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200 Jahre Befreiungskriege - viel zu wenig gewürdigt? - Gefecht bei Lüneburg

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sharku:

--- Zitat ---Finde ich nicht, solange man weiterhin keinen Lerneffekt für Gegenwart und Zukunft daraus zieht ist der Wert einer überproportionalen Beschäftigung mit diesem kurzen Zeitfenster recht beschränkt.

--- Ende Zitat ---

du sprichst mir aus der seele davout!

Hindu:
Nun das Scharnhorstfest in Großgörschen wird dieses Jahr auf eine Woche ausgedehnt und die Anzahl der Mitwirkenden fast verdoppelt. Überall in der Stadt hängen schon Plakate, die das Reenactment in Leipzig im Oktober ankündigen. Im Stadtmuseum gibt es eine Sonderausstellung zu \"Halle in den Befreiungskriegen\" (natürlich typisch deutsch erstmal die unsäglichen Grauen und Leiden des Kriegees behandelnd) - also ich bin zufrieden..... :cool:

Poliorketes:
Naja, was \'Wichtiges\' aus den Befreiungskriegen hatten wir schon, ohne viel Resonanz. 30.12.12 Konvention von Tauroggen, 17.03.13 \'An mein Volk\'. Beides historische Ereignisse ohne Präzedenz in der deutschen Geschichte. Man stelle sich einen Paulus vor, der soviel Mut wie Yorck gehabt hätte.

Inwiefern die Tatsache, daß das preußische Heer und nicht irreguläre Aufständische gegen Napoleon zu Felde gezogen sind, den Begriff \'Befreiungskriege\' delegitimiert, ist mir nicht klar. Der preußische König hat da  den Tiger geritten und sich an die Spitze der Bewegung gesetzt, um nicht weggespült zu werden. Der Freiwilligenanteil in den preußischen Verbänden spricht außerdem für sich, und die hier beschriebenen Kämpfe in Norddeutschland zeigen, daß es durchaus Volkserhebungen gegeben hat.

Ansonsten habe ich mich im \'Mamis und Papis\'-Thread ja schon reichlich ausgekotzt.

Davout:

--- Zitat von: \'Poliorketes\',\'index.php?page=Thread&postID=136410#post136410 ---Man stelle sich einen Paulus vor, der soviel Mut wie Yorck gehabt hätte.
--- Ende Zitat ---
Ich finde überhaupt, dass die Protagonisten im 19. Jahrhundert viel freier im Denken und Handeln waren als die im 20.

--- Zitat von: \'Decebalus\',\'index.php?page=Thread&postID=136393#post136393 ---Warten wir doch erstmal ab, was im Oktober los ist.
--- Ende Zitat ---
Da geht die Party richtig ab und zwar in allen Bereichen.

--- Zitat von: \'Decebalus\',\'index.php?page=Thread&postID=136393#post136393 ---\"Teil der Nationsbildung\" ? - Ja und nein. Erstmal ist inzwischen klar, wie auch ein wichtiger Aufsatz dazu heißt \"Der Befreiungskrieg fand nicht statt.\" D.h. Napoleon ist von regulären Truppen in einem \"normalen\" Krieg besiegt worden. Das war kein Volksaufstand. Das hat der nationale Mythos aus ihm gemacht und da wird es dann auch spannend.

--- Ende Zitat ---
Es spielt doch keine Rolle, von welcher Art von Truppen die Befreiung von der Fremdherrschaft/Hegemonie erfolgte. Was man als Volkskrieg bezeichen will, darüber streitet man auch noch heute.

Grüße

Gunter

Tabris:
Ich möchte mich da Decebalus:


--- Zitat ---\"Der Befreiungskrieg fand nicht statt.\" D.h. Napoleon ist von regulären Truppen in einem \"normalen\" Krieg besiegt worden. Das war kein Volksaufstand. Das hat der nationale Mythos aus ihm gemacht und da wird es dann auch spannend
--- Ende Zitat ---
anschließen und meine Position etwas verdeutlichen.

Wobei ich ebenfalls finde das das Thema \"Befreiungskriege\" weder gesellschaftlich noch im Tabletop-Bereich gebührend gewürdigt wird für ein volles Jubiläum . Man schaue sich doch einfach mal die Supplement-Bände von Warlords an...1. Spanien, 2. Waterloo-Kampangne und 3. der Rest  ;) Auch für die Genese, Geschichtsverständnis und Werdegang der deutschen Nation, wobei ich hier eher in erster Linie vom Staate Preussen reden würde, sind die Befreiungskriege wichtig.
Auch möchte ich das ganze Thema unter den Schweigemantel der NS-Geschichtsverdrängung verschwinden lassen ... wobei die Propaganda (jedoch schon vor 1933) hier eine wichtige Rolle zum Verständnis spielt.

Leider bin ich nicht allzu belesen in der Thematik aber ich \"bilde\" mir ein das in dem ganzen überlieferten Wissen und Berichte einiges im argen liegt:

* Bildung der deutschen Nation bzw. Nationalbewußtsein\": mir kommt das eher wie eine vornehmlich preussische Angelegenheit vor. Die Deutschen Teilstaaten hatten entweder Napoleon satt, drehten Ihr Fähnchen in den Wind  oder beides ,ohne übermäßige Sympartie für Preussen bzw. Österreich, und in Preussen herschte wohl eher eine \"Rache für Jena& Austerstedt\"-Mentalität als eine Vereinigung der Deutschen Völker vor .
Wie mit den Truppen bzw. Staatsgebiet von zBsp. Sachsen oder Berg umgegangen wurde spricht nicht allzu sehr von einem Deutschen Geiste :P

* \"Befreiungskrieg der ganzen Bevölkerung\": Die Geschichten von Ferdinande von Schmettau bzw. der hier angesprochenen Johanna Stegen sind imo eher Volklore als handfeste Indizien ... erinnert mich eher an den 3.Reichfilm \"Kolberg\", ein sehenswerter Streifen, die Hauptprotagonositin verliert Vater, Bruder,Geliebten, Haus & Hof und hält trotzdem tapfer durch   :wacko:  Ich habe mal in einem Aufsatz gelesen das sich die preussische Mobilisierung im Rahmen der Befreiungskriege zeitweise dahinschleppte, da anscheinend doch nicht jeder bereit war sein \"Gold für Eisen\" zu geben. Tendenziell war der normale Bürger sich doch eher selbst der nächste ;)


mein (wohl streitbares ) persönliche Fazit:

Spätestens im Verlauf der Einigungskriege wurde die Ganze Thematik \"Befreiungskriege\" mystifiziert um eine Art Geburtsstunde der Deutschen Nation zu beschwören ... habe ein Sammelbildchenband aus der Zeit mit den \"Heldentaten Deutscher Geschichte\" was Bände spricht. Nichts verbindet eine Nation mehr als ein gemeinsamer Gegner (George Orwell läßt grüßen) wofür die Franzosen herhalten mußten.
Im 3.Reich wurde die ganze Sache weitergesponnen bis zu aberwitzigen Durchhalteparolen gegen Kriegsende.
Deshalb mein Gedanke das 100-jahre-Propaganda selbst bei der seriösen Geschichtsschreibung Spuren hinterläßt.
Während die französische Republik nach der Revolution ein klares Sendungsbewußtsein mitbrachte (jedenfalls bis zu deren Zerfall) dauerte es nach den \"preussischen\" Befreiungskrieg  über 50 Jahren , was wohl eher nicht von einem ausgeprägten Vereinigungsgedanken spricht.

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