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Perry-Rösser zu gross?
JensN:
Das die plumpen Pferde nicht ankommen, ist schon klar und ja auch nicht die Frage.
Dein Shire Horse ist ein \"Inselpferd\". Also aus den Midlands in England. Also wird sich die Verbreitung im Mittelalter dort, ggf. noch auf Irland beschränkt haben. Und ein angebenes Stockmaß von 1,63 - 1,83 bezieht sich auf die heutigen Züchtungen.
Ich will nicht abstreiten, das es auch im Mittelalter diese Stockmaße gab. Auch streite ich nicht ab, das es im Mittelalter Frauen von 1,85 m mit Bart gab, das war aber nicht die Regel.
Auch ein Blick in Wikipedia, ich zitiere
\"Das größte Shire Horse der Welt war in der Mitte des 19. Jahrhunderts der Wallach „Sampson“ mit einem Stockmaß von 2,19 Meter. Der in Australien gehaltene Noddy hat eine Schulterhöhe von 2,05 Meter und wiegt 1500 kg\"
reicht da auch nicht.
Allerdings wird beispielsweise ein französisches Ritterheer kaum mit Shires ausgerüstet gewesen sein.
Aber um bei den Perrys zu bleiben, Shire Horses sind das garantiert nicht, denn auch dieser Gaul sieht ziemlich strange aus.
Riothamus:
Das (wertvolle) Schlachtross wurde auch nur im Kampf geritten. Ansonsten ritt der Ritter, wie auf der Seite des Codex Manesse, andere Pferde.
Und war das Streitross verreckt, musste wohl meist mit schlechteren/kleineren Pferden vorlieb genommen werden. Unterschiedliche Pferdegrößen bei den Figuren sollte somit ein kleineres Problem sein. ;)
Donner:
--- Zitat von: \'JensN\',\'index.php?page=Thread&postID=148654#post148654 ---Um der Sache die Krone aufzusetzen, ein sicher nicht selten vorkommender Anblick - was das Grössenverhältnis Mensch / Pferd - auf mittelalterlichen Schlachtfeldern angeht.
Zugegeben, das scheint ja irgendwie ein Pony + Wikinger zu sein.
--- Ende Zitat ---
Ein tolles Bild! So stelle ich mir eigentlich den Grossteil der antiken \"Schlachtrösser\" vor; auch wenn das gezeigte Pferd nicht nur klein, sondern auch noch sehr zierlich gebaut ist. Die Sache mit den Kaltblütern erstaunt mich doch ziemlich. Ich dachte immer, dass die eher als Zugpferde gebräuchlich waren und verhältnismässig wenig Gewicht selber tragen konnten?
Hier noch etwas, dass mir erst vorhin wieder in den Sinn kam:
Vor ein paar Jahren hatten wir in Bern im historischen Museum eine Ausstellung zu Karl dem Kühnen. Die Companie saint George und andere Reenactment- Gruppen bauten da ein Heerlager und ein Turnierplatz auf. Vorgeführt wurden etliche Lanzengänge und auch sehr eindrückliche Demonstrationen der Kampfweise zu Ross. Leider habe ich auf die schnelle kein besseres Video und den Namen der Gruppe gefunden, welche damals die Vorführungen machte. Ich glaube die Jungs waren aus England.
Hier das Video mit ein paar bescheidenen Eindrücken:
http://art-tv.ch/2292-0-Bern-Karl-der-Kuehne.html
Die Pferde auf dem Turnier waren also gar nicht so riesig und massig. Im Vorfeld machten die wie oben erwähnt noch Kampfdemos. Trotz Reiter in Vollplatte sprangen die in schneller Abfolge locker flockig in die Luft, tänzelten und wendeten sich schnell auf der Stelle und galoppierten viele Mal hin und her. Vorallem wie schnell die beschleunigen konnten, war sehr beeindruckend. Wenn man bedenkt, dass wohl sehr selten noch mit vollem Rossharnisch gekämpft wurde und das Ross erst unmittelbar vor der Schlacht bestiegen wurde, dürften solche Reenactment Szenen wohl schon zeigen, dass mit \"normal\" proportionierten (ich weiss der Begriff ist dämlich) Pferden so einiges möglich ist; zumindest theoretisch! Immerhin wurden die armen Tiere früher bei Bedarf auch viel rücksichtsloser geschunden.
Ich schau mal noch, ob es bessere Videos gibt.
T. Dürrschmidt:
Ich denke das Problem bei den Perrys hier ist, dass die Pferde anatomisch korrekt sind, die Reiter allerdings nicht. Bzw. sind die Ritter mehr stilisiert als die Gäule. Seht Euch mal den behelmten Kopf des Reiters an. Der ist im Verhältnis zum Pferd im genau richtigen Maßstab. Aber der Rest des Körpers ist zu gedrungen. Wäre der Reiter anatomisch korrekt, hätte er (an seinem Kopf gemessen) und bei einem Kopf / Körperlängenverhältnis von 1 zu 7 oder 1 zu 8 einen wesentlich längeren Oberkörper und längere Extremitäten. So aber ist das Verhältnis zwischen Kopf und Körper eher 1 zu 5 bis 1 zu 6. Setzte man eine korrekte Figur auf´s Pferd, sähe der Gaul auch nicht so überdimensioniert aus.
Einen super Vergleich hat man bei dem von \"Donner\" verlinkten Video über Karl den Kühnen. Seht Euch mal die Ritterfigur im Glaskasten am Anfang des Videos an.
Klar wären die Perrys in der Lage, realistisch proportionierte Ritter zu machen. Aber die passten dann nirgends dazu. Es geht ja hier immerhin um als \"Spielsteine\" gedachte Figuren. Und der Stil hat sich halt mal rausgebildet und hat ja auch seine Freunde. Ich gehöre da auch dazu und sehe die falsche Anatomie oft schon gar nicht mehr. Bei den Perrys finde ich den \"Knubbelfaktor\" noch eträglich. Seht Euch z. B. mal auf der Plastik-Workbench die ACW-Artilleristen an. Meines Erachtens geht der Trend wieder ganz behutsam hin zur Unknubbeligkeit.
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