir erst später als das Wartburgfest
durch genommen wurde.

Auch Film-technisch tut sich anscheinend nichts, zumindest gibt es jetzt einen Roman in den Buchhitlisten, der die Schlacht um Leipzig thematisiert....

Und mal ehrlich, auch in der Tabletop-Szene werden die Befreiungskriege, mit Ausnahme vielleicht von Leipzig, so ziemlich unterschlagen. Da wird zumeist Waterloo oder Quatre Bras, Corunna
oder Borodino behandelt.

Dabei bieten gerade auch die Befreiungskriege eine Vielzahl kleinere bis mittlere Schlachten, die es wert wären nachgespielt zu werden.

Ich habe mir vorgenommen nun diese Gefechte vorzustellen, teils indem ich aus Wikipedia zitiere, teils auch aus anderen Quellen, deren ich mich bedienen kann.
Den Anfang macht das Gefecht bei Lüneburg, unweit von Hamburg entfernt:

Aus Wikipedia:
Zitat
Vorgeschichte:

Nach der Niederlage Napoleons im Russlandfeldzug 1812 hatte sich in Norddeutschland, ausgehend von Ostpreußen, seit Januar 1813 eine vehement antifranzösische Stimmung ausgebreitet. Sie schlug in eine offene Rebellion um, als Mitte Februar Preußen eine deutliche Wendung gegen Frankreich vollzog und russische Reiterverbände über die Oder ausschwärmten. Ende Februar wurden davon auch die 1810 von Frankreich annektierten Hanseatischen Departements erfasst.
In Hamburg kam es am 24. Februar zu schweren Tumulten. Nachdem die standrechtliche Erschießung von sieben willkürlich Verhafteten am 2. und 3. März 1813 die Unruhen steigerten, räumten die Franzosen am 12. März die Stadt und die Rebellion griff auf Lübeck und Stade über.
Am 14. März erschien der russische Reiterführer Tettenborn an der Spitze von 1300 Kosaken mit zwei Geschützen in Ludwigslust und bewog Mecklenburg zum Seitenwechsel vom Rheinbund zu den Verbündeten. Anschließend drängte er die aus Stralsund abgezogenen französischen Kräfte unter General Joseph Morand über die Elbe. Am 18. März zog Tettenborn in Hamburg ein. Zugleich durchstreiften russische Reitertrupps, gefeiert von den Einwohnern, Harburg, Stade und Lüneburg. Lübeck und Lauenburg stellten die von Frankreich beseitigten Verfassungsverhältnisse wieder her, die Ständevertreter der vormaligen Herzogtümer Bremen und Verden traten zusammen, um eine Volksbewaffnung zu beschließen. In dieser Situation verjagten die Bürger Lüneburgs am 21. März die französischen Beamten aus ihrer Stadt und begannen mit der Aufstellung von Freiwilligentruppen.
Auf Napoleons Befehl konzentrierte General Vandamme 25.000 Mann an der unteren Weser, zugleich sollte er die Ordnung in den Hanseatischen Departements wiederherstellen. Er traf am 27. März in Bremen ein und beorderte Morand zur Bekämpfung von Aufständischen und Kosaken nach Tostedt. Diese mussten sich nach Hamburg zurückziehen. Nun erhielt Morand den Befehl, eine Strafexpedition gegen Lüneburg durchzuführen. Dort hatten bewaffnete Bürger und Kosaken Benckendorffs am 28. März eine Besetzung der Stadt durch die Fliegende Kolonne des Generals Wathier verhindert.
Je weiter sich Morands Verband von Bremen entfernte, desto stärker umkreisten und attackierten ihn Kosaken des russischen Korps Benckendorff. Der zum russischen General ernannte Dörnberg hatte wegen seiner Erfahrungen im Organisieren von Aufständen und in der Führung des Kleinen Krieges zuvor den Auftrag erhalten, im Raum Hannover eine allgemeine Volkserhebung auszulösen, war aber mit seinem Elbübergang bei Werben am 26. März gescheitert. Als sich abzeichnete, dass Lüneburg Morands Marschziel war, sandte der Oberkommandierende des rechten Flügels der russisch-preußischen Armeen General Wittgenstein das Dörnbergsche Korps am 31. März bei Lenzen zur Unterstützung der aufständischen Stadt über die Elbe. Rasch näherte sich Dörnberg seinem Ziel von Südosten, wobei er Truppen zum Aufbau einer Rückzugslinie nach Boizenburg abzweigte.
Gegnerische Kräfte [Bearbeiten]

Morands Truppe zählte etwa 2800 Mann mit neun Geschützen, einschließlich einer eilig zusammengestellten 75-köpfigen Reitertruppe, bestehend aus Dragonern, Chasseurs, berittenen Douaniers und Gendarmen. Kern seines Korps waren zwei Bataillone (von dreien) des sächsischen Infanterieregiments „Prinz Maximilian“ und eine sächsische Batterie.
Dörnberg waren ein Infanteriebataillon und ½ Batterie mit vier Geschützen der preußischen Brigade Borstell und an russischen Truppen ein Jägerbataillon, vier Husaren- und zwei Dragonereskadrons sowie das Korps Benckendorff mit drei Kosaken- und einem Baschkirenpulk und zwei Geschützen, insgesamt 1100 Mann Infanterie und etwa 1300 Reiter, unterstellt. Vor dem Angriff auf Lüneburg vereinigte sich mit ihm das russische Streifkorps Tschernyschow, das aus 1800 Reitern mit vier Geschützen bestand.
Verlauf [Bearbeiten]

Am 1. April griff Morand Lüneburg von Westen an. Der unorganisierte Widerstand bewaffneter Bürger an den mittelalterlichen Stadttoren war schnell gebrochen, viele wurden verhaftet und am Abend bestimmte Morand fünfzig von ihnen zur Erschießung am nächsten Tag. Am selben Tag waren das Korps Dörnberg bis Lüchow und das unter Benckendorff bis Dannenberg gekommen. Beide verabredeten sich mit Tschernyschow, dessen Reiter am 31. März bei Bählau die Elbe überquert hatten und sich in Wustrow befanden, zu einer Eroberung Lüneburgs am 2. April.
Als sich in den frühen Vormittagsstunden Kosaken am südlichen Stadttor zeigten, glaubte Morand, es wie bisher mit Streifscharen zu tun zu haben. Er sandte zwei Geschütze mit einer Infanteriebedeckung und seine 75 Reiter vor die Stadt, um den Gegner zu vertreiben. Seine Truppe lief in eine Falle Dörnbergs: Überrascht sah sie sich einem massiven Flankenangriff russischer Husaren ausgesetzt, verlor die Geschütze und wurde bis auf einen Teil der Reiter gefangen genommen. Erst am späten Vormittag erkannte Morand, dass eine reguläre russisch-preußische Infanterie- und Artillerietruppe Lüneburg mit dem Ziel der Eroberung angriff. Inzwischen war ein Stadttor in der Hand von preußischen Füsilieren unter Major Borcke. Während es an weiteren Stadttoren zum Kampf kam, befreiten bewaffnete Bürger die zur Erschießung Verurteilten und griffen feindliche Soldaten in den Straßen an. Morand, bereits verwundet, ging der Überblick verloren und er befahl daher am Mittag den Rückzug aus der Stadt auf eine westlich vor dem Neuen Tor verharrende französische Truppe. Sein Befehl konnte nicht mehr von jedem seiner Detachements befolgt werden, weil einige in verschiedenen Toren und Gebäuden von den in die Stadt nachdrängenden preußischen und russischen Truppen eingeschlossen waren und bereits zu kapitulieren begannen. Morand versuchte nun eine Rückeroberung von außen. Der Angriff, bei dem er diesmal schwer verwundet wurde, scheiterte nach Anfangserfolgen. Hierbei kam es zu der berühmt gewordenen Tat der Lüneburger Bürgertochter Johanna Stegen. Sie versorgte preußische Füsiliere mit dringend benötigter Munition, die sie auf dem Schlachtfeld unter Lebensgefahr aus einem verlassenen Munitionswagen geborgen hatte. Am Nachmittag hatten russische Reiter Morands Truppe umstellt. Eine von Dörnberg angenommene ehrenvolle Kapitulation konnte von den sächsischen Offizieren wegen der Weigerung der Franzosen, das Feuer einzustellen, nicht durchgesetzt werden. Nachdem ein Durchbruchsversuch zwecks Rückzug nach Reppenstedt misslungen war, begann die russisch-preußische Artillerie, mit Beutekanonen verstärkt, die eingeschlossene Truppe zusammenzuschießen. Am Nachmittag gegen 17 Uhr kapitulierte Morands gesamtes Korps und ging in Gefangenschaft.

Die Schlacht war also eher klein, als Szenario wohl gut für Sharp Practice geeignet. Anbieten würde sich, den Kampf um Lüneburg selbst nachzuspielen, da hier die Preussen/Russen noch nicht total überlegen waren.

Bekannt wurde die 20 jährige Johanna Stegen während dieser Gefechte. Inmitten der Schlacht trug sie immer wieder Munition von einem umgestürzten Munitionswagen zu den preussischen Soldaten, denen selbige auszugehen drohte.
Dadurch soll sie maßgeblich beigetragen haben, dass Lüneburg nicht von den Franzosen zurückerobert werden konnte.
Noch ein interessanter Link dazu:

http://www.welt.de/kultur/history/article1069312/Mutige-Preussinnen-kaempften-gegen-Napoleon.html







Ich hoffe euch hat der kleine Ausflug in die deutsche Geschichte gefallen, die nächste Schlacht fand am 5. April 1813 bei Möckern statt ( Sachsen-Anhalt, nicht zu verwechseln mit Möckern bei Leipzig).

Gruß,

Peter
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Zwerch mit Ohren!!!

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Da hast du nicht ganz unrecht, dass die Einigungskriege hierzulande offensichtlich kaum Beachtung finden. Schade eigentlich, aber ist vllt \"politisch\" auch nicht wirklich gewünscht, könnte ja als \"nationalpopulistsch\" angesehen werden ^^ . Im Geschichtsunterricht wäre das aber mahl ein interessantes Thema und man könnte wohl auch die eine oder andere Exkursion dazu machen. Jetzt müsste man nur noch Schüler sein.

Ich habe persönlich auch ein paar Leipzig 1813er Preussen in der Mache, aber die schaffe ich wohl leider nicht mehr rechtzeitig fertig. Und die Gegner schon lange nicht...

Dass du dich der Sache mal mit einem kleineren Gefecht annimmst finde
ich sehr lobenswert, da lernt man doch immermal was anderes kennen.

Klasse ist natürlich auch der Artikel, der scheinbar nur geschrieben wurde, um politisch korrekt auf die tollen Leistungen der Frauen damals hinzuweisen...Ach ja, was uns diese Art von \"Feminismus\" wohl noch so bringt :rolleyes:

Ich bin Jedenfalls weiter gespannt.

Gruß
Zwerch!!!
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WCT

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Es handelt sich zwar um ein wichtiges Datum, doch wird der von den Deutschen geleistete Anteil an der \"Befreiung\" von vielen Historikern (E.g. Golo Mann) gerade zu als peinlich klein angesehen.....
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Driscoles

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Sabine Ebert hat einen Roman zur Völkerschlacht geschrieben, der in diesem Jahr veröffentlicht wurde. Der Titel. Kriegsfeuer.
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Robert E. Lee

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Zitat
Zumindest kann ich mich an nichts dazu aus dem Geschichtsunterricht erinnern

Bei uns war es genau umgekehrt, wir haben das relevante angeschnitten und uns dann Lang und Breit den wunderbaren Ereignissen in Deutschland gewidmet, natürlich mit keinem Fokus auf Gefechten und Scharmützeln, zumindest wenn man den Lützower/Körner Exkurs als unwichtig abtut  :D  .

Was die Beachtung angeht, nach den Befreiungskriegen ist leider eine ganze Menge passiert, das Hauptaugenmerk liegt mMn. vollkommen zurecht auf dem WWII...
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Davout

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Ich finde auch dass das Thema viel zuwenig Beachtung findet. Hier in Dresden wird beispielsweise der Schlacht nicht gedacht, das Militärhistorische Museum macht lieber Stalingrad. Kann man alles machen, aber warum zum 200jährigen Jubiläum der Befreiungskriege? Man kann sich fragen, ob das nicht schon eine Form von Disneyland des Grauens ist, denn WWII geht doch immer.
Zitat von: \'WCT\',\'index.php?page=Thread&postID=136378#post136378
Es handelt sich zwar um ein wichtiges Datum, doch wird der von den Deutschen geleistete Anteil an der \"Befreiung\" von vielen Historikern (E.g. Golo Mann) gerade zu als peinlich klein angesehen.....
Komische Ansicht, da wurden wohl die Österreicher weggerechnet. Preußen hat eine Massenmobilmachung wie noch nie geleistet, es heißt selbst im WWI wäre keine so hohe Quote erreicht worden. 1813 gehört genau wie 1870/71 zum Nationwerden des heutigen Deutschlands untrennbar dazu. Scheinbar gilt das Selbstbestimmungsrecht der Völker für alle, nur nicht für die Deutschen. Mehr noch, beschäftigt man sich mit solchen Fragen wie der französischen Eroberungspolitik und dem Tilsiter Frieden, dann versteht man auch die Problematik des Versailler Vertrages und der Weimarer Republik besser. Gewollt ist das natürlich nicht, da gerne die folgende Zeit als einzigartig und quasi voraussetzungslos dämonisiert wird.
Zitat von: \'Robert E. Lee\',\'index.php?page=Thread&postID=136380#post136380
das Hauptaugenmerk liegt mMn. vollkommen zurecht auf dem WWII...
Finde ich nicht, solange man weiterhin keinen Lerneffekt für Gegenwart und Zukunft daraus zieht ist der Wert einer überproportionalen Beschäftigung mit diesem kurzen Zeitfenster recht beschränkt.

Grüße

Gunter
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Razgor

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Sehe ich auch so.
Vor dem WW2 war das Thema \"Befreiungskriege\" eines der Hauptthemen im Geschichtsunterricht.
Danach eben nicht mehr. Kann ich irgendwo nachvollziehen, da die deutsch-französische Freundschaft
wohl Priorität hatte. Dennoch finde ich es sehr schade, dass heute kaum jemand was von
diesem sehr wichtigen Teil des \"Nation-Building\" weis.

Tabletopmäßig bin ich fleißig dabei Armeen aufzustellen...
Franzosen und Sachsen sind fertig, Württemberger in der Mache und Im Laufe des Jahres
kommen Preussen dazu. Russen hat ein guter Freund von mir  :)  
Deutsche findet man selbstversändlich auf beiden Seiten, auch wenn die deutschen Verbündeten
Napoleons anfingen sich abzusetzen.

Den Roman von Sabine Ebert \"1813 Kriegsfeuer\" lese ich gerade, ganz nett und schön recherchiert.
Ist aber ein Roman für Frauen mit einer ausführlichen Lovestory...können eure
Frauen/Freundinnen also gut mitlesen und nebenbei einiges von deutscher Geschichte mitbekommen  :D
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Shapur

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Das Problem als Männchenschubser für 1813 hier im Norden ist, die nette Bastelarbeit an den Figuren oder hat jemand eine Bezugsquelle für die russisch-deutsche Legion, die Truppen der Hanseatischen Legion insbesondere Kavellerie und Ari?

Bei den Franzosen gibt es einen großen Teil Marsch-Battalione also keine richtigen Battalione mit Adler und den netten drumherum.
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Decebalus

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Leute, Ihr klingt wie ein Haufen konservativer Jammerer am Stammtisch.

\"feministischer Text\" ? - Schaut mal nach, wann Romane, Gedichte und Sachbücher zu Johanna Stegen publiziert wurden. Fast alles im Kaiserreich. Das war ja SOOOO feministisch.

\"Befreiungskriege werden nicht beachtet\" ? - Mag sein, aber die Aussage würde mich mehr überzeugen, wenn wir denn schon das 200jährige Jubiläum von was wichtigen von 1813 hätten. Warten wir doch erstmal ab, was im Oktober los ist.

\"kein Tabletop-Thema\" ? - Das ist doch jetzt wirklich Quatsch. Für was für einen Krieg macht denn Calpe seine Preußen? Wenn ich nur mal die Tactica nehme: wir haben Kulm gemacht und machen wahrscheinlich nächstes Jahr Liebertwolkwitz. THS hat Leipzig letztes Jahr gemacht, Dirk Tietten hat eine fiktionale Schlacht von 1813 gespielt. Der Grund bei Tabletopern ist übrigens ziemlich einfach: Man kann die Modelle der Uniformmode ab 1807-10 nutzen und außerdem fast alle Armeen zusammenbringen.

\"Teil der Nationsbildung\" ? - Ja und nein. Erstmal ist inzwischen klar, wie auch ein wichtiger Aufsatz dazu heißt \"Der Befreiungskrieg fand nicht statt.\" D.h. Napoleon ist von regulären Truppen in einem \"normalen\" Krieg besiegt worden. Das war kein Volksaufstand. Das hat der nationale Mythos aus ihm gemacht und da wird es dann auch spannend.

\"Schulunterricht\" ? - Nationalismus wird behandelt und da ist ja auch manches aus den Befreiungskriegen relevant: Arndt z.B. Wenn man weiß, dass Napoleon besiget wurde, sind für einen Schüler die Schlachten doch wirklich nicht so wichtig. Es beschäftigt sich ja auch kein Schüler mit dem Durchbruch der Russen an der Oder 1945.
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tattergreis

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Ich finde es sehr schade, dass Decebalus mit seinem profunden Beitrag diesem thread quasi die Luft nimmt.
 ;)

cheers
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Zusatz von 1752: „Die Hauptregel im Kriege bei allen Kämpfen und Gefechten besieht darin, daß man sich selbst in Flanke und Rücken sichert, dem Feinde aber die Flanke abgewinnt. Dies geschieht auf verschiedene Weise, läuft aber alles auf eins hinaus.“

sharku

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Zitat
Finde ich nicht, solange man weiterhin keinen Lerneffekt für Gegenwart und Zukunft daraus zieht ist der Wert einer überproportionalen Beschäftigung mit diesem kurzen Zeitfenster recht beschränkt.

du sprichst mir aus der seele davout!
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Hindu

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Nun das Scharnhorstfest in Großgörschen wird dieses Jahr auf eine Woche ausgedehnt und die Anzahl der Mitwirkenden fast verdoppelt. Überall in der Stadt hängen schon Plakate, die das Reenactment in Leipzig im Oktober ankündigen. Im Stadtmuseum gibt es eine Sonderausstellung zu \"Halle in den Befreiungskriegen\" (natürlich typisch deutsch erstmal die unsäglichen Grauen und Leiden des Kriegees behandelnd) - also ich bin zufrieden..... :cool:
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Poliorketes

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Naja, was \'Wichtiges\' aus den Befreiungskriegen hatten wir schon, ohne viel Resonanz. 30.12.12 Konvention von Tauroggen, 17.03.13 \'An mein Volk\'. Beides historische Ereignisse ohne Präzedenz in der deutschen Geschichte. Man stelle sich einen Paulus vor, der soviel Mut wie Yorck gehabt hätte.

Inwiefern die Tatsache, daß das preußische Heer und nicht irreguläre Aufständische gegen Napoleon zu Felde gezogen sind, den Begriff \'Befreiungskriege\' delegitimiert, ist mir nicht klar. Der preußische König hat da  den Tiger geritten und sich an die Spitze der Bewegung gesetzt, um nicht weggespült zu werden. Der Freiwilligenanteil in den preußischen Verbänden spricht außerdem für sich, und die hier beschriebenen Kämpfe in Norddeutschland zeigen, daß es durchaus Volkserhebungen gegeben hat.

Ansonsten habe ich mich im \'Mamis und Papis\'-Thread ja schon reichlich ausgekotzt.
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Beim Aussteigen stolpert man schon mal über das Dach des nebenan geparkten Autos. Von Parkhäusern reden wir hier lieber nicht. Sagen wir, der Wendekreis ist groß. (Aus einem Test des Ford Ranger)

Davout

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Zitat von: \'Poliorketes\',\'index.php?page=Thread&postID=136410#post136410
Man stelle sich einen Paulus vor, der soviel Mut wie Yorck gehabt hätte.
Ich finde überhaupt, dass die Protagonisten im 19. Jahrhundert viel freier im Denken und Handeln waren als die im 20.
Zitat von: \'Decebalus\',\'index.php?page=Thread&postID=136393#post136393
Warten wir doch erstmal ab, was im Oktober los ist.
Da geht die Party richtig ab und zwar in allen Bereichen.
Zitat von: \'Decebalus\',\'index.php?page=Thread&postID=136393#post136393
\"Teil der Nationsbildung\" ? - Ja und nein. Erstmal ist inzwischen klar, wie auch ein wichtiger Aufsatz dazu heißt \"Der Befreiungskrieg fand nicht statt.\" D.h. Napoleon ist von regulären Truppen in einem \"normalen\" Krieg besiegt worden. Das war kein Volksaufstand. Das hat der nationale Mythos aus ihm gemacht und da wird es dann auch spannend.
Es spielt doch keine Rolle, von welcher Art von Truppen die Befreiung von der Fremdherrschaft/Hegemonie erfolgte. Was man als Volkskrieg bezeichen will, darüber streitet man auch noch heute.

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Gunter
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Tabris

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Ich möchte mich da Decebalus:

Zitat
\"Der Befreiungskrieg fand nicht statt.\" D.h. Napoleon ist von regulären Truppen in einem \"normalen\" Krieg besiegt worden. Das war kein Volksaufstand. Das hat der nationale Mythos aus ihm gemacht und da wird es dann auch spannend
anschließen und meine Position etwas verdeutlichen.

Wobei ich ebenfalls finde das das Thema \"Befreiungskriege\" weder gesellschaftlich noch im Tabletop-Bereich gebührend gewürdigt wird für ein volles Jubiläum . Man schaue sich doch einfach mal die Supplement-Bände von Warlords an...1. Spanien, 2. Waterloo-Kampangne und 3. der Rest  ;) Auch für die Genese, Geschichtsverständnis und Werdegang der deutschen Nation, wobei ich hier eher in erster Linie vom Staate Preussen reden würde, sind die Befreiungskriege wichtig.
Auch möchte ich das ganze Thema unter den Schweigemantel der NS-Geschichtsverdrängung verschwinden lassen ... wobei die Propaganda (jedoch schon vor 1933) hier eine wichtige Rolle zum Verständnis spielt.

Leider bin ich nicht allzu belesen in der Thematik aber ich \"bilde\" mir ein das in dem ganzen überlieferten Wissen und Berichte einiges im argen liegt:
  • Bildung der deutschen Nation bzw. Nationalbewußtsein\": mir kommt das eher wie eine vornehmlich preussische Angelegenheit vor. Die Deutschen Teilstaaten hatten entweder Napoleon satt, drehten Ihr Fähnchen in den Wind  oder beides ,ohne übermäßige Sympartie für Preussen bzw. Österreich, und in Preussen herschte wohl eher eine \"Rache für Jena& Austerstedt\"-Mentalität als eine Vereinigung der Deutschen Völker vor .
    Wie mit den Truppen bzw. Staatsgebiet von zBsp. Sachsen oder Berg umgegangen wurde spricht nicht allzu sehr von einem Deutschen Geiste :P
  • \"Befreiungskrieg der ganzen Bevölkerung\": Die Geschichten von Ferdinande von Schmettau bzw. der hier angesprochenen Johanna Stegen sind imo eher Volklore als handfeste Indizien ... erinnert mich eher an den 3.Reichfilm \"Kolberg\", ein sehenswerter Streifen, die Hauptprotagonositin verliert Vater, Bruder,Geliebten, Haus & Hof und hält trotzdem tapfer durch   :wacko:  Ich habe mal in einem Aufsatz gelesen das sich die preussische Mobilisierung im Rahmen der Befreiungskriege zeitweise dahinschleppte, da anscheinend doch nicht jeder bereit war sein \"Gold für Eisen\" zu geben. Tendenziell war der normale Bürger sich doch eher selbst der nächste ;)


mein (wohl streitbares ) persönliche Fazit:

Spätestens im Verlauf der Einigungskriege wurde die Ganze Thematik \"Befreiungskriege\" mystifiziert um eine Art Geburtsstunde der Deutschen Nation zu beschwören ... habe ein Sammelbildchenband aus der Zeit mit den \"Heldentaten Deutscher Geschichte\" was Bände spricht. Nichts verbindet eine Nation mehr als ein gemeinsamer Gegner (George Orwell läßt grüßen) wofür die Franzosen herhalten mußten.
Im 3.Reich wurde die ganze Sache weitergesponnen bis zu aberwitzigen Durchhalteparolen gegen Kriegsende.
Deshalb mein Gedanke das 100-jahre-Propaganda selbst bei der seriösen Geschichtsschreibung Spuren hinterläßt.
Während die französische Republik nach der Revolution ein klares Sendungsbewußtsein mitbrachte (jedenfalls bis zu deren Zerfall) dauerte es nach den \"preussischen\" Befreiungskrieg  Ã¼ber 50 Jahren , was wohl eher nicht von einem ausgeprägten Vereinigungsgedanken spricht.
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\"Ein Mann, der unterwegs von plötzlichem Regen überrascht wird, rennt die
Strasse hinunter, um nicht nass und durchtränkt zu werden. Wenn man es
aber einmal als natürlich hinnimmt, im Regen nass zu werden, kann man mit
unbewegtem Geist bis auf die Haut durchnässt werden. Diese Lektion gilt
für alles.\"

HAGAKURE von Yamamoto Tsunetomo