Epochen > Absolutismus und Revolution
200 Jahre Befreiungskriege - viel zu wenig gewürdigt? - Gefecht bei Lüneburg
Sir Leon:
--- Zitat von: \'Zwerch mit Ohren!!!\',\'index.php?page=Thread&postID=136441#post136441 ---Das wäre ja auch kein Problem, würde man nicht in jedem Semester nochmal \"kurz\" die Zeit von 1933-1945 durchnehmen .
--- Ende Zitat ---
Irgendwie höre ich das laufend, glaube aber langsam, dass das nur die Wahrnehmung der Leute ist. Wenn dem nämlich so wäre, würde sich kein Geschichtslehrer dieses Landes auch nur im Entferntesten an die Lehrpläne seines Bundeslandes halten. Da kommt das 3. Reich in der 10. Klasse vor. Sonst nirgendwo. An einer Realschule in NRW muss ein Lehrer eine 6. Klasse nur von der Steinzeit immerhin schon bis ins Mittelalter bringen. Da hat der wohl kaum Zeit, sich noch um die Nazis zu kümmern...
tattergreis:
Vor 200 Jahren war der gemeinsame Feind Frankreich, vor 50 Jahren gab es den deutsch-französischen Freundschaftsvertrag. Ich finde es schon in Ordnung, dass das zweite als wichtiger gewürdigt wird.
cheers
Poliorketes:
Inwiefern man bei den Befreiungskriegen von einem \'deutschen\' Krieg sprechen kann, ist keine einfach zu beantwortende Frage. Auf jeden Fall ist eine Reduzierung auf einen \'preußischen\' Krieg falsch. Man muß sich die Ausgangssituation vergegenwärtigen:
Auf der einen Seite stehen die Gebiete unter der Herrschaft Napoleons. Man muß sich mal ansehen, wo die französische Grenze verlief (ich brauche nur aus dem Fenster zu gucken, und ich wohne in Ostwestfalen, 30km vor der Weser, so ziemlich am Dreiländereck Berg-Westphalen-Frankreich), sogar Lübeck war Teil eines französischen Departements! Die Begeisterung der Zwangsfranzosen für ihre neue Nationalität hielt sich sehr in Grenzen, was sich dann ja auch im Frühjahr 1813 schnell zeigte. Und das waren nur zu kleinen Teilen vorher preußische Gebiete gewesen. Die Hansestädte litten zudem unter der Kontinentalsperre.
Dann die Rheinbundstaaten, wobei man hier unterscheiden muß in die Profiteure und die Zwangseingegliederten. Baiern, Würtemberg und Baden haben gewaltig profitiert. Würtemberg hat zwar Mömpelgard/Montbeliard verloren, dafür aber sein rechtsrheinisches Gebiet fast verdoppelt. Baiern hat zwar die Pfalz verloren, aber alleine im Gebiet des heutigen Bundeslandes sich fast verdoppelt, dazu kamen Tirol, Salzburg, Vorarlberg. Der Extremfall ist Baden, daß von 3.600 auf 15.000 Quadratkiolometer angewachsen war! Das Interesse dieser Staaten an einer erhalten des napoleonischen Systems erklärt sich von selbst. Dann waren da die neuen Staaten Berg und Westphalen, beides französische Satteliten. Obwohl die Verwaltung modellartig modernisiert wurde, litten beide unter der Kontinentalsperre und Aushebungen. Einen wirkichen Unterschied zur französischen Besatzungszone gab es nicht, vor allem seit Berg von Napoleon reigert wurde. Die Dritte Gruppe betrifft die Zwangsrekrutierten Staaten, hier vor allem (aber nicht nur) Sachsen. Sachsen hatte wie die Preußen kräftig an der Zeche von 1806 zu zahlen, und genau wie in Preußen gab es eine Reihe einflußreicher Leute, die sich für einen Seitenwechsel aussprachen - aber anders als Friedrich Wilhelm blieb Friedrich August aus verschiedenen Gründen bei Napoleon. Trotzdem hat es eine Reihe Übertritte sächsischer Truppen gegeben., und am Ende wurde Sachsen fast so schlimm verheert wie im 30jährigen krieg.
Zuletzt sind da Preußen und Österreich, beide quasi selbständig, aber auf einen Rumpfstaat beschränkt. Insbesondere Preußen steckte in einer tiefen Wirtschaftskrise. Napoleon hat das Land ausgepreßt und trieb es in den Bankrott, was ihm keine Freunde gemacht hat.
Während also die Süddeutschen Staaten in der Franzosenzeit mit Ausnahme der Aushebungen durchaus profitiert haben, waren die norddeutschen Gebiete ganz anders betroffen und entsprechend stärker antifranzösisch eingestellt.
Davout:
--- Zitat von: \'Tabris\',\'index.php?page=Thread&postID=136432#post136432 ---Bildung der deutschen Nation bzw. Nationalbewußtsein\": mir kommt das eher wie eine vornehmlich preussische Angelegenheit vor. Die Deutschen Teilstaaten hatten entweder Napoleon satt, drehten Ihr Fähnchen in den Wind oder beides ,ohne übermäßige Sympartie für Preussen bzw. Österreich, und in Preussen herschte wohl eher eine \"Rache für Jena& Austerstedt\"-Mentalität als eine Vereinigung der Deutschen Völker vor .
Wie mit den Truppen bzw. Staatsgebiet von zBsp. Sachsen oder Berg umgegangen wurde spricht nicht allzu sehr von einem Deutschen Geiste
--- Ende Zitat ---
Preußen hatte mit der deutschen Nation lange nichts am Hut, was das Vorgehen gegen die Revolution von 1848/49 und das Ablehnen der Kaiserkrone beweist. Erst als die kleindeutsche Reichseinigung unter preußischer Hegemonie durchgezogen wurde war das anders. Da nahmen sie an, dass Deutschland ein erweitertes Preußen sein würde, aber selbst Wilhelm I. wurde klar, dass sein altes Preußen in Deutschland aufgegangen war.
Grüße
Gunter
Davout:
Von der deutschen Sichtweise abgesehen waren die napoleonischen Kriege letztlich doch ein Weltkrieg, ähnlich wie bereits der Siebenjährige Krieg.
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