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[Kugelhagel] Regeln für historsches Tabletop im 19. Jahrhundert (auf Deutsch)
tattergreis:
--- Zitat von: \'Pappenheimer\',\'index.php?page=Thread&postID=180463#post180463 ---Richtig ist, dass die Lineartaktik etwas anders ausschaute als um 1800. Gerade die Franzosen mussten improvisieren, aus der Not geboren, weil sie eben nicht so lange die Soldaten schulen konnten wie es in den Söldnerheeren idealerweise usus war.
--- Ende Zitat ---
Lineartaktik haben die Engländer auch noch bei Waterloo eingesetzt,
Die Entwicklung der französischen Taktiken ist m.E. viel weniger improvisiert als angenommen, schon Maurice de Saxe wies Mitte des 18.Jahrhunderts darauf hin, dass skirmisher viel effektiver schießen als Soldaten in Linie. Und mit Kolonnen haben die Franzosen in den 1760ern experimentiert, nicht erst in der franz. Revolution.
Bei Söldnerheeren denke ich immer an den 30jährigen Krieg, Du meinst wahrscheinlich das Heer Friedrich des Großen zu Beginn des SYW. Die nap. Armee von 1805 war außergewöhnlich gut geschult.
cheers
ps@kiralyfc: im Frühjahr 2015 wird von mir wieder DKK bespielt, da kannst Du Dir einen Eindruck der Komplexität verschaffen. Mir kannst Du dann ja vielleicht zeigen, wie man Kugelhagel spielst.
@umbranoctis: Angebot gilt auch für Dich, ich hab nur keine Ahnung, wo Du herkommst
Pappenheimer:
--- Zitat von: \'tattergreis\',\'index.php?page=Thread&postID=180479#post180479 ---
Lineartaktik haben die Engländer auch noch bei Waterloo eingesetzt,
Die Entwicklung der französischen Taktiken ist m.E. viel weniger improvisiert als angenommen, schon Maurice de Saxe wies Mitte des 18.Jahrhunderts darauf hin, dass skirmisher viel effektiver schießen als Soldaten in Linie. Und mit Kolonnen haben die Franzosen in den 1760ern experimentiert, nicht erst in der franz. Revolution.
Bei Söldnerheeren denke ich immer an den 30jährigen Krieg, Du meinst wahrscheinlich das Heer Friedrich des Großen zu Beginn des SYW. Die nap. Armee von 1805 war außergewöhnlich gut geschult.
--- Ende Zitat ---
1805 hast Du halt auch etwa 4 Friedensjahre dazwischen. Man hatte Zeit die Rekruten der Jahrgänge, die unterdessen dazu gekommen waren, auszubilden. Was anderes als Drillen und sowas hatte man ja kaum zu tun. In den Revolutionskriegen war das was anderes. Da hatte Frankreich erstmal das Problem, dass dasm Offizierskorps der Routiniers ohnehin schon durch das Emigrieren vieler Adeligen litt, die dann bei den Corps von Condé und anderen dienten. Außerdem war die nummerische Stärke der französischen Armee in den Jahrzehnten vor 1789 massiv runtergefahren worden. Die zeitgenössischen Zeitungen berichten schon in den 1770ern mit der Unzufriedenheit unter den Franzosen über die Reformen der Kriegsminister im Zuge der schlechten Staatsfinanzen. Die Freiwilligen von 92/93 galten anfangs als enorm unzuverlässig, wofür es auch Beispiele gab. Das Misstrauen gegenüber ihren Offizieren tat ein übriges. Es musste eben bei all den Problemen eine große Armee aus dem Boden gestampft werden. Mitte/Ende der 90er war diese Armee dann erfahrener, schlug sich aber deswegen auch nicht so deutlich besser als seine Gegenspieler.
Mit Kolonnen wurde schon lange experementiert. Mit den zunehmenden Militärakademieen gab es natürlich auch immer mehr verschiedene Theorien.
Naja, Söldnerheere sind halt Heere, die primär auf Werbung beruhten, weil es in vielen Staaten, anders als in Preußen das Kantonssystem, eine wirklich funktionierende Form/Vorform von Wehrpflicht noch nicht gab (abgesehen von den Ausschüssen, Landfahnen, u. ä.). Dabei war Preußen selbst auch praktisch immer irgendwo am Anwerben von Freiwilligen, wobei die Werbeoffiziere noch immer gute Schnitte machen konnten. Der Unterschied ist sicherlich, dass es die Kriegsunternehmer wie Mansfeld, Wallenstein etc. nicht mehr gab, sondern das Anwerben unter staatlicher Regie gemäß oftmals Verträgen mit ausländischen Staaaten geschah.
Davout:
Man muss es mal knallhart sagen, der Kampf in Linienformation als auch die Aufstellung in 3 Gliedern war in der napoleonischen Zeit bei allen Armeen Standard, die 3 Glieder eigentlich auch in der britischen. Ich verstehe nicht ganz, warum die Linienformation immer so niedergemacht wird. Mit einer geübten Truppe kann man damit alles machen, sogar Bajonettangriffe und Kavallerie abwehren. Im SYW wurden an sich nur die Gesamtformation eines Heeres in Flügel und Treffen langsam aufgeweicht und kleinere Verbände wie Brigaden etwas selbstständiger gemacht, auch mit eigener Artillerie usw. Man hatte also da bereits erkannt, dass die formierte Schlachtordnung nicht mehr flexibel genug war. Zuweilen hatte das zu unsinnigen Aufstellungen geführt, so dass z.B. auf einem der Flügel nach Schema F Kavallerie stand, obwohl das Gelände einen Einsatz garnicht hergab.
Das Problem in den Revolutions- und Napoleonischen Kriegen war die sinkende Qualität der Infanterie, die häufiger nicht mehr in der Lage war, beim Aufmarsch ins Gefecht von der Kolonne zur Linie zu wechseln. Halbwegs trainierte Truppen konnten das aber noch und praktizierten das auch. Insgesamt wurde die Taktik teilweise primitiver, weil weniger Musketen feuern konnten und wenn man Pech hatte die ausgeschwärmten Plänkler auch nicht gut genug ausgebildet waren. All das führte zu hohen Verlusten, was die Qualität weiter senkte, weil es so immer weniger Profis gab. Die Reform der Bataillonsstruktur in der französischen Armee von 1808 spricht dahingehend eine deutliche Sprache, denn da ging es darum, mehr Kanonenfutter durch weniger Führungspersonal zu lenken.
Nochmal zum Thema Gliederzahl. Die britische Armee sollte in den napoleonischen Kriegen offiziell noch in 3 Gliedern stehen, tat das aufgrund geringer Bataillonsstärke und vermutlich um die Feuerkraft aller Musketen besser nutzen zu können aber nicht. Das Feuern in 3 Gliedern mit knieendem 1. Glied wurde wohl nur noch von britischen Karrees praktiziert. Bei den Franzosen ist es bekannt, dass sie im speziellen Fall bei Leipzig, als sie in Unterzahl mit immer schwächer werdenden Bataillonen kämpften, nur noch in 2 Gliedern stehen sollten. Wielange das beibehalten wurde ist noch die Frage, genauso ob das alle Einheiten taten. Ich meine, dass sich die Gardegrenadiere 1809 sogar einmal eingliedrig aufstellten. Bei Preußen und Österreichern war um 1809+ die dreigliedrige Aufstellung teilweise auch nur noch Theorie, weil das 3. Glied als Plänkler eingesetzt werden sollte. Bis um 1806-08 galt bei der preußischen und russischen leichten Infanterie die zweigliedrige Aufstellung als Standard, da sie ideal für die Bildung von Plänklerrotten war. Später wurde das dann wieder geändert. Es hängt also immer vom speziellen Fall ab. Spieltechnisch ist es wohl besser, wenn man 2 Glieder für alles nimmt, denn bei 3 Gliedern müsste man noch breitere Bataillone machen, sonst sieht das immer wie eine Kolonne aus.
Grüße
Gunter
tattergreis:
--- Zitat ---Ich verstehe nicht ganz, warum die Linienformation immer so niedergemacht wird.
--- Ende Zitat ---
Ich weiß nicht ganz, wie bei Dir dieser Eindruck entstand. Beziehst Du dies auf meine Äußerung bzgl. skirmisher?
Davout:
Naja, die Linienformation wird gerne als starr und unflexibel bezeichnet, dabei ist sie es als Elementartaktik garnicht, sondern nur die schematische Schlachtordnung wie sie im 18. Jahrhundert üblich war.
Grüße
Gunter
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