Der Pub > An der Bar
Historical Spieler und Warhammer (not Ancients)
Hanno Barka:
Der nachfolgende Beitrag versteht sich nicht als bierernst und soll auch keine böse geführte Diskussion auslösen. Eher ein Zusammentragen von auch nicht unbedingt megaernsten Gedanken zu diesem Thema...
:to_keep_order:
In letzter Zeit stelle ich mir öfters die Frage nach dem Verhältnis der Historical Community in diesem Forum und den beiden Warhammersystemen von GW. Sicher viele von uns spielen fantastische Systeme nebenbei, aber der Grundtenor war doch eher immer \"Ich bin so froh, daß ich mich den Ketten des Evil Empires befreien und in die unerforschten Weiten der alternativen Systeme und Figuren vorzudringen begonnen habe - Bye bye Holy Terra, farewell Nottingham...
Und im F/ SF Forum tummelten sich auch viele Posts über KOW, Tomorrow\'s Wars, Songs of Blade and Heroes etc. pp. Lediglich HdR bildete eine gewisse Ausnahme, wenn auch da oft Alternativfiguren verwendet wurden.
Kurzum der Grundtenor war so ein bisschen daß man GW und (das Kiddiegame?) Warhammer hinter sich gelassen hätte. (Und -spieltechnisch - \"erwachsen\" geworden wäre) Obwohl ich von mehreren Usern dieses Forums aufgrund persönlicher Bekanntschaft weiß, daß sie oft beträchtliche GW Ameen unterhalten und sie auch immer wieder auf den Spieltisch bringen. Allerdings hatte man (well, zumindest moi) fast den Eindruck, daß man das heimlich tut und nicht groß darüber redet... Wie gesagt es gab immer ein paar Ausnahmen, manche offen, manche eher Andeutungsweise, wie etwa die Signatur von gewissen Mitgliedern der Chefetage :) aber ebn generell schien mir der Tenor eher zu sein, daß in Nottingheim das Böse beheimatet ist, aus dessen Klauen man sich Gott sei Dank lösen konnte.
Tja, dann kam der Orkgust und hatte überwältigendes Echo, es folgten Necromunda, die Horus Heresy gewisser grauer Mäuse, Oldhammer tauchte auf (nicht alles unbedingt in der Reihenfolge und exakt geichzeitig) und in all diesen Threads sprangen viele User auf den Zug auf, \"gestanden\" was sie nicht alles an GW Sachen (oft erst kürzlich) gekauft hatten, outeten sich als profunde Kenner der beiden Warhammer Fluffs - und das eigentlich bemerkenswerte: Wie toll sie das alles finden und wieviel Spaß sie damit haben.
Offenbar spielt GW bei vielen in ihrem Hobby eine weitaus größere Rolle, als sie \"nach außen zugeben\". Natürlich ist das Sweetwater nicht das Forum wo man schwerpunktmässig über GW diskutiert, aber ihr versteht schon was ich meine (hoffe ich jedenfalls) - warum halten sich so viele bezüglich ihrer GW Aktivitäten bedeckt? Weil wir zu erwachsen für ein Kiddiegame geworden sind? Weil wir süchtig sind und es peinlich ist Rückfälle zuzugeben? Schickt es sich für jemand, der historisches Tabletop spielt nicht Warhammer zu mögen? Und wenn ja warum nicht? Sind historische Systeme besser als Warhammer? Wirklich?
Bin mal auf Eure Gedanken gespannt :) :smiley_emoticons_prost:
SisterMaryNapalm:
Hi,
boah, ein schwieriges Thema.
Ich weiß nicht, wie das bei anderen ist. Ich für meinen Teil halte mich nicht bedeckt, bemale die Figuren und Fahrzeuge heute noch gerne (aber eben nur Elysianer) und nutze sie für Spielsysteme wie etwa Tomorrows War. Warhammer 40k spiele ich eigentlich nicht mehr, auch wenn ich stets noch daran denke, dass ich über dieses Spiel ins Tabletop eingestiegen bin und es mich daher eben irgendwo immer noch begleitet.
W40K, besonders in den neuen Editionen, gefällt mir persönlich nicht mehr so, wie ich es am Anfang gemocht habe - was aber nun für mich nichts daran ändert, dass einige der Figuren noch immer sehr klasse sind und man eben nicht darum kommt, sie zu nutzen.
Ob historische Spielsysteme unbedingt \"besser\" sind, kann ich nicht unbedingt sagen. Ich denke, da kommt es auch auf die Präferenzen des jeweiligen Spielers an und die Art, wie er seine Tabletop-Spiele gern spielt. Wenn du mich fragst, kommt es auch nicht so sehr darauf an, wie \"gut\" das System ist, sondern viel mehr, wie es umgesetzt wird und denjenigen Spielern verkauft wird.
Da ich ja schon einiges mit GW erlebt habe, auch was Figuren und Spieler angeht, bin ich, was den Laden angeht, doch eher negativ eingestellt.
Ich muss da jedes Mal an den Spruch eines Lesers denken, der in einer Computerzeitschrift mal einen Leserbrief schrieb: \"Hallo - wisst ihr, wo ich das Betriebssystem Windows XP bekommen kann, ohne Microsoft zu unterstützen? Ich finde das System nämlich gut, nur den Konzern sch***.\"
Okay, so ganz trifft das bei mir nicht zu, denn freiwillig würd ich W40k nicht mehr spielen. Dafür ist mir das System und die Balance einfach zu stark verhunzt. Aber mit dem \"Fluff\" von 40k lässt sich beispielsweise auf Tomorrows War sehr gut aufbauen. Vor allem mit den doch eher \"schwächeren\" Völkern wie der IA und den Tau.
Von daher werde ich die Figuren sicherlich nicht aufgeben :-D
So Long.
Darkfire:
Mal ein paar Gedanken eines \"Aussenstehenden\". Da ich selbst nie aktiv WH oder 40k gespielt habe, ein etwas anderer Blick auf die Sache.
Natürlich habe auch ich Sachen von GW zu Hause, vor allem alte Sachen. Aus einer Zeit wo ich GW und Citadel noch mochte. Ja, diese Zeit gab es. Da hatte Citadel so tolle Sachen wie eine HDR (in den 80ern) und eine Doctor Who Range. Da war das Ganze noch sympatisch, da war ein White Dwarf noch eine Magazin für Spieler, mit Anregungen für verschieden Systeem drin (vor allem Rollenspiele).
Auch ich hab mir damals einiges von den ersten Space Marines zugelegt, die Plastikbox, eine Rhino und verschiedene Zinnfiguren (die ich inzwischen zum überwiegenden Teil verkauft habe)...einfach weil mir die Figuren gefielen.
Und ich hatte viele Freunde, die GW spielten...ich war so eine Art \"assoziertes\" Mitglied im Münchner Warhammerkreis. Immer wieder wurde ich umworben, mir doch auch eine Armee zu besorgen. Dies scheiterte dann aber immer an finanziellen und zeitliche Gründen. Und vor allem an der Tatsache, das ich mich schon immer mehr für das historische Spielen, als für WH.
Dann ging es bei GW \"richtig\" los...alles nicht GW verschwand aus dem White Dwarf, es gab Spezialregeln für limitierte Figurenserien a.s.o. Und dann kamen die neuen Regelbücher, Kodex etc. Und die Figuren wurden \"anders\". Das war für mich der Moment, mich komplett von von dieser Schiene zu lösen.
Ich breche aber nicht den Stab über WH oder 40k Spieler, es ist für mich ein Tabletopsystem wie andere auch. Die Thematik muß nicht jedem gefallen, aber ich schätze deswegen den Spieler nicht geringer als einen historischen Tabletopper. Und wenn ich mit überlege, das damals in den 90ern relativ wenig \"Kiddies\" in München mit dabei waren, eher das Durchschnittsalter da eher bei über 20 Jahren lag, viele der Spieler das Ganze bis in die späten 2000er gespielt haben, kann ich es nicht als \"Kinder\" System abtun.
Und realsitisch gesehen, war es doch das erste \"massentaugliche\" Tabletop überhaupt. Ich beitze noch alte Regelwerke aus den 70ern und 80ern, der sehr behäbig mit Figurenratio und zu komplexen Regeln daherkommen. Da muß man GW wirklich das Kompliment machen ein \"Volkstabletop\" erschaffen zu haben. Und viele andere System profitieren direkt oder indirekt davon...oder gäbs sonst in Deutschland heute eine nenneswerte Wargaming-Gemeinde, wenn die Leute nicht mit WH angefixt worden wären??
Was mun zum \"psychologischen\" Niedergang des Spieles führte, war auch nicht das System, sondern der Kommerz. GW hatte sich irgendwann die \"Kiddies\" als Zielgruppe auserkohren und die Aufmachung der Regeln und der Figuren in diese Richtung gelenkt. Und damit die \"alten\" Spieler zu einer Randgruppe erklärt. Klar, wenn man mit der 1. Edition angefangen hat und nur zögerlich neue Regelbücher und notwendige neue Figuren nachkauft...dann ist man nicht der Umsatzbringer. Da braucht man Leute, die schnell und ohne nachzudenken konsumieren. Wie ein junger Arbeitskollege aus Tschechien, der mir jede Woche erzählt, was er sich schon wieder an neuen Tyraniden gekauft hat....in der Hoffnung, doch mal zu gewinnen.
Natürlich haben wir hier alle eine GW Vergangenheit und natürlich haben viele Spieler noch ihre geliebten Zwerge oder Blood Angels zu Hause. Aber keiner will sich als \"GW Junkie\" outen...aber der Reiz des Spieles und seine, für viele, nostalgische Stimmung (siehe Oldhammer) halten das Feuer am Leben. Und, wie bei allen Systemen, WH und 40k bleiben ernsthafte Systeme, es kommt nur immer drauf an, wie man es spielt.
Was die neuen Produkte von GW anbetrifft, so kann ich persönlich dazu wenig sagen...da ich inzwischen wirklich nur noch Farben oder Zubehör von ihnen kaufe...und das ist nicht schlecht :D
MacGuffin:
Eigentlich habe ich 40k schon vor Jahren über Bord geworfen (und damals auch all meine Figuren verkauft) und Fantasy mit der 8. Edition archiviert, da diese den Wendepunkt darstellte von einem taktischen (wenn auch gewollt unbalancierten System) zu einem: \"Stell alle Figuren, die du hast, auf einen Tisch. Kauf dir mehr Figuren. Und ein großes Monster. Stell sie dazu. Schiebe sie geradewegs aufeinander zu. Würfeln. Mehr Würfel, verdammt! Jetzt nimm ganz viele Figuren wieder weg. Wie, Taktik? Hast du heute schon Figuren gekauft?\"
Aber einmal im Jahr werde ich schwach: Wenn wir die Rhein Main Meisterschaften im Verein ausrichten und ich daran erinnert werde, wie cool 40k als Konzept ist. Der Fluff, die Figuren - das ist schon toll. Und dann kauf ich mir jedes Mal was :blush2:
So ist jetzt, mit der Grundbox zusammen, eine Dark Angels-Armee zusammengekommen, die ich sogar erstmals mit einer Forge World-Bestellung garniert habe. Klar, Forge World empfindet man heutzutage auch nicht mehr als exorbitant teuer, wenn man kurz vorher noch irgendwas aus Plastik von GW gekauft hat...
Und außerdem will ich ja mit dem Commandante mal 2nd Edition spielen. Denn wenn mich die Turniere noch etwas lehren, dann dass das nicht mehr meine Welt ist, in der jeder nur noch ein Maximum an Fliegern und/oder großen Kreaturen oder Robotern aufs Feld klatscht. Könnte man zwar privat auch anders haben, aber es ist in der Anlage einfach drin, weil GW teure Einzelmodelle verkaufen will.
Und jetzt wollte ich doch meine Dunkelelfen wieder ausgraben, denn es gibt ein neues Armeebuch im Oktober. Und neue Modelle. Aber die sind albern(Blutkessel mit Showtreppe) bis hässlich (Hydra, Maskenmädels) bis infantil (zumindest die Namen: Schreckensspeere / Dunkeldornen / Düsterschwerter irgendwer?) und lächerlich teuer. Für das Geld, mit dem man eine Einheit aus 30 Speerträgern oder 20 Hexenkriegerinnen (und das sind nach der Edition noch keine großen Einheiten) aufbaut, kann man anderer Firmen Systeme spielen!
Von einzelnen Plastikfiguren für 25 Euro sollte man gar nicht erst anfangen ohne hysterisch zu kichern...
Es ist bei mir also eine Hassliebe, mit mehr Anteilen Hass und den vielen guten Erinnerungen. Ich stehe auch offen dazu. Ich würd ja auch gern wieder so wie früher, aber ich zitiere mich der Einfachheit halber mal selbst:
--- Zitat ---GW, GW... ich will doch... ich will doch, dass ihr mich zurück ins Boot holt, aber die Tickets für die Titanic sind mir einfach zu teuer...
--- Ende Zitat ---
Ich erwäge aber, mir die Horus Heresy-Romane mal reinzuziehen ;)
Mandulis:
Das Verhalten vieler Leute hier im Forum bezüglich GW erscheint mir durchaus nachvollziehbar. Für viele war GW der Einstige ins Hobby und man hatte eine tolle Zeit damit. Aber irgendwann gab es einen Bruch und Fantasy/40k und GW waren etwas Anderes, auch wenn sie gleich hießen. Ganz ausgeglichen waren die Systeme nie, ganz billig auch nicht, teilweise ein bisschen albern; aber das gehörte halt dazu. Aber mittlerweile (uch schätze mal seit ca 4-5 Jahren) ist die Firma eine andere. Alles was von dieser Firma kommt gefällt mir nicht mehr wirklich. Preise mal weggelassen, sehen die meisten Minis lächerlich oder wie Spielzeug aus (viele große glatte Flächen, Schädel auf Schädeln in Schädeln in einem Schädelemblem an einem Schädel). Die Regeln sind spaßbremsend unausgewogen und der Fluff ist langweilig. Die Welt an sich ist immernoch richtig cool, aber anscheinend versuchen die neuen Autoren dem ihren eigenen Stempel aufzudrücken und das führt in meinen Augen meist zu Mist (zähle mal einer wie oft das Wort Blut im Blood Angel Codex vorkommt....).
Die Firma und die Produkte heißen zwar gleich, sind aber fundamental anders. Irgendwie ist da auch ein wenig die Beziehung zu der Firma oder ihren Systemen weg. Wir alle wissen wie Alessio Cavatore aussieht (wenig Haare, Brille, immer ein bisschen lächelnd) oder Pete Haines (dicker Kerl der anscheinend Iron Warriors liebt). Kennt jemand die aktuelle Belegschaft? Hat jemand eine Übersicht über die Black Library Veröffentlichungen? Da kommen pro Monat 3-4 Bücher raus und irgendwie ist da viel lahmer Einheitsbrei dabei. Gotrek und Felix oder die Gaunt\'s Ghost-Reihe kannte zu meiner GW Zeit fast jeder; jetzt geht sowas unter. Durch diese Kritikpunkte bedingt, habe ich die meisten meiner Minis verkauft und beschlossen, den Fluff so in Erinnerung zu behalten, wie er vor ca 5 Jahren mal war. Ebenso reizen mich nur noch die Systeme davor. Und ich glaube, genau so geht es vielen hier auch. GorkaMorka, Mortheim, Necromunda, Fantasy und Co haben einfach damals mehr Spaß gemacht und besaßen vor allem viel Humor. Das fehlt den aktuellen Systemen völlig. Selbst der Ork-Codex ist komplett auf düster getrimmt. Das atuelle Macho-Gehabe (kaufe diese Mini denn sie ist noch größer, härter und cooler) spricht wahrscheinlich viele nicht mehr an. Der kleine Junge in den Spielern hier mag wahrscheinlich eher alberne Witze von damals.
Das ist mein Eindruck. Ich kann mich täuschen, aber zumindest der Orkgust scheint das zu bestätigen.
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